26.7.2022
Shulaveri, Georgien – Berkaber, Armenien
Km: 90
Km Total: 17’930
Heute geht’s nach Armenien. Der Grenzübertritt dauert nur 1 Stunde 10 Minuten und alles geht reibungslos. Ausreise, Einreise in Armenien, Passkontrolle, Fahrzeugregistrierung (25€), Fahrzeug durchsuchen und Autoversicherung lösen für drei Monate (35€). Übrigens gibt’s keinerlei Covid-Regeln zu beachten! Und schon sind wir in einem neuen, uns unbekannten Land.
Wir entscheiden uns für die östlichste Strasse um in Richtung Süden zu fahren und finden bald ein fantastisches Plätzchen oberhalb des Joghaz Stausees.
Aus dem nahegelegenen Dorf taucht auch schon ein Einheimischer auf. Wir tauschen ein paar Worte und wir fühlen uns bereits jetzt willkommen in Armenien.
Das einzige was uns ein wenig ein mulmiges Gefühl gibt, sind die Grenzen zu Aserbaidschan, welche rund um uns zu sehen sind.
27.7.2022
Berkaber – Dilijan, Armenien
Km: 60
Km Total: 17’990
Nach kurzer aber schöner Fahrt an der Aserbaidschanischen Grenze entlang kommen wir schon bald in Dilijan an, einem gemütlichen Bergtouristenort auf 1500m Höhe. Hier werden wir in Kürze unsere guten Freunde Evelyn und Khoa aus der Schweiz treffen, mit denen wir ein paar Tage in Dilijan verbringen dürfen. Wir freuen uns bereits riesig sie nach dem Mittag zu sehen, jedoch daraus wird mal vorerst nichts! Die beiden sitzen im Bus aus Tiflis und der liebe Bus-Chauffeur fährt ohne in Dilijan anzuhalten gleich weiter bis in die Hauptstadt Jerewan!!! Das gibt’s doch nicht! Aber die beiden schaffen es doch noch zu uns, einfach vier Stunden später als geplant! Unsere Unterkunft mitten in Dilijan ist bezogen und wir füllen unsere hungrigen Bäuche mit einem leckeren Abendessen in einem fantastischen Lokal.
28. – 30.7.2022
Dilijan, Armenien
Km: 60
Km Total: 18’050
Der Dilijan Nationalpark ist einer von vier Nationalparks in Armenien und ist vor allem bekannt für seine Wälder, mildes Klima, Mineralquellen, Kulturdenkmäler und vielen Wandermöglichkeiten. Übrigens wird die Region auch als die „Schweiz Armeniens“ bezeichnet, was wir dann doch etwas übertrieben finden ;-). Der Ort Dilijan sowie auch die umliegenden Dörfer sind hübsch gelegen, umgeben von Wald, sind jedoch ansonsten nichts Besonderes. Die Dörfer sind landwirtschaftlich geprägt, Viehhaltung und evtl. Obstbau sind vorherrschend.
Wir verbringen mit Evelyn und Khoa drei wunderbare Tage mit Wandern sowie anschliessendem Schlemmen in den hervorragenden und überraschend kreativen Restaurants. Auch das gemütliche „zmörgele“ im Garten (mit Zutaten aus der Iveco Küche) garantiert einen guten Start in den Tag :-).
Am ersten Tag erreichen wir per Taxi den touristischen Parz See, der sehr malerisch mitten im Wald liegt. Vor allem bei einheimischen Touristen sehr beliebt, wird hier auch allerhand zu deren Unterhaltung geboten: Boots- und Pedalovermietung, Restaurants, Picknickplätze, Seilpark und Zipline vertreiben hier die Langeweile :-). Wir verlassen den geschäftigen See bald und wandern durch den angenehm kühlen, jedoch mückenverseuchten Wald in Richtung Gosh. Gegen Mittag erreichen wir den höchsten Punkt: Der fast waldlose Hügel mit ausgedehnten Wiesenflächen bietet einen schönen Ausblick über die hügelige grüne Region.
Die Heuernte ist in vollem Gange, die klein aufgeteilten Flächen sind in verschiedenen Stadien der Bewirtschaftung und zeichnen ein lustiges Muster in die Landschaft. Der Endpunkt unserer Wanderung ist das Goshavank Kloster. Im 12. Jahrhundert gegründet, gilt es als eines der wichtigsten kulturellen Zentren Armeniens seiner Zeit und verfügt über vier Kirchen und einer Bibliothek, die angeblich 15'000 Bücher enthielt. Hier treffen wir auch das erste Mal auf die in der Armenischen Kirche typischen Gedächtnissteine, genannt „Chatschkar“. Die kunstvoll behauenen Steinplatten beinhalten ein Reliefkreuz in der Mitte, das von geometrischen und pflanzlichen Motiven umgebenen ist und stellen eines der zentralen kulturellen Symbole der Armenier dar.
Die „Chatschkar“ schmücken meist den Innenhof einer Kirche oder wurden direkt in Wände der Kirchen eingebaut. Sie wurden in Gedenken an die Annahme des Christentums, nationale Feiertage oder Märtyrer aufgestellt. Eines der feinsten Beispiele dieser Kunstform steht im Goshawank Kloster. Leider haben wir dieses Schmuckstück vor lauter Wandereifer verpasst bzw. uns erst im Nachhinein über das Kloster informiert…
Die Wanderung des nächsten Tages führt uns zu den Klippen der Sartsapat Bergkette nahe des Dorfes Hovk sowie auf den 1650 m hohen Hügel Apakeqar. Heute hauptsächlich in waldloser Gegend unterwegs, geniessen wir die wunderbaren Naturwiesen mit unzähligen Blumen und Kräutern. Stets begleitet vom lauten Gezirpe der Grillen bewundern wir die in der Region eher seltenen senkrechten Klippen aus solidem Fels und geniessen die schönen Ausblicke über die Dörfer und die sanften bewaldeten Hügel.
Leider spielt das Wetter nicht ganz mit: Als wir hoch oben auf den Klippen ankommen, ziehen grosse Nebenschwaden auf und setzen sich in den Felsen über uns fest. Ein weiterer Aufstieg macht somit nicht gross Sinn und wir besteigen stattdessen den weiter untenliegenden Hügel Apakegar.
Die dritte Wanderung verspricht die Besteigung von drei Gipfeln und geht wiederum über die Waldgrenze. Nun, da wir uns nicht in „hochalpinen“ Gefilden aufhalten, sind die Gipfel eher grüne Hügel :-).
Trotzdem geniessen wir die schöne Region mit ihren blumenübersäten Wiesen, wandern vorbei an rudimentären Alpgebäuden, wo Familien ihr Vieh sömmern und machen unterwegs Bekanntschaft mit dem jungen, in der Region wohnhaften Armenier Sergej, der gerne zu Fuss die Landschaft erkundet und uns für den Rest der Wanderung begleitet. Auch treffen wir auf dem Rückweg nochmals auf den älteren Holländer, dem wir bereits zu Beginn der Wanderung begegnet sind, und der sich unserer wachsenden Wandertruppe ebenfalls anschliesst. Zurück beim Iveco packen wir alle unsere Wandergspänndlis ins Auto und fahren zu sechst zurück nach Dilijan :-).
31.7.2022
Dilijan – Sewan, Armenien
Km: 80
Km Total: 18’130
Wir beschliessen Dilijan zu verlassen, um noch einen Tag mit Evelyn und Khoa am Sewansee, dem „armenischen Meer“, zu verbringen. Die kurze Fahrt führt über eine Passstrasse, wo es lustigerweise alle 100 m einen Verkaufstand mit gekochten Maiskolben gibt. Es muss ein lukratives Geschäft sein und anscheinend gibt es in dieser Gegend viele Maisfelder (obschon wir keine gesehen haben…). Wir fahren direkt zum bekannten Kloster auf der Sevanavank Halbinsel und werden überrumpelt von der riesigen Menschenmenge, die sich über die Treppen zum Kloster hinaufdrängt. Kein Wunder, denn die Region Sewan ist einer der meist besuchten touristischen Orte Armeniens. Viele Leute aus Jerewan fliehen vor der sommerlichen Hitze und verbringen ihre Sommerferien oder das Wochenende bei angenehmen Temperaturen am Sewansee. Es gibt unzählige Hotels, Resorts und Badestrände und auf dem Wasser flitzen etliche Jetskis umher. Der Sewansee ist gut doppelt so gross wie der Bodensee, ist der grösste See des gesamten Kaukasus und gilt dank seiner Lage auf 1900 m als einer der grössten Hochgebirgsseen weltweit.
Das Kloster besteht heute noch aus zwei kleinen Kirchen, die im 9. Jahrhundert erbaut wurden und erhöht auf einem Hügel stehen. In der einen Kirche findet gerade die Sonntagsmesse statt, es herrscht starker Andrang, wir bleiben nicht lange drinnen und geniessen stattdessen die fantastische Aussicht über den auffallend türkisblauen See und die kargen braunen sanft geschwungenen Hügel im Hintergrund.
Doch die Idylle trügt: Der See stand in den 1980er Jahren vor einer ökologischen Katastrophe. Er wurde ab 1936 für gross angelegte Bewässerungsprogramme sowie zur Energiegewinnung ausgebeutet und sein Pegel sank bis 1988 um 22 m! Algen vermehrten sich explosionsartig, Fischbestände sanken drastisch und Sumpfgebiete trockneten aus. Die Ergreifung von Massnahmen war unumgänglich: Im Jahr 1988 wurde, nach rund 20-jähriger Bauzeit, ein 48 km langer Tunnel in Betrieb genommen, durch den Wasser aus dem südlich gelegenen Ketschut-Stausee in den Sewansee umgeleitet wurde. Im Jahr 2004 schliesslich wurde ein zweiter 21 km langer Tunnel fertiggestellt, der wiederum Wasser vom noch weiter südlich gelegenen Spandaryan-Stausee in den vorerwähnten Ketschut-Stausee speist. Mit diesen Massnahmen konnte die Lage schliesslich etwas entschärft werden. Der Pegel stieg bis heute um immerhin 2,4 m!
Nach einem kurzen Schauer wurde es doch etwas kühler und wir beschliessen statt ins kühle Nass zu springen nochmals eine kurze Wanderung zu unternehmen. Wir entdecken auf Google-Maps eine Sesselbahn und freuen uns schon damit den Abstieg zu bestreiten. Bei der Ankunft stellen wir jedoch fest, dass diese nicht mehr in Betrieb ist, obschon sie eigentlich ganz passabel aussieht. Wir erfahren von einem älteren Mann, dass sie bereits seit fünf Jahren nicht mehr fährt. Den Grund können wir leider nicht in Erfahrung bringen.
Die Wanderung führt uns dann rund 400 Höhenmeter aufwärts in eine karge und trockene aber sehr malerische Hügellandschaft mit einer wunderbaren Aussicht auf den See. Die Strapazen haben sich trotz anfänglicher Motivationsschwierigkeiten sehr gelohnt :-).
Den Abend verbringen wir in einem einfachen Restaurant am See und geniessen die letzten Stunden zusammen. Dann heisst es leider schon wieder Abschied nehmen von unserem lieben Besuch. Wir verbrachten vier tolle Tage zusammen und haben es sehr genossen, wieder mal mit Freunden über Gott und die Welt zu plaudern :-). Evelyn und Khoa verbringen die Nacht in einem B&B im nicht sehr reizvollen Städtchen Sevan und fahren am nächsten Morgen per Bus zurück nach Tiflis.
1.8.2022
Sewan – Shorzha, Armenien
Km: 80
Km Total: 18’210
Jetzt mal ein leidiges Thema! Abfall und Recycling. Wir bemühen uns ja überall Abfall zu vermeiden, aber es geht halt trotzdem nicht ohne. In Georgien suchten wir vergebens nach Recyclingstationen und unsere Papier-, Glas- und Alusammlung nimmt langsam überhand im Iveco! Sogar in Tiflis fanden wir nur zwei Stationen, die aber nicht mehr in Betrieb sind. So kommt es, dass wir allen Recycling-Abfall der sich seit X Wochen aufstaut, mit nach Armenien genommen haben, um hier unser Glück zu versuchen. Und da sind sie, vor einem grossen modernen Shopping-Center an der Hauptstrasse: wunderschöne Recycling-Boxen, Alu, Papier, Glas, Plastik. Die Freude ist allerdings von kurzer Dauer, denn in diesem Moment kommt eine Angestellte mit einem grossen Abfallsack, alles verschwindet in dem schwarzen Sack und landet später auf einer Deponie. Auch wir geben langsam aber sicher die Hoffnung auf!
Jetzt ist es an der Zeit unsere Homepage auf Vordermann zu bringen. Wir tanken viel Wasser und decken uns mit Lebensmitteln ein. Wir fahren dem Sewansee entlang. Oft sehen wir alte Hotelanlagen aus Soviet-Zeiten oder andere Ruinen, die dem Zerfall der UDSSR zum Opfer fielen.
Wir finden unser Plätzchen nach etwas suchen. Direkt am See umgeben von Wald und weit weg von der Strasse.
2. – 12.8.2022
Shorzha, Armenien
Km: 140
Km Total: 18’350
11 Tage am Sewan-See! Wir sind mit unserer Berichterstattung für die Homepage stark im Verzug und wollen dies endlich aufarbeiten! Zudem wollen wir endlich einmal einen Tag nichts recherchieren und keine Fotos sortieren, sondern einfach Zeit zum Lesen, Jonglieren oder zum Vögel beobachten haben :-). Das Letztere ist übrigens hier am See ein einzigartiges Spektakel. Tausende Vögel zeichnen in riesigen Schwärmen Muster an den Himmel! Fantastisch!
Jeden Abend können wir dies beobachten; bis wir Nachbaren bekommen. Drei ältere Herren aus Jerewan campen neben uns. Sie laden uns an einem Nachmittag zu etwas Essen ein.
Und was liegt auf dem Teller? Reis und ein Vogel! Die alteingesessenen Herren haben ihr Gewehr dabei und gehen gelegentlich Vögel abknallen fürs Abendessen! Seitdem sind die wundervollen Schwärme abgehauen! Eine Schande!
Unser Platz ist abgesehen von den Vogeljägern absolut spitze! Gelegentlich gehen wir sogar baden, obwohl der See nur etwa 18°C warm ist.
In den 11 Tagen gehen wir für zwei Tage zurück nach Sewan, um am „Sevan International Music Festival“ teilzunehmen. Das ist so richtig gut fürs Gemüt, etwas Musik und tanzen. Musikalisch war es mässig, aber hat trotzdem Spass gemacht :-).
Es ist, wie das Festival vor einem Jahr in der Ukraine, gratis, und wir fragen uns wie das Ganze finanziert wird. Das Festival findet an zwei Abenden statt, jeweils an einem anderen Standort in der Stadt.
Nach den zwei Nächten beim Festival stocken wir unsere Essensvorräte nochmals auf, füllen den Wassertank und fahren 50 km zurück an unser Plätzchen am See.
Unsere Vogeljagd-Kollegen sind auch noch da und laden uns wieder ein, diesmal zum Glück nur zu etwas Käse, Brot und Bier. Wir revanchieren uns mit Schweizer Schokolade, aber die Herren sind etwas skeptisch :-). Eigentlich ganz liebe Kerle, wenn sie nicht jagen.
An unserem letzten Tag gehen wir wandern. Querfeldein ohne Wanderwege: Ziel ist der 550 m höhere Berg Artanisch (2460m). Der kleine Gipfel ist etwas in Nebel gehüllt, aber trotzdem haben wir eine tolle Sicht über den gesamten riesigen Sewansee. Und weiter auf den kleineren Shashasar Gipfel nebenan, bevor wir wieder Richtung Camper laufen. Zu Hause angekommen geht’s gleich in den erfrischenden See :-).
13.8.2022
Shorzha – Hayravank, Armenien
Km: 160
Km Total: 18’510
Nun ist es definitiv an der Zeit weiterzuziehen. Übrigens sind wir längst nicht mehr die einzigen Camper hier und für unseren Geschmack ist es schon fast ein bisschen zu voll ;-). Der Platz ist anscheinend bei vielen Einheimischen als „Wild-Zeltplatz“ bekannt.
Wir fahren entlang des Ostufers des Sewan Sees, wo es noch viel naturbelassenes Ufer gibt. Wir legen einen Stopp ein, um bei einer Quelle direkt am Strassenrand, Wasser aufzufüllen. Ein zweites Auto stoppt: zwei Männer die auch ihre Flaschen mit frischem Quellwasser auffüllen wollen. Der eine ist Priester und hält uns kurzerhand eine kleine Predigt, die der andere Mann netterweise in gutes Englisch übersetzt ;-).
Auch eine historische Sehenswürdigkeit steht heute noch auf dem Programm. Wir besuchen den Friedhof von Noratus, der rund 900 Chatschkaren (hier Grabsteine; vgl. auch Bericht Dilijan) beherbergt und seit der Zerstörung des Friedhofes in Nachitschewan in den Jahren 1998-2005 als das weltweit grösste Chatschkarenfeld gilt. Die meisten der Grabsteine stammen aus dem 13. bis 17. Jahrhundert, einige reichen bis ins 9. Jahrhundert zurück.
Wir sind beeindruckt von der riesigen Ansammlung an kunstvoll behauenen Steinplatten, die allesamt gegen Westen ausgerichtet sind und trotzdem ein chaotisch anmutendes Bild abgeben.
Und wir bekommen eine ganz besondere Führung und zwar hat sich uns ein geistig behinderter Mann angehängt, der uns voller Freude die besonderen Grabsteine zeigt und uns auf Details aufmerksam macht. Wir schlendern anschliessen noch über den neuen Teil des Friedhofs und sind erstaunt über die grossen Grabstätten, jede einzeln umzäunt, mit grossem Betonsockel, worauf ein mächtiger Grabstein steht.
Da wir den See noch nicht ganz umrundet haben, suchen wir uns für die Nacht nochmals ein ruhiges Plätzchen am See.
14.8.2022
Hayravank – Kari See, Armenien
Km: 140
Km Total: 18’650
Planung steht an. Wie weit fahren wir heute? Schlussendlich entscheiden wir uns für eine längere Strecke, bis hin zum Ausgangspunkt für eine anstehende Wanderung beim höchsten Gipfel Armeniens. Die Wettervorhersage ist perfekt, also los! Kurzer Stopp in Sewan zum Essen und einkaufen, und weiter, zum Teil auf der Autobahn Richtung Jerewan, zum Teil auf Nebenstrassen. Wir sehen am Strassenrand ein Stand nach dem Anderen, voller knallorangenen Pet-Flaschen. Klar halten wir an und wollen wissen was es ist. Es ist Sanddorn-Saft und wir kaufen eine Flasche. Übrigens haben sie jeweils nur wenige Flaschen mit richtigem Saft, alle anderen orangen Flaschen sind nur Show!
Eine am Weg liegende, skurrile Sehenswürdigkeit lassen wir uns nicht entgehen. Die 39 Buchstaben des armenischen Alphabets in grossen Steinformen. Das „Armenian Alphabet Monument“ wurde 2005 zu Ehren des Erfinders und des 1600-jährigen Bestehens errichtet. Naja, mal was Anderes :-).
Nun geht’s langsam aber sicher in die Höhe! Entlang der Strasse noch Wasser bei einer Quelle auffüllen und bei einem Stand Honig und Haselnüsse kaufen. Es begegnen uns riesige Schafherden mit den dazugehörigen Herdenschutzhunden. Wir sehen die sehr trostlosen Schäferhütten und Ställe wo ganze Familien leben.
Endlich um 20:00 Uhr am Ziel, am Kari See auf 3200m! Bei der nahegelegenen Wetterstation werden wir gleich vom Stations-Chef Vahan zum Kaffee eingeladen und nächtigen oberhalb des Sees neben der Wetterstation.
15. – 16.8.2022
Kari See, Armenien (Wanderung auf höchsten Berg Armeniens)
Tag 1: Ruinen
Bevor wir den 4090m hohen Berg Aragats in Angriff nehmen, wollen wir uns einen Tag auf 3200m akklimatisieren. Wir wollen nur den kleinen Kari See umrunden und sind schlussendlich trotzdem drei Stunden ausser Haus. Die alten Ruinen, aus UDSSR Zeiten, in der Nähe des Sees ziehen uns an und wir werden neugierig. Erster Stopp, eine alte Sternwarte, die in einem prunkvollen riesigen Gebäude untergebracht ist, alles zerfallen und leergeräumt. Weiter geht’s und wir sehen dutzende kleine Würfel ein paar Meter ab Boden, die im Innenleben irgendwelche Messgeräte haben. Es befindet sich laut Google eine Anlage zur Messung von kosmischen Strahlen hier. Naja.
Was uns aber doch am meisten beeindruckt ist eine Art oberirdischer Bunker. Massivste Stahlträger und mehrere dicke Betonschichten aufeinandergereiht und unter dem Boden ein Eingang ins Innere! Es kommt uns vor wie ein Spionage-Bunker aus dem kalten Krieg! Leider ist das Tor ins Innere geschlossen :-). Interessante Abwechslung zu den normalen Sehenswürdigkeiten.
Tag 2: Wanderung
Mit etwas Verspätung geht’s um 6:45 Uhr los, Richtung höchster Berg Armeniens! 800 Höhenmeter bis auf 4090m, schaffen wir das? Wir navigieren mit „Maps.Me“ auf dem Handy, denn Wegweiser oder Wegmarkierungen gibt es kaum. Eine karge Gegend liegt uns zu Füssen, wir erreichen den ersten Kamm und sehen die vier Gipfel (West-, Nord-, Ost-, Süd-Gipfel) des Aragats Vulkanplateaus. Wir steuern über die ersten Schneefelder den höchsten, den Nordgipfel an. Die Farben der Felsen sind eine Pracht. Jetzt liegt er vor uns und der Aufstieg ist steil! Und nicht nur steil, sondern besteht auch die ganze Flanke aus losem Geröll!
Irgendwie verpassen wir noch den „offiziellen“ Aufstieg und landen bald mitten im steilen Geröll. Konzentration ist eindeutig gefragt, denn ein Sturz könnte hier schmerzhaft sein. Regelmässig befördert man Geröll den Hang hinunter. Über eine Stunde murksen wir uns den Hang hinauf! Und wir schaffen es doch! Wir sind auf dem höchsten Gipfel Armeniens. Leider ist dies nur die halbe Wahrheit, denn wir sind auf dem „False Peak“, auf dem „falschen Gipfel“. Der wahre Gipfel ist nur 50m entfernt und etwa 10 Meter höher, aber die Besteigung ist gefährlich und wir sind schon froh hier heil angekommen zu sein!
Also lassen wir die Vernunft walten und geniessen hier unser Mittagessen bei phänomenaler Aussicht. Ebenfalls sehen wir von hier aus den höchsten Berg der Türkei, den berühmten Ararat (5137m, mittleres Foto), der majestätisch über dem Dunst hervorschaut.
Jetzt, gegen 14:00 Uhr aber zurück Richtung Camper. Wir haben keine Lust denselben Weg zu nehmen, also entschliessen wir uns kurzerhand einen anderen Rückweg zu nehmen. Es sind laut „Maps.Me“ gerade mal 8.2 km. Diese haben es aber in sich wie wir später merken.
Der Abstieg vom Gipfel fällt uns viel einfacher als erwartet, denn mit jedem Schritt ist man automatisch einen weiteren Schritt tiefer und hat eine Ladung Kies und Steine runterbefördert. Durch ein schönes Tal geht’s runter Richtung eines
Wasserfalls. „Maps.Me“ schickt uns in einen steilen Hang oberhalb des Wasserfalls direkt an ein Schneefeld, das am unteren Ende senkrecht zu scheinen wird. Da wir nicht lebensmüde sind kehren wir um und verlieren über eine halbe Stunde.
Endlich im Talboden angekommen ist es kurz vor 18:00Uhr, aber wir sind noch lange nicht zurück beim Camper. 470 Höhenmeter stehen noch vor uns, wobei die ersten 200 davon steil bergauf gehen, bevor wir ein langgezogenes Tal vor uns sehen. Jaja es ist ja sehr schön, aber wir haben beide eigentlich keine Lust mehr und sind bereits jetzt sehr müde! Um 20:00 Uhr, nach 13 Stunden unterwegs, kommen wir völlig kaputt nach einer wunderschönen, aber sehr anstrengenden Wanderung endlich bei unserem Gefährt an.
17.8.2022
Kari See – Amberd Festung, Armenien
Km: 20
Km Total: 18’670
Bevor wir losfahren, wollen wir uns noch kurz bei Vahan verabschieden. Bei unserer Ankunft vor zwei Tagen hatten wir irgendwie das Gefühl, dass er ein wenig beleidigt war, weil wir nicht direkt vor seinem Haus auf einem total unebenen Platz, sondern etwa 100 m weiter entfernt genächtigt haben... Doch seine Stimmung ist gut und er lädt uns sofort zu einem kleinen Znüni mit Brot und Käse ein! Eine halbe Stunde später verlassen wir den Kari See und machen uns auf in tiefere Gefilde. Unterwegs besuchen wir die auf 2'300 m gelegene Amberd Festung. Die hoch über der Ararat Ebene, aus massiven Steinen erbaute Burg stammt aus dem 12. Jahrhundert und liegt sehr malerisch inmitten eines Zusammenflusses zweier kleiner Schluchten.
An der Spitze der Landzunge steht tollkühn eine kleine Kapelle. Vielmehr als die Burgruine beeindruckt uns hier die schöne Landschaft. Da wir die heissen Temperaturen möglichst meiden, verschieben wir die Talfahrt nochmals um einen Tag und suchen uns einen Übernachtungsplatz mit schönem Blick auf die Festung.
18.8.2022
Amberd Festung – Gyumri, Armenien
Km: 180
Km Total: 18’850
So, heute dürfen wir uns wie in einem Kinofilm fühlen! Wir sind mitten im Film Rambo gelandet! Ein Militär-Kampfhubschrauber nähert sich uns, die Raketen sichtbar seitlich angebracht. Nun ja, uns wollen die vermutlich nicht in die Luft jagen ;-). Während unserem Frühstück draussen kreist das Kampffluggerät unglaubliche 45 Minuten um unsere Köpfe! Es ist Flugstunde und es wird fleissig gelandet und gestartet!
Zu guter Letzt fliegt er keine 10 Meter über uns hinweg und verschwindet. Uns wird es auch zu bunt, wir hauen ab und fahren in die Nähe der türkischen Grenze. Eine Region, die man im Reiseführer vergebens sucht.
Es ist flach, trocken, trostlos und in den Dörfern verschönern zumindest die riesigen Strohhaufen die verkommenen Bauernhäuser. Immer wieder fragen wir uns, von was die Leute leben und wie sie hier überleben können.
Mit der Hoffnung im Kopf, einen Übernachtungsplatz zu finden, machen wir einen Umweg zum Harichavank Kloster, das seinen Ursprung bereits im 7. Jahrhundert hat. Aber weit und breit ist nichts Schlaues zu finden zum Schlafen, also ziehen wir weiter bis zu unserem nächsten Ziel.
Die zweitgrösste Stadt Armeniens, Gyumri. Vor den Toren der „schwarzen Festung“ stellen wir uns hin, und bevor wir den Motor abstellen können, kommen zwei Jungs und laden uns gleich zum Kaffee ein. Es sind die Sicherheitsleute der schwarzen Festung. Diese wird übrigens heutzutage als Konzert- und Eventhalle genutzt.
Es ist bereits dunkel und die Festung ist geschlossen, jedoch kommt eine Gruppe Jugendlicher, die anscheinend Beziehungen haben. Der Sicherheitsmann bekommt von „oben“ einen Anruf und so wird die Jungmannschaft trotzdem eingelassen und wir können gleich mit auf die Führung. Zum Schluss gibt’s eine Fotosession und eine Führung durch unseren Camper mit den jungen Armeniern :-). Endlich können wir etwas Abendessen und schlafen gehen.
19.8.2022
Gyumri, Armenien
Die Stadt Gyumri lag im Dezember 1988 aufgrund eines schweren Erdbebens in Schutt und Asche. Grosse Teile der Stadt wurden zerstört, über 50'000 Menschen starben in den Trümmern und viele mehr verloren ihr Zuhause. Der Wiederaufbau der Stadt zog sich über Jahre hinweg, bis heute leben angeblich Menschen in eigentlich temporären Wohncontainern. Auch viel vom historischen Glanz der Stadt wurde durch das tragische Unglück vernichtet.
Bei unserem kurzen Besuch der Stadt haben wir fast nichts mehr von dieser Zerstörung gesehen.
Wir verbringen den Tag im Zentrum, schlendern durch die angenehmen Fussgängerzonen mit trendigen Cafés und Geschäften, beobachten das Geschehen am geschäftigen Vardanants-Platz, besuchen den historischen Teil der Stadt, wo doch einige Gebäude dem Erdbeben standgehalten haben, und statten dem grossen Markt einen Besuch ab. Die schwarz-orange farbige Amenaprkich Kirche am Hauptplatz wurde nach dem Erdbeben wiederaufgebaut; äusserlich vollendet, sind im Inneren die Arbeiten noch in vollem Gange.
Uns hat die 120'000-Einwohner Stadt ganz gut gefallen, die gemächliche Gangart der Menschen, kein allzu grosses Verkehrschaos und Fussgängerzonen machen die Stadt sehr angenehm.
20.8.2022
Gyumri – Stepanawan, Armenien
Km: 100
Km Total: 18’950
Bevor wir die Stadt verlassen, statten wir dem „Eisernen Brunnen“, ein Überbleibsel aus der Sowjetzeit, einen Besuch ab. Das rostige Kunstwerk steht verlassen und ausser Betrieb zwischen Fabrikruinen und Wohngebieten.
Wir fahren weiter in Richtung georgische Grenze und übernachten ca. 20 km vor der Grenze auf dem Parkplatz der Lori Festung. Viel ist von der Burg nicht mehr übrig; einige mächtige Ecktürme und Festungsmauern zeugen von der ursprünglichen Grösse. Jedoch beeindruckt auch hier die Landschaft sowie die Lage der Burg. Wieder steht diese auf einer Landzunge zwischen dem Zusammenfluss zweier Schluchten.
In der eigentlich flachen Landschaft haben sich die Flüsse im Laufe der Jahrtausende tief in die Erde gegraben und imposante Schluchten gebildet. Trotz der für uns mässigen Attraktivität der Sehenswürdigkeit, sind wir überrascht wie viele Besucher, hauptsächlich Einheimische, hierherkommen. Während wir es uns auf der Wiese neben dem Parkplatz gemütlich machen, werden wir von den liebenswerten Armeniern zweimal mit Proviant beschenkt.
21.8.2022
Stepanawan, Armenien – Tiflis, Georgien
Km: 160
Km Total: 19’110
Frühstück zu viert. Gestern Abend spät fuhren noch Österreicher mit dem normalen PKW auf den Platz und nächtigten neben uns. Da in ihrem kleinen Peugeot wohl kein Platz für eine Küche ist, laden wir sie gleich ein mit uns zu frühstücken :-).
Und dann los an die Grenze. Um die Mittagszeit kommen wir an der schwach besuchten Grenze an. Ausreise aus Armenien – Einreise nach Georgien; eine Stunde und alles hat wunderbar geklappt. Leider geht unsere alte georgische Sim-Karte nicht mehr und wir landen schlussendlich, da es Sonntag ist, zurück in der Hauptstadt Tiflis. Und da wir um 6 Uhr abends keine Lust mehr haben aufs Fahren, nächtigen wir auch gleich mitten in der Altstadt, geniessen ein paar Bierchen und eine Pizza in einer Bar, bevor wir in den viel zu heissen Camper gehen.
.Ende