Persönliche Gedanken zum Iran:

 

Vorwort: Folgende Worte sind unsere persönliche Einschätzung. Zudem haben wir nur einen kleinen Teil des Irans bereist.

 

Wir hatten eine wunderbare Zeit, mit so vielen liebenswerten und hilfsbereiten Menschen, die uns diese 6 Wochen im Iran zu einem unvergesslichen Erlebnis machten. Wir erlebten den Iran aber auch von einer anderen Seite. Von einer Seite, die uns traurig und nachdenklich stimmt. Von einer Seite, wo uns die Leute ihr Leid klagten. Ihr Leid über eine perspektivlose Zukunft, in der die Wirtschaft am Boden liegt und Freiheit ein Fremdwort ist. Ein Land, in dem man im Gefängnis landen kann, wenn man bei den falschen Personen die falschen Worte wählt oder kein Kopftuch trägt. In den Städten haben wir täglich einige junge Frauen gesehen, die dennoch aus Protest kein Kopftuch mehr anhatten. Wir bewundern noch heute den enormen Mut dieser meist sehr jungen Frauen!

 

Wir hatten den Eindruck, dass ein Grossteil der Bevölkerung unzufrieden mit der Regierung ist! Wir hatten aber auch das Gefühl, dass bei dieser Masse an regierungskritischen Leuten, mehr Personen an diesen Demos teilnehmen müssten und es flächendeckender sein müsste. Wir realisierten aber gleichzeitig die enorme Angst, die die Menschen haben! Die Angst vor Repression, Gefängnis und der Macht der Regierung. Das Land ist über Jahre hinweg von Angst vor der Regierung geprägt, und wie man immer wieder sieht, leider nicht zu Unrecht! Zudem wird die politische Aufklärungsarbeit und Mobilisierung durch die starken Einschränkungen des Internets massiv erschwert. Soziale Medien und WhatsApp sowie viele VPNs werden von der Regierung blockiert.

 

Für uns ist es unvorstellbar, wie man ein Land, dass in jeder Hinsicht Potential hat, in eine solche Misere abrutschen lässt! Alles im Namen der Religion. Aber es geht sicher neben der Religion auch einfach um den Machterhalt der Mullahs.

Iran hat neben Öl und Gas auch viele andere Rohstoffe wie Kohle, Eisen, Kupfer, Chrom, Blei, Zink und Uran. Zusätzlich noch eine eigene Landwirtschaft, eine grosse Industrie (eigene Autoindustrie etc..), ein riesiges touristisches Potential und nicht zuletzt ein sehr hohes Bildungsniveau und eine gute, aber leider bröckelnde Infrastruktur. Alles Faktoren für ein florierendes Land. Aber das Regime hält lieber am Aufzwingen des islamischen Glaubens fest und verknüpft Politik und Religion zu einer untrennbaren Einheit. Dies zum Leid vieler Iraner:innen. Viele Iraner:innen, vor allem auch junge Leute, sind nicht religiös und wünschen sich nichts mehr, als ein kompletter Regimewechsel, der ihnen Freiheit gibt und eine Wirtschaftslage bietet, in der sie mehr als lächerliche 150$ im Monat verdienen, wenn sie denn überhaupt einen Job haben!

Ob ein Regimewechsel kommt oder nicht kann wohl niemand sagen. Einzelne Leute, die wir getroffen haben, gaben die Hoffnung bereits komplett auf, andere denken, dass es sich noch um wenige Monate handelt. Klar ist, die Demonstrationen werden immer wieder zurückkehren, immer wieder blutig niedergeschlagen und wieder von neuem beginnen.

 

Wir wünschen dem Volk nichts mehr, als dass es in einer, für uns so selbstverständlichen, freien Welt leben kann!

 

In dem Sinn: Woman, Life, Liberty