9.2.2023
Graffiti Rock – Ash Shu’ara, Saudi-Arabien
Km: 200
Km Total: 27’600
Bevor wir wieder ins Auto steigen und Kilometer abspulen, vertreten wir uns auf einer kurzen Wanderung die Füsse. Gleich oberhalb auf einer felsigen Anhöhe soll es noch weitere steinzeitliche Überbleibsel geben. Allerdings finden wir hier nicht mehr als ein paar Steinhaufen und kleine Mauern, welche uns aber nicht wirklich vom Hocker hauen… Doch wir geniessen die frische Luft, Bewegung und schöne Aussicht alleweil. Auch hier gibt es übrigens wie gestern einen, vom saudischen Wanderverein initiierten, schön angelegten Wanderweg. Nun geht’s erst Mal zurück auf die stark befahrene Autobahn Riad-Jeddah. Landschaftlich ist es relativ abwechslungsreich, mal sind es Sanddünen, mal flache Wüste, ausgedehnte Gebirgszüge oder einzelne Felsen, die aus der Ebene herausragen. Trotzdem stinkt es uns auf der Autobahn und wir suchen uns auf Wikilog eine Offroadstrecke. Wir biegen ab Richtung Norden auf eine gute Hauptstrasse, bis wir über eine unbefestigte Strasse durch die Wüste zu einer alleinstehenden, rundlichen und überraschend schönen Felsformation gelangen.
Bei unserem Abendspaziergang entdecken wir erst, wie viele originelle, von der Natur gebildete Felsen es hier gibt und wir fühlen uns fast wie in einem Skulpturenpark.
10.2.2023
Ash Shu’ara, Saudi-Arabien
Km: 50
Km Total: 27’650
Nochmals erkunden wir eine andere Stelle der fantastischen Felsformation und entdecken sogar einen kleinen hübschen Felsenbogen. Wir sind begeistert von diesem auf den ersten Blick unscheinbaren Felsmassiv!
Man könnte stundenlang auf Entdeckungstour gehen. Natürlich kraxeln wir auch noch in die Höhe und geniessen die schöne Aussicht über die Wüste. Zuguterletzt fahren wir noch rund um das Felsmassiv, es bläst jetzt ein starker Wind, doch die Kamele, die uns hier begegnen, stört dies wenig :-). Für den weiteren Weg haben wir uns via Satellitenbild eine Strecke durch das naheliegende Gebirge und die Wüste ausgesucht. Der Weg durch das Gebirge führt durch ein ausgetrocknetes Flussbett (Wadi), das gesäumt ist von schönen Felsen, die jedoch aus ganz anderem Gestein bestehen als unser vorheriges Felsmassiv. Es gibt auch einige Bäume und Sträucher und die herumziehenden Kamele knabbern genüsslich an den stacheligen Gebüschen.
Bald verlassen wir das Wadi und kommen auf eine grosse sandige Ebene. Bis jetzt hatten wir Glück und die Wegspur war relativ gut erkennbar und problemlos zu fahren. Nun wird es doch ein bisschen schwieriger und wir fahren teils einfach durch die Wüste, jedoch immer dem Gebirge entlang, in Richtung Hauptstrasse. Erstaunlicherweise stossen wir immer wieder auf Autospuren, denen wir folgen können. Und es gibt auch immer wieder Zelte von Kamelhirten. Bevor wir die Hauptstrasse erreichen, wird es schon wieder Zeit einen Übernachtungsplatz zu finden. Und wie so oft in Saudi, ist dies ein sehr einfaches Unterfangen.
Ausserhalb der Städte gibt es sehr viel Platz und man kann sich überall hinstellen! Wir finden am Rande des Gebirges einen schönen vom Wind geschützten Platz.
11.2.2023
Ash Shu’ara – Al-Athaya, Saudi-Arabien
Km: 340
Km Total: 27’990
Auch hier, sind wir wieder einmal mehr überrascht wie viel Leben in der Wüste stattfinden kann. Käfer, Schmetterlinge, Insekten, Gebüsche, und sogar farbige Blumen bekommen wir zu Gesicht. Ob die Feuchtigkeit von seltenem Regen kommt, oder doch einfach vom Tau am Morgen ist unklar.
Bevor wir zurück auf dem Teer landen, geht’s zunächst 50km Off-Road. Wir bekommen momentan fast jeden Tag zu spüren wie riesig dieses Land eigentlich ist! Man fährt hunderte von Kilometer und macht auf der Karte keine riesen Sprünge. Immer wieder begegnen uns Kamele entlang der Schnellstrasse. Am Horizont spriessen regelmässig Berge oder Felsen empor und hier und da sehen wir sogar einen winzigen See im Sand, der dann umgeben ist von Bäumen und Büschen.
Nach Sonnenuntergang parkieren wir unser Haus, wenige Kilometer von der stark befahrenen Strasse weg, in der Wüste neben wunderbaren Felsen.
12.2.2023
Al-Athaya – Kratergebiet, Saudi-Arabien
Km: 80
Km Total: 28’070
Um den Highways zu entkommen, haben wir schon wieder eine nicht asphaltierte Strecke ausgesucht um an unser nächstes Ziel zu gelangen. Etwa 100km liegen vor uns. Am Morgen ist die Strecke sandig und angenehm zu fahren. Entlang schöner Felsen geht’s querfeldein bis wir für einen kurzen Augenblick wieder auf einer Teerstrasse fahren. Am Ende dieser Strasse ist ein Dorf, wo uns noch ein paar Jungs in ihren Toyota Pickups mit Jubel zuwinken, neben uns anhalten und wissen wollen wer wir sind :-). Nun verlassen wir aber die Zivilisation endgültig. Die „Strasse“ ist miserabel!
Steinig und Wellblechpiste! Der Horror für uns und vor allem fürs Fahrzeug. Wir lassen besser mal Druck aus den Reifen ab und fahren bald mit 2.4 anstelle 4 Bar Druck herum. Doch es ist immer noch holprig und wir fahren kaum einmal schneller als 20km/h. Wir haben diese Strecke ausgewählt, weil sie an etlichen kleinen Vulkankratern entlanggeht. Es ist eine dieser Strecken, bei welcher die Aufwand–Ertrag–Rechnung kaum aufgeht. Es ist schön hier, aber die Strapazen lohnen sich vermutlich nicht. Naja man kann nicht immer Glück haben. Wir sind beide bereits etwas genervt, aber ganz zurück wollen wir auch nicht mehr. Ein kurzes Teilstück müssen wir sogar wieder zurückfahren da der angegebene Weg nur noch aus lästigen Lavasteinen besteht. Weiter geht’s. Unterwegs sehen wir einen dieser Krater mit einem Strässchen das hoch geht und wollen sehen wo dieses hinführt. Gleich nebenan hat es zu unserem Erstaunen mehrere Zelte und Fahrzeuge. Wer zum Henker lebt hier? Halb oben am Krater lassen wir den Wagen stehen und nach wenigen Minuten steht schon ein Pickup neben uns und will wissen was wir hier machen.
Kommunizieren geht nicht mal per Google Translate, da der Mann anscheinend nicht lesen kann. Er zieht weg und von oben kommt eine Gruppe Männer, Arbeiter. Sie sind schon viel freundlicher als der erste, und einer der Männer nimmt uns mit nach oben. Es ist eine Mine wo seit 5 Jahren grüne Edelsteine (sogenannte Aquamarine) zur Schmuckherstellung abgetragen werden.
Die Einladung zum Abendessen der Männer lassen wir sein, denn wir wollen nicht hier übernachten und auch nicht im Dunkeln Autofahren.
Die holprige Fahrt geht weiter bis wir um 18:00 Uhr einen schönen Platz finden zum Übernachten. Nicht nur wir, sondern vor allem der Iveco ist froh, dass er etwas ruhen kann.
13.2.2023
Kratergebiet – Al Wahba Krater, Saudi-Arabien
Km: 60
Km Total: 28’130
Wir lassen uns von der miserablen Strasse, die noch vor uns liegt, nicht die Laune verderben und starten in der Nähe unseres Schlafplatzes eine kleine Wanderung. Es geht auf einen der Krater hoch. In einer Stunde sind wir gut hundert Höhenmeter weiter oben und die Aussicht ist schöner als erwartet! Wir sehen von hier aus wunderbar die anderen kleinen Krater und auch unser bestiegener Vulkan zeigt sich mit seiner kleinen Sandwüste im Inneren von seiner schönen Seite.
Beim Abstieg sehen wir plötzlich diverse blühende Blumen und Sträucher und staunen einmal mehr was hier in dieser trockenen, leblos scheinenden Gegend spriesst.
Nun geht aber die strapazierende Fahrt weiter. Bis zum letzten Meter ist es holprig! Aah, fühlt sich dieser Asphalt wunderbar an :-), endlich sind wir durch und nach wenigen Kilometern kommen wir bereits an unserem Ziel an, dem wunderschönen, riesigen Al Wahba Krater (mehr dazu im morgigen Bericht).
Beim Krater-Parkplatz und der dazugehörigen Moschee begrüsst uns ein äusserst freundlicher Pakistani, der dort wohnt und als Security arbeitet. Er erklärt uns, dass wir überall um den Krater hinfahren können, jedoch unter keinen Umständen in den Krater hinabwandern dürfen. Obwohl es einen Weg runter hat, und diese Wanderung sogar in unserem Reiseführer erwähnt wird, ist es nun strikt verboten hinein zu gehen. Der Grund dafür ist eine Gruppe von drei Saudischen Bürgern, die vor nicht allzu langer Zeit im Krater starben, da sich Gas im Kratergrund gebildet hat und sie erstickt sind. Der Pakistani hat sehr Freude an Besuch und fragt uns noch nach Wasser, da der nächste Shop zu Fuss sehr weit weg sei. Wir füllen ihm natürlich seine 1.5L Pet-Flasche mit frisch gefiltertem Tankwasser, geben ihm noch ein paar Datteln und ziehen ein Stück weiter an den Kraterrand. Auch die Hunde, die beim Parkplatz waren sind angekommen. Es sind die ersten Hunde in Saudi die zutraulich sind.
Natürlich geben wir den Vierbeinern etwas zu fressen. Schon bald steht auch die Polizei in ihrem Landcruiser neben uns und erklärt uns, dass wir unter keinen Umständen in den Krater gehen dürfen da Leute gestorben seien. Natürlich lassen wir dies sein. Wir geniessen den Rest des Abends bei fantastischer Aussicht auf dieses wahre Naturspektakel!
14.2.2023
Al Wahba Krater – Ta’if, Saudi-Arabien
Km: 250
Km Total: 28’380
Wir wollen den Krater auch noch aus einer anderen Perspektive sehen und fahren deshalb einmal rund herum. Es handelt sich übrigens nicht um einen klassischen Kraterberg, wie wir sie die vorherigen Tage gesehen haben. Die Kante des Wahba Kraters liegt auf dem Niveau der umliegenden Ebene, der Krater selbst ist 200 m tief und hat einen Durchmesser von 1300 m, so dass man wunderschön in den Krater hineinsieht. Entstanden ist der spektakuläre Krater durch eine unterirdische Vulkanexplosion. Am Boden des Kraters gibt es Salzablagerungen und je nach Jahreszeit grüne Pflanzen, die das Bild farblich wunderbar abrunden und dem Krater den speziellen Touch geben. Ein bezauberndes Bild!
Nun wollen wir aber los, es liegt wieder eine lange Strecke vor uns. Wir haben aufgrund der letzten Offroadfahrt noch immer wenig Luft in den Reifen und so halten wir bei der nächsten Tankstelle an, um wieder parat für den Asphalt zu sein. Auch unser Wassertank muss aufgefüllt werden und wir halten Ausschau nach den Wasserlastwagen, denn dort befinden sich meist auch die Füllstationen. Wir werden fündig, es ist vermutlich Grundwasser, das hier aus dem Boden gepumpt wird.
Es braucht ein wenig Anstrengung, bis die zwei Herren begreifen, was genau wir wollen :-). Doch dann erhalten wir problemlos Wasser direkt aus dem gefüllten Wasserlastwagen. Wieder weht die ganze Fahrt über ein starker Wind, Sand fliegt durch die Luft, unsere Fenster müssen trotz der Hitze geschlossen bleiben und das Steuerrad muss immer fest im Griff gehalten werden. Wir sind in einer Region unterwegs, wo es keine grossen Städte gibt. Wir passieren verschlafene Dörfer, mitten in der öden Wüstenlandschaft und fragen uns, wie die Leute hier wohl leben und wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen. Was uns leider in diesen Dörfern oder auch kleineren Städten ausserhalb der Ballungszentren auffällt, dass wir auf den Strassen kaum Frauen sehen! Althergebrachte Sitten, Traditionen und konservative religiöse Ansichten sind in diesem Land unbestritten noch immer sehr verbreitet. Wir kommen bald an unserem Ziel, der auf 1700 m liegenden Stadt Ta‘if an. Bevor wir uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz machen, statten wir noch einem edlen indischen Restaurant einen Besuch ab. Hier bezahlt uns wieder einmal ein Saudi mit den Worten „Welcome to Saudi Arabia“ das Nachtessen! Sprechen konnten wir mit diesem Mann nur sehr kurz, denn er war gerade am Gehen. Einen Schlafplatz finden wir am Rande der Stadt in einem kleinen Park. Hier stattet uns wieder Mal die Polizei einen Besuch ab. Der Polizist ist zuerst sehr skeptisch, was wir hier machen und wer wir sind. Er will unsere Pässe sehen und blättert etwas unbeholfen darin rum. Wir erklären ihm alles und schon bald erhellt sich seine Miene, er freut sich uns zu treffen, offeriert uns ein Bett in seinem Zuhause und gibt uns seine Telefonnummer. Nach einer Dreiviertel-Stunde verabschiedet er sich und wir haben eine ruhige Nacht.
15.2.2023
Ta’if – Ash Shafa, Saudi-Arabien
Km: 70
Km Total: 28’450
Ta’if und allgemein die südliche Bergregion ist vor allem im Sommer ein beliebtes Ausflugs- und Ferienziel der Saudis, die den fast unerträglichen sommerlichen Temperaturen (45°C) im Tiefland entfliehen. Unser erster halt in der Stadt: Shopping Mall. Neue Hosen für mich (Stefan) und Mittagessen. Die vegetarische Auswahl ist wie immer erschreckend klein, aber wir finden etwas. Nun ab ins Zentrum. Ta’if ist nichts Besonderes, und doch verbringen wir einen ganz gemütlichen Nachmittag.
Wir besuchen den Souq (Markt) und sind überrascht wie authentisch dieser noch ist. Im Gegensatz zu Kuwait und Bahrain ist dieser viel lebendiger. Wir geniessen ein Tee mitten im Souq und schlendern am späten Nachmittag durch die Gassen. Der Souq erwacht erst nach 17:00 so richtig zum Leben. Kleider, Parfum, Gewürze; alles wird angeboten.
Wir lassen uns verleiten und kaufen typisch Saudische Räucher- und Duftstoffe sowie Weihrauch, die wir später im schönen dazugehörigen Töpfchen anzünden können. Diese Räuchertöpfchen sind bei den Saudis zu Hause sehr beliebt und die Düfte werden zu besonderen Anlässen angezündet.
Übrigens realisieren wir langsam, dass der Westen doch konservativer sein muss als der Osten, denn Maryse ist absolut die einzige Frau, die kein Kopftuch und keinen Schleier trägt. So ganz ohne Kopfbedeckung fällt man auf, jedoch stören tut sich niemand daran. Im Dunkeln fahren wir aus der Stadt raus und die Strasse führt uns weitere 500 Höhenmeter hinauf, in die Nähe des Städtchens Ash Shafa. Eine kühle Brise weht uns um die Ohren und die Temperaturen sinken unter 10°C in der Nacht. Genau richtig für einen guten Schlaf.
16.2.2023
Ash Shafa, Saudi-Arabien
Km: 50
Km Total: 28’500
Wir sitzen gemütlich im Camper, erledigen den Abwasch, als plötzlich aus den Büschen eine Horde Affen (Baboons) auftaucht und direkt auf uns zukommt! Es sind an die hundert Stück, in der Vorhut ein grosser männlicher und grimmig dreinblickender Geselle, hinter ihm freche Teenager, Mütter mit ihren Babys auf dem Rücken oder an der Brust und auch einige reifere Semester. Wir werden leichters nervös, als die Affenbande immer näherkommt, befürchten schon, dass sie unseren Wagen belagern und auseinandernehmen! Und was passiert? Natürlich nichts! Sie ziehen relativ desinteressiert an uns vorbei :-).
Gegen Mittag fahren wir zum nahegelegenen offiziellen Aussichtspunkt im Dorf Ash Shafa. Man merkt, dass hier am Abend und Wochenende ziemlich was los sein muss: auf dem Platz stehen etliche Kamele, Pferde und Ponys bereit, um die Schaulustigen umherzuführen. Auch die Affen warten geduldig auf etwas Essbares, wühlen in Müllcontainern rum oder tollen aus Spass herum.
Die Aussicht auf das umliegende Gebirge ist schön, die rötlichen kantigen Felsen und Gipfel kommen jedoch wegen dem bewölkten Himmel nicht so recht zur Geltung. Trotzdem geniessen wir den Augenblick und können es noch immer nicht recht glauben, dass wir uns in Saudi-Arabien auf 2’200 m befinden!
Natürlich wäre es schön, auch noch das übrige hohe Gebirge, das sich ab hier der ganzen südlichen Küste entlang bis an die Grenze zu Jemen zieht, zu erkunden. Doch die Strecken sind uns zu weit und wir haben noch einen weiten Weg nordwärts vor uns. In einem sehr modernen und schön eingerichteten Café wollen wir uns einen leckeren Cappuccino gönnen und werden prompt wieder von einem Saudi eingeladen. Er setzt sich dann auch kurz zu uns und mithilfe der philippinischen Kellner, die ins Arabische übersetzen, können wir uns mit unserem Gastgeber unterhalten. Die Kellner offerieren uns später auch noch einen Kuchen. Dann geht’s zurück zu unserem friedlichen Übernachtungsplatz, wo wir später noch Gesellschaft erhalten von Silvia und Christoph aus Deutschland, die ebenfalls mit ihrem Camper unterwegs sind und in etwa den gleichen Fahrplan haben wie wir.
17.2.2023
Ash Shafa – Ewaha, Saudi-Arabien
Km: 130
Km Total: 28’630
Was für eine miese Nacht. Wir haben wenig geschlafen, denn die ganze Nacht hat ein starker Wind geblasen! Wir nehmen es daher sehr gemütlich und gegen Mittag gehen wir nochmals in kleine Städtchen Ash Shafa. Wir decken uns mit Essen ein, da wir in den nächsten Tagen kitesurfen wollen und es keine Einkaufsmöglichkeiten dort gibt. In einem der Restaurants nehmen wir noch unser Mittagessen und fahren schlussendlich um 13:30 Uhr los. Die gebirgige Landschaft ist toll. Die Strasse führt konstant steil hinunter und wir haben immer noch ein mulmiges Gefühl wegen dem Verteilergetriebe. Ist wirklich alles gut oder kommt auf einmal doch der Schlag beim Bergabfahren zum Vorschein? Alles scheint wunderbar zu sein, aber dennoch lassen wir nicht die volle Last auf dem Getriebe sitzen, sondern sind auch immer ein wenig auf der Bremse. Und wir schaffen es tatsächlich wieder, die Bremsen zu überhitzen! Ich bin erstaunt ab Maryse’s Reaktion auf meine Aussage: „ich kann nicht mehr bremsen“. Sie bleibt völlig gelassen :-). Wir können natürlich noch anhalten, denn schnell waren wir ja nicht unterwegs und man spürt es vorher, wenn es so weit ist. Nach einer längeren Pause geht’s weiter bis wir bei einem schönen Wadi eine weitere Pause machen, uns die Füsse vertreten und die schönen Blumen bestaunen. Und ja, das Getriebe hält Stand und es scheint wirklich alles in Ordnung zu sein.
Während der Weiterfahrt winken uns noch Männer aus einem überholenden Pickup zu und fordern uns auf anzuhalten. Die neugierigen Männer sind aus Indien und Pakistan (seit über 10 Jahren in Saudi) und wollen unbedingt ein Foto mit uns machen. Da wir ja ein paar Tage am Meer bleiben wollen, müssen wir noch unseren Wassertank auffüllen. Nicht immer ganz einfach, aber beim vorbeirauschen sehen wir riesige Wassertanks, also nichts wie hin.
Ein Mann kommt und schüttelt bei all unseren Fragen nur den Kopf. Wir zeigen ihm per Google Translate auf Arabisch, dass wir 200L Wasser möchten. Er schüttelt wieder den Kopf, das war wohl nichts. Auf einmal murmelt er etwas, er sei aus Bangladesch. Ach so, ja klar, wir müssen Google Translate auf Bengalisch umstellen, und siehe da, er versteht uns :-). Er geht ins Gelände, holt einen grossen Schlauch, steigt auf den riesigen Tank und dreht das Wasser auf! Es kommt viel zu viel, aber wir kommunizieren mit Handzeichen und er regelt das Wasser runter.
Wir füllen 200L frisches Wasser ein und geben dem armen Kerl 5$ Trinkgeld, 2 Orangen und Bonbons :-). Er und wir haben eine riesen Freude und verabschieden uns. Bald darauf winkt uns schon der nächste Einheimische zu. Er hält an einer Tankstelle an, wir fahren vorbei, aber schon wenige Minuten später hat er uns wieder eingeholt und übergibt uns einen Sack mit kalten Getränken! Der liebe Mann will uns noch zu sich einladen, aber wir lehnen dankend ab. Wir wollen eigentlich noch bis ans Meer heute.
Unterwegs weht das silbrig glänzende Gras wunderschön in der Abendsonne während dahinter die Kamele am Flanieren sind. Die Strecke ist dann doch zu weit und wir übernachten abseits der Strasse in der schönen, wilden Natur.
18.2.2023
Ewaha – Mastabah, Saudi-Arabien
Km: 120
Km Total: 28’750
Wie fast immer schlafen wir im nirgendwo. Daher sind auch Geräusche die von draussen kommen immer spannend, wenn noch alle Rollos geschlossen sind! Wir hören irgendetwas! Wir öffnen vorsichtig und sehen gleich nebenan etliche Kamele die weiden gehen :-). Wir nehmen die letzten Kilometer in Angriff.
Bei einer Tankstelle tanken wir noch für 19 Franken 100L Diesel und essen wieder einmal in einem der Tankstellen-Restaurants unser Mittagessen. Übrigens sind wir an dieser Tankstelle am südlichsten Punkt unserer gesamten 2-jährigen Reise. Wir sehen schon bald zum ersten Mal auf dieser Reise das rote Meer. Wie ging das mit dem Kitesurfen? Ach ja, da braucht man ja Wind. Aber dieser ist nicht hier und wir prüfen ungläubig die Windvorhersage die nichts Gutes verheisst. Etwas ärgerlich, denn in den letzten Wochen hatten wir praktisch immer Wind, und wir gingen davon aus, dass es so oder Wind haben würde. Wir parkieren für die Nacht weg vom Meer an einer Lagune, denn näher als 500 m am Strand darf man aufgrund Grenzkontrollen in Saudi nicht übernachten.
19.2.2023
Mastabah – Jeddah, Saudi-Arabien
Km: 130
Km Total: 28’880
Aufgrund der schlechten Windprognosen entschliessen wir uns den Kitespot zu verlassen, noch die nahegelegenen Schiffswracks zu begutachten und in die Küstenstadt Jeddah weiterzuziehen.
Als erstes suchen wir dort eine Wäscherei auf. Nun ist es dort nicht gerade üblich, dass man sackweise normale Wäsche bringt, wie wir. Sie wollen zuerst unsere ganze dreckige Wäsche sortieren und jedes einzelne Stück anhand der Preisliste verrechnen (geschätzt 70 Franken). Wir schlagen ihnen vor, doch einfach einen Pauschalpreis zu machen. Nach einigem Hin und Her einigen wir uns auf einen Preis (ohne bügeln und falten 20 Franken) und den Termin (20:00 Uhr) und wir holen noch den Rest der Wäsche (Bettwäsche etc.). Mittlerweile ist jedoch Mittagspause und der Laden wird geschlossen, bevor wir unsere Wäsche abgeben können. Eine halbe Stunde später stehen wir mit unseren drei grossen Säcken wieder an der Theke und zu unserer Überraschung ist jetzt auch der Besitzer selbst vor Ort. Wir kommen ins Gespräch und er erzählt uns, dass er schon mehrere Male in der Schweiz in den Ferien war. Schlussendlich offeriert uns der freundliche Mann die Wäsche und wir können sie bereits in anderthalb Stunden wieder abholen. Typisch Saudi! Wir ziehen weiter in die Altstadt, die vor allem wegen ihren typischen traditionellen Gebäuden mit den hervorstehenden hölzernen und teils vergitterten Fenstern bekannt ist. Diese Bauweise (Mashrabiya) dient zum Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung sowie der Raumbelüftung bei gleichzeitiger Wahrung der Privatsphäre.
Einige der Häuser sind restauriert, die meisten wurden jedoch lange vernachlässigt und sind leider in sehr desolatem Zustand. Viele der Gebäude stehen total schief und wirken ziemlich einsturzgefährdet. Trotzdem sind wir irgendwie fasziniert, als wir durch die engen und verwinkelten Gassen schlendern, denn hinter jeder Ecke versteckt sich ein weiteres Schmuckstück. Und es tut sich was in der Altstadt, es gibt viele Baustellen und die Regierung ist bestrebt, einige der schönsten Exemplare zu retten und die Altstadt auf Vordermann zu bringen. Unser Spaziergang bringt uns schlussendlich in den Souk (Markt), wo eines dieser traditionellen 400-jährigen Häuser öffentlich zugänglich ist und als Museum hergerichtet wurde. Die Wohnräume des vierstöckigen Hauses sind authentisch eingerichtet und mit verschiedenen Antiquitäten dekoriert.
Sehr schön sind auch die hölzernen und verzierten Raumdecken. Nach der Altstadt machen wir einen kurzen Abstecher zum zweithöchsten Fahnenmasten der Welt, der mit seinen 171 m hoch über die Stadt ragt. Zum Übernachten suchen wir uns einen Platz am Stadtstrand, wo wir aber nicht ganz alleine sind. Das Ufer ist ziemlich zuparkiert, die Leute sitzen vor oder neben ihren Autos, picknicken, fischen, trinken Tee, rauchen Wasserpfeifen oder geniessen einfach nur die abendliche Meeresbrise. In den hinteren Reihen gibt es aber noch genügend Platz, wo wir uns hinstellen können. Wir kommen um ca. 22.00 Uhr dort an, sitzen noch einige Weile draussen und gehen davon aus, dass es auf dem Platz sicher bald ruhiger wird. Denkste! Bis 24.00 Uhr kommen immer mehr Autos! Und es ist ein ganzer normaler Wochentag. Die Leute geniessen im Winter das Draussen sein bei „kühlen“ Temperaturen. Da wir müde sind, verkriechen wir uns nach Mitternacht in den Iveco und probieren zu schlafen. Es wird eine eher mässige Nacht…
20.2.2023
Jeddah – Rabigh, Saudi-Arabien
Km: 210
Km Total: 29’090
Feinstes frisches Brot direkt vom Bäcker nebenan :-). Das kompensiert ein wenig die heisse und laute Nacht am Stadtstrand. Erster Stopp am heutigen Tag: Ikea. Ja den gibt’s auch hier und er sieht abgesehen von den Besuchern identisch aus wie bei uns :-). Wir müssen einen unserer zerlöcherten und nicht zu rettenden Bettanzüge erneuern. Als nächstes suchen wir einen US-Camper Dealer auf um herauszufinden, ob wir irgendwo Gas tanken können. Aber dieser ist weder anwesend noch telefonisch erreichbar. Wir hoffen, dass unser Gas noch bis Jordanien oder Israel reicht. Die Golfstaaten sind die ersten Länder wo es schwierig ist, Gas zu tanken.
Und wieder steht das Mittagessen unterwegs an. In dem heutigen Restaurant (wie auch am Vortag in Jeddha) werden wir gebeten in der „Family Section“ zu essen. Dies auch ein Zeichen, dass es hier im Westen konservativer zu und hergeht. Also sitzen wir alleine einen Stock höher als die reine Männergesellschaft unten.
Weiter geht’s gegen Norden und wir suchen uns ein Plätzchen bei einer Lagune. Hier haben wir im Sinn in den kommenden paar Tagen zu Kitesurfen.
21. – 25.2.2023
Rabigh, Saudi-Arabien
Von den fünf Tagen haben wir leider nur an zwei Tagen genügend Wind. Aber es macht allemal Spass wieder einmal zu kiten!
Dafür haben wir endlich mal Zeit die vergangenen Wochen zu reflektieren und unsere Berichte und Fotos aufzuarbeiten.
An unserem wunderbaren Schlafplatz bekommen wir fast jeden Tag Besuch von der freundlichen Grenzpolizei. Wir plaudern mit Google Translate, Teilen Datteln, und haben es lustig. Jedoch an einen Kite will am letzten Tag der 23-Jährige junge Grenzpolizist dann doch nicht :-). Vereinzelt tauchen noch Männer auf die in der Nacht vermutlich nach Krebsen im Meer suchen oder auch einzelne Leute die zum Picknicken kommen. Wunderbare Tage an einem sehr ruhigen Ort.
26.2.2023
Rabigh – Masturah, Saudi-Arabien
Km: 110
Km Total: 29’200
Nach knapp einer Woche am ruhigen Strand geht’s wieder los, wieder los in einem Land voller Überraschungen. Noch im Städtchen Rabigh gehen wir Mittagessen und kaum hingesetzt kommt ein Saudi der uns mit gutem Englisch erklärt, dass wir von ihm zum Mittagessen eingeladen seien! Und wir sollen doch heute Abend zu ihm nach Hause kommen und Abendessen, er hätte eine riesen Freude. Wir sollen es uns überlegen und später per WhatsApp schreiben. Er zieht weiter, wir essen unser Mittagessen und verlassen ohne etwas zu bezahlen das Restaurant. Es ist sowieso schon nach 14:00 und wir müssen noch einkaufen und Wasser besorgen. Also sagen wir zu. In der Zwischenzeit gehen wir in der „Water factory“ (Abfüllstation von Trinkwasser aus Grundwasser) etwa 250L Trinkwasser für 5 Franken tanken. Nach dem Einkaufen gönnen wir uns eine Dusche damit wir frisch und munter bei unserem Gastgeber Othman ankommen. Bereits von weitem sehen wir sein amerikanisches Wohnmobil vor dem edlen Haus stehen. Wir werden herzlich begrüsst. Neben ihm und seiner Tochter ist auch sein Kollege mit seiner 10-jährigen Tochter da, wir geniessen Datteln, Kaffee, Getränke und Kekse und nach zwei Stunden plaudern essen wir ein Barbecue.
Othman und seine Familie sind ebenfalls weit gereist und haben auch schon die Schweiz besucht. Später werden wir noch eingeladen, sein Haus von innen zu sehen und lernen im Innern des Hauses noch seine liebe Frau kennen. Sie hat zu unserem Erstaunen keinen Schleier vor dem Gesicht. Der Grund, dass sie nicht mit uns gegessen hat, könnte eventuell Othmans Kollege sein, der sie vermutlich nicht ohne Schleier sehen darf. Wir wissen es nicht. Auf alle Fälle ist das sehr grosszügige Haus sehr edel, im Islamischen Stil eingerichtet und mit schönen, arabischen Gegenständen dekoriert. Jedoch für unseren Geschmack ist doch alles etwas zu pompös.
Nach einem frischen Ingwertee ziehen wir um 22:00 Uhr los, fahren noch eine Stunde in der Nacht und übernachten in der Nähe der Küste.
27.2.2023
Masturah – Yanbu, Saudi-Arabien
Km: 210
Km Total: 29’410
Die Grenzpolizei hupt uns um 7.00 Uhr morgens aus dem Bett. Ach, wie nett! Stefan beeilt sich mit Anziehen, doch draussen wird bereits ein zweites und drittes Mal ungeduldig gehupt… Die zwei Grenzpolizisten wollen wissen, wer wir sind, was wir hier machen und wann wir gestern angekommen sind, die übliche Prozedur mit Passkontrolle wird durchgespielt. Natürlich stehen wir wieder zu nahe an der Küste, wir konnten es gestern beim Ankommen im Dunkeln schlecht einschätzen. Die zwei Männer sind jedoch sehr freundlich und schenken uns schlussendlich, trotz Widerstand unsererseits, ihr Morgenessen (Linsenbrei, Eier, Käse, Helva, Brot)! Verrückt! Nun gut, jetzt sind wir wach, alles halb so schlimm und wir können froh sein, haben sie uns nicht mitten in der Nacht entdeckt und weggeschickt. Ein paar Stunden später fahren wir los und werden nach 20 Minuten auf der Hauptstrasse von einem überholenden Auto rausgewunken. Der Mann namens Obeid begrüsst uns freudig und lädt uns zum Tee in sein Häuschen in der Wüste ein. Da es nur 5 Min. von hier entfernt ist, willigen wir ein. Das provisorische Häuschen ist sehr spartanisch: eine kleine Küche, ein „Wohnraum“ und ein kleiner Garten mit Tomatenstauden. Wir kommunizieren mithilfe „Google Translate“ und erfahren, dass er hier eine Art Hühnerfarm hatte, diese jedoch wegen Corona aufgeben musste. Den Zusammenhang können wir nicht schlüssig erörtern. Auch ganz witzig ist, als er uns auf seinem Handy einige Videos von anderen Reisenden (teils mit Fahrrad) zeigt, die er ebenfalls zum Tee oder sogar zu sich nach Hause zum Übernachten eingeladen hat. Auch wir kommen natürlich in seine Video-Sammlung :-).
Wieder unterwegs, erreichen wir bald die Autobahn, in der Nähe von Yanbu passieren wir riesige Raffinieren, Öl- und Gaskraftwerke, Wasserentsalzungsanlagen und sonstige Industrie. In Yanbu angekommen, wollen wir erst Mal unsere geplante Schnorcheltour organisieren. Da wir uns aus Kostengründen am liebsten einer Gruppe anschliessen möchten, klappern wir einige Tauchschulen ab. Leider ohne Erfolg, und so buchen wir für den übernächsten Tag eine Privattour. Für die Nacht finden wir ein ruhiges Plätzchen an der grossen Lagune südlich der Stadt, wo wir uns eigentlich sicher vor der Grenzpolizei fühlen, da wir ja nicht direkt an der Küste campieren. Doch wer hupt uns um 22.00 Uhr aus dem Auto? Auch hier dürfen wir nicht übernachten! Dank Satellitenbild finden wir im Dunkeln jedoch rasch ein anderes Plätzchen, weit weg vom Wasser, wo wir eine friedliche Nacht verbringen.
28.2.2023
Yanbu, Saudi-Arabien
Km: 50
Km Total: 29’460
Bei grösster Hitze wollen wir am frühen Nachmittag die Altstadt besichtigen. Natürlich ist absolut nichts los und alle Geschäfte im Souq sind geschlossen, da die Leute wie üblich bis um 17:00 Uhr Siesta machen.
Unser Hunger bewegt uns in ein südindisches Restaurant, wo wir herzlich begrüsst werden und zwei fast vegetarische Gerichte erhalten. Absolut authentisch und auch dementsprechend scharf! Wir mögen scharfes Essen sehr, jedoch sind wir hier ein wenig am Kämpfen und sind froh über die zweite Ladung Reis die wir bekommen :-).
Wie die Einheimischen wollen wir es uns am Strand etwas bequem machen, aber daraus wird nichts. Zum dritten Mal innert 36 Stunden begrüsst uns die Grenzpolizei! Caravans sind in Yanbu am Strand nicht erlaubt. Wollen die uns verarschen? Alles diskutieren hilft nichts! Eventuell ist es wegen den Einheimischen, die sich mit ihren grossen Wohnmobilen für Wochen hinstellen würden (wie in Kuwait). Wir ziehen weiter in einen Park und machen es uns bei einer angenehmen Brise unter Palmen im Rasen bequem und verbringen etwas Zeit. Jetzt aber wieder ab in die Altstadt, wo in der Zwischenzeit mehr los ist. Auch hier wird alles modernisiert und wir statten dem kostenlosen, interaktiven und modernen, erst fünf Monate alten Yanbu-Museum (Geschichte, Schiffsbau, etc.. in einem renovierten Altstadthaus) einen Besuch ab.
Nun wollen wir aber etwas essen und wählen ein edles, bekanntes Fisch-Restaurant aus. Wir gehen hinauf auf die Terrasse mit der Hoffnung auf Aussicht, aber da es die „Family-Section“ ist, wird man in ein Abteil mit hohen Wänden gesteckt, die einem die Aussicht rauben. Schön ist es trotzdem und das Essen ist fantastisch. Im Vergleich zur Schweiz sind sogar solche Restaurants noch preisgünstig und wir bezahlen 22 Franken für unsere beiden Essen.
Die kleine aber feine Altstadt hat eine 2500 Jahre alte Geschichte und zu Gesicht bekommt man sogar das Haus, wo Lawrence von Arabien wohnte.
Wie in Jeddha wird hier fleissig renoviert und der Kern der Altstadt ist leider abgeriegelt.
1.3.2023
Yanbu – Yanbu Al Nakhal, Saudi-Arabien
Km: 90
Km Total: 29’550
Frühmorgens erhalten wir zum Glück die definitive Zusage für unseren Schnorcheltrip. Da das Wetter unsicher war, wurde erst heute Morgen darüber entschieden. Um 9.00 Uhr finden wir uns am kleinen Bootshafen ein und schon bald tuckern wir mit Kapitän Turki über die Lagune, dem offenen Meer entgegen. Bevor wir die Lagune verlassen, stoppen wir kurz bei der Küstenwache zur Passkontrolle und Registration. Die strenge Küstenüberwachung erfolgt vor allem wegen illegaler Einwanderung und Schmuggel. Und weiter geht’s. Doch es dauert nicht lange und schon haben wir unseren Schnorchelspot erreicht, der wider unserer Erwartung relativ nahe an der Küste ist. Eigentlich hätte man diesen Spot fast vom Ufer aus erreicht, doch das Schwimmen an der saudischen Rotmeer-Küste ist grundsätzlich nur an ausgewiesenen und überwachten Stellen erlaubt. Doch natürlich hat sich der Trip allemal gelohnt! Das Wasser ist glasklar und schimmert in verschiedenen Blautönen, bereits vom Boot aus sind die Korallen und Fische zu sehen. Traumhaft!
Wir montieren Schnorchel, Brille und Flossen und machen uns auf, die Unterwasserwelt zu erkunden. Um die drei Stunden verbringen wir, mit Pausen, insgesamt im Wasser und sind fasziniert von den wunderschönen Korallen und unzähligen farbigen Fischen. Und wir haben Glück: Auch zwei Schildkröten können wir beobachten, wie sie entlang der Korallen schwerelos durchs Wasser gleiten. Ein fantastisches Bild! Und auch eine kleinere Roche entdecken wir, die sich am Meeresboden vor uns versteckt. Trotz der warmen Aussentemperatur von ca. 30 Grad friert es uns nach den paar Stunden im Wasser. Wieder gibts beim Zurückfahren einen Stopp bei der Küstenwache, ein Grenzpolizist durchsucht kurz das Boot und schon können wir weiterfahren. Zurück im Iveco gehts erst Mal unter die Dusche, dann machen wir uns auf in die Stadt. Zum Mittagessen gibts Pizza und Salat und als wir wie üblich an der Theke bezahlen wollen, lädt uns die freundliche verschleierte saudische Dame an der Kasse zu diesem Essen ein! Sie hat eine riesige Freude an uns und wir, wie immer, ein schlechtes Gewissen wegen dem Bezahlen… Dann gehts weiter zum Wassertanken bei einem Geschäft für Trinkwasser, Einkäufe erledigen im grossen Supermarkt und dann raus aus der Stadt.
Nach ca. einer Stunde finden wir in der schönen felsigen Gegend einen ruhigen Übernachtungsplatz.
2.3.2023
Yanbu Al Nakhal – Al Figrah, Saudi-Arabien
Km: 130
Km Total: 29’680
Heute geht’s über einen Bergpass. Aber nicht irgendeinen, sondern einen der eigentlich gesperrt ist. Laut Info aus dem Internet kann man mit 4x4 trotzdem über den Pass. Unterwegs hält uns ein entgegenkommender Saudi an und fragt uns, ob wir über den Pass wollen. Wir denken schon das Schlimmste, dass er uns zum Umdrehen zwingt. Aber nein, er fragt nur, ob wir 4x4 haben, wirft ein Blick aufs Auto und meint wir sollen nur fahren (mit Handzeichen) :-). Vor einem Jahr hat es Teile der asphaltierten Strasse bei einem Unwetter weggespült. Landschaftlich ist die Gegend wunderschön. Schroffe Wüstenberge ragen auf allen Seiten empor. Die Strasse geht extrem steil bergauf und wir kommen nur im ersten Gang vorwärts. Und da ist sie, die weggespülte Stelle.
Wir sind effektiv gezwungen Allrad, Sperre und Untersetzung einzulegen und kraxeln im Schneckentempo das äusserst steile, holprige und steinige Stück hinauf. Innert wenigen Kilometer sind wir 1000 Meter höher, auf 1650m. Die Aussicht ist spektakulär und wir gönnen uns und vor allem dem Iveco bei einem Aussichtspunkt eine Verschnaufpause.
In dieser Gegend sehen wir auch unzählige Esel. Wie wir später erfahren, sind die meisten effektiv wilde, freilebende und glücklich aussehende Esel. Auf dem Weg nach unten hält uns ein Einheimischer mit einer Horde Kinder an und will uns unbedingt in sein Camp einladen. Wir lassen uns überreden und landen 400 Höhenmeter weiter unten endlich in seinem Camp. Wie so üblich ist auf einmal die halbe Verwandtschaft anwesend :-). Es gibt arabischen Kaffee (mit Kardamom), etwas Kekse und viele Handy-Fotos in dem kleinen Zeltlager.
Sie nutzen dieses Camp nur gelegentlich während drei Monaten im Winter, ansonsten leben sie in ihrem Haus. Jetzt fahren wir wieder los, dieselbe Strecke zurück, wieder den Pass hinauf, denn eigentlich wollten wir nicht soweit runterfahren wegen der warmen Temperaturen. Wir finden einen schönen Platz auf 1100m und richten uns ein. Schon bald taucht eine Herde Kamele auf, wir gehen dem Hirten hallo sagen, in der Hoffnung, etwas Kamelmilch zu bekommen. Und prompt bietet er uns frische Milch an. Wir holen eine grosse Tasse und geben diese dem Hirten. Mit jahrelanger Erfahrung tastet er sich minutenlang an eines der Kamele ran, lässt zuerst noch das Junge saugen und geht dann ans Werk. Innert 15 Sekunden ist die Tasse voll!
Spannendes Erlebnis :-). Etwas gewöhnungsbedürftig ist der Geschmack ja schon, aber trotzdem lecker.
3.3.2023
Al Figrah – Dther, Saudi-Arabien
Km: 200
Km Total: 29’880
Wir fahren nach Medina (1.3 Mio. EW.), die zweitheiligste Stadt von Saudi-Arabien.
Hier soll der Prophet Mohammed gelebt und die erste Moschee gebaut haben und auch soll er hier gestorben sein. Was wir zuerst nicht realisieren ist, dass heute Freitag ist! Im Zentrum sind die Strassen, die zur wichtigsten Moschee (An Nabawi) führen, gesperrt und von jeder Ecke strömen tausende Gläubige aus aller Welt zum Freitagsgebet. Medina gehört neben Mekka zum Pflichtprogramm jeder Pilgerreise. Übrigens ist diese Moschee neben Mekka die einzige weltweit, die über eine Million Menschen beherbergen kann! Unvorstellbar!
Uns ist das Ganze zu viel des Guten und wir verlassen Medina. Auch einkaufen oder Mittagessen ist gestrichen, da alle Geschäfte zur Zeit des Freitagsgebetes geschlossen sind! Vorbei an grossen Parkplätzen, vollgestopft mit Pilger-Reisebussen, geht’s Richtung Nordosten. Am Nachmittag machen wir einen 15 km Abstecher in die Wüste, wo wir wunderbare Felsskulpturen und zu unserem Erstaunen viele Blumen, die sich durch den Sand kämpften, sehen.
Der perfekte Platz zum Übernachten.
.Ende