4.3.2023
Dther – Jabal Abyad, Saudi-Arabien
Km: 250
Km Total: 30’130
Das Frühstück gibt’s inmitten wunderschöner und einsamer Natur. Wir wollen natürlich noch mehr erkunden und fahren in der Gegend umher bevor es wieder zurück auf die Hauptstrasse geht.
Wieder einmal mehr sind es lange Strecken die zurückgelegt werden müssen. Nicht mehr allzu weit weg von unserem Ziel werden wir mehrmals angehalten von Einheimischen, die mit uns plaudern, uns filmen oder uns etwas geben wollen. Wir finden ja die saudische Gastfreundschaft umwerfend, aber es kann einem ab und zu auch etwas zu viel werden. Besonders in dieser Gegend scheint es noch etwas ausgeprägter zu sein :-). Einer der uns anhält schenkt uns einen 40g Trüffel. Der weisse Trüffel ist in diesem Vulkangebiet verbreitet und zieht etliche Leute an, die nach diesem raren Gut suchen. Die Suche geschieht nicht etwa mit Hunden. Die Trüffel ragen anscheinend minim zum Boden raus und werden erkannt und ausgegraben. Nun aber weiter. Die letzte Strecke in Richtung Vulkan ist sehr mühsam! Steinig und holprig. Wir sind überrascht, dass es doch noch einige Fahrzeuge unterwegs hat um diese Zeit (vermutlich Trüffelsucher), denn es wird jetzt auch noch dunkel. Wir fahren trotz allem in die Nähe unseres Ziels und stellen etwas abseits des Weges in der Dunkelheit unser Fahrzeug ab. Nach dem Abendessen, es ist bereits 21:45 Uhr, entdeckt uns ein vorbeifahrendes Fahrzeug. Er hupt! Wirklich jetzt? Wir haben echt keine Lust mehr auf Besuch um diese Zeit. Ich (Stefan) steige aus und unterhalte mich mit dem Mann per Google Translate. Er ist hartnäckig und will unbedingt, dass wir mit ihm weiterfahren, um am Morgen an einem schöneren Ort zu erwachen. Irgendwie ist er mühsam, will auch noch in den Camper schauen, kommt gleich rein und macht es sich auf unserem Stuhl bequem während Maryse das Geschirr spült! Bald haben wir aber genug, sagen ihm, dass wir hierbleiben und dass wir jetzt schlafen wollen. Er verlässt unser Zuhause, steigt in sein SUV ein, fährt etwa 200m und nächtigt in der Nähe von uns. Er meinte es sicher nur gut, war aber trotzdem irgendwie ein komischer Kerl.
5.3.2023
Jabal Abyad, Saudi-Arabien
Km: 10
Km Total: 30’140
Ein kurzes Stück in Richtung Vulkan fahren wir noch mit dem Iveco, dann führt die Strasse über einen kleinen Pass, die Strasse wird extrem grobsteinig. Wir beschliessen das Auto zu schonen und den Rest zu laufen. Die Wanderung durch die Vulkanlandschaft und auf den Krater ist absolut phänomenal! Auf der einen Seite das schwarze Lavafeld, gleich angrenzend die Hänge des weissen Vulkankraters, die zu dieser Jahreszeit übersät sind mit violetten Blumen.
Wir erklimmen den Krater des weissen Vulkans, Jabal Bayda, über eine weglose steile Flanke. Und trotz der eigentlich angenehmen Temperaturen, hier auf 1700m, ist der Aufstieg an der prallen Sonne schweisstreibend. Und nun die letzten Schritte - die Spannung steigt! Wie wird es wohl im Kraterinneren aussehen? Vor uns öffnet sich der runde, ca. 1 km im Durchmesser und ca. 100 m tiefe beige Krater, ringsherum bewachsen mit violetten Blumen, mittendrin ein sattgrüner runder Grasfleck und zwei kleine Hügel. Ein absolut überraschendes und überwältigendes Bild! Die Blumen gedeihen vor allem in den Wasserfurchen und es sieht fast aus, als hätte man Blumengirlanden in den Krater gelegt. Wahnsinnig schön!
Bei einem kleinen Felsvorsprung finden wir etwas Schatten, und bei dieser Aussicht, schmeckt uns sogar das nicht so tolle saudische Sandwichbrot :-). Neu gestärkt, nehmen wir den Weg rund um den Krater in Angriff und sind aus jeder Perspektive von neuem entzückt über dieses Naturwunder. Auch die Aussicht über die umliegende Vulkanlandschaft ist einmalig! Auf der einen Seite der hohe, in verschiedenen beigetönen leuchtende Krater des zweiten weissen Vulkans Jabal Abyad, dann eine karge Ebene, wo weitere Krater und Felsen aus dem Boden ragen und schlussendlich das riesige schwarze Lavafeld mit dem schönen schwarzen Krater des Jabal Qidr. Für den Abstieg wählen wir einen alten steilen Fahrweg und dann weiter quer über das schwarze Lavafeld. Und auch dieses ist ein Naturspektakel des sondergleichen. Man sieht deutlich, wie hier das Lava geflossen ist und in den bizarrsten Formen erstarrt ist.
Zwischendrin gibt es gar einige farbige Blumen und Gräser, die zwischen dem schwarzen Gestein wachsen. Nun gehts zurück zum Camper, unterwegs halten natürlich wieder einige interessierte Einheimische, beschenken uns mit Biscuits und Wasser und am Abend gibts noch eine Tasse Kamelmilch.
6.3.2023
Jabal Abyad – Al Sukhanah, Saudi-Arabien
Km: 170
Km Total: 30’310
Wir verlassen die Gegend des wunderbaren Jabal Abyad Vulkangebiets. Es geht dieselbe Strecke zurück auf die Teerstrasse. Wieder extrem mühsam, steinig und holprig. Wieder werden wir mehrmals angehalten von den Einheimischen :-).
In der Zivilisation gehen wir einkaufen, Wasser auffüllen und Mittagessen.
Wie ist es für uns, in solchen Ortschaften zu sein? Wie fühlen wir uns? Weit weg von Touristenorten in einem äusserst konservativen Land, das eben erst den Tourismus entdeckt? Wir fühlen uns sehr gut und es ist angenehm, obwohl uns die Aufmerksamkeit ab und zu viel wird. Ähnlich müssen sich Hollywood Stars fühlen, wenn sie in L.A. umherfahren. Es ist für uns auch schwer vorstellbar, wie es für die Einheimischen ist, wenn sie westliche Touristen und vor allem Frauen ohne Schleier sehen. Denn an Orten wie hier, sieht man eigentlich bei 100% der Frauen nur die Augen.
7.3.2023
Al Sukhanah – Hibran, Saudi-Arabien
Km: 210
Km Total: 30’520
Ein weiterer Fahrtag entlang wunderschöner Landschaften :-).
8.3.2023
Hibran – Nähe Hibran, Saudi-Arabien
Km: 70
Km Total: 30’590
Wunderbarer Tag inmitten wunderschöner Felslandschaften. Bereits die Aussicht beim Frühstück ist phänomenal.
Die kommende Strecke haben wir nur mit Hilfe von Satellitenbildern herausgesucht. Wir sind gespannt was uns erwartet und ob wir diese ausgewählte Strecke überhaupt fahren können. Wir finden heraus, dass unser Iveco einigermassen sandtauglich ist. Nur wenn es bergauf geht, spürt man die 4.5 Tonnen und es wird schwierig im Sand vorwärtszukommen.
Aber wir kommen glücklich und zufrieden am Abend, am nächsten wunderschönen Schlafplatz in der Wüste, an.
9.3.2023
Nähe Hibran – Wüstenbogen, Saudi-Arabien
Km: 20
Km Total: 30’610
Übernachten in wilder Natur und am Morgen von der Sonne mitten im nirgendwo geweckt werden. In Saudi für uns inzwischen fast an der Tagesordnung :-). Dennoch schätzen wir jeden solchen Tag von neuem. Gleich neben uns, ein Felsenbogen und Petroglyphen. Ich würde mal sagen, ein guter Start in einen neuen Tag in der Wüste.
Unterwegs säumen immer wieder Millionen von Blümchen unseren Weg und schon nach 20 Kilometern Sandfahrt kommen wir an unserem nächsten Ziel an :-). Wir fahren übrigens nur im Notfall durch unberührten Sand. Zu unserem Erstaunen hat es überall irgendwelche Pisten, die von Hirten, Nomaden oder Off-Road Fahrern benützt werden. Trotzdem müssen wir oft 4x4 und Differentialsperre einsetzen, sowie tiefen Luftdruck in den Reifen haben.
Ja und da stehen wir, an unserem nächsten Schlafplatz neben einem fantastischen, grossen Steinbogen! Anhand des Mülls kommen auch viele einheimische Besucher hierher! Ein leidiges unverständliches Thema. Naja, wir machen schon mal ein paar Fotos, da wir völlig alleine sind. Aber dieser Müll! Wir müssen ihn wegräumen, schon nur für bessere Fotos :-). Bald ist fertig mit der Ruhe, und ein Tross aus mehreren Fahrzeugen und 15 Personen kommt an. Wie so oft auf solchen Wüstentrips nur Männer, die Frauen haben sie Zuhause gelassen. Allesamt aus derselben Familie. Direkt unter dem Bogen breiten sie Teppiche aus und wir werden natürlich sofort zu ihnen eingeladen.
Was erwartet uns jetzt bloss? Immer wieder eine Überraschung :-). Kaffee, Tee und natürlich Datteln, sowie diverse Süssigkeiten werden uns aufgetischt. Später bekommen wir sogar noch ein Foul (Bohnenbrei) mit Brot. Aber jetzt der Schreck! Ein noch knapp lebendiges Schaf wird hergetragen! Wir haben bedauern mit dem Schaf, denn es grenzt auf alle Fälle an Tierquälerei. Die Vorstellungen gehen mit uns durch. Müssen wir jetzt helfen das Schaf zu schlachten? Kriegen wir einen Crash-Kurs im Schaf-Fell-Abziehen? Doch zu unserem Glück wird das Schaf bald wieder auf einen der Pickups geladen. Es ist hier in Saudi völlig normal, an der Strasse ein Schaf zu kaufen und dies am Abend am Lagerfeuer zu essen. Dies ist auch zu sehen an den diversen Schlachtabfällen bei den Camp-Spots. Vermutlich lernen die Jungen in der Schule, neben dem vielen Religionsunterricht, auch wie man ein Schaf zubereitet ;-). Wir haben es lustig und Maryse bekommt sogar von einem der ganz mutigen Teenagern einen Blumenstrauss geschenkt während sich die anderen köstlich amüsieren :-). Natürlich wird auch fleissig gefilmt und fotografiert. Vielleicht sind wir inzwischen ja Social-Media-Stars in Saudi-Arabien. Auf jeden Fall merken wir bald, dass wir dem Schaf entkommen. Denn sie wollen weiterziehen und fordern uns aber auf, mit ihnen zum Abendessen zu kommen. Wir verzichten mal lieber darauf, und geniessen die Ruhe an diesem wunderschönen Ort. Später fahren noch zwei junge Männer vorbei die mit ihrer Drohne Bilder des fantastischen Bogens schiessen. Auch diese können es nicht sein lassen uns zu beschenken. Falls irgendetwas sei, könnten wir ja sicher ein gutes Messer gebrauchen. Der eine gibt uns ein äusserst edles, in limitierter Auflage gefertigtes saudisches Klappmesser. Mit einem schlechten Gewissen verabschieden wir uns von den Männern. Was für ein Tag!
10.3.2023
Wüstenbogen – Al Ubaytir, Saudi-Arabien
Km: 90
Km Total: 30’700
Auch heute geht’s nicht sehr weit. Wenn wir in diesem Tempo weiterfahren sind wir noch in einem Jahr in diesem riesigen Land ;-). Heute versuchen wir eine Strecke zu fahren, die bekannt ist für weiche Sanddünen. Wir fahren durch schmale Felspassagen im Sand und stehen schon bald vor einer steilen Sanddüne. Wie an den Spuren zu erkennen ist, gehen nur sehr wenige drüber. Die meisten kehren um und fahren denselben Weg zurück. Wir versuchen unser Glück, aber die 4.5T Gewicht graben sich in den weichen Sand hinein! Den Druck in den Reifen haben wir bereits von 4 auf 1.7 Bar runtergenommen. Evtl. könnte es klappen, wenn wir den Druck auf 1.2 Bar runterlassen würden, aber die Vernunft überwiegt :-). Wir haben nur einen Ersatzreifen und sind ziemlich weit weg von der nächsten Reparaturwerkstatt. Wir fahren also rückwärts wieder runter, drehen um und fahren zum Bogen, wo wir die letzte Nacht geschlafen haben.
Jetzt hält uns ein Einheimischer, der gut Englisch kann, an. Er fragt, ob wir die Petroglyphen gesehen hätten? Er zeigt uns Fotos, und diese sind effektiv beeindruckend. Also drehen wir wieder um fahren zurück bis fast zur steilen Sanddüne, wo wir vor 15 Minuten waren :-). Und tatsächlich, die Petroglyphen sind genau an der Stelle, die uns der liebe Mann beschrieb. Auch hier treffen wir Einheimische, und der eine muss sich etwas selbstsüchtig sofort als „General der Saudischen Airforce“ vorstellen. Naja! Auch von ihnen bekommen wir Früchte bevor sie weiterziehen. Nun ist aber Zeit und wir verlassen dieses Gebiet endgültig und steuern über Sandpisten die etwa 50km entfernte Hauptstrasse an.
Unterwegs werden wir konstant von schönen Felsen und Blumenwiesen in den Sanddünen überrascht. Wir meistern die eine oder andere knifflige Passage durch den Sand und sind doch froh, dass wir wieder Asphalt unter den Rädern haben. Wie üblich stellt sich der Iveco am Schlafplatz sehr photogen in Pose :-).
11.3.2023
Al Ubaytir – Sahout, Saudi-Arabien
Km: 150
Km Total: 30’850
Bevor wir zu unserem nächsten Wüstentrip aufbrechen, müssen wir zurück in die Zivilisation, um unsere Essens- und Wasservorräte aufzustocken sowie Diesel zu tanken. Wir fahren zur grossen Hauptstrasse H‘ail-Al Ula und haben Glück, dass sich ganz in der Nähe ein Städtchen befindet. Hier gibt es kleinere Lebensmittelgeschäfte, wo wir alles Nötige bekommen. Die Wassersuche gestaltet sich etwas schwieriger als gewohnt. Normalerweise bekommen wir das Wasser in Geschäften für Trinkwasseraufbereitung, hier gibt es dies leider nicht. Da unser Tank nicht ganz leer ist und wir somit nicht so viel Wasser brauchen, kaufen wir uns im Lebensmittelgeschäft kurzerhand vier depotpflichtige 20 Liter Flaschen für je Fr. 1.80, füllen diese in unseren Tank und geben die Flaschen gleich wieder zurück. Geht auch so :-). Hier in Saudi gibt es übrigens am Strassenrand oft kleine oder auch grössere öffentliche Wassertanks, wo man gratis kleine Mengen Trinkwasser beziehen kann. Für uns kommt es jedoch nicht in Frage, unser Wasser gratis aus solchen Tanks zu beziehen (wie anscheinend andere Reisende es machen). Bevor wir definitiv bereit für die Wüste sind, gibt’s noch was in den Magen: mangels Alternativen das übliche Menü, Reis mit Poulet. Nun aber los. Die Wüste ruft :-). Es geht noch etwa eine Stunde auf dem Asphalt weiter, dann beginnt unsere Tour, die wir übrigens auf dem Outdoor-Trail-App Wikiloc herausgesucht haben. Bereits nach wenigen Kilometern auf den Wüstentrails entdecken wir, nebst den üblichen grandiosen Felsgebilden, die ersten spektakulären Felsformationen. Zuerst sehen wir „nur“ den grossen Felsenbogen. Als wir aber weiter nach hinten laufen, entdecken wir auch noch einen grossen Pilzfelsen, einen hohen schmalen Kegel und einen balancierenden runden Stein. Und dies alles an einem Platz! Unglaublich! Natürlich dürfen auch einige kleine Petroglyphen nicht fehlen, die übrigens hier in Saudi sehr häufig anzutreffen sind.
Der weitere Weg führt uns an vielen weiteren fantastischen Felsformationen vorbei. Wir schlagen unser Nachtlager in wunderschöner Umgebung auf und während wir für den Sonnenuntergang den Felsen neben uns erklimmen, nähert sich ein weisser SUV. Vier Saudis winken uns zu und wollen uns unbedingt zum Kaffee in ihr Zelt einladen. Wir bringen es nicht zustande abzulehnen, steigen den Fels hinab und sitzen schon bald in dem, nicht weit von unserem Schlafplatz aufgeschlagenen, Zelt. Die drei freundlichen Männer aus Riad machen hier für drei Tage einen Ausflug in die Wüste, begleitet von Hamid, der das Zelt vermietet, für Speis und Trank sorgt und Ausflüge organisiert. In dem schön eingerichteten Zelt werden wir fürstlich bewirtet mit Datteln, Biscuits, arabischem Kaffee, Kamelmilch und Tee. Hamid macht eine richtige Show um die Zubereitung des Kaffees! Er zermahlt in einem grossen Mörser Kardamom und Gewürznelken und kocht diese mit dem Kaffeepulver mit. Dies ergibt einen sehr würzigen und für uns doch eher gewöhnungsbedürftigen Kaffee. Wir haben eine unterhaltsame Zeit mit den Herren, leider ist die Kommunikation aufgrund der Sprachbarriere jedoch eingeschränkt. Etwas irritiert sind wir, als mitten in unserer Unterhaltung plötzlich der älteste der Herren aufsteht, vors Zelt geht und laut „Allahu akbar“ und weiteres in die Dämmerung hinausruft! Uns wird etwas mulmig, denn diese lautstarke Gebetsart ist uns bisher nicht bekannt (ausser natürlich dem Muezzin). Ob dies wohl auch ein Gebetsruf war? Jedenfalls begeben sich die zwei anderen Herren bald auch zum Gebet, jedoch in der herkömmlichen Art. Natürlich wären wir auch noch eingeladen zum Nachtessen, was uns dann doch zu viel des Guten ist.
Wir machen für den nächsten Morgen nochmals ab, da sie uns unbedingt einen schönen Platz in der Nähe des Camps zeigen wollen. Bevor sie uns aber definitiv ziehen lassen, müssen wir unbedingt noch drei kleine Flaschen Kamelmilch abfüllen und mit Ach und Krach können wir das grosse Stück rohe Fleisch, vom frisch geschlachteten Schaf, ablehnen.
12.3.2023
Sahout – Chicken Rock, Saudi-Arabien
Km: 50
Km Total: 30’900
Wie abgemacht fahren wir am Morgen nochmals zum Zelt unserer saudischen Freunde und bekommen natürlich erst Mal einen Tee aufgetischt. Bald aber ist Aufbruchsstimmung, wir steigen in den beigen Landcruiser von Hamid, die drei anderen Herren fahren mit ihrem eigenen Wagen hinterher. Nach etwa 10 Minuten erreichen wir kleines felsiges Tal, wo es zuhinterst eine kleine Schlucht gibt und an deren Ende sich ein relativ tiefes kleines Felswasserbecken befindet. Wenn es regnet, sammelt sich das Wasser in diesem Becken und bleibt aufgrund geringer Sonneneinstrahlung in der engen Schlucht recht lange erhalten. In der trockenen Wüstenlandschaft ist Wasser in jeglicher Art natürlich etwas sehr Spezielles. Allerdings sind die Beduinen und ihr Vieh (Kamele, Ziegen, Schafe) heute vermutlich nicht mehr auf solche Wasserstellen angewiesen, denn bei ihren Zelten oder Wohnanhängern stehen oft auch noch grosse Wassertanklastwagen. Für die wenigen Wildtiere ist dies jedoch sicherlich eine wertvolle Wasserquelle. Wie bereits bei den Vulkanen einige Tage vorher, belehren uns die Herren darüber, dass einige der Wildpflanzen essbar sind. Die violetten Blumen, bzw. vor allem die Blätter davon, schmecken sehr ähnlich wie Rucola. Eine andere Pflanze ähnelt im Geschmack sehr unserem Sauerampfer; die Saudis vergleichen es mit Zitrone. Eigentlich dachten wir, dass es jetzt wieder zurück zum Camp geht. Doch bald merken wir, dass die Fahrt weiter geht und zwar auf der gleichen Strecke, die wir nachher auch noch fahren werden. Hamid macht keine Anstalten umzukehren und zeigt uns mit Freude immer wieder schöne Felsgebilde. Zweimal kreuzen wir ungewöhnlich breite Sandtrasses, wo laut Hamid die diesjährige Dakar Rally durchgegangen ist.
Nach ca. einer Stunde stoppen wir; die drei Herren aus Riad verabschieden sich von uns, sie fahren nun in Richtung Hauptstrasse und dann weiter nach Medina. Wir ergreifen die Gelegenheit und erklären Hamid, dass wir nun lieber zurück ins Camp wollen, da wir selbst bald weiterfahren möchten. So nehmen wir den Rückweg in Angriff. Hamid kennt die Wüste wie seine Hosentasche, weiss genau welcher Weg wohin führt. Wir haben schon lange die Orientierung verloren. Und er führt uns auch gerne seine Fahrkünste vor: zweimal müssen wir ihn bremsen, da er mit fast 80 km/h durch die Wüste brettert! An Hamid ist definitiv ein kleiner Rally-Pilot verloren gegangen ;-). Meist fährt er auf den zahlreich vorhandenen Wegen, teils leider auch mitten durch unberührtes Gelände. Bald geht die Reise in unserem Iveco weiter, einen Teil auf derselben Strecke wie mit Hamid, jedoch können wir uns nun etwas mehr Zeit nehmen zum Fotografieren und Bestaunen der schönen Felsformationen. Bald betreten wir neue Ufer, es geht über einen kleinen, wenig befahrenen Wüstenpass, wir kämpfen uns durch sehr weichen Sand, meistern aber alles mit Bravour, dank geländegängigem Auto und Stefans tollen Fahrkünsten.
Am frühen Nachmittag, während unsers Mittagessens neben wunderbaren Felstürmen, erwischt uns dann tatsächlich ein kurzes Gewitter! Dies kommt uns jedoch zu Gunsten, denn, wie wir vor einigen Tagen gelernt haben, ist der nasse Sand um einiges einfacher zu befahren.
Auch die weitere Fahrt durch die Wüste bringt uns zu spektakulär geformten Felsen bis wir uns auf einer Anhöhe mit fantastischer Aussicht über die Weiten der Wüste für die Nacht einrichten.
13.3.2023
Chicken Rock – Mahajah Mountain, Saudi-Arabien
Km: 20
Km Total: 30’920
Den ganzen Tag sind wir alleine unterwegs, umgeben von unzähligen Felsen die uns die ganze Fahrt kurzweilig erscheinen lassen. Gegen Mittag kommen wir bereits am nächsten Ziel an. Weit weg von jeder befestigten Strasse! Um überhaupt hierher zu gelangen braucht man eindeutig 4x4.
Der Felsenbogen, auch „Mahajah Mountain“ genannt, haut uns glatt vom Hocker! Der absolute Wahnsinn.
Aber dann das! Ein neuer, äusserst starker Zaun geht rings umher, das massive Tor ist abgeschlossen und wir sind anscheinend rausgesperrt. Wirklich schade. Wir umkreisen fast den gesamten Zaun im Iveco bevor wir in der Nähe des Zauns, mit einer super Aussicht auf den Bogen, parkieren.
Und plötzlich hören und sehen wir zwei andere Geländewagen innerhalb des Zauns! Wie zum Henker kommen die rein? Es sind vier Saudi Herren um die 50 Jahre alt. Sie entdecken uns und wollen uns gleich zum Kamelessen einladen, aber wir haben zum Glück bereits unser eigenes Essen auf dem Tisch.
Nun wollen wir aber auch hinein, aber natürlich zu Fuss! Wir trauen unseren Augen nicht! Das Tor, das vor zwei Stunden noch völlig intakt war, ist demontiert und liegt mitten am Boden!! Aber keine Autospuren! Wenige Meter nebenan sehen wir eine Stelle, wo der Zaun, anscheinend mit roher Gewalt, seit längerem durchtrennt wurde!
Hier sind die Männer reingefahren! Wir gehen auf Foto-Tour bevor wir uns zu den Herren setzen um ein Tee zu trinken. Diese Herren sind uns so oder so etwas suspekt und sind, wie wir bald merken, auch sehr religiös, denn der eine erklärt uns mal für 10 Minuten, warum der Islam die wahre Religion sei. Naja. Einer der Männer sei eine Koryphäe unter den Biologen in Saudi und kenne jede Pflanze. Sie wollen weiterziehen, aber wir sind nicht sicher, ob das ihr ursprünglicher Plan war. Denn Holz hatten sie bereits an der Feuerstelle deponiert und nun wieder eingepackt. Unsere Vermutung in diesem Krimi ist folgendermassen: Sie haben (wie auch wir) den bereits demolierten Zaun nicht gesehen, denn dieser ist wegen einem Hügel zuerst kaum sichtbar. Uns haben sie auch erst später entdeckt, und haben deshalb angefangen das Tor zu demontieren. Einer der Herren entdeckte dann den bereits defekten Zaun doch noch und sie fuhren dort hinein zum Bogen. Jetzt wollen sie vermutlich weiterziehen, denn sie erahnen, dass für uns klar ist, dass sie das Tor demontierten! Jetzt sind wir wieder alleine und wollen doch 100% sicher sein ob diese Herren es waren mit dem Tor, denn wir haben bei unserer Ankunft am Mittag schnell noch ein weiteres Fahrzeug gesehen. Aber die Schuhsohlen am Tor sowie an der Picknickstelle sind eindeutig. Die hochreligiösen älteren Herren sind kleine Verbrecher! Zum Teil haben gewisse Saudis eine Arroganz, und haben das Gefühl, dass Gesetze und Verbote für sie nicht zählen! Jetzt noch ein paar Worte zum Bogen. Für uns ist diese Laune der Natur das wohl spektakulärste, das wir auf dieser Reise sehen durften! Ein riesiger Felsenbogen mit zwei weiteren kleineren Bögen obendrauf sitzt direkt vor einem weiteren massiven zweiten Bogen und diversen anderen Felsen. Ein absolutes Highlight!
Nicht genug, denn auf der Rückseite hat es Jahrtausende alte Petroglyphen von Kamelen in Lebensgrösse! Diese Felsenmalereien sind unter anderem vermutlich ein Grund für den neuen Zaun. Wir können uns fast nicht satt sehen von den Bögen und Felsen und sind froh, dass wir einen kompletten Tag hier verbringen dürfen. Und dazu kommt, dass wir die allermeiste Zeit völlig alleine hier sind und sich keine Touristenmassen um die Sehenswürdigkeit tummeln! Dies hauptsächlich wegen der Lage, denn der Weg hierher ist sandig, steinig und wirklich mühsam und zeitraubend, und zudem muss man ihn zuerst einmal finden! Wir haben ihn dank Instagram von anderen Reisenden kennengelernt und mit Hilfe von Google Maps und Wikilog geortet :-). Bei Sonnenuntergang ist es doch der richtige Ort und Zeitpunkt um ein paar Chips und ein Malzgetränk zu geniessen ;-).
14.3.2023
Mahajah Mountain – Qarat Al Hayran, Saudi-Arabien
Km: 180
Km Total: 31’100
Beim Morgensonnenschein sehen wir uns den Mahajah Bogen noch einmal in neuem Licht an und sind wie gestern hell begeistert! Aber nun zurück auf die Hauptstrasse. Nach etwa drei Stunden mühsamer Fahrt erreichen wir nach etwa 200 km Wüstenfahrt der letzten Tage endlich wieder eine asphaltierte Fahrbahn.
Den Reifendruck müssen wir nach der Wüstentour auch wieder von 1.8 auf 4 Bar erhöhen. Dies teils mit unserem eingebauten Kompressor (auf knapp 3 Bar) und später an einer Tankstelle. Ja und übrigens scheint unser revidiertes Verteilergetriebe völlig in Ordnung zu sein. Seit Tagen wechseln wir sehr oft hin und her von Zweiradantrieb auf 4x4 oder müssen das Reduktionsgetriebe einlegen! Nach langer Fahrt ohne Tankstelle oder Restaurant nehmen wir um 17:00 endlich unser Mittagessen ein, neuer Rekord :-). Und jetzt wollen wir nicht mehr zu weit fahren und stellen uns eine Stunde später in der Nähe der Strasse, neben einer wunderbaren Steinformation, hin.
15.3.2023
Qarat Al Hayran – Rainbow Arch, Saudi-Arabien
Km: 130
Km Total: 31’230
Gerade als wir am Einschlafen sind, beginnt es heftig zu winden. Die Böen rütteln den Iveco kräftig durch und irgendwas prasselt auf den Iveco. Wir glauben zuerst, es sei Regen; doch dann realisieren wir, dass es Sand ist, der durch die Luft fliegt und den Iveco traktiert! Armer Kerl, hoffentlich kriegt der Motor nicht zu viel Sand ab… Zum Glück legt sich aber der Wind bald und wir können ruhig schlafen. Heute machen wir nochmals einen kurzen Abstecher in die Wüste, ein ganz spezieller Stein soll uns dort erwarten. Direkt von unserem Übernachtungsplatz nehmen wir die nächstbeste Sandpiste in die Wüste hinein; Hauptsache, die Richtung stimmt einigermassen :-). Auch diese Wüste ist wieder voller fantastischer, über Jahrtausende von Wind und Wetter geformten, Sandsteinformationen. Mit mehr oder weniger Fantasie entdeckt man in den Felsen auch immer wieder Tiere, Gesichter oder Gegenstände. Nicht immer sind Stefan und ich uns einig, wieviel Ähnlichkeit der Fels nun wirklich mit der entdeckten Form hat ;-). Auch schaffen es einige dieser Gebilde sogar auf Google Maps, so z.B. der „Baby Elephant Rock“.
Nach einer guten Stunde Fahrt in teils sehr weichem Sand, über Steinplatten oder Wellblechpisten, aber auch über sehr angenehmen Sandpisten, erreichen wir unseren Zielstein, den „Spilt Rock“. Und wir sind wirklich beeindruckt: ein unglaubliches Naturgebilde! Die Präzision dieses gespaltenen Steins ist wirklich erstaunlich! Man könnte auch in diesem Teil der Wüste etliche Tage mit dem Erkunden der wunderbaren Landschaften verbringen. Doch wir ziehen weiter, denn irgendwann müssen wir vorwärts kommen ;-). Aber auch die Fahrt auf der wenig befahrenen Hauptstrasse ist ein Genuss, denn auch diese führt, wie so oft, mitten durch die Wüste und ist gesäumt von verschiedensten Felsformationen.
So kommt es, dass sich auch unser Mittagsplatz direkt bei einem tollen Felsenbogen befindet. Und das Erstaunliche ist, dass wir auch diesen Platz für uns alleine haben. „Gestört“ werden wir nur von einem vorbeifahrenden, aus der Wüste kommenden Einheimischen, der uns kurz begrüsst und zum Kaffee einladen will. Natürlich lehnen wir ab, denn bei dieser Einladung handelt sich ja wohl eher um eine obligate Floskel als um ein ernsthaftes Angebot ;-).
Nicht weit von uns entfernt, entdecken wir plötzlich ca. 15 Geier, die sich auf den Felsen sonnen und ab und zu in den Himmel stechen. Sensationell, endlich sehen wir diese Tiere, den schon oft haben wir uns gefragt, ob es bei den vielen in der Wüste herumliegenden toten Kamelen, Schafen und Ziegen keine Aasfresser gibt. Auch haben wir in den hohen Felsen oft Spuren von grossen Vögeln entdeckt, jedoch nie irgendwelche gesehen! Und hier sind sie nun! Gegen Abend erreichen wir uns heutiges Ziel: den „Rainbow Arch“.
Kaum 5 km von der Hauptstrasse entfernt, leicht zugänglich und inmitten einer wunderschönen Felsenlandschaft, befindet sich dieses kolossale Naturspektakel. Ein ca. 100 Meter breiter und ca. 30 Meter hoher Felsenbogen. Den Rest des Abends haben wir den Platz fast für uns, unser Nachtlager richten wir auf der grossen Ebene auf, mit direkter Sicht auf den Bogen! Wie fast jeden Tag hier in Saudi-Arabien, haben wir einen 5-Sterne-Übernachtungsplatz ganz für uns alleine! Der Abend und die Nächte hier im nördlichen Teil von Saudi sind noch immer recht kühl, teils mit kaltem Wind, so dass wir uns bald nach Sonnenuntergang in den Camper verziehen. Tagsüber sind es dann jedoch angenehme 25°C.
16. – 18.3. 2023
Al Ula, Saudi Arabien
Km: 340
Km Total: 31’570
Eine knappe Stunde Fahrt vom Rainbow Arch und wir sind in Al Ula.
Al Ula, ein völlig unbekannter Name für die Allermeisten. In Wahrheit aber, ist es der Touristen-Hotspot Saudi-Arabiens (abgesehen vom Pilgertourismus)! Und dies nicht zu Unrecht! Nun ja, die Tourismusbranche hier lernt gerade mit Baby-Schritten laufen :-). Denn erst seit September 2019 ist das Land für Touristen geöffnet und dann kam Corona. Saudi-Arabien will den Tourismus massiv fördern und Al-Ula ist das Vorzeigeprojekt, wo Ideen und Konzepte umgesetzt werden. Hier wird alles für das Wohlbefinden der Touristen gemacht. Einige Beispiele zu diesem Thema.
- Auf den Touristenpfaden ist es extrem sauber und hat keinen Müll!
- Bei den Souvenirständen wird man überhaupt nicht belästigt und kann völlig in Ruhe alles anschauen (im übrigen Saudi auch so).
- An jeder Strassenkreuzung in der Altstadt stehen hilfsbereite Männer, die den Verkehr regeln und zu 100% sicherstellen, dass niemand verletzt wird.
- Überall schöne neue Schilder und alles ist herausgeputzt.
- Die Personen, die mit Touristen zu tun haben, können sehr gut Englisch.
- Vom Parkplatz in die Altstadt gibt es einen kostenlosen Golfwagen- / oder Selbstfahrende-Kleinbus-Shuttle-Service, wenn man die 200 Meter nicht laufen will.
- Ein moderner, englischer Radiosender „Radio Al Ula“
- Alles ist sehr gut organisiert!
Und man sieht auch einige Touristen hier. Unter anderem treffen wir zwei Osteuropäer, die für zwei Wochen für 40€ von Budapest nach Jeddah flogen und meinen, dass Saudi vermutlich die Flüge subventioniere, um den Tourismus in die Welt hinauszutragen. Für uns ist es hier auf jeden Fall eine spannende Erfahrung, nach den Wochen, in denen wir oft einsam unterwegs waren.
Die Umgebung von Al Ula ist spektakulär und die Natur fantastisch. Gelegen in einem riesigen Wadi (ausgetrocknetes Flussbett), der Talboden gesäumt von Palmen und auf allen Seiten 300 Meter hohe, rote Sandsteinfelsen machen es einzigartig.
Unser erster Tag in Al Ula. Wir hören im Radio von dem Kamelrennen aller Kamelrennen, das gerade stattfindet. Wir gehen ins Tourismus-Info-Zentrum und informieren uns. In Al Ula ist ja alles durchorganisiert, also beschaffen wir uns für die nächsten Tagen Tickets, für die Sachen, die wir besuchen wollen. Natürlich ist alles elektronisch und man bekommt die Tickets per Mail auf sein Handy, mit QR-Code, Infos und Google-Maps-Location. Heute geht’s also direkt ans 4-Tägige Kamelrenn-Event, das mit dem höchsten je dotierten Preisgeld Schlagzeilen macht. Irrwitzige 20 Millionen Franken!! Auch dies vermutlich um den Tourismus innerhalb der Golfstaaten zu fördern. Auch die Deutschen, die wir beim Besucherzentrum trafen, sind hier am Rennen. Nun ja, eigentlich nicht so spannend, wären da nicht die Fahnen bei der Rennbahn. Neben Fahnen der Golfstaaten oder auch der USA wehen die Deutsche und die Schweizer Flagge :-). Krasser Zufall oder haben sie diese anhand der ausgestellten Tickets gehisst?
Wir sind eher wegen des kulturellen Programms (Musik, Tanz, etc..) und dem Drumherum hier als wegen dem Rennen selbst. Aber der Kommentator schreit voller Hingabe die Namen der Kamele ins Mikrofon, als diese gegen das Ziel rennen. Alles in allem, abgesehen von den armen Kamelen, ein lustiger Event.
Der zweite Tag in Al Ula ist da und auf dem Programm steht die bekannteste Sehenswürdigkeit von Al Ula, wenn nicht sogar von ganz Saudi. Hegra war neben dem weltbekannten Petra in Jordanien, die zweitwichtigste und zweitgrösste Handelsstadt zur Zeit des Königreiches der Nabatäer vor 2100 Jahren (Link Wiki!).
Unglaublich aber wahr, heute zeugen 131 Felsengräber von dieser Zeit!
Hegra kann man leider seit wenigen Jahren nur mit einer durchorganisierten Tour besichtigen. Mit dem Reisebus fahren wir 20 Kilometer von Al Ula aus bis wir beim Besucherzentrum ankommen. Angeblich besteht ein Hop-on-hop-off Bussystem, das einem alle 10 Minuten von einer zur nächsten der vier Stationen fährt. Wir besuchen kurz das Museum beim Besucherzentrum und verpassen gleich den ersten Bus. Es herrscht Verwirrung bei den etlichen Angestellten, als wir den nächsten Bus nehmen wollen, den alle anderen Gäste sind auf den vorherigen Bus. Naja, wir werden von einem weiteren Bus mitgenommen (die einzigen Passagiere), treffen die anderen Touristen wieder und ziehen von Station zu Station. Leider ist das Ganze für uns viel zu stressig, denn bei jedem Stopp hat man kaum richtig Zeit die Gräber zu bestaunen. Vermutlich haben wir auch Stress da es die letzte Tour am Tag ist bevor nach 17:00 die speziellen Abend-Tours starten.
Auch ist alles enorm geregelt, wo man hinlaufen darf und wo nicht, und es stehen konstant diverse „Aufpasser“ überall, dass man ja nicht am falschen Ort hingeht. Schade ist ebenfalls, dass die Tour auf vier Stopps limitiert ist, denn das Gelände wäre massiv grösser und man könnte locker einen ganzen Tag hier verbringen! Trotzdem sicher ein unvergesslicher und wunderschöner Teil unserer Reise! Nun aber zurück mit dem Reisebus und sofort in den Camper rein.
Denn wir wollen zum berühmten „Elephant Rock“. Ein grosser Felsenbogen in der Form eines Elefanten. Auch dieser wurde „touristifiziert“ und es hat neben einem grossen Parkplatz auch diverse Cafés. Und es wimmelt von Touristen. Wirklich kurios für uns ist, dass es hier unzählige Touristen hat, und am „Rainbow Arch“, 40 km nördlich, der keineswegs weniger attraktiv ist, hat man die gesamte Gegend für sich alleine! Auf jeden Fall geniessen wir den Sonnenuntergang bei einem Kaffee auf einem der Sandgruben-Sofas :-).
Wir übernachten in der Nähe und am Morgen geht’s nochmals in die Nähe des „Elephant Rocks“, um weitere Felsen zu bestaunen. Am Nachmittag nehmen wir die Strecke zum Aussichtspunkt in Angriff. Die etwa 30 Kilometer asphaltierte gute Strasse hat’s in sich. Es ist so steil, dass wir mit etwa 10km/h im ersten Gang fahren müssen! Wir landen auf einem endlos erscheinenden Hochplateau 300 Meter oberhalb von Al Ula und geniessen eine phänomenale Aussicht über das schluchtenähnliche Gebiet um Al Ula.
Auch hier hat es für die Touristen eine brandneue, topmoderne Bar mit Restaurant. Wir sind froh, dass wir wieder heil im Tal unten angekommen sind. Denn auch zum Runterfahren mussten wir den ersten Gang einlegen und mit 10km/h runterkraxeln, um die Bremsen nicht zu überhitzen!
Der bereits sehr erlebnisreiche Tag ist noch nicht zu Ende, denn wir haben noch Tickets für eine weitere Sehenswürdigkeit. 10 km entfernt von Al Ula geht’s in ein Tal hinein. Dieses ist mit Sicherheitsbarrieren nur zugänglich, wenn man Tickets hat. Wir fahren hinein, es öffnet sich ein grosses flaches wunderschönes Wüstental und da steht es, das grösste Spiegelhaus der Welt. Wir sind fasziniert, wie sich die felsige Wüstenlandschaft in dem Koloss widerspiegelt.
Das Gebäude wird genutzt für Konzerte von Weltstars und für Ausstellungen. Obwohl wir nur ein Ticket (war übrigens gratis) für den Aussenbereich haben, fragen wir den Türsteher, ob wir nicht doch einen Blick hineinwerfen dürfen. Er lässt uns rein, und kaum drin, fragt uns der nächste, ob wir Tickets für die Andy Warhole Ausstellung haben! Wir schauen etwas traurig rein, sagen nein, er hat bedauern und lässt uns trotzdem sofort gratis in die Ausstellung :-). Am Ende dieser Top-Ausstellung werden wir gebeten, eine Umfrage auf dem Tablet auszufüllen und erhalten als Dank dafür prompt ein dickes Buch über diese Ausstellung. Auch hier wird alles für die Touristen getan. Im Übrigen ist in diesem abgesicherten Wüstental noch ein sehr dezentes Luxusresort angesiedelt wo die Nacht 2500 Franken kostet! Nun aber ab in die Altstadt. Wir parkieren neben einem Appenzeller LKW :-). In der Altstadt treffen wir die Familie mit zwei Kindern (10 & 13). Sie sind über Jahre hinweg immer wieder länger unterwegs. Wir plaudern gemütlich bevor wir dann in einer der schicken Kneipen etwas zu Abendessen.
Die Altstadt bestand bis vor ein paar Jahren aus nichts anderem als alten, zum Teil verfallenen Lehmhäusern. Heute ist ein Teil der Altstadt mit seinen Häusern renoviert, es entstanden Souvenirläden, Kunstausstellungen, hippe Kaffee-Häuser und edle Kneipen. Alles wurde in kürzester Zeit extrem auf Vordermann gebracht.
19.3.2023
Al Ula – Al Nashifah, Saudi-Arabien
Km: 180
Km Total: 31’750
Das Übliche muss erledigt werden. Wasser und Diesel tanken und einkaufen. Wir besuchen nochmals bei Tageslicht die schöne Altstadt bevor wir beim Pakistani etwas feines Essen gehen. Endlich fahren wir am Nachmittag los und parkieren kurz vor Sonnenuntergang abseits der Hauptstrasse unseren Wagen.
20.3.2023
Al Nashifah – Abu Rakah, Saudi-Arabien
Km: 50
Km Total: 31’800
Kurze Fahrt zu einem der wohl schönsten Steinpilzen :-).
21.3.2023
Abu Rakah – Wadi Disah, Saudi-Arabien
Km: 170
Km Total: 31’970
„Wann fängt eigentlich der Ramadan an?“ fragen wir uns plötzlich, als wir unterwegs sind und uns bereits auf das Mittagessen in einem Restaurant freuen. Sofort wird gegoogelt. Das Internet ist sich jedoch nicht ganz schlüssig, aber es muss heute oder in den nächsten zwei Tagen sein! Lassen wir uns mal überraschen :-).
Und wir haben Glück, das Restaurant hat noch geöffnet und wir können unseren Hunger stillen. Die erhaltene Portion Reis schaffen wir nur zur Hälfte. In den Restaurants sind die Portionen oft überdimensioniert und wir beobachten häufig, dass viel Essen zurückbleibt und vermutlich weggeworfen wird. Wir holen unser Tupperware, nehmen den restlichen Reis mit und kaufen auch gleich noch zwei Portionen des Gemüseeintopfs.
Dann noch kurz Einkäufe erledigen und an der Tankstelle das WC leeren. Weiter geht’s. Gemäss Google Maps ist unser heutiges Ziel, das Wadi Disah, von zwei Seiten erreichbar. Wir nehmen den nördlichen Eingang. Ein grosser Wegweiser in Richtung Dorf „Disah“, welches am anderen Ende des Wadis (Flussbett) liegt, ist an der Kreuzung angebracht; gleich danach zwei weitere grosse Schilder „Road closed“ und „Trucks forbidden“. Hmm, irgendwie komisch, was machen wir denn nun? Die Strasse ist ja nicht abgesperrt, also könnte man ja eigentlich trotzdem fahren, oder? Das machen wir natürlich und nach ca. 300 m erreichen wir einen kleinen Polizeiposten, wir rollen ganz langsam vorbei, geben den Polizisten Zeit uns aufzuhalten. Niemand reagiert, also fahren wir :-). Wir nehmen an, dass diese Schilder lediglich klarstellen, dass es sich hier nicht um eine herkömmliche Strasse handelt, wie man anhand des irreführenden Wegweisers annehmen könnte. Eine steile aber neu geteerte Strasse führt uns nun erst Mal knapp 1000! Höhenmeter weiter runter.
Wir schonen unsere Bremsen und tuckern ganz langsam den Berg hinab. Die Umgebung ändert sich schlagartig. Eben noch in der dunklen steinigen Landschaft auf dem Hochplateau, haben wir nun eine fantastische Aussicht auf die ausgedehnte rötliche Felslandschaft der tieferen Region!
Es kommen uns auch einige Autos entgegen, niemand reagiert auf unsere Anwesenheit auf der „gesperrten“ Strasse. Also kein Problem :-). Bald erreichen wir den Talboden und befinden uns in einem breiten trockenen Flussbett, umgeben von hohen und bizarr geformten Felswänden. Einfach toll! Die geteerte Strasse endet hier abrupt, weiter geht’s nur noch über Sandpisten. Wir fahren noch eine kurze Strecke und richten uns an einem wunderschönen Platz für die Nacht ein.
22.3.2023
Wadi Disah, Saudi-Arabien
Km: 20
Km Total: 31’990
Heute erkunden wir erst Mal das breite Flussbett, bevor es dann ins schmale Wadi Disah geht. Die zerfurchte Felslandschaft ist fantastisch! Wir sind aber nicht ganz alleine, denn immer wieder begegnen uns Kamele, teils mit ihren kleinen wolligen Sprösslingen. Wir fahren in den hinteren Teil der breiten Schlucht und enden schlussendlich in einer Sackgasse. Anscheinend befinden wir uns in einem riesigen Felsenkessel, dessen einziger Abfluss das berühmte Wadi Disah ist. Wir entdecken hier auch verschiedene wunderbare schmale Seitentäler und erkunden eines davon zu Fuss.
Auch hier kommen wir aus dem Staunen nicht heraus! Nun geht’s wieder zurück, bis wir auf halber Strecke ins Wadi Disah einbiegen. Kurz vorher sehen wir uns noch die Wasserstelle für die Kamele an, wo aus einem tiefen Brunnen Grundwasser hinaufgepumpt wird. Nun beginnt die fantastische Fahrt durch das schmale, mit Palmen gesäumte Flussbett, das von hohen rötlichen Felstürmen eingerahmt wird! Einfach nur grandios! Wir sind überrascht, dass es in der schmalen Schlucht vereinzelt sogar Wohnhäuser gibt, die natürlich an erhöhten Stellen gebaut wurden.
Da wir noch die letzten Sonnenstrahlen geniessen wollen, stoppen wir an einem traumhaften Platz, wo sich zu aller Schönheit hinzu auch noch Kamele herumtummeln. Gegen Abend zieht ein freundlicher Ziegenhirt mit seiner Herde vorbei und fragt nach Wasser. Wir füllen ihm seine Flasche ab, geben ihm ein Pack Biscuits dazu, wechseln ein paar Worte, dann steigt er auf seinen Eselchen und reitet seiner Herde hinterher.
23.3.2023
Wadi Disah – Shigry, Saudi-Arabien
Km: 150
Km Total: 32’140
Frühstück an einem der wohl schönsten Orte der bisherigen Reise. Gemütlich draussen neben Palmen und beeindruckenden Felswänden. Die Strecke wird erst jetzt richtig anspruchsvoll, und ab und zu ist es schwer zu sagen, wo der Weg überhaupt durchgeht. Und deshalb nehmen auch wir das ein oder andere Mal den falschen Pfad und müssen wenige Meter zurückfahren. Langsam wird uns klar, warum die Strecke für LKW’s verboten ist. Sie wären schlicht zu breit um durchzukommen. Teils geht’s zwischen schilfbewachsenen Flächen hindurch, wo man kaum mehr was zur Frontscheibe raus sieht. Auch durchs Wasser geht’s ab und zu, wir sind ja schliesslich auch in einem Wadi, einem eigentlichen Flussbett. Plötzlich stehen wir vor einem halben See. Geht der Weg wirklich hier durch? Effektiv, es ist der einzige Weg weiter. Wie tief ist es bloss? Was ist im Wasser? Hinter uns ist ein weiteres Fahrzeug. Das erste, das wir seit gestern Abend sehen. Die Einheimischen machen sich da weniger Sorgen, und es geht, nach dem Motto „da ist schon mal ein Fahrzeug gefahren, da kommen wir auch durch“, ohne zu zögern in die Pfütze rein! Na gut, wenn die das mit ihrem SUV können, schaffen wir es auch. Aufs Gaspedal und ins ungewisse Wasser und hinten wieder raus. Alles gut gegangen :-).
Später treffen wir die zwei Herren mit dem SUV wieder und sie laden uns zum Tee im Wadi ein. Da sie „Reisende“ sind, dürfen sie während dem Ramadan sogar Tee trinken. Der Ramadan ist anscheinend etwas flexibel :-). Am Ende des Wadis steht die Polizei, die prüft, dass niemand mit einem LKW, einem nicht-4x4 Fahrzeug oder einem Motorrad reinfährt. Wir sind durch und sind trotzdem wieder einmal froh ist alles gut gegangen :-). Alles in allem einfach phänomenal dieses Wadi!
Gegen Abend halten wir bei einer grossen Tankstelle an und besorgen uns etwas zu Essen „Take-Away“. Denn es ist ja Ramadan und essen dürfen die armen Leute erst nach Sonnenuntergang. Wir dürfen natürlich essen wann wir wollen :-). Übrigens sind diese grösseren Tankstellen immer ähnlich aufgebaut. Zapfsäulen, Laden, Restaurant, Werkstatt und natürlich eine Moschee mit den dazugehörigen Toiletten. Wenige Kilometer später finden wir ein Plätzchen in der Nähe der Strasse, wo wir uns hinter einem Hügel unsichtbar machen können und geniessen unser noch warmes Take-Away Essen.
24.3.2023
Shigry – Al Shiq, Saudi-Arabien
Km: 20
Km Total: 32’160
Wir sind nun in der Provinz Neom, im Nordwesten des Landes, wo sich das Epizentrum der visionären Bauprojekte des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (auch MBS genannt) befindet. Und trotz vieler skeptischer Stimmen ist die Realisierung der Projekte in vollem Gange! Wir sehen etliche Baustellen in der Wüste und auf der Hauptstrasse herrscht reger Lastwagenverkehr. Wo wir uns nun befinden, werden vielleicht in ein paar Jahren die Ausläufer der 170 km langen futuristischen Stadt „The Line“ stehen! Unglaublich! Wir sind jedenfalls sehr gespannt, wie es mit diesen Projekten weitergeht! Nach kurzer Fahrt auf der Hauptstrasse biegen wir ab, eine steinige Strasse führt uns in die Wüste, wo uns etwas, für diese Region, doch eher Sonderbares erwartet. Der sogenannte „Grand Canyon von Saudi-Arabien“! Und tatsächlich öffnet sich in der Ebene aus dem Nichts eine tiefe Schlucht! Ein faszinierendes Naturphänomen, allerdings finden wir den Titel „Grand Canyon“ dann doch etwas übertrieben ;-). Wir unternehmen eine kleine Wanderung zum Anfang der Schlucht, wo sich das Wasser bei Regen von der Ebene in die Schlucht stürzt. Kaum zu glauben, dass sich hier in dieser trockenen Wüstengegend eine solche Schlucht bilden konnte!
Unseren Schlafplatz richten wir etwas weg vom Rande der Schlucht ein, denn an der Kante entdecken wir bedrohliche Risse!
25.3.2023
Al Shiq – Tabuk, Saudi-Arabien
Km: 110
Km Total: 32’270
Nach dem Morgenessen unternehmen wir nochmals eine kurze Wanderung. Dieses Mal in die andere Richtung des Canyons, wo es immer wieder kleinere Nebenschluchten und Wassereinläufe gibt. Leider ist die Sicht wegen des Dunstes sehr eingeschränkt. Weiter geht’s dann in Richtung Tabuk.
Heute steht wieder Mal ein Stadtbesuch an, dies jedoch mehr aus Notwendigkeit denn aus Lust: unsere Wäsche muss erledigt werden. Unglücklicherweise haben wir nicht realisiert, dass heute Sonntag ist und wir stehen erst Mal vor geschlossenen Türen! Die Stadt hat für uns eigentlich nicht viel Sehenswertes zu bieten, für Muslime jedoch ist sie eine wichtige Pilgerstätte. Der Prophet Mohamed soll die Stadt besucht haben, sie wird häufig in den Hadiths (Berichte über das Handeln und Denken von Mohammed) erwähnt, und in der kleinen Moschee At Twaba, wurde dem Propheten das neunte Kapitel des Korans offenbart. Wir besuchen den Souk (Einkaufs-/Marktviertel), wo jedoch nicht viel los ist, weil Sonntag. Uns fallen jedoch die vielen Süssholzhändler auf, die kleine Ästchen an die Passanten verkaufen. Vermutlich ist dieses Kauholz während des Ramadan besonders beliebt, denn es lenkt vielleicht etwas vom Hunger, Durst oder Nikotinmangel ab. An der kleinen Moschee erkennen wir nichts Besonderes, wir sind eher erstaunt, dass dieses bedeutende Gotteshaus doch etwas renovationsbedürftig aussieht. Die Nacht verbringen wir ungestört und ruhig auf dem Parkplatz eines riesigen Parks. Einzig das Volleyballteam, dass um 21.00 Uhr in der Nähe von uns ein Netz aufstellt und ihr Training beginnt, ist etwas sonderbar :-).
26.3.2023
Tabuk, Saudi-Arabien
Km: 50
Km Total: 32’320
Wir geben unsere Wäsche ab und können sie zu unserem Unmut erst morgen wieder abholen. Also verweilen wir nochmals einen Tag in der Stadt. Wir statten der Post einen Besuch ab, um unsere Postkarten zu verschicken. Doch wir trauen unseren Ohren nicht: das Porto kostet horrende Fr. 12.- pro Postkarte! Das geht uns gegen den Strich und wir verschieben das Verschicken aufs nächste Land. Den Rest des Tages verbringen wir mit Einkäufe erledigen und Berichte schreiben.
27.3.2023
Tabuk – Bajdha, Hisma Wüste, Saudi-Arabien
Km: 90
Km Total: 32’410
Wir gehen also gegen 14:00 Uhr wie abgemacht zur Wäscherei. Der nette Kerl aus Bangladesch meint, der Teil der Wäsche, den wir nicht trocknen lassen wollten, habe etwas komisch gerochen und er habe sie heute nochmals gewaschen. Fünf Minuten später ist sie fertig, wir packen alles zusammen, bezahlen 30 Franken(!) und ziehen los. Unsere Befürchtung ist vermutlich wahr. Sie haben die Wäsche, die wir nicht im Tumbler haben wollten, noch gestern anstelle heute gewaschen und stundenlang nass liegen lassen. Sie riecht trotz Nachwaschen furchtbar! Wir müssen unsere Tonne nehmen und sie nochmals waschen! In der Nähe vom Dorf Bajdha biegen wir in die Hisma Wüste ein, stellen uns neben die ersten wunderbaren Felsformationen und hängen die inzwischen gewaschene Wäsche in die Abendsonne.
Aber was sehen wir denn da? Ein Hund! Hier in der Wüste! Natürlich halb ausgehungert! Wir geben ihm etwas Brot, aber näher als 20 Meter kommen wir nicht an ihn heran, zu gross ist die Angst, die er vor der Spezies Mensch hat! Kaum lag das Brot am Boden, kommen mehr Hunde aus allen Ecken! Fünf abgemagerte Vierbeiner! Alle äusserst ängstlich! Bitter! Naja, man erlebt auch viel Trauriges auf so einer Reise!
28.3. – 1.4.2023
Hisma Wüste
Km: 160
Km Total: 32’570
Bevor wir den Platz verlassen, kochen wir den armen Hunden etwas. Eine volle Reis-Mais-Erbsen Pfanne! Wohl nicht ihr Lieblingsessen, aber sie fressen es! Ein deutsches älteres Paar, ebenfalls mit einem Iveco, hält bei uns an und wir plaudern ein bisschen.
Nun aber definitiv ab in die Wüste! Die Bilder sprechen für sich! Einzigartige 6 Tage verbringen wir hier. Konstant werden wir von der einmaligen Natur überrascht. Hinter jedem Hügel, hinter jeder Ecke verbirgt sich eine herrliche Landschaft. Zwischendurch Kamele und ganz selten mal ein Auto!
Nimm dir Zeit für die vielen wunderschönen Bilder in der folgenden Slideshow :-)
Jede Nacht haben wir einen einzigartigen Schlafplatz für uns alleine. Jeden Morgen sind wir überwältigt von der Felsenlandschaft um uns herum!
Oft gehen wir am Morgen eine Runde laufen und klettern in den Felsen um uns herum bevor wir losfahren. Leider können wir nicht immer draussen frühstücken, da es schlicht zu kalt ist. Teilweise fällt das Quecksilber auf 5°C in der Nacht und noch am Tag bei Sonnenschein tragen wir einen Pulli wegen des kalten Windes.
Eines der Highlights in dieser Wüste ist sicher der gigantische Felsenbogen! Zu Fuss geht’s steil hinauf bis wir direkt davorstehen. Wie Zwerge fühlen wir uns, umgeben von einem immensen halbrunden Loch in einem riesen Felsen. Spektakulär!
Einzigartig ist auch eine der Schluchten. Zwischen zwei riesigen Felsen fahren wir mit dem Auto die äusserst schmale Schlucht 200 m hinein. Jetzt weiter zu Fuss und auf einmal öffnet sich die Schlucht und es geht noch weiter. Wir quetschen uns gerade so durch bis wir fast stecken bleiben :-)!
Neben Schluchten, Felsenbögen, Steinpilzen, rotem Sand und einzigartigen Felsformationen in der Wüste sind einfach auch die Täler mit den endlos scheinenden Felstürmen ein Spektakel sondergleichen.
Die Pisten die wir fahren sind nicht immer einfach, aber mit 1.5 Bar in den Reifen (anstelle 4), Allrad und Sperre kommen wir erstaunlicherweise fast überall durch und müssen nur wenige Male wieder rückwärts runter.
Die meiste Zeit navigieren wir schlicht und einfach mit Satellitenbildern, sind aber immer wieder erstaunt wie viele Pfade und Wege in der Wüste kreuz und quer gehen. Vielleicht fragt ihr euch: „Was machen die beiden, wenn das Auto in der Wüste kaputtgeht?“. Und ja, jeden Tag fragen wir uns, ob wir lebendig aus der Wüste rauskommen! Nein, Spass beiseite :-)! Ihr könnt uns glauben, bei einem 24-jährigen Fahrzeug mit 300'000 km und einem geflickten Verteilergetriebe, das konstant stark belastet wird, ist dieser Gedanke omnipräsent. Nun, wir sind in einem überschaubaren Teil der Wüste, nie weiter als 40km weg von einer Hauptstrasse, man könnte also laufen :-). Zudem sieht man doch jeden Tag irgendwo ein Auto. Zweimal am Abend fährt sogar ein Landcruiser extra zu uns, um zu fragen, ob alles gut sei :-). Und wir haben immer für viele Tage Wasser und Essen bei uns. Also ein ernsthaftes Risiko gehen wir nie ein.
Die Hisma Wüste. Ein weiteres Highlight in diesem immer wieder überraschenden Land!
2.4.2023
Hisma Wüste – Alaqan, Saudi-Arabien
Km: 70
Km Total: 32’640
Wir verlassen die Einsamkeit und sehen schon bald die ersten LKW’s als winzige Würfelchen über die Hauptstrasse donnern. Und da ist der Teer. Unglaublich ruhig fühlt es sich an :-). Wir steuern die nächste Tankstelle an, die nur 7 km entfernt ist. Mit 1.5 Bar Druck tuckern wir mit nur 25 km/h los, damit die platten Reifen nicht überhitzen. Die Landschaft ist entlang dieser Verkehrsachse nicht viel weniger spektakulär. An der Tankstelle pumpen wir die Reifen auf und kaufen Proviant für die nächsten Tage ein.
Wir biegen gleich wieder ab von der Hauptverkehrsachse auf eine kleinere Strasse und machen einen kleinen Abstecher zu einem weiteren eher unspektakulären Felsenbogen abseits der Teerstrasse.
3.4.2023
Alaqan – Haql, Saudi-Arabien
Km: 120
Km Total: 32’760
Heute geht’s ans rote Meer. Durch eine schöne Berglandschaft und über einen kleinen Pass fahren wir in Richtung Grenzstädtchen Haql, und auf einmal taucht das rote Meer weit unten auf. Nicht weit davon beginnen neue Berge am Horizont; das müsste Ägypten sein.
Wie viele dieser Städtchen ist auch Haql nichts Besonderes, erfüllt aber seinen Zweck für uns :-). Einkaufen und Wasser tanken. Für die Nacht fahren wir 10 km Richtung Süden an den Strand.
4.4.2023
Haql, Saudi-Arabien
Km: 30
Km Total: 32’790
Heutiger Plan: Am Strand Berichte schreiben. Doch es kommt alles komplett anders! Aus dem Nichts sehen wir über dem Meer einen Dunst und gleichzeitig liegt ein leicht beissender, undefinierbarer Geruch in der Luft. Es kommt uns vor, als wäre in einer Chemiefabrik ein Unfall passiert! Nach einigen Minuten entscheiden wir uns abzuhauen! Vielleicht ist etwas Ernstes passiert und wir atmen gerade irgendeinen Chemie-Cocktail ein! In rekordverdächtigen 5 Minuten ist alles bereit und wir fahren zurück in Richtung Haql. Kaum auf der Teerstrasse, etwas oberhalb des Meeres, ist die Luft bereits wieder einigermassen normal! Trotzdem wollen wir in die Berge flüchten. Bei der Kreuzung, die in die Berge führt, sehen wir einen Iveco wie unseren, mit deutschen Kennzeichen. Natürlich halten wir an und plaudern etwas mit den beiden Pensionären. Sie sind mit einer geführten Wohnmobil-Gruppe mit etwa sechs Gleichgesinnten unterwegs. Wir verabschieden uns bald und fahren los. Aber was soll denn das? Kaum zu glauben! Der Reifen vorne links ist platt! Aus dem Nichts! Na dann, Reifenwechseln! Den defekten Reifen können wir gleich zur Tankstelle und der dortigen Werkstatt rollen! Praktisch. Es ist 11:00 Uhr, der Laden ist geschlossen, Ramadan-Öffnungszeiten! Wir fahren auch den Iveco zur Tankstelle, stellen uns im Schatten hin und warten und warten! Gegen 13:30 fragen wir mal den Tankwart wann die Werkstatt öffne und er meint: 16:00 Uhr! Aber die untere Werkstatt sei offen. Also Reifen aufladen und 100 Meter weiterfahren. Aber auch diese soll erst um 16:00 Uhr aufmachen. Wir nutzen die Zeit für unsere Homepage und das Organisieren des Grenzübertritts nach Jordanien. Endlich, gegen 16:30 Uhr öffnet die Werkstatt. Jetzt geht aber alles äusserst speditiv! Reifen geben, Schlauch raus, Leck suchen, überlegen, neuer Schlauch aus dem Regal nehmen, alles wieder zusammenbauen und Rad anschrauben! In gut 30 Minuten ist alles erledigt! Der junge Mann scheint etwas erschöpft, und wieder einmal mehr fragen wir uns über den Sinn vom Ramadan. Wie würden wir bloss aussehen, abends um 5 Uhr wenn wir seit 6 Uhr morgens nichts mehr gegessen oder getrunken hätten! Er will für alles nur 17 Franken! Inklusive Schlauch! Unglaublich wie tief die Löhne sein müssen in Saudi! Wir geben ihm natürlich ein Trinkgeld und er nimmt die 20 Franken gerne. Auch zwei kleine Flaschen Wasser (die wir vor wenigen Tagen selber geschenkt bekamen) nimmt er gerne an!
Da es bereits Abend ist, warten wir auf den Sonnenuntergang (Ramadan) und können endlich in ein indisches Restaurant etwas Essen gehen. Auch hier sind die Preise für uns unreal. Leckeres vegetarisches Essen und zwei Getränke für sechs Franken! Wir fahren wieder zurück an den Strand von dem uns am Morgen der beissende Geruch verjagt hat.
5.4.2023
Haql, Saudi-Arabien
Der heutige Tag ist dem Berichteschreiben und Fotos sortieren gewidmet. Bevor wir ins nächste Land einreisen, wollen wir unsere Homepage aktuell haben. Wir sind nicht ganz alleine in der kleinen Bucht, neben uns versucht ein Fischer im glasklaren Wasser sein Glück. Irgendwann kommen wir mit ihm ins Gespräch, müssen dann wegen den lästigen Fliegen alle in den Camper flüchten und zwei Stunden später wissen wir schon allerhand über den Mann namens Ali und er über uns. Beim Abschied kündigt er an, dass er um ca. 20-21.00 Uhr nochmals vorbeikommen werde. Ob das für uns ok sei? Und tatsächlich, um 21.00 Uhr klopft Ali nochmals an unseren Camper, mit einer kleinen Tasche dabei, die er uns als Geschenk übergibt. Darin sind zwei Schachteln. Wir erwarten vieles, aber nicht das: Stefan öffnet die Schachtel und zum Vorschein kommt ein Set bestehend aus einer Uhr, Manschettenknöpfen, Schlüsselanhänger und Kugelschreiber! Meine Schachtel enthält eine Kette, Fingerring und Ohrenstecker. Wir sind sprachlos über diese sehr grosszügigen Geschenke! Wir verbringen nochmals zwei gemütliche und interessante Stunden mit Ali, der seit 13 Jahren beim militärischen Grenzschutz tätig ist. Wir sind sehr erstaunt, wie gut er die Schweiz und Europa allgemein kennt. Er zählt uns zig touristische Orte auf, z.B. Interlaken und Gstaad, welche er aus dem Internet oder von Erzählungen und Bildern seines Freundes, der eine Europareise gemacht hat, kennt.
6.4.2023
Haql – Georgios G Shipwreck, Saudi-Arabien
Km: 40
Km Total: 32’830
Es zieht uns doch noch gegen Süden anstelle Norden, denn wir sind nur 30 Km entfernt von einem bekannten Schiffswrack. Und da sind wir und sehen das Wrack. Naja, es ist sehenswert, aber nicht so spektakulär wie es vermarktet wird. Dafür ist die Gegend sehr schön und es hat sich gelohnt. Wir wissen auch, dass der Wind kommen sollte, und ich (Stefan) habe die glorreiche Idee den Kite hervor zunehmen. Maryse ist skeptisch ob es sich lohnt, und hat, wie wir später erfahren, vollkommen Recht! Dürfen wir hier Kiten? Denn Ägypten ist nur 15 Km entfernt! Die Border Patrol fährt vorbei und wir fragen sie. Völlig verwirrt rufen sie ihren Vorgesetzten, Jabreen, an! Dieser kommt vorbei, sieht sich ein Kite-Video an und sagt es sei verboten, da wir zu nahe an Ägypten seien. Wir haben es lustig, er sieht sich unsere Instagram Posts an und willigt schlussendlich trotzdem ein. Wir haben eine Stunde Zeit zum Kiten! Aber der Wind? Er ist schwach. Ich will es trotzdem probieren, wir bereiten in Windeseile alles vor und ich steige ins Wasser. Jetzt bricht der Wind ein und ich muss mit dem Kite im Wasser zurückschwimmen. Ein kleines Desaster.
Gegen 17:00 Uhr probiere ich es nochmals, wieder gibt uns die Border Patrol eine Stunde, aber auch dies geht schief wegen zu wenig Wind, und dummerweise sieht uns noch der Boss der hiesigen Border Patrol Gruppe! Jetzt gibt’s Ärger. Jabreen, der uns das OK gab und sich über unsere Instagram-Posts amüsierte, meint, ich müsse mit auf den Polizeiposten kommen! Ich schaue ihn an und Frage „Big Problem?“, er lacht und meint „small problem“! Maryse bleibt beim Iveco, die Sonne ist inzwischen untergegangen und ich fahre mit dem fröhlichen Jabreen und seinem verbeulten, alten, scheppernden Landcruiser, mit halsbrecherischen 120km/h zum naheliegenden Posten.
Zum Glück lebe ich noch. Ach ja, und nebenbei schreibt er mit Google Translate auf sein Handy: „Sag meinem Boss nicht, dass ich es dir erlaubt habe zu Kiten :-)“. Als erstes bekomme ich auf dem Posten keinen Ärger, sondern eine Suppe und etwas zu trinken, da gerade alle am Essen sind. 9 Grenzpolizisten und keiner kann Englisch. Und ab ins Büro zu Jabreen. Er füllt einen Zettel auf Arabisch aus, mit Passnummer, Name etc.. und ich muss mit Name und Fingerabdruck unterzeichnen! Auf dem Zettel steht anscheinend, dass ich verspreche das Kiten nicht mehr zu tun, und falls doch, ich dann mehr Ärger bekomme. Und zurück zum Camper, etwas Essen, Kite-Material versorgen und endlich etwas Ruhe geniessen.
7.4.2023
Georgios G Shipwreck – Haql, Saudi-Arabien
Km: 70
Km Total: 32’900
Da wir am Strand sind und es richtig warm ist, wollen wir ins Meer baden gehen. Wir setzen die Schwimmbrille auf und basteln mit einem Stück Schlauch und dem Kite-Surf-Hut einen Schnorchel :-). Und tatsächlich, es funktioniert einigermassen und wir beobachten ein paar Fische und wenige, lebendige Korallen.
Am Abend geht’s zurück nach Haql, denn morgen wollen wir nach Jordanien einreisen.
8.4.2023
Haql, Saudi-Arabien – South Beach, Aqaba, Jordanien
Km: 50
Km Total: 32’950
Die Nacht auf dem Aussichtspunkt war nicht sehr angenehm; viel zu warm im Camper! Wir stehen deshalb etwas übernächtigt auf und sind nicht gerade bester Laune. Keine gute Voraussetzung für einen Grenzübertritt, wo meist gute Nerven gefragt sind ;-). Ja, heute ist es tatsächlich soweit! Nach knapp drei Monaten nehmen wir Abschied von dem uns so überraschenden und faszinierenden Saudi-Arabien. Wir halten kurz bei einem Supermarkt an und unsere Nerven werden sogleich auf Probe gestellt! Eine junge Frau fährt mit ihrem Auto blind aus dem Parkfeld und kracht bei uns in die linke hintere Seite! Wir steigen aus, gleich kommen zwei Männer dazu, die den Vorfall beobachtet haben. Beim Iveco ist zum Glück nicht viel zu sehen, im Gegensatz zum Auto der Frau, das eine starke Delle davonträgt! Auch die zwei Männer finden, dass unser Schaden an dem alten Auto ja nicht schlimm sei und helfen der Frau aus dem Parkfeld zu fahren. Die Frau steigt übrigens während der ganzen Schadensbegutachtung nicht aus dem Auto, was wir doch ziemlich eigenartig finden… Beim Wegfahren ruft sind uns dann doch noch lächelnd „I’m sorry“ zu! Aha, so läuft das also in Saudi! Sie meinen es ja nicht böse, aber etwas irritiert von diesem Unfallhergang sind wir ja schon :-). Bevor wir ausreisen, wollen wir noch unseren Dieseltank füllen und da es an den Tankstellen nicht möglich ist mit Karte zu bezahlen, klappern wir die halbe Stadt erfolglos nach Bankomaten ab, die unsere Karten akzeptieren. Wir sind genervt, aber es kommt noch besser! Gerade verlassen wir im Rückwärtsgang ein Parkfeld, als es im Auto einen dumpfen Knall gibt! Stefan kann für einen kurzen Moment das Auto nicht mehr stoppen! Die Kupplung ist ausgehängt und liegt lose am Anschlag! Das darf jetzt aber nicht wahr sein! Da wir halb auf der Strasse mit eingeschalteten Warnblinkern stehen, hält natürlich sofort jemand an und bietet seine Hilfe an. Wir können zum Glück den Rückwärtsgang rausnehmen und den Wagen zurück auf den Parkplatz schieben. Der freundliche Mann namens Ahmed teilt uns mit, dass die Werkstätten erst um 17.00 Uhr öffnen, da heute Sonntag ist. Wir sind erstaunt, dass diese am Sonntag überhaupt öffnen, eigentlich haben wir bereits damit gerechnet, noch eine Nacht in der Stadt bleiben zu müssen. Zufälligerweise ist Ahmed Besitzer eines Hotels und er bietet uns ohne zu zögern an, dass wir dort warten können. Da es erst 11.00 Uhr ist, der Camper an der prallen Sonne steht und die Temperaturen bereits jetzt um die 30 Grad sind, nehmen wir sein Angebot dankbar an. Im nur fünf Minuten entfernten Hotel stellt er uns dann sogar ein klimatisiertes Zimmer zur Verfügung! Wieder mal ein Erlebnis, dass die vorbehaltlose Hilfsbereitschaft der Saudis und der Muslime im Allgemeinen demonstriert! Wir nutzen die Zeit um Berichte zu schreiben und machen uns nach 16.00 Uhr auf den Weg zurück zum Auto. Die Werkstatt, die uns Ahmed vorher gezeigt hat, ist zu Fuss nur 5 Minuten entfernt vom Auto. Der Mechaniker kommt eben vom Gebet und wir erklären ihm unser Problem. Umgehend fahren wir mit seinem Auto zum Iveco, er schaut sich die Sache kurz an und sofort ist der Fall klar: das Kupplungskabel ist nicht gerissen, sondern nur ausgehängt. Da wir gut ausgerüstet sind mit Werkzeug, beginnt er sogleich mit der Reparatur. Einmal fährt er kurz zurück in die Werkstatt, um etwas zu holen (was wir eigentlich auch gehabt hätten ;-). Nach rund 10 Minuten ist das Kabel wieder an der Kupplung befestigt und wir können weiterfahren! Das nennt man speditives Arbeiten! Wir drücken ihm 30 Rial (ca. Fr. 8.-) in die Hand, er nimmt es dankbar an und rauscht in seinem Auto davon. Da dieser Zwischenfall nun doch schneller behoben ist als gedacht, können wir den Grenzübertritt doch noch in Angriff nehmen. Die weitere Suche nach einem Bankomaten lassen wir sein und probieren bei der nächsten Tankstelle mit Dollar zu bezahlen. Zu unserer Überraschung willigt der Tankwart ohne zu zögern ein und wir fahren vollgetankt (gut 200 Liter) zur nur 10 km entfernten Grenze. Auch hier geht zum Glück alles sehr speditiv. Für die Ausreise bei den Saudis müssen wir nicht mal aussteigen. Auch auf jordanischer Seite verläuft alles einigermassen organisiert: Pässe stempeln (Visa on arrival!), Autoversicherung abschliessen und Zolldokumente abfertigen. Innert einer Stunde haben wir den Grenzübertritt hinter uns. Nach kurzer Fahrt treffen wir südlich der Hafenstadt Aqaba auf die ersten Hotelkomplexe und Restaurants, wo wir uns erst Mal etwas zu Essen gönnen. Irgendwie kommt es uns schon sehr komisch vor, als wir in das mit Touristen gefüllte Restaurant eintreten. Das ist schon ein heftiger Wechsel und wir fühlen uns erst Mal ein bisschen fehl am Platz ;-). Wir übernachten auf einem ruhigen Strandparkplatz.
.Ende