28.5.2021

Wien, AT – Bratislava, SK

Km: 130

Km Total: 1460Km

Zum Glück verliessen wir den runtergekommenen Camping in Wien!! Auf dem Weg gegen Osten wurde uns die Energiewende vorgeführt. Nach einem grossen Areal mit einer Raffinerie zog sich die Autobahn an dutzenden riesigen Windrädern vorbei.

Voller Aufregung und Spannung erspähten wir den Zoll! Was wird geschehen? Quarantäne? Reichen unsere Gurgel-Corona-Tests? Werden wir durchsucht? Fragen sie nach der obligatorischen Voranmeldung die wir nicht haben? Dann, die verdächtige Ähnlichkeit mit dem Grenzübergang Schweiz – Österreich! Gähnende Leere am Zoll! Vermutlich waren alle Zöllner gleichzeitig beim Mittagessen :-).

Nach zwei Kilometer in der Slowakei hielten wir an einer Raststätte an um Mittag zu essen und uns wurde sogleich eine vermutlich gestohlene originalverpackte Bohrmaschine und ein AK47 Messer angeboten, die wir beide dankend ablehnten :-).

Auf unserem 12-jährigen iPad1 schlummert seit der letzten Reise vor zehn Jahren eine Navi-Software für Osteuropa, welche nun endlich zum Zuge kommt! Locker fanden wir den Camping von Bratislava. Auf dem fast leeren gemütlichen Camping durften wir zum ersten Mal unsere Campingstühle auf der Wiese aufstellen und an der warmen Sonne ein Bier geniessen. 

 

29.5.  3.6.2021

Bratislava, SK

Km: 50

Km Total: 1510

Dank Corona und Vorsaison waren wir auf unserem Campingplatz in Bratislava bis auf drei Tage die einzigen Gäste. Nach dem vollen Platz in Wien hatten wir jedoch nichts gegen ein bisschen „Einsamkeit“... :-). Der Campingplatz gehört zu einer Art Ferienanlage mit einigen Bungalows und liegt etwas ausserhalb der Stadt an einem See. Rund um den See werden verschiedene Freizeitaktivitäten angeboten. Die Hauptattraktion ist sicherlich der Wakeboardlift, dann gibt es das übliche Angebot wie SUP, Pedalos oder Kajaks mieten. 

Wer es gerne nackig hat, kann sich am Nudistenstrand räkeln. Wir paddelten mit unseren gemieteten SUPs auf dem See herum und staunten nicht schlecht, als uns sogar ein „füdliblutter“ SUPler entgegen kam :-). Von unseren sechs verbrachten Tagen in Bratislava nutzen wir drei Tage um die Stadt zu erkunden. Mit der Strassenbahn waren wir vom Campingplatz in 20 Minuten im Zentrum. Dank Corona konnten wir die Stadt ohne die grossen Touristenaufläufe erkunden. 


Weder die Donauschiffreisenden noch die Chinesen-Gruppen waren anwesend. Die Stadt war quasi leer :-). Auf einem Hügel thront das Wahrzeichen der Stadt, die Pressburg. Nach einem verheerenden Grossbrand der Burg im Jahr 1811 wurde sie nach dem zweiten Weltkrieg rekonstruiert.

Seit kurzem ist auch der ursprüngliche Barockgarten wiederhergestellt. Die Burg beherbergt heute ein historisches Museum sowie Räume für Sonderausstellungen. Aktuell war eine Ausstellung über das slowakische Theaterschaffen sowie eine Inka-Gold Ausstellung zu Gast. Der Aufstieg zur Burg lohnt sich aber auch wegen der super Aussicht über die Stadt. Auf dem Rundgang durch die charmante Altstadt besichtigten wir verschiedene historische Gebäude wie den Martinsdom, den Hauptplatz mit dem alten Rathaus etc. Alles in allem gefiel uns Bratislava sehr gut. Die Atmosphäre in der Altstadt, mit vielen gemütlichen kleinen Restaurants und Bars, ist sehr entspannt und angenehm.


Auch sonst ist Bratislava eine bescheidene, kleine aber feine Hauptstadt, der Kern sehr sauber und ansprechend. Auch sehr auffällig ist, dass sich fast sämtliche Bekleidungsgeschäfte der grossen Ketten wie z.B. H&M oder Zara in grossen Shopping-Centern ausserhalb des Stadtzentrums befinden. Im Stadtkern findet man hauptsächlich Restaurants, Lebensmittelläden oder sonstige kleinere Läden. Zudem gibt es in der Stadt keine Luxusläden wie Gucci, Prada etc., wie man es z.B. in Wien im Überfluss sieht. Auch dies irgendwie angenehm. Wir versuchten natürlich das eine oder andere Restaurant aus, waren jedoch nicht von allen ganz so überzeugt… Wir assen uns vom traditionellen Schweinebraten mit Sauerkraut und Knödel, von Gulasch und Nockerl (Spätzli) mit Schafskäse bis hin zu asiatischen Gerichten durch. Natürlich kosteten wir auch die köstlichen traditionsreichen Biere der Slowakei sowie auch die trendigeren Craftbiere. Besonders gefallen hat uns ein bekanntes Brauereirestaurant, wo man in einer riesigen Halle sitzt, im Hintergrund die grossen Biersilos. Die übrigen Tage verbrachten wir unter anderem mit dem Organisieren des neuen Starters für den Iveco, dem Kauf einer slowakischen SIM Karte, mit Wäsche waschen, Erledigung von Administration etc. Da wir im Internet keine offizielle Iveco Garage fanden, versuchten wir unser Glück bei einer VW/Skoda/Porsche Garage. Dort wurden wir wie erwartet weitergeschickt und wir entdeckten 5 Minuten später den blauen Iveco Schriftzug. Leider wurden wir auch dort weitergeschickt, da dort keine Reparaturen durchgeführt wurden. Etwas ausserhalb der Stadt waren wir dann endlich in der richtigen Garage.

Es wurde dann kurz gecheckt, ob die Schwierigkeiten wirklich am Starter lagen. Nachdem dies klar war, erfuhren wir vom Werkstattchef, dass sie keinen Starter für unseren alten Iveco an Lager hatten. Sie müssten ihn aus Turin bestellen, was ca. drei Tage dauern würde. Nach kurzem Zögern gingen wir auf Nummer sicher und entschieden wir uns für die Bestellung. Der Starter sollte also voraussichtlich am Freitag ankommen.

 


 

4.6.2021

Bratislava – Bibersburg, SK

Km: 80

Km Total: 1590

Nach sechs interessanten Tagen im gemütlichen Bratislava war die Zeit gekommen um weiter zu ziehen. So dachten wir jedenfalls. Am Vormittag schauten wir wiedermal bei der Iveco-Garage vorbei und unsere Befürchtungen waren richtig. Der ersehnte Starter aus Turin war nicht angekommen! Also entschlossen wir uns kurzerhand trotzdem loszuziehen und am Montag zurückzukommen.

Einkäufe tätigen und etwas Mittagessen. Unsere dürftigen Slowakisch-Kenntnisse kommen in Restaurants verdächtig schnell an die Grenzen, trotzdem versuchten wir im Selbstbedienungsrestaurant auf Slowakisch zu bestellen. Wir haben einfach „Nemo & Dory“ und ein weiteres Menu bestellt. Die Verkäuferin erklärte uns freundlich, dass dies Kindermenus seien. Kaum zu denken bei dem Titel :-).   

Und nun los in die Weinregion der kleinen Karpaten. Etwa 40 km nördlich von Bratislava landeten wir dank dem Reiseführer im kleinen schmucken Weinbaustädtchen Sväty Jur, das bereits 700 Jahre Weinbautradition hinter sich hat.

Die Hauptgasse im Städtchen ist gesäumt von Weinbauhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Leider hatten wir in Bratislava schon alle Lebensmittel eingekauft, denn wir landeten kurzerhand in einem wunderbaren kleinen Spezialitätenladen mit vielen regionalen und z.T. Bio Lebensmitteln. Sogar Appenzeller und Greyerzer aus der Schweiz waren in der Theke präsentiert. Die Verkäuferin war äusserst freundlich und erzählte uns in 20 Minuten ihre halbe Lebensgeschichte sowie viel über ihre Produkte :-). Diese Freundlichkeit sind wir sonst von den Slowaken nicht immer gewohnt. Die meisten sind schon OK, jedoch oft auch kurz angebunden.

Mit einer Flasche Wein und zwei Stück einheimischem Schaf und Ziegenkäse zogen wir weiter zum Glacé-Stand und mit genug Zucker im Körper ging die Fahrt weiter bis zur Bibersburg. Um 6 Uhr abends war die Parkanlage praktisch leer und die Abendsonne begleitete uns zwischen den alten Mauern hindurch.

5.6.2021

Bibersburg – Bukova-See, SK

Km: 50

Km Total: 1640

Wir verbrachten eine ruhige Nacht auf dem leeren Parkplatz der Burg, wo wir am Waldrand ein schönes Plätzchen gefunden haben. Da man auf dem Campingplatz in Bratislava dem Strassenlärm doch ziemlich ausgesetzt war, genossen wir die Stille dieses Ortes sehr. Morgens um 9 Uhr starteten wir die Besichtigung der Burg. 

Im gepflegten Burgpark stolzierten wunderschöne Pfauen umher und wir hatten das Glück, einen der Pfauen in seiner vollen Pracht, mit ausgeschlagenem Rad, zu bewundern. Das Innere der Burg konnte nur mit einer geführten Tour besichtigt werden. Die 90-minütige Tour fand in Slowakisch statt, wir bekamen die Erklärungen in schriftlicher Form in Deutsch. Die ursprünglich gotische Burg wurde im 13. Jahrhundert durch eine Königsfamilie erbaut und wechselte im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Male die Besitzer, Adelsfamilien und Handelsfamilien konnten die Burg ihr Eigen nennen. 


Die neuen Besitzer liessen die alte gotische Burg zuerst in eine Renaissancefestung umbauen, dann zu einem Barockschloss. Vom Jahr 1588 bis ins Jahr 1945! war die Burg im Besitz der Adelsfamilie Palffy. In den 1990-Jahren wurde die Burg restauriert und gehört heute zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Slowakei. 

Der Rundgang führte durch verschiedene reich dekorierte, pompöse Wohnräume mit wunderschönen Möbeln aus aller Welt, an den Wänden hingen alte Gemälde von vergangenen Bewohnern der Burg sowie Kaisern, Herrschern, Offizieren etc. 

Das Highlight der Führung waren die imposanten, extrem hohen und speziell gebauten Kellerräume, worin die damaligen Besitzer geplant haben, Erz zu lagern. Zur Verwirklichung dieser Pläne kam es jedoch nicht mehr, da ungünstige Umstände (Erbstreitigkeiten + Bedrohung durch die Türken) zum Verkauf der Burg führten. 

Nach der interessanten Besichtigung fuhren wir weiter über die Kleinkarpatische Weinstrasse bis ins Dörfchen Smolenice, wo wiederum ein schönes Schloss märchenhaft über dem Dorf thront. Auch ist Smolencie ein guter Ausgangspunkt für die Wanderung auf den höchsten Berg der Kleinen Karpaten. Leider fehlt dem Dorf ein geeigneter Parkplatz für all die sonntäglichen Ausflügler und es herrschte dementsprechend ein ziemliches Parkierchaos im Dorf. Übrigens wurde in Smolenice auch der Erfinder des Fallschirms, Stefan Banic (1870-1941), geboren. 1914 meldete er nach dem erfolgreichen Sprung von einem Wolkenkratzer in Washingten D.C. in den USA ein Patent dafür an und vermachte es der US-Army für nur 50 $... Er kehrte 1920 in die Heimat zurück und arbeitete forthin als Maurer. Sein Grab findet man auf dem hiesigen Friedhof. Wir gönnten uns erst einmal ein Mittagessen und spazierten dann zum Schloss Smolenice hinauf. 

Ende des 19. Jahrhunderts liess sich der adlige Josef Palffy hier einen prunkvollen Herrschaftssitz im Stil einer französischen-gotischen Residenz errichten. Finanzielle Schwierigkeiten verhinderten jedoch die Fertigstellung. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss vollendet. Seither befindet es sich im Besitz der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, die es v.a. als Kongresszentrum nutzt. Da das Schloss deshalb nur in den Monaten Juli und August besichtigt werden kann, schlenderten wir im schönen Parkgarten umher und betrachteten die Gemäuer von aussen. 


Weil wir am nächsten Tag ebenfalls die beliebte Wanderung machten wollten, suchten wir anschliessend einen Übernachtungsplatz in der Nähe. Am Bukova-See wurden wir fündig. Vom einen Seeufer aus erspähten wir am anderen Seeufer zu unserer Überraschung viele Autos, Zelte, Vans und Wohnmobile. Wir schauten uns das ganze zuerst zu Fuss von der Nähe an und stellten fest, dass es sich vorwiegend um Fischer handelte, die am Seeufer ihre Zelte aufgeschlagen haben. An der Einfahrtsstrasse zu diesem Platz war allerdings ein Fahrverbotsschild, was uns ein wenig verunsicherte. In Anbetracht der sehr vielen Autos, die das Fahrverbotsschild missachteten, entschieden wir uns den Camper zu holen. 

Wir ernteten zwar ein paar verwirrte und skeptische Blicke, jedoch störte unsere Anwesenheit hier anscheinend niemanden. Übrigens ist das Fischen in der Slowakei sehr populär und das Tragen von Tarnkleidung unter den Fischern sehr beliebt, wenn nicht gar ein Muss :-).


 

6.6.2021

Bukova-See, SK

Km: 0

Km Total: 1640

Der Berg ruft. Und sogar der grösste Berg der Kleinen Karpaten, der Zaruby. Nun, in Tat und Wahrheit handelt es sich um einen Hügel mit 768m, also ca. 500 Höhenmeter von unserem Schlafplatz, aber immerhin ;-). In etwa der Hälfte der zum Teil doch sehr steilen Wanderung kamen wir an der Burg Scharfenstein (Ostry Kamen) vorbei, die zerfallen und überwuchert von Bäumen mitten im Wald steht.

Perfekt für die erste kleine Pause. An dieser Stelle auch mal zu erwähnen, dass beim Wandern die Slowaken viel freundlicher sind als sonst. Sie lächeln und man grüsst sich brav mit einem „Dobry den“ (Guten Tag). Muss wohl der zusätzliche Sauerstoff sein :-).

Die gesamte Wanderung war zum guten Glück alles im schönen Laubwald. Für uns speziell waren die zum Teil sehr dicht stehenden, hochwachsenden Bäume, die dementsprechend nur oben Blätter hatten. Bei der Wildtierbeobachtung haben wir noch Luft nach oben, aber immerhin ein Frosch kreuzte unseren Weg.


Zurück auf dem Camping gönnten wir uns im kleinen Beizli ein Bier und etwas zu essen. Es wurde uns doch wieder klar, dass viele Leute kaum Englisch sprechen. Aber am Schluss haben wir einen jungen „Übersetzer“ gefunden.

Am Nachmittag waren die meisten Fischer und andere Gäste am zusammenräumen bis wir schlussendlich praktisch alleine auf weiter Flur waren. 

 

7.6.2021

Bukova-See – Piestany, SK

Km: 180

Km Total: 1820

In zwei Stunden Fahrt zurück in die Hauptstadt und direkt zum Iveco Händler. Wieder zwei Stunden später war der Starter gewechselt und wir um 520 € ärmer. Da unser Fleischkonsum generell tief ist, und es in Osteuropa nicht einfach ist fleischlose Gerichte zu bekommen, suchten wir ein vegetarisches Restaurant auf.

Zu unserem Erstaunen fanden wir mitten in einem Wohngebiet ausserhalb der Stadt ein unscheinbares Beizli das wunderbare, kreative und schön präsentierte Menus rauszauberte. Nur der Border Collie Hund rümpfte die Nase und bettelte nicht ;-).

80 km nordöstlich landeten wir in Piestany auf einem wunderbaren Camping, wo wir übrigens die einzigen Nicht-Slowaken sind. Der Kurort Piestany ist seit hunderten von Jahren für seine heilenden Bäder weit über die Grenzen der Slowakei bekannt.   

 


 

8.6.2021

Piestany, SK

Das Tagesziel, im berühmten Kurhotel Thermia Palace ein Bad zu nehmen, scheiterte. Wir hatten keinen Corona-Test, also kein Zutritt. Piestany hat neben dem Kuren noch ein paar interessante Entdeckungen zu bieten, z. Bsp. das zerfallene Hotel Slovan oder eine Statue eines Krücken zerbrechenden Mannes, welcher die Heilkräfte des Wassers und Schlammes des Ortes symbolisiert. Vor dem zerfallenen Hotel Slovan stehend, sprach uns auf Deutsch ein etwa 70-jähriger Einheimischer an, und fing an über dieses Hotel und die besseren alten Zeiten zu erzählen. Er war damals im Kommunismus Kellner in dem Hotel. Bald darauf erklärte er, dass alles was aus den USA gekommen sei schlecht ist. Zum einen kann man den Mann verstehen, wenn man sieht wie im Kommunismus alle Arbeit hatten und alles funktionierte. Mit dem kommenden Kapitalismus haben damals sehr viele Leute ihre Arbeit verloren. Er wollte uns noch die halbe Stadt zeigen, jedoch liessen wir dieses Angebot dankend sein und verabschiedeten uns.

Um ganz sicher zu gehen, dass das Bier in der Slowakei überall im Lande gut ist, zog es uns gleich wieder in eine Brauerei mit eigenem feinen Craft-Bier und gutem Essen :-). Bei der Speisekarte verstehen wir mittlerweile dank unserem kleinen Wortschatz die halbe Karte.  

Etwas zu den Preisen in der Slowakei. So in etwa kann man sagen, dass das Essen knapp weniger als die Hälfte kostet gegenüber der Schweiz. Die Campingplätze sind um ca. 18 Franken und ein grosses Bier etwa 1.80 Franken.

 

9.6.2021

Piestany – Terchova, SK

Km: 150

Km Total: 1970

Die erste Station am heutigen Tage war das Labor für den Corona Test. Nach der Anmeldung und Bezahlung von 20 Euro pro Test wurden wir ins Test-Zimmer gerufen. Der Test ging sehr zügig von statten... Die Laborantin steckte einem das Stäbli für drei Sekunden nicht sehr tief in jedes Nasenloch. Fertig. Kein drehen oder reinstecken des Stäblis bis man fast würgt, wie wir es aus der Schweiz kennen :-). Das Resultat bekamen wir 15 Min. später. Zum Glück negativ (kein Wunder bei diesem „Schnelltest“ :-)). Nun gings auf zum historischen Kurbad Irma, das aus dem Jahre 1912 stammt.

Das Baden hier ist laut Reiseführer ein weltweit einmaliges Erlebnis und der Mineralgehalt des Thermalwassers gehört mit zu den höchsten weltweit. Nach der Bezahlung des Eintritts von je 19 Euro wurden wir getrennt und mussten im Gang auf unsere Eskorte zum Bad warten. Die Begleitdame bzw. -herr führte uns zur Garderobe, wo nun definitiv geklärt wurde, dass keine Badebekleidung nötig ist. Man wurde ausgestattet mit einem grossen Badetuch und dann zum ersten Bad, dem sogenannten Spiegelbad, geführt. Hier wärmt man sich zehn Minuten im ca. 36 Grad warmen Thermalwasser auf. Männer und Frauen sind durch eine farbige Glaswand getrennt. Der Clou am Spiegelbad ist, dass man hier ruhig im Becken sitzen soll, sodass sich das Antlitz auf der Wasseroberfläche widerspiegelt. Da Stefan alleine im Bad war und ich nur mit einer weiteren Dame, war das Wasser tatsächlich fast spiegelglatt und unsere Antlitze konnten sich gebührlich entfalten :-). Weiter wird man ins mineralhaltige Schlammbad unter der spektakulären Jugendstilkuppe geführt, für deren Anblick sich der Besuch des Bads allein schon gelohnt hat. Das Schwefelwasser ist hier ca. 40 Grad heiss, der Beckenboden besteht aus einer 10-30 cm dicken Schlammschicht, durchdrungen von natürlichen Thermalquellen. Mit den Füssen lässt sich der Schlamm nach oben befördern und auf den Oberkörper oder ins Gesicht auftragen. Nach zehn Minuten gings weiter in den Ruheraum und man wird zum nachschwitzen in ein Laken und eine Decke gewickelt. Hier liegt man normalerweise ca. 15 Minuten und wird dann aus dem Lacken ausgewickelt. Da meine Begleitdame sich irgendwie aus dem Staub gemacht hat, lag ich ohne Zeitgefühl, doch sicher 30 Minuten, in der dicken Decke eingewickelt bis es mir dann doch ein bisschen zu heiss wurde, ich mich selbständig irgendwie aus den Decken wand und mit hochrotem Kopf unter die kalte Dusche sprang :-). Bei Stefan dagegen, als er gegen die Dusche lief, erklärte der Begleiter nur: „Shower not good for you. No shower“. Also mit ein wenig Mineralschlamm am Körper zurück in die Zivilisation :-). Übrigens kommt der berühmte Heilschlamm von Piestany aus dem Seitenarm des Flusses Waag. Er lagert mindestens 12 Monate in einem Reifebecken und wird dabei fortlaufen von Thermalwasser umspült. Nur so können sich die einzigartigen Eigenschaften des Schlammes entwickeln. Mit unseren erhitzten Körpern marschierten wir bei angenehmen 25 Grad wieder zurück zum Camping und fuhren ganz relaxed weiter ins Dorf Terchova, welches das Tor zum Nationalpark Kleine Fatra bildet. Auch ist das Dorf der Geburtsort des Räuberhauptmanns und Volkshelden, Juraj Janosik, der als slowakischer Robin Hood Geschichte schrieb. Auf dem riesigen Campingplatz waren wir wieder mal fast die einzigen Gäste.

 

10. – 12.6.2021

Terchova, SK

In der Nähe von Terchova unternahmen wir zwei Wanderungen. Unsere Planung wurde ein wenig erschwert, da einige der Wanderwege bis zum 15.6. aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der Natur gesperrt waren. Am ersten Tag erkundeten wir mehrere Schluchten, die relativ locker zu erwandern waren.

Nur bei ein paar langen steilen Treppen durfte man keine Höhenangst haben. Am zweiten Tag wurden unsere Muskeln schon eher gefordert. Trotz der bevorstehenden Strapazen freuten wir uns früh am Morgen auf den bevorstehenden Tag. Um 6:50 Uhr gings auf den Bus beim Camping und um 7:15 Uhr wanderten wir los. 1000 Meter rauf in drei Stunden auf den Berg Stoh (1608m). Trotz dem saukalten Wind genossen wir auf dem Berg einen Snack und die wunderbare Aussicht auf die umliegenden Täler und das Gebirge der Kleinen Fatra.


Über den Bergkamm gings auf und ab bis zur Bergstation der Gondelbahn, wo wir glücklich aber doch etwas geschafft nach insgesamt 1600 Höhenmeter ankamen.

Auf dem Camping wurden wir überrascht von einer traditionellen Musikkappelle die für irgendein organisiertes Firmen- oder Vereinsfest am Spielen war.  


 

13.6.2021

Terchova – Tatranska Lomnica, SK

Km: 140

Km Total: 2110

Nach kurzer Fahrt gabs Mittagessen in einem anscheinend äusserst bekannten Restaurant mit anliegender Farm und Shop. Es war eher eine Abfertigung, da dauernd Leute Plätze zum Essen gesucht haben. Etwas ungewöhnlich waren bei der anliegenden Farm die Schafe mit 4 Hörner. 


Weiter in die Hohe Tatra bis auf den schönen, halb leeren Campingplatz.

 

14.6. – 16.6.2021

Tatranska Lomnica, SK

Die Hohe Tatra ist laut dem Reiseführer die Antwort der Slowakei auf die Alpen der Schweiz und gilt als kleinstes Hochgebirge der Welt :-). Und überall in den Dörfern sieht man Aufkleber von Lonely Planet „Nr.1 destination (Ziel) in Europe“. Dementsprechend sind auch die riesigen Touristenaufläufe in der Hohen Tatra. An diversen Orten der Hohen Tatra spriessen riesige Hotelanlagen aus dem dichten Wald und die Dörfer sind vollgestopft mit Hotels, Restaurants und anderen Touristenläden. Ebenfalls sind die Preise ein wenig angepasst, so dass wir für eine Pizza 12€ bezahlten, was in der Slowakei doch eher an der oberen Grenze ist!

Am ersten Tag erkundeten wir lediglich das kleinen Städtchen Tatranska Lomnica. Einige historische Hotels waren sehenswert, ansonsten war es uns doch eher zu touristisch und unwirklich.

Am zweiten Tag unternahmen wir eine grössere Wanderung zum Zelene Pleso See (Grüner See). Zuerst mit dem Bus vom Camping bis zum Ausgangspunkt und um 7:45 Uhr los. Uns erstaunte es, wie viele Leute an diesem Dienstag bereits unterwegs waren und wir konnten nur erahnen wie es in der Hauptsaison an einem Wochenende sein muss!! Gemütlich und schön war es allemal! Beim hochlaufen staunten wir nicht schlecht als uns am Anfang der Wanderung auf dem Schotterweg ein LKW entgegenkam. 10 Minuten später entdeckten wir etwa 15 Fässer mit Bier und natürlich dem Nationalgetränk Kofola. Die Wanderung zog sich weiter über eine noch viel schlechtere „Strasse“ und wir wurden wieder überrascht von Fahrzeugen die nun die Fässer abholten für in die Hütte am See.

Ein Pinzgauer und ein Puch donnerten mit etwa 20km/h den mit groben Steinen übersäten Weg hinunter ohne Rücksicht auf Wanderer. Nicht ohne Grund hatte es am wunderbaren „grünen See“ Zelene Pleso eine grosse Hütte und viele Besucher.


Der tiefgrüne See inmitten des Bergkessels umgeben von schönen Gipfeln war fantastisch. Ach ja, übrigens kamen uns noch Personen mit Skis auf den Schultern entgegen, welche den letzten Schnee ausnützten. Unser Mittagessen, bestehend aus Sandwich, Früchten und Schoggi, nahmen wir direkt am wunderschönen See, und nicht etwa im überlaufenen Restaurant. Da wir trotz den 700m Höhendifferenz noch Energie hatten, machten wir eine zusätzliche Runde zum nahegelegenen Pass Kopske Sedlo.

Dann 900m runter ins Dorf. Wegen unseres Übermutes waren wir am Schluss ziemlich fertig nach der 21km langen Wanderung.

Am dritten Tag machten wir mit dem Zug und etwas Muskelkater einen Ausflug ins nahe gelegene Dorf Stary Smokovec, welches doch eher an Gstaad oder Zermatt erinnert. Hier und da Luxus und viele Neubauten, von den Shops bis zu den Hotels. Einigermassen schön war es noch, aber trotzdem nicht ganz unsere Welt. Das Highlight war ganz klar „die Quelle des Wohlschmeckenden Sauerbrunnens“, wo Mineralwasser mit erhöhtem Kohlendioxidgehalt, sogenanntes Sauerwasser, zum Trinken kam. Diverse Leute kamen mit 1.5L Pet-Flaschen zum nachfüllen und wir vermuten, dass man in der Hochsaison lange anstehen muss. Wir wollten natürlich auch unbedingt von dem magischen Wasser trinken ;-). Noch ein bisschen Wasser aus unserer Flasche trinken bevor wir es ausschütteten um eine volle Ladung des Mineralwassers nachzufüllen. 

Gesagt getan und beim probieren des Wassers war uns sofort klar, dass wir nicht die ganze Flasche trinken würden (ein wenig schon, man weiss ja nie:-)) und relativ schnell (als es niemand sah :-)) diese ausschütten und ausspülen werden. Es roch fürchterlich.


 

17.6.2021

Tatranska Lomnica, – Strsbke Pleso, SK

Km: 30

Km Total: 2140

Eine der Hauptattraktionen in der Hohen Tatra ist die Seilbahn auf die Lomnitzspitze, den zweithöchsten Gipfel der Slowakei (2634 m). Schon seit 1940 schweben hier Kabinen fast vertikal auf den Gipfel.

Dies wäre eigentlich unser heutiger Plan gewesen, aber leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Von unserem Campingplatz hatten wir eine grandiose Aussicht auf das Gebirge und sahen bereits beim Zmörgele, dass der Gipfel in Wolken eingehüllt war. Der Preis für die 10-minütige Gondelfahrt war uns zu hoch, um zu riskieren, dass wir nur im Nebel rumstochern. Da die Wolken aber lediglich um die höheren Berge hingen und das Wetter ansonsten schön war, gönnten wir uns eine Gondelfahrt in die Zwischenstation, wo wir einen Spaziergang um den schönen Steinbachsee (Skalnaté Pleso) machten und einfach die Bergkulisse genossen.

 


Um doch noch ein bisschen Action zu haben, mieteten wir für die Abfahrt in die Talstation einen Go-Kart :-). Auf dem Seilbahnparkplatz wurden wir dann noch überrascht von einem jungen Hirsch, der friedlich an einem Bäumchen knabberte und sich von Schaulustigen oder vorbeifahrenden Autos nicht gross aus der Ruhe bringen liess :-). 

Nun zog es uns weiter und wir fanden einen herrlichen Schlafplatz, nicht weit weg von der Strasse, aber trotzdem inmitten der Natur.


  

18.6.2021

Strsbke Pleso, SK

Heute gabs um 5.45 Uhr Tagwache, um die Wanderung auf den Nationalberg der Slowakei, den Krivan (2494 m), zu starten. Wir haben uns angewöhnt, bei längeren Wanderungen unsere Rucksäcke und Sandwiches bereits am Vorabend bereitzustellen, damit wir am Morgen etwas speditiver vorankommen…

Nach kurzer Fahrt starteten wir um 7.15 Uhr mit dem Aufstieg. Obschon wir wussten, dass dies eine sehr beliebte Wanderung ist, waren wir überrascht, dass der kleine Parkplatz schon fast voll war. Zuerst gings steil bergauf durch einen schattigen Tannenwald, später in Serpentinen durch die in den Karpaten sehr häufigen Latschenkiefern bis wir die Baumgrenze erreichten.


Unter der brennenden Sonne, in einer langen Aufstiegsquerung, passierten wir die vom Gipfel herabführende Schotterrinne und klammen schlussendlich über den südlichen Kamm dem Gipfelkreuz entgegen. In der felsigen, steilen Flanke im obersten Bereich gab es noch einige kleine Schneefelder, wo wir um unsere Bergschuhe froh waren.


Angekommen auf dem Gipfel wurden wir belohnt mit einer herrlichen Aussicht fast über die gesamte Hohe, Westliche und Niedere Tatra. In den Talkesseln glänzten die noch mit Schnee gefüllten Bergseen. Wir waren übrigens nicht die einzigen auf dem Gipfel. Nein, es war eine regelrechte Völkerwanderung! Zudem konnten wir fast nicht glauben, dass die in unserem Wanderführer als „anspruchsvoll und anstrengend“ beschriebene Tour mit doch 1400 Höhenmetern, teilweise von nicht gerade sehr erfahrenen Wanderern begangen wurde und sogar einzelne junge Schnösel in ausgelatschten Turnschuhen unterwegs waren! Gerade in den Schneefeldern und steilen Passagen fanden wir dies doch sehr gefährlich! Auch konnten einzelne einem Gipfelbierchen nicht widerstehen… Hierzu ist zu sagen, dass die Schwierigkeitsgrade der Wanderwege nicht wie in der Schweiz in gelb, rot und blau-weiss unterteilt sind. Die Wege sind zwar verschiedenfarbig markiert, jedoch sind dies nur die unterschiedlichen Routen und nicht Schwierigkeitsgrade. Wir gehen daher davon aus, dass sich viele der Schwierigkeit einer bevorstehenden Wanderung nicht bewusst sind.

Mit vollem Bauch machten wir uns an den Abstieg, einen kurzen Teil auf gleichem Weg, dann auf anderer Route weiter bis zum idyllischen kleinen See Jamské pleso mitten im Wald und zurück zum Parkplatz. Die Nacht verbrachten wir wieder auf unserem Plätzchen im Wald. Übrigens funktioniert auch das Duschen im Iveco wunderbar :-).  

 


19.6.2021

Strsbke Pleso, SK

Km: 20

Km Total: 2160

Wir mussten wiedermal auf einen Campingplatz um Wasser nachzufüllen, Wasser ablassen und vor allem um die Toilette zu entleeren. Obwohl wir eine chemiefreie Toilette haben, wollen wir unsere Gülle nicht in den Waldrand kippen. Etwas südlich von Strsbke Pleso fanden wir den tollen, jedoch nur mit schrägen Plätzen ausgestatteten Campingplatz. Um das schräge Übernachten auszugleichen gönnten wir uns etwas Grappa :-). 

 

20.6.2021

Strsbke Pleso, SK

Wir haben nur Berichte geschrieben und die Internetseite gepflegt. Zum Glück konnten wir noch auf den einzigen geraden Platz auf dem Areal wechseln :-).


21.6.2021

Strsbke Pleso, SK

Da wir seit mehreren Wochen von meist sonnigem Wetter gesegnet sind, stand die nächste Wanderung auf dem Programm. Ziel: Mit dem Bus um 7 Uhr los und eine Rundwanderung über einen Pass. Das mit dem Bus klappte mal nicht. Der Bahnersatzbus wäre 6:57 gefahren. Um 6:54 wollten wir einsteigen und uns wurde erklärt, dass wir ein Ticket im Bahnhof kaufen müssen. Also losrennen, und kaum vom Bus weg, wurden die Türen geschlossen und der Bus fuhr uns 2 Minuten vor Abfahrt davon! Haben wir was verpasst oder wollte man uns einfach nicht mitnehmen?? Verärgert stiegen wir für 15€ in ein Taxi ein. Nach Proviant einkaufen endlich gegen 8 Uhr los auf die Wanderung. Da wir ziemlich im Osten unterwegs sind und noch in derselben Zeitzone wie der Schweiz sind, ist die Sonne um 8 Uhr bereits relativ hoch und auch warm.

Die Seenwanderung führte uns von 1300m auf 2300m durch ein Tal hinauf an diversen wunderschönen Bergseen und kleineren Wasserfällen vorbei. Diverse Male musste man sich an Seilen und Ketten etwas festhalten und Wandererfahrung und Trittsicherheit waren nicht fehl am Platz.

Der letzte Aufstieg führte steil bergauf über ein grösseres Schneefeld direkt in die enge, mit Ketten gesicherte Felsrinne Bystra Lavka. Mit so viel Schnee haben wir auch nicht gerechnet und waren froh um unsere Stöcke! Eine wunderbare Aussicht eröffnete sich gegen Osten mit weiteren Bergseen. Pünktlich als wir am höchsten Punkt unserer Wanderung ankamen, fing es an zu tröpfeln. Zum Glück nur für 10 Minuten.

 


Den Abstieg verkürzten wir um die Hälfte mit einer Sesselbahnfahrt :-).

Wie man sich denken kann, sind diese beschriebenen Orte ebenfalls begehrte Skiorte im Winter.

 

22.6.2021

Strsbke Pleso – Demänovska Dolina, SK

Km: 50

Km Total: 2210

Unsere Strecken die wir zurücklegen sind nicht mehr allzu gross. Wenn wir so weiterfahren brauchen wir Jahre bis ans Schwarze Meer :-). Wir tuckerten lediglich von der Hohen Tatra in die Niedere Tatra auf einen weiteren leeren Campingplatz.

Wir haben uns entschlossen zuerst die Hohe Tatra zu erwandern und anschliessend die Niedere Tatra, da die Hohe Tatra in der Hauptsaison anscheinend völlig überlaufen wird von Touristen; nicht zu Unrecht wie wir feststellten :-).

 

 


 

23.6.2021

Demänovska Dolina, SK

1 Tag nichts tun J. Aussert natürlich Berichte schreiben und Fotos sortieren.

 

24.6.2021

Demänovska Dolina, SK

Wieder einmal ein Wandertag :-). Heute auf den Dumbier, den höchsten Berg (2043m) der Niederen Tatra. Mit dem Bus an den falschen Ausgangspunkt (Höhe 900m) und erst mal die steile Skipiste rauf bis zum eigentlichen Wanderweg.

Der Ort ist übrigens ein grosses Skigebiet, und wie überall übersäht mit Schneekanonen.

Nun führte uns der Weg direkt in ein Gebiet, wo von einem Sturm vor langer Zeit viele Bäume umgeknickt waren. Zuerst sah es aus wie wir durch das Dickicht kaum weiterkommen konnten! Mit klettern, unter Baumstämmen durchkriechen und über Baumstämme balancieren mit Hilfe der Stöcke, bezwangen wir den Dschungel :-). Es war knapp, wir mussten fast unser Schweizer Sackmesser hervorholen um ein paar Bäume zu zersägen ;-). 30 Minuten dauerte das Abenteuer!!

Weiter führte die Wanderung, auf welcher wir praktisch alleine waren, durch ein wunderbares, sehr grünes Tal. Für einmal ganz alleine, ohne sichtbare Infrastruktur wie Gondeln, Strassen, Häuser oder Strommasten. Kurz vor dem Erreichen des Gipfels des Dumbier kreuzten wir einen anderen Weg und es war vorbei mit der schönen Einsamkeit. Da 1.5 Stunden neben dem Dumbier eine Gondel auf den Berg Chopok fährt, waren Kreti und Pleti unterwegs. Auf dem Dumbier selbst genossen wir die Aussicht über die Niedere Tatra bis hinüber zur Hohen Tatra.


Der starke Wind blies uns während dem Sandwich essen und der restlichen Wanderung oft heftig um die Ohren.

Für den Rückweg zogen wir es doch vor mit der Gondel runter zu gehen.

 

25.6.2021

Demänovska Dolina – Certovica, SK

Km: 70

Km Total: 2280

Für einmal wollten wir nicht auf den Berg, sondern in den Berg. Die Eishöhle Demänova lag nur 2km neben dem Camping. Obwohl angeschrieben war, dass die Tour 45 Minuten bei 0°C geht, waren einzelne Leute mit kurzen Hosen und ohne Jacke anwesend.

Das gesamte Höhlensystem zieht sich über eine Länge von 21km (650m offen für Besucher) und 4 Stockwerken. Neben den Tropfsteinen sieht man auch kleine Eisfelder, sowie Eiszapfen welche den Tropfsteinen ähneln. Da es doch schon Sommer ist, waren die Eiszapfen nicht mehr stark ausgeprägt. Die Abwechslung gegenüber dem Wandern tat uns auch mal gut :-).

Da wir doch etwas spät unterwegs waren, nicht sicher waren wo wir überhaupt übernachten wollten und das Wetter für den nächsten Tag eher schlecht vorausgesagt wurde, entschieden wir uns spontan auf einer Passhöhe auf einem Wanderparkplatz zu übernachten.

 


26.6.2021

Certovica – Dedinky, SK

Km: 90

Km Total: 2’370

Ab 4 Uhr morgens war es vorbei mit schlafen. Der Regen kam und mit ihm ein starkes Gewitter. Rund um uns blitzte und donnerte es. In so Situationen ist es uns immer unwohl! Ist der Camper dicht? Halten die Dachfenster und Solarpanels wenn es hagelt? Bleiben alle Bäume wo sie sind? Alles ging zum Glück ohne Probleme über die Bühne.

Vor der Weiterfahrt nahmen wir einen kleinen Spaziergang bei Sonnenschein in Angriff, welcher in einer 2.5H Wanderung ausartete :-). Hauptsächlich weil wir einen Weg gehen wollten, der nicht als Wanderweg deklariert und völlig überwuchert war. Zum ersten Mal sahen wir ein Schild, das die erhöhte Präsenz von Braunbären sowie das richtige Verhalten bei einer Begegnung aufzeigt. Etwas mulmig genossen wir trotzdem die schöne Wanderung :-).

Generell scheint es im Osten etwas ärmer zu sein als im Westen der Slowakei. Zudem leben vermutlich mehr Roma hier, welche z.T. in sehr runtergekommenen Häuseransammlungen leben. 

 

Am Ende landeten wir am Stausee Palcmanska Masa auf einem überteuerten Camping (19€) ohne Wassereinfüll- / ablassmöglichkeit oder WC Entleer-Station. Aber immerhin mit super Aussicht auf den See.


 

27.6.2021

Dedinky, SK

Mit dem Zug fuhren wir in gut 20 Minuten von Dedinky nach Telgart, den Ausgangspunkt unser heutigen Wanderung. Der Berg Kralova hola, 1948m, ist der östlichste und letzte Gipfel auf dem Hauptkamm der Niederen Tatra. Beim Schreiben dieses Berichts haben wir übrigens bemerkt, dass wir in unserem morgendlichen Übermut für den Aufstieg leider den falschen, vermutlich eher unattraktiveren Wanderweg erwischt haben :-).


Vom Dorf Telgart aus gings schon bald steil den Wald hinauf, teilweise durch hüfthohes Gestrüpp oder auch gerodetes Gebiet, bis wir die Waldgrenze erreichten. Auf den steilen Wiesen unter dem Gipfel blühten Unmengen von Alpenanemonen, die je nach Hanglange unterschiedliche Blütenstände aufwiesen. Von weitem sahen wir bereits die auf dem Gipfel installierte Antenne mit dazugehörigem Gebäude, doch der Aufstieg zog sich noch weit und steil über die Wiesen hinauf. Ein Regen verheissender Wind begleitete uns die letzten Stücke, die Wolken türmten sich auf und auf dem Gipfel wurden wir schlussendlich mit einem Gewitter begrüsst.

Wir fanden zum Glück beim Antennengebäude einen Unterschlupf und konnten im Trockenen unser Mittagessen geniessen. Nach dem glücklicherweise kurzen und harmlosen Regen verzog sich der Nebel wieder und die umliegenden Täler und Berge kamen zum Vorschein. Leider war die Fernsicht eingeschränkt, so dass uns die verhoffte Aussicht auf die Gipfel der Hohen Tatra leider verwehrt wurde. Bei Sonnenschein machten wir uns an den Abstieg, wo es anfangs spezielle Felsformationen zu sehen gab.

Geplant gewesen wäre eine Rundwanderung, die wieder zum Anfangspunkt zurückführt. Wir hatten jedoch die glorreiche Idee, einen auf dem Wanderkärtchen nur gestrichelt eingezeichneten Weg als Abkürzung zu nehmen. Das Unterfangen scheiterte nach ca. 20 Minuten wiederum an einem nichtexistierenden Weg. Wir mussten die gleiche Strecke zurücklaufen, kamen nochmals in ein Gewitter und mussten einen zusätzlichen Umweg laufen bis wir ins malerische Dorf Sumiac kamen, wo es auch heute noch besonders viele alte Holzhäuser gibt. Nach diesem Unterfangen wurde es für den Fussmarsch zurück nach Telgart zu knapp, da wir zwingend einen bestimmten, nicht sehr oft fahrenden Zug erwischen mussten.


Zum Glück gab es stattdessen einen Bus nach Telgart, wo wir in der Nähe eines kleinen, aber anscheinend berühmten Viaduktes, in einem ausrangierten nostalgischen Bahnwagen dann noch Zeit zum Einkehren hatten. Die Zugfahrt war wiederum amüsant, der Lokführer hupte an verschiedenen Stellen, wo die Leute dem Zug zuwinkten.

 

28.6.2021

Dedinky – Levoca, SK

Km: 40

Km Total: 2’410

Das kleine Dorf Dedinky befindet sich ganz im Süden der Nationalparks Slowakisches Paradies. Den anmutigen Namen erhielt das Mittelgebirge wegen seiner landschaftlichen Vielfalt auf relativ kleiner Fläche. Tiefe Täler und Schluchten, Wasserfälle und schöne Aussichtsfelsen prägen hier die Landschaft. Da wir langsam ein bisschen wandermüde waren, beschränkte sich unser Besuch des Nationalparks lediglich auf die heutige kurze Wanderung in die Schlucht Zejmarska roklina.

Nach einem kurzen Marsch erreichten wir das Eingangstor zur Schlucht, wo wir den verkraftbaren Eintritt von 1.50€ bezahlten ;-). Mithilfe von Eisenleitern, Tritthilfen und Kettensicherungen wanderten wir durch die Schlucht bis auf eine kleine Hochebene. Von dort gings wieder runter ins Dorf. 

 


Nach dem Mittagessen verliessen wir Dedinky und fuhren in die Nähe der Stadt Levoca, wo wir uns an einem Fischerteich für die Nacht einrichteten. Gegen den Abend kamen auch einige Fischer, die bis tief in die Nacht ihrem Hobby frönten.


 

29.6.2021

Levoca – Košice, SK

Km: 90

Km Total: 2’500

Auf unserer kurzen Strecke in die zweitgrösste Stadt der Slowakei, Košice, hielten wir an zwei echt sehenswerten Orten an. Der erste, das Städtchen Levoča.

Die altertümliche Stadt Levoča ist wörtlich ein kulturhistorischer Schatz unter den slowakischen Städten mit unzähligen Baudenkmälern und ist seit 2009 ein UNESCO Weltkulturerbe. Am grössten Ringplatz der Slowakei stehen fast 60 Häuser im Gotik und Renaissancestil. Tatsächlich waren wir sehr positiv überrascht von der schönen aber auch sehr gemütlichen Stadt. Auf alle Fälle ein Besuch wert bei einer Slowakei-Reise!

Ab und zu staunen wir doch über die Preise beim Essen. Mitten in dem touristischen Städtchen assen wir für 12.80€ zwei Mittagsmenus in einem edlen Restaurant. Sie waren nicht nur sehr lecker, sondern es gab gratis dazu noch eine Suppe und ein Krug mit Wasser und Zitrone. 

Weiter ging die Fahrt in Richtung Osten. 20 Minuten später sahen wir bereits die riesige Zipser Burg auf einem Hügel.

Sie ist eine der grössten Burganlagen Mitteleuropas mit Baubeginn im 12. Jahrhundert und seit fast 30 Jahren ebenfalls Weltkulturerbe der UNESCO. Neben einem Museum und der Turmbesteigung kraxelten wir trotz der Sonne und Hitze über die lange Mauer der Burganlage. Im 15. Jahrhundert wurde sie ein Adelssitz und der damalige König von Ungarn wurde hier geboren. Nach zwei verheerenden Bränden wurde die Burg im 18. Jahrhundert endgültig verlassen. Sie verfiel nach und nach zu einer Ruine und wurde erst in den 1970er-Jahren von Denkmalschützern aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt. Uns fielen in Levoca sowie auf der Zipser Burg einige Schulklassen mit vielen sehr schön angezogenen Kindern und Jugendlichen auf. Einige Mädchen hatten auch eine Rose bei sich. Den Tag hindurch fanden wir heraus, dass es vermutlich die letzte Schulwoche vor den Ferien war und es eine Art Abschluss geben muss. Ebenfalls sahen wir viele Eltern, aber vor allem viele Väter die mit ihren Kindern auf Besichtigungstouren waren. Nach einer guten Stunde fahrt landeten wir auf dem Stadtcamping der Stadt Košice.

 

30.6. – 5.7.2021

Košice, Slowakei

Km: 40

Km Total: 2’540

Košice ist ja eine schöne Stadt, aber 6 Tage?? Niemand bleibt 6 Tage, nur wir. Dies ist nicht etwa, weil uns das Rumreisen verleidet ist oder der Campingplatz so wunderbar ist. Da wir in den letzten Wochen viel unternommen hatten, mussten wir zum einen aufholen mit Berichte schreiben, Fotos sortieren und Internetseite für euch bereitstellen. Zum andern aber, völlig ungeplant, hatten wir Kontakt mit der Polizei und einem verärgerten Slowaken.

Am 4. Tag in Košice wollten wir losziehen Richtung Osten, um am nächsten Tag in die Ukraine einzureisen. Nach dem notwendigen Corona-Test für den Grenzübergang und einem Einkauf fuhren wir los über den Parkplatz, zwischen geparkten Autos hindurch, als ein grobes Kratzgeräusch uns heftig erschrak! „Was zum Henker“ dachten wir, und Sekunden später war klar, unsere Einstiegstreppe war noch draussen!! 


Diese hatte sich in ein stehendes Auto gekratzt und sich kurzum in eine Wendeltreppe verwandelt! Neben dem Vergessen des Treppeneinfahrens, übersahen wir auch die rote Handbremslampe welche leuchtet, wenn die Treppe nicht eingezogen ist. So nett wie wir sind fuhren wir nicht einfach davon. Der durchaus verärgerte Angestellte des Baumarktes, der Besitzer des beschädigten Fahrzeuges, organisierte die Polizei. Die ganze Bestandsaufnahme, der Alkoholtest (übrigens 0.0 :-)), das Bezahlen von 40€ Busse, das Ausfüllen des Protokolls und nicht zu vergessen das Demontieren der Treppe, dauerte mindestens 3 Stunden!! Völlig demotiviert fuhren wir zurück auf den altbekannten Camping anstelle einem See in der Nähe zur Ukraine :-(. 

Nun aber zur zweitgrössten Stadt des Landes. Košice ist für viele die schönste Stadt im Lande.

Die Altstadt wurde Ende der 90er Jahre herausgeputzt und 2013 war sie zusammen mit Marseille Kulturhauptstadt Europas. Es entstand ein absolut gemütlicher Kern der Stadt mit einer Fussgängerzone und Fahrradweg. Sogar die Strassenbahnen wurden aus dem kleinen Zentrum verbannt! Gemütliche Restaurants, Shops und natürlich Glace-Stände versüssten uns den Besuch. Bei den Sehenswürdigkeiten darf sich die Stadt zeigen. Der langgezogene Stadtkern trumpft zum Beispiel mit dem gotischen Elisabethendom oder dem Staatstheater auf.

Ein etwas weniger bekannter und doch eher schockierender Teil Košices ist der Stadtbezirk 9 (Lunik9), welchen wir jedoch nicht besuchten. Luník IX gilt als negatives Lehrbeispiel der Ghettoisierung von Roma in Ostmitteleuropa. Ab 1987 wurden die in Košice und dessen Vororten lebenden Roma nach Luník IX umgesiedelt. Andere Bewohner zogen kurz darauf alle weg und somit leben heute über 8000 Roma in den Plattenbauten die für 2000 Personen erbaut wurden. Von der Stadt ignoriert, kommt seit Jahren keine Müllabfuhr mehr und die Abfallberge türmen sich an den Wänden der zum Teil einsturzgefährdeten Blöcke entlang hoch. Wasser kommt zweimal eine Stunde pro Tag und Strom hat es kaum.

Als wir regelmässig Leute und Kinder der Roma in der Stadt gesehen haben, wunderten wir uns immer warum diese so dunkel waren! Ebenfalls bei den Kindern sagten wir oft zu einander „die sehen genauso aus wie Inder“. Und effektiv, beim Nachforschen stellte sich heraus, dass vor etwa 1000 Jahren Leute aus Nordindien und dem heutigen Pakistan über Jahrhunderte über Iran nach Europa auswanderten. Seit etwa 600 Jahren leben die Roma und Sinti in Europa.

 

6.7.2021

Košice – Domasa See, SK

Km: 100

Km Total: 2’640

Wie erwartet hatte der Camper-Shop unsere Treppe nicht an Lager. Also bestellten wir eine und nutzten die 5 Tage Lieferfrist um Richtung tiefen Nordosten des Landes zu gehen. Am Domasa See schlugen wir unser Lager auf. In der Zwischenzeit ist dank der Ferienzeit einiges los in der Slowakei. Kaum dort genossen wir bei der Hitze das erste Bad im See.

Der Abend verlief nicht ganz wie geplant. Neben der netten älteren Dame aus Deutschland, welche uns interessante Geschichten aus ihrer Flucht aus dem kommunistischen Ostblock erzählte, waren noch 4 sehr nette Slowaken in der Nähe welche uns vor ihr Häuschen einluden. 5 Stunden später, nach Speis und Trank landeten wir um 1 Uhr wieder bei unserem Camper :-). 

 

7.7.2021

Domasa See, SK

Wegen dem feucht fröhlichen Vorabend gabs ein Tag nichts tun anstelle der Weiterfahrt :-). 

 

8.7.2021

Domasa See – Svidnik, SK

Km: 120

Km Total: 2’760

Auf dem Weg nach Svidnik (wo wir eigentlich nicht geplant hatten zu übernachten) machten wir zwei Stopps. Beide waren es absolut wert!

Der erste im wunderschönen Städtchen Bardejov, welches eine Altstadt besitzt die seit dem Jahre 2000 zum Weltkulturerbe zählt. Wieder einmal mehr wurden wir in der Slowakei von der Schönheit einer Altstadt überrascht. Ein Highlight ist die gotische, 600 Jahre alte Ägidiuskirche.


Obwohl wir schon unzählige Kirchen gesehen haben, war diese, mit seinen zehn Flügelaltären äusserst sehenswert und angeblich eine echte Rarität!

Dann das alte Rathaus, wo ein Steinmetz vor 500 Jahren, wegen zu wenig Lohnzahlung sogleich eine Figur eines Knabens, der sein blankes Hinterteil zeigt, einmeisselte :-).

Wir genossen die Altstadt bei Sonnenschein und ohne Leute.

Eine weitere Kirche, nur wenige Kilometer entfernt, erweckte unser Interesse. Diesmal eine Holzkirche. Im Nordosten des Landes hat es einige dieser griechisch-katholischen Kirchen mit den typischen Zwiebeltürmchen.

Diese, vermutlich älteste Holzkirche der Region, stammt aus dem Jahre 1596. Nicht nur von aussen eine Pracht, ist diese Kirche von innen, mit den Malereien und den Bildern, ein echtes Schmuckstück. Obwohl wir die einzigen Besucher waren, bekamen wir eine 20-minütige Audiodarbietung in Englisch. 

Nach etwa einer Stunde Fahrt entdeckten wir im Städtchen Svidnik ein Camping neben einer Badi. Kaum auf dem kleinen Areal parkiert, lud uns der Besitzer Andrej, in seinem etwas runtergekommenen Büro/Bar/Küche-Raum zu einem Schnaps ein.

Die 30°C bewegten uns gleich innert weniger Minuten in Richtung Freibad :-).  

Nach unserem Abendessen lud uns Andrej (61) so an seinen langen Tisch ein, dass man nicht nein sagen konnte. Er versuchte (wie später erfahren, jeden Abend!) einige Campinggäste zu motivieren, so dass wir diverse Leute an dem Tisch waren. Natürlich gabs wieder slowakischen Schnaps. Dank zwei sehr netten Polen konnten wir uns auf Englisch unterhalten! Da die Region geschichtlich viel hinter sich hat, wurde die Diskussion ab und zu etwas politisch mit Themen wie Kommunismus, USA, Ostblock, Krieg, Deutschland.

Neben dem Schnaps bekamen wir ein Plättli mit selbstgemachter Wurst sowie Essiggurken und Zwiebeln aus dem eigenen Garten. Zudem schenkte er uns ein Buch über die Region.

Da wir am nächsten Tag weiterziehen wollten, ergriffen wir gegen 11 Uhr die Flucht in den Camper :-).

 

9.7.2021

Svidnik – Ulic, SK

Km: 140

Km Total: 2’900

Beim Abschied vom Campingplatz wurden wir nochmals von Andrej beschenkt, zwei Flaschen Bier und ein Paket „Kupelne Oblatky“ bekamen wir mit auf den Weg. 

Unsere waren mit einer Schokoladenfüllung versehen und überraschenderweise sehr lecker. Als Dank für die Gastfreundschaft und die vielen Geschenke gaben wir Andrej eines unserer Schweizer Sackmesser :-). Beim letzteren handelt um sehr dünne, schallplattenförmige Waffeln, die es vermutlich in verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt und unseres Wissens eine slowakische Spezialität sind.


Die Weiterfahrt führte uns nochmals zu einer alten griechisch-katholischen Holzkirche im Dorf Ludovmila, welche ebenfalls Weltkulturerbe der Unesco ist. Die Kirche war verschlossen, doch der nebenan wohnende Betreuer entdeckte uns sofort und liess uns in die Kirche rein. Auch hier beeindrucken alte Wandmalereien.

Die Fahrt ging weiter auf den Dukla-Pass an der polnischen Grenze. An diesem Übergang in den Mittleren Karpaten fanden im ersten und zweiten Weltkrieg grausame Schlachten statt. Bei den erbitternden Kämpfen zwischen sowjetisch-tschechoslowakischen Truppen und deutschen Verbänden starben im zweiten Weltkrieg 135'000 Soldaten innerhalb von nur drei Monaten. Auch bereits im ersten Weltkrieg hatte hier tausende Soldaten ihr Leben verloren. Es gibt verschiedene Denkmäler und Soldatenfriedhöfe, welche an die verheerenden Schlachten erinnern.

Die weitere Fahrt Richtung Osten führt uns durch eine sehr ländliche Gegend, gespickt mit kleinen Dörfern, welche teilweise Ortstafeln in russischer und ukrainischer Schrift hatten. In der ostslowakischen Grenzregion gibt es noch viele ruthenische, aber auch einige ukrainische Dorfgemeinschaften. Die Ruthenen bezeichnen sich selbst als Russen und sind in der Slowakei eine anerkannte nationale Minderheit. Auch sehr auffallend in dieser Gegend waren die vielen Störche. In jedem Dorf hatte es mindestens ein Nest. 

Weiter östlich, wieder an der polnischen Grenze, in der Stadt Medzilaborce steht ganz unerwartet das einzige Pop-Art-Museum Europas mit Werken von Andy Warhol! Die Eltern von Warhol (richtiger Name Warhola) stammten aus einem naheliegen ruthenischen Dorf und wanderten anfangs der 1920er-Jahre in die USA, nach Pittsburgh aus, wo Andy 1928 geboren wurde. Obschon er die Slowakei nie besucht hat, vermachte er in seinem Testament einen Teil seiner Kunstwerke der Stadt Medzilaborce. Zu den bekannten ausgestellten Originalen gehören z.B. die Serien von “Marilyn Monroe“ oder den „Flowers“. Zu sehen gabs zudem einige persönliche Gegenstände von Warhol wie z.B. seinen ersten Fotoapparat und Walkman oder Kleidungsstücke. Weiter ging die Fahrt in die Stadt Snena, wo wir kurz dem Supermarkt einen Besuch abstatteten und dann Richtung Nationalpark Poloniny fuhren. Auf halber Strecke entdeckten wir eine als Campingplatz markierte kleine Waldlichtung, wo wir unser Lager aufschlugen.

 

10.7.2021

Ulic – Nova Sedlica, SK

Km: 20

Km Total: 2’920

Nach kurzer Fahrt landeten wir am Ende des Tals, im Dorf Nova Sedlica wo wir einen ruhigen Tag auf dem gemütlichen Camping verbrachten. 

 

11.7.2021

Nova Sedlica, SK

Der Nationalpark Poloniny besteht hauptsächlich aus bewaldetem Gebiet. Ein kleines Stück davon, das Naturreservat Stuzica, steht unter besonderem Schutz. Es handelt sich um einen der Urwälder Europas und ist Unesco-Welterbe. Unsere heutige Wanderung führte teilweise diesen Wald, der hauptsächlich aus Buchen und wenigen Tannen besteht. Mal war der Wald sehr dicht, die Buchen sehr hoch und dünn, mal standen die Bäume weiter auseinander, so dass im Laufe der Jahre mächtige, breitstämmige Buchen wachsen konnten. Das Gebiet ist unter höchstem Schutz, Forstarbeiten sind streng untersagt, der Wald wird sich selbst überlassen. 

Auf dem vielen Totholz wachsen Pilze, es dient als Unterschlupf für viele Insekten und wird schlussendlich wieder zu nährstoffreichem Humus. Die Urwälder sind geprägt von ungeheurem Artenreichtum und bieten Lebensraum für seltene Vögel, Käfer, Pilze oder Bodenorganismen, die in unseren „aufgeräumten“ Wirtschaftswäldern längst ausgestorben sind. Nach drei Stunden wandern, erreichten wir den höchsten Punkt des Nationalparks, den Berg „Kremenec“, 1221 m hoch und im Länderdreieck Slowakei, Polen und Ukraine liegend. Das letzte Stück dorthin führte direkt der ukrainischen Grenze entlang, wo wir bereits beim Aufstieg zwei jungen patrouillierenden ukrainischen Soldaten mit Hund begegneten. Der Punkt, welcher die drei Länder verbindet, ist mit einer grossen Säule gekennzeichnet, worauf auf jeder Seite der Name des jeweiligen Landes eingemeisselt ist. In jedem Land steht eine kleine Sitzbank zum rasten. 

Auf der ganzen bisherigen Wanderung waren wir keinem Menschen begegnet. Hier oben allerdings hatte es bereits ziemlich viele Leute, die von der polnischen Seite herkamen. Wir setzten uns auf die letzte leere Sitzbank, die Ukrainische. Bald darauf kamen wieder zwei ukrainische Soldaten daher, von denen sich der Ältere, vermutlich der Weibel, zu uns auf die Bank gesellte, der Junge mit Maschinengewehr stand daneben. Unsere Konversation mit dem Weibel war leider mangels Sprachkenntnisse sehr kurz, jedoch schien er uns sehr sympathisch. Da wir übrige Zeit hatten, beschlossen wir noch weitere 45 Minuten zu dem in Polen liegenden Aussichtspunkt „Wielka Rawka“ zu laufen und wieder zurück. Der Weg dorthin führte wiederum entlang der ukrainischen Grenze. 

Kurioserweise mähte hier ein ukrainischer Soldat mit einem Benzinmäher einen Weg aus, der exakt parallel des polnischen Wegs entlangführt. Wir vermuten, dass man als ukrainischer Wanderer nicht auf polnischem Boden wandern sollte bzw. die Grenze nicht übertreten sollte. Evtl. wird der Weg auch von den Grenzpatrouillen benutzt, die natürlich auch auf ukrainischem Boden stattfinden sollten. Für uns trotzdem merkwürdig, dass jedes Land seinen eigenen Weg haben muss. Je näher wir dem Gipfel kamen desto mehr Leute waren unterwegs. Anscheinend handelt es sich hier um ein sehr beliebtes Ausflugsziel in Polen, auch war Wochenende und viele Leute nutzten das schöne Wetter zum Wandern. Der Gipfel bot wunderschöne Ausblicke über die umliegenden Täler und bewaldeten Hügel. Zurück gings auf dem gleichen Weg bis zum Länderdreieck, dann über einen Bergkamm weiter bis der Weg steil bergab zurück ins Tal führte. Von der Hitze gezeichnet kamen wir am Campingplatz an und bekamen von der Besitzerin gleich ein kühles Bierchen offeriert :-).

 

12.7.2021

Nova Sedlica, SK

Mal was Amüsantes. Hier im Dorf, und ebenfalls im Dorf vorher hat es vereinzelt grosse Hornlautsprecher an den Strommasten, welche eine Stunde pro Tag alte russischklingende Musik spielen. Angeblich sei dies in den kleinen slowakischen Dörfern normal :-).

 

13.7.2021

Nova Sedlica – Michalovce, SK

Km: 210

Km Total: 3’130

Eigentlich wäre dies eine kurze Etappe gewesen, aber wir mussten ja die neue Treppe in Košice abholen. Wie fast an allen anderen Tagen schien die Sonne während der gesamten Fahrt :-). In Košice besuchten wir einmal mehr das Corona Testzentrum um gewappnet zu sein für den bevorstehenden Grenzübertritt in die Ukraine. 

Am grossen See (einige Slowaken nennen es das Meer der Slowakei) bei Michalovce nächtigten wir und konnten uns zum Glück abkühlen bei einem Bad im See :-).