Türkei Teil 2, Westküste: Izmir, Pergamon und einsame Plätze
29.12.2021
Istanbul – Gölyazi Merkez, Türkei
Km: 120
Km Total: 9’510
Endlich waren wir wieder in der Verfassung zu fahren! Nach 18 Tagen in Istanbul, und 5 davon isoliert im Camper (Corona), waren wir mehr als bereit das Stadtleben hinter uns zu lassen. Auch der stetige Lärmpegel der Stadt hat uns müde gemacht und wir sehnen uns nach der Ruhe der Natur. Da wir nun wirklich keine Lust auf den äusserst mühsamen Stadtverkehr hatten, zogen wir es vor, die direkt vis-à-vis ablegende einstündige Fähre übers Marmarameer nach Yalova zu nehmen. Während dem wir im Auto darauf warteten auf die Fähre zu fahren, sprach uns ein junger Türke an, der vermutlich am Hafen arbeitet. Er machte uns Komplimente für unseren Camper, hiess uns herzlich Willkommen in der Türkei und schenkte uns einen Schokoladenriegel. Wir freuten uns sehr über die herzliche kurze Begegnung und uns wurde wieder einmal bewusst, dass auch eine noch so kleine Geste viel bewirken kann. Von Yalova gings südwärts in die Industriestadt Bursa. Von Weitem sahen wir den verschneiten Berg Uludag (2543 m), wo man übrigens mit der längsten Gondelbahn der Welt in das beliebteste Skiresort der Türkei fahren kann :-).
Nach dem Aufstocken unserer Essensvorräte fuhren wir zum Ulubat-See und nächtigten dort auf einer Anhöhe wo wir den See und das Dörfchen überblickten. Das Spezielle an diesem Dörfchen ist die Lage: es liegt auf einer kleinen Halbinsel, die komplett vom Dorf eingenommen wird.
30.12.2021
Gölyazi Merkez – Alibey Adasi, Türkei
Km: 260
Km Total: 9’770
Einige Pelikane kreuzten unseren Weg beim Losfahren am Morgen. Ein guter Einstieg in einen neuen Tag :-).
Weiter auf einer fast leeren Autobahn Richtung Süden. Nachdem wir die Brücke, die auf die Alibey Insel führt, überquert hatten, landeten wir auf einem mit Schlaglöcher übersäten Weg der uns zu unserem Schlafplatz führte. Immerhin, die 40 Minuten Iveco durchrütteln haben sich gelohnt und wir parkten direkt am Meer abseits des Strässchens umgeben von Olivenbäumen.
31.12.2021 – 1.1.2022
Alibey Adasi, Türkei
Die ersehnte Ruhe haben wir an diesem schönen Plätzchen definitiv gefunden :-). Wir verbrachten zwei erholsame Tage, genossen die langen Spaziergänge im kaum besiedelten Gebiet der Insel.
Ein Teil dieses Gebiets wird eingenommen von Olivenhainen, der Andere ist bedeckt von niederen Büschen. Es gibt auch ein winziges verlassenes Dorf mit kleinen Steinhäusern und etlichen Ruinen.
Dort trafen wir auf zwei magere Hunde, wovon der eine uns auf unserem restlichen Spaziergang begleitete, auf dem Rückweg aber zum Glück im Dorf zurückblieb. Als wir allerdings am nächsten Tag von unserer Tour zurückkamen, wartet dieselbe magere Hundedame vor unserem Camper. Wir hatten Bedauern mit ihr und kochten ihr extra eine Portion Teigwaren.
2.1.2022
Alibey Adasi – Bergama, Türkei
Km: 90
Km Total: 9’860
Es reut einem immer einen schönen einsamen Platz zu verlassen. So wars auch dieses Mal, als wir von der Insel ans Festland tuckerten. Nach wenigen Kilometern landeten wir im Küstenstädtchen Ayvalik. Wenn man in die hinteren Gässchen des Ortes geht, entdeckt man die Schönheit des altgriechischen Städtchens. Renovierte Steinhäuser, alte griechisch-orthodoxe Kirchen, die in Moscheen umgewandelt wurden, und lebendige kleine Gässchen und Plätze machen Ayvalik zu etwas Besonderem. Die griechische Bevölkerung dieses Städtchens (sowie weiterer Gebiete) wurden Opfer des sogenannten Bevölkerungsaustausches zwischen Griechenland und der Türkei. Dies war eine Zwangsumsiedlung, die nach dem ersten Weltkrieg und dem folgenden Griechisch-Türkischen Krieg (1922) vertraglich vereinbart wurde. Diese Zwangsumsiedlung betraf alle griechisch-orthodoxen Staatsangehörigen der heutigen Türkei, sowie alle muslimischen Staatsangehörigen Griechenlands.
In einem sympathischen kleinen Restaurant, das in einem gewölbten Keller ist, genossen wir unser Mittagessen. Wir mussten natürlich die Spezialität von Ayvalik ausprobieren. Einen Toast mit Käse und spezieller Wurst. Neben dem Toast war auch alles andere sehr lecker :-).
Auf einem Dorfplatz erspähten wir dann ein vollbepacktes Fahrrad behängt mit etlichen Fahnen. Gleich darauf lernten wir Frank aus Deutschland kennen. Der verrückte Kerl fährt von Dresden nach Hiroshima, Japan mit dem Fahrrad!
www.dresden-hiroshima.jimdofree.com Wir setzten uns zu ihm und plauderten über Gott und die Welt. Bei unserem kleinen Kreis waren auch zwei Türken dabei mit denen wir lachten und uns unterhielten. Wie fast immer wird man zum Tee eingeladen :-). Ein Brauch der uns immer wieder aufs Neue freut. Die zwei Türken, Vater (75) und Sohn, klagten uns aber auch über die momentane Situation in ihrem Land. Währungskrise und Inflation. Alles wird ständig teurer. Zum Beispiel stieg der Benzinpreis innerhalb eines Tages um fast 20%! Auch wir bemerken dies. Innerhalb von 4 Wochen haben wir zwei Mal 120L getankt. Das erste Mal bezahlten wir 77 Franken, das zweite Mal 110 Franken.
Wir zogen dann weiter durchs Städtchen, um noch einige Sehenswürdigkeiten zu begutachten bevor wir die letzten Sonnenstrahlen zu einem Bierchen genossen.
Leider war der nahegelegene Campingplatz geschlossen und somit entschieden wir uns im Dunkeln bis nach Bergama zu fahren.
3.1.2022
Bergama - Foça, Türkei
Km: 100
Km Total: 9’960
Leider war der offizielle Campingplatz in Bergama nicht zugänglich und wir mussten quasi in der Einfahrt übernachten, die direkt neben einer stark befahrenen Strasse lag. Wir sind wirklich nicht heikel was Lärm und Schlafen betrifft, jedoch raubten uns hier doch die bis tief in die Nacht vorbeidonnernden Lastwagen den Schlaf. Zum Glück wars ja nur für eine Nacht. Und wir konnten dafür auch das nötige Entleeren der Toilette und das Nachfüllen des Wassers erledigen. Im Verlauf des Morgens steuerten wir uns eigentliches Ziel an: die Akropolis von Bergama, angeblich eine der eindrücklichsten archäologischen Stätten der Türkei.
Die antike griechisch-römische Stadt Pergamon thront auf einem Hügel neben dem heutigen Bergama. Die Blütezeit der Stadt war um das 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. Auf den Burgberg hinauf geht’s heute bequem mit einer Gondelbahn. Die Ruinen der antiken Stadt sind über den ganzen Hügel verstreut, jedoch haben nur wenige der Bauwerke den Zahn der Zeit überlebt. Davon stechen sicherlich die Überbleibsel des zuoberst auf dem Hügel stehenden Trajan-Tempel heraus, der mit seinen hohen Marmorsäulen und zugehörigen Reliefs besticht.
Auch sehr eindrücklich ist das am steilen Hang liegende Theater, das den damaligen Besuchern nebst den Aufführungen eine wunderbare Aussicht bot. Im unteren Teil der antiken Stadt entdeckte man im Jahr 1990 gut erhaltene Mosaike und Stuckarbeiten, die heute durch ein Schutzgebäude konserviert werden und über Besucherstege bewundert werden können.
Von dem wohl bekanntesten Gebäude von Pergamon zeugt heute nur noch ein Fundament. Es handelt sich um den monumentalen Zeus-Altar, der berühmte Pergamon-Altar, dessen historisch kostbaren Friesen Ende des 19. Jahrhunderts von deutschen Archäologen ausgegraben und relativ schnell nach Deutschland transportiert wurden. Die Rekonstruktion des Altars mit den originalen Friesen kann heute im Pergamon-Museum in Berlin besichtigt werden. Die Ausfuhr dieser Kunstwerke ist heute ein kontroverses Thema. Den Rückweg legten wir zu Fuss zurück und da die Anlage sehr weitläufig ist, konnten wir den ganzen Weg nach unten noch weitere Teile der antiken Stadt bestaunen. Überall liegen die Steine der zerfallenen Gebäude herum und wir probierten uns vorzustellen, wie diese Bauten vor 2’300 Jahren wohl ausgesehen haben. Ein digitales Modell der Stadt half uns dabei ein wenig :-). Sehr beeindruckt verliessen wir nach gut zwei Stunden die antike Stätte. Unser nächstes Ziel war wiederum die Küste, wo wir ein Plätzchen zum Übernachten suchten. Bevor wir mit einer schönen bergigen Küstenstrasse belohnt wurden, musste zuerst ein wüstes Industriegebiet mit Raffinerien sowie Stahl- und Betonwerken durchquert werden. Auf einer kleinen Halbinsel in der Nähe des Dörfchens Foça fanden wir einen herrlichen Stellplatz für unsere Wohnung :-).
4.1.2022
Foça, Türkei
Im Iveco erwachen, aufstehen, Rollos runterlassen und das schöne Meer beim zmörgele beobachten. Ein gelungener Start in den Tag. Tagesprogram: Das Städtchen Foça erkunden. Zu Fuss erreichten wir entlang dem Meer nach 30 Minuten das Zentrum. Ein gemütliches Örtchen mit griechischem Flair. Die Häuserfront entstand durch die griechische Bevölkerung, die schlussendlich um 1920 aus der Region vertrieben wurde.
Am Hafen sitzen die Fischer vor ihren Booten, erledigen anstehende Arbeiten oder trinken Tee. Dabei müssen sie achtgeben, dass die unzähligen frechen Katzen sich nicht über ihren Fang hermachen :-). Städtchen wie Foça sind momentan extrem gemütlich, jedoch stellen wir uns ab und zu vor wie es wohl in der Hochsaison zu und hergehen muss! Vermutlich wie Tag und Nacht im Vergleich zum ruhigen Winter.
5.1.2022
Foça – Izmir, Türkei
Km: 100
Km Total: 10’060
An diesem Morgen waren wir etwas früher bereit zum Losfahren. Wir wollten schnell in die Grossstadt Izmir um ein Visum für einen längeren Aufenthalt in der Türkei zu beantragen. Diese mühsame Geschichte ist im nächsten Bericht beschrieben. Kurz vor dem Mittag steuert der Iveco mitten im Zentrum der 4 Millionen Stadt Izmir auf einen Parkplatz zu. Wegen Platzmangels werden die Autos komplett aneinandergereiht, so dass keiner einfach wegfahren kann :-). Deshalb muss man auch den Schlüssel abgeben, damit die Parkplatz-Jungs die notwendigen Fahrzeuge hin und her, und rausfahren können. Nun, stellt euch mal vor, unser ganzes Hab und Gut, Kameras, Tablets, Kleider, einfach alles ist im Auto und wir geben wildfremden Türken den Autoschlüssel. Etwas mulmig zottelten wir davon und fragten uns, ob unsere Reise nun vorüber ist. Aber natürlich nicht :-). Alles klappte wunderbar und später am Nachmittag fuhren wir etwas ausserhalb auf einen nicht gerade attraktiven Campingplatz. Aber immerhin haben wir ein Platz zum sein, Strom, Toilette, Wasser etc…
6.1. – 10.1.2022
Izmir, Türkei
Teil 1, Izmir allgemein
Teil 2, Visum Türkei organisieren
Teil 1, Izmir Allgemein:
Auch in der drittgrössten Stadt der Türkei gibt’s einiges zu entdecken. Izmir ist heute eine moderne liberale Stadt und ein bedeutender Wirtschaftsstandort. Historisch gesehen war sie eine wichtige Hafenstadt verschiedener Epochen und zwischen dem 17. und frühem 20. Jahrhundert eine multikulturelle Stadt mit einer grossen levantinischen, griechischen und armenischen Bevölkerung. Im türkischen Unabhängigkeitskrieg von 1922 wurde allerdings ein Grossteil dieser Volksgruppen vertrieben oder ermordet und die meisten ihrer Bauwerke leider zerstört.
Bereits während unseren verschiedenen Gängen ins Immigrationsbüro, durchquerten wir immer wieder das grosse quirlige Basarviertel. Die traditionsreichen farbigen Einkaufsstrassen mit ihren zahlreichen Shops, Restaurants, Kaffeehäuser, Marktständen und zwischendrin Moscheen sind immer wieder faszinierend. Auch in der 1744 erbauten Karawanserei befindet sich heute ein Teil des Basars. Doch machen all die Eindrücke auch müde und so waren wir froh, ab und zu entlang der langen modernen Strandpromenade zu schlendern, um unsere Köpfe ein bisschen auszulüften. Von hier sieht man das dichte Häusermeer, das sich schier endlos über die Hügel zieht.
Ein beliebter Treffpunkt ist der im Herzen von Izmir liegende Konak-Platz, worauf ein kleiner aber feiner Uhrturm steht, ein Wahrzeichen Izmirs. Nebst vielen Leuten, versammeln sich hier auch Scharen von Tauben. Nicht zufällig, denn auf dem kleinen Platz gibt es ca. 10 kleine aneinandergereihte Stände, wo Taubenfutter (vermutlich altes Brot) in Bechern verkauft wird. Uns fällt auf, dass es sich bei den Verkäufern mehrheitlich um alte Menschen handelt. Die grossen Becher werden für 30 Rappen verkauft, die kleinen für die Hälfte. Wir fragen uns, wieso die alten Leute diesem, wohl nicht sehr rentablen, Geschäft nachgehen müssen? Die Ungerechtigkeit in der Welt macht uns immer wieder nachdenklich.
Einen regnerischen Tag nutzen wir für den Besuch des kunsthistorischen Museums, welches eine reichhaltige Sammlung an Meisterwerken aus den antiken Stätten des Landes beherbergt.
Die Reliefs, Statuen, Büsten, Grabsteine etc. konnten wir ganz in Ruhe bestaunen, da wir praktisch die einzigen Besucher des Museums waren. Am Eintrittspreis von knapp Fr. 1.- kann es eigentlich nicht liegen ;-). Das Museum befindet sich im „Kültürpark“ von Izmir, die grösste und zentral gelegene grüne Insel von Izmir.
Unter hohen Palmen wird hier spaziert und gejoggt und im Sommer sicherlich noch vieles mehr. Für ein bisschen Action sorgt ein kleiner Lunapark. Aufgrund der Jahreszeit war der Park jedoch nur spärlich belebt. Uns fielen vor allem, wie könnte es anders sein, die omnipräsenten Katzen auf, die im ganzen Park herumstreunten.
Eine weitere Sehenswürdigkeit liegt im Stadtteil Karatas, wo einst die jüdische Bevölkerung gelebt hat. Hier hat im Jahr 1907 ein jüdischer Banker einen Lift "Asansör" erbauen lassen, der den Handel zwischen dem Viertel Karatas und der Küste vereinfachen sollte. Auch wir liessen uns von dem mittlerweile modernen Lift in die Höhe chauffieren und genossen zu einem Gläschen Tee die Aussicht über die Stadt. Die im gleichen Jahr erbaute grösste Synagoge der Stadt befindet sich ebenfalls in der Nähe. Eingebettet in einer Häuserreihe, geschützt von einer Mauer und einem verschlossenen Tor, übersahen wir das unauffällige Gebäude fast.
Natürlich fanden wir auch in Izmir gemütliche Viertel mit angesagten Cafés und Restaurants, wo wir uns immer wieder ein Tee oder Käffchen gönnten oder etwas Leckeres zum Essen. In den modernen Einkaufsstrassen tummeln sich bunte Scharen von Jugendlichen.
Teil 2, Visum Türkei organisieren:
Am Tag der Ankunft in Izmir suchten wir das Büro der Einwanderungsbehörde auf. Leider wird hier nicht unterschieden, ob man einfach ein Tourist ist oder ob man in der Türkei über längere Zeit wohnen will! So müssen wir eine vollständige Aufenthaltsbewilligung beantragen!
Wir wurden dann gleich wieder rausgeschickt, da wir keinen Termin hatten. Mit einer Internetseite im Sack gingen wir zurück in den Camper und füllten das Online-Formular aus. Bereits auf der ersten von 5 Seiten blieben wir stecken und zottelten wieder ins Zentrum um biometrische Fotos machen zu lassen. Diese mussten wir dann online hochladen und konnten endlich weiter fahren mit dem Antrag ausfüllen. Bei einem der Punkte kamen wir wieder ins Stocken. Bei der permanenten Wohnadresse. Was gibt man an, wenn man im Camper lebt? Doch sicher die Adresse des Campingplatzes von Izmir :-). Leider nahm das System die Adresse nicht an! Also gaben wir die nächst kleinere Strassennummer an und konnten weiterfahren. Ebenfalls waren wir bei der Krankenkasse etwas überfragt, da wir unsere nicht eingeben konnten. Wir besorgten per Telefon je eine Bestätigung, dass wir in der Türkei versichert sind. Als wir alles ausgefüllt hatten, konnten wir endlich einen Termin abmachen für den nächsten Tag.
Nun ist der nächste Tag da, und wir sind gewappnet mit ausgedruckten Anträgen, Fotos, Pässen, Fahrzeugpapieren, Krankenkassenbestätigungen und Kontoauszug. Im Büro der netten Dame klappte nicht ganz alles wie erhofft! Es ist erforderlich, dass man eine türkische Krankenkasse hat! Zudem muss eine Bescheinigung der Wohnadresse vorhanden sein. Und nicht zuletzt natürlich der Beleg, dass man das die Visumsgebühren bezahlt hat. Unsere Gedanken schwankten zwischen „Kriegen wir das hin?“ über „Das schaffen wir!“ bis zu „Ach, lassen wir doch das Ganze sein!“. Gleich neben der Einwanderungsbehörde hatte es mehrere Büros, die Krankenversicherungen anbieten und bei anderen Anliegen helfen. Also landeten wir bei Erhan im Büro. Die Krankenversicherung müssen wir für ein Jahr abschliessen, sagte der ältere hagere Mann mit grauem Rossschwanz. Die Kosten dafür sind ca. 180 Franken für beide. Eigentlich sehr günstig im Vergleich zu den 8'000 Franken in der Schweiz, jedoch geht es einem trotzdem gegen den Strich doppelt versichert zu sein! Beim Problem mit der Adresse bot Erhan uns Hilfe an. Er werde über Telefon der Campingplatzbesitzerin auf Türkisch erklären, was auf dem Dokument notwendig sei! Dankend zogen wir uns zurück auf den 10km entfernten Campingplatz. Dort angekommen brachten wir die Besitzerin dazu, dass sie Erhan anrief. Eine Stunde später hatten wir eine wunderbare Bescheinigung mit Stempel, Unterschrift und allen notwendigen Infos, dass wir bei ihnen auf dem Campingplatz wohnhaft sind :-).
Dann folgte Tag 3. Mit der Wohnbescheinigung gings zu Erhan ins Büro und wir schlossen eine Krankenkasse ab. Nun zum nächsten Schritt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten landeten wir beim dritten Versuch endlich am richtigen Ort um den Visumsantrag zu bezahlen. Unser Budget wurde um weitere 280 Franken strapaziert. Und wieder zurück zur Einwanderungsbehörde. Wieder klappte zuerst nicht alles! Wie auch bei unserem Versuch, akzeptierte das System die Adresse des Campingplatzes nicht, da dort kein Gebäude registriert ist! Es ist ja schliesslich ein Campingplatz :-). Die nette Frau der Behörde erklärte uns, dass wir ein Hotel nehmen sollen und dort eine solche Wohnbescheinigung verlangen müssen. Uns verleidete das ganze nun vollends, aber aufgeben wollten wir nicht, da wir bereits eine Stange Geld ausgegeben haben! Da uns die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben war, hatten die Angestellten Mitleid und versuchten eine Lösung zu finden. Die Frau rief den Campingplatzbesitzer an und erkundigte sich, ob die Adresse nebenan nicht auch zum Campingplatz gehöre. Der Besitzer bestätigte dies und somit wurde diese Adresse ins System eingegeben und wir waren überglücklich als wir die temporären Aufenthaltsbewilligungen erhielten. In den nächsten Wochen sollten wir nun unsere türkischen Identitätskarten erhalten :-). Was für eine Tortur um ein paar Monate länger im Land bleiben zu dürfen!
11.1.2022
Izmir – Çeşme, Türkei
Km: 90
Km Total: 10’150
Da wir unsere türkischen Identitätskarten und ein Päckli aus der Schweiz bald in Izmir abholen können, machten wir keine grossen Sprünge. Trotzdem wollten wir nicht in der Stadt bleiben und fuhren nach einem Essensgrosseinkauf 90 km Richtung Westen an einen einsamen Strand in der Nähe von den touristischen Orten Çeşme und Alaçati.
In Alaçati wurden die Strassen fast überflutet bei dem starken Regen und aus allen Schächten sprudelte Wasser hoch.
Trotzdem fanden wir über einen holprigen Weg in eine einsame Bucht, die wie gemacht war für uns. Bei unserer Ankunft wurden wir von vier grossen Streunerhunden freundlich begrüsst. Nun fanden wir unseren Frieden, um endlich die Berichte fürs Internet schreiben zu können.
12.1. – 20.1.2022
Çeşme, Türkei
Km: 70
Km Total: 10’220
Dieser Stellplatz hatte es uns wirklich angetan und ist definitiv ein Fall für die Top Ten der schönsten Übernachtungsplätze! Der traumhafte Ort befindet sich ausserhalb eines Dorfes, an einem noch fast unbebauten Teil der Küste. Und das Schönste: wir hatten den Platz meist für uns alleine. Natürlich liegt dies vor allem an der Nebensaison und den dementsprechend kühlen Temperaturen. Meist blies auch noch ein kalter Wind, der das gemütliche Draussensitzen trotz purem Sonnenschein definitiv verunmöglichte. Da wir aber im Camper dank der isolierten Kabine und einer super Heizung immer wohlig warm hatten, machte uns das garstige Klima nicht viel aus.
Wir genossen es einfach mal zu Sein und die Seele baumeln zu lassen, machten Spaziergänge am Strand entlang und sammelten dabei Müll, übten uns im Jonglieren, lasen Reiseliteratur, kochten leckere Menus, aber arbeiteten auch sehr viel an unseren Reiseberichten und der Homepage.
Unsere Spaziergänge führten uns über felsigen Küstenabschnitte, aber auch zu wunderbaren Sandstränden, wo es einige momentan verlassene Beachclubs gab. Wie überall an der türkischen Küste gibt es auch hier einige Ferienhausanlagen, die wie kleine, in sich geschlossene, Dörfchen sind und alle Häuser identisch aussehen. Während unseres neuntägigen Aufenthalts am Strand unternahmen wir einmal einen Ausflug in die nahegelegenen Dörfer Çeşme und Alaçati. Beides im Sommer sehr touristische Orte, momentan jedoch sehr angenehm zum Besuchen. Nicht wie in vielen anderen beliebten Erholungsorten, gibt es in Çesme noch eine lokale Bevölkerung, die das Dorf auch im Winter am Leben erhält.
Man kann an der schönen Uferpromenade entlangflanieren, die schaukelnden Boote in der Marina begutachten, durchs lebendige authentische Einkaufsviertel schlendern oder das alte genuesische Schloss bestaunen.
Weiter gings in den historischen Teil von Alaçati, wieder ein ehemaliges griechisches Dörfchen. Lange nur bekannt für das erstklassige Olivenöl sowie als Top-Destination fürs Windsurfen, findet man heute in den ehemaligen griechischen Steinhäusern teure Boutique-Hotels, in der Marktstrasse werden glamouröse Kleider und Sonnenbrillen angeboten.
Das Dorf ist zu einem Hotspot für die ausgabefreudige Mittelklasse geworden. In der Nebensaison waren viele Geschäfte und Restaurants geschlossen. Gut für uns, denn so kamen die charmanten renovierten Steinhäuser in den engen Gassen viel mehr zur Geltung. Auf dem Hauptplatz fanden wir ein geöffnetes Restaurant, wo wir gutes aber überteuertes Essen bekamen. Der Rückweg zum Auto führte uns an den vier schönen alten Windmühlen vorbei. Nach diesem Ausflug verbrachten wir eine Nacht auf einem Campingplatz, der sich in Alaçati am Windsurfstrand befand und um diese Jahreszeit ebenfalls wie ausgestorben war. Hier konnten wir die nötigen Ver- und Entsorgungen erledigen. Am nächsten Tag gings wieder an den Strand.
21.1.2022
Çeşme – Izmir, Türkei
Km: 100
Km Total: 10’320
An diesem Morgen war klar, dass wir nach Izmir zurückfahren.
Am Vortag informierte uns eine SMS, dass unsere türkischen Identitätskarten abholbereit sind. Der Iveco nahm die 100 km in Angriff und gegen Mittag besuchten wir die chaotische, mit Paketen übersäte Poststelle. Wir mussten die Briefe öffnen und einen Zettel unterschreiben, jedoch zu unserer Überraschung keine Pässe zur Identifikation vorlegen! Und da waren sie, die ersehnten ID’s, die es uns erlauben bis am 5.7. in der Türkei zu sein. Lustige Nebensache: auf der Rückseite stehen die Namen unserer Eltern drauf :-). Wir sind sehr froh, dass alles klappte.
Wenige Kilometer später parkten wir beim selben Campingplatz wie das letzte Mal und müssen nun noch auf das Paket aus der Schweiz warten.
22. – 23.1.2022
Izmir, Türkei
Am Samstag kam tatsächlich unser Päckli aus der Schweiz an. Freude herrscht :-).
Am Sonntagnachmittag machten wir uns zum letzten Mal auf den Weg ins Zentrum. Wir haben mit Frank aus Deutschland abgemacht, den wir bereits in Ayvalik kennenlernten. Er hat wieder ein paar Kilometer mit dem Fahrrad gemeistert auf dem Weg nach Japan :-). Es war Franks’ Geburtstag und wir genossen zusammen Speis und Trank und tauschten spannende Erlebnisse aus. Ein gelungener Abend :-).
24.1.2022
Izmir – Kuşadası, Türkei
Km: 100
Km Total: 10’420
Nun verabschiedeten wir uns definitiv von Izmir und den äusserst lieben Menschen vom Campingplatz, die uns geholfen haben mit den Identitätskarten und dem Päckli aus der Schweiz.
An endlos vielen Ferienwohnungssiedlungen und nicht sehr attraktiven Städtchen vorbei gings ein Stück Richtung Süden. Da die Kältewelle noch ein paar Tage anhält und es in unserem übernächsten Ziel, Pamukkale, noch ein paar Tage -10°C ist, verbringen wir noch etwas Zeit an einem Strand bevor wir die archäologische Stätte Ephesus Besuchen.
25. – 26.1.2022
Kuşadası, Türkei
Gemütliche 2 Tage am Meer.