Türkei Teil 4: Haus- und Tierhüten, Antalya und Südküste (Türkis Küste)
10. – 16.2.2022
Yeşilüzümlü, Türkei (House-sitting)
Die acht Tage vergingen wie im Flug! Im wunderschönen Haus mit Aussicht genossen wir das Zusammenleben mit drei Hunden und zwei Katzen. Wie beim letzten Haus hüten waren die felligen Kollegen mit uns zufrieden :-).
In den wenigen Tagen bekamen wir auch einen interessanten Einblick in das Leben von ausgewanderten Engländern.
Einer der Spaziergänge mit den Hunden führte uns weiter als geplant und wir besuchten die über 2000 Jahre alte römische Stätte Kadyanda.
Nicht sehr bekannt, aber trotzdem ein kleines Juwel. Insbesondere die Lage im Wald macht es interessant. Die Natur macht sich wieder breit und zwischen den Sitzen des Amphitheaters wachsen z.T. ganze Bäume heraus. Ein ganz klein wenig erinnerte uns dieser Ort an Angkor Wat. Nicht nur wir, sondern auch die Hunde legten sich einfach faul hin als wir nach drei Stunden müde zu Hause ankamen :-). Nach 5 Tagen mussten wir den 9 Monate alten Welpen Ava schweren Herzens den Besitzern abgeben. Ava war nur temporär bei uns.
Eine Auszeit wie diese ist für uns auch immer Gold wert, um mit den Berichten für die Internetseite aufzuholen, kleinere Reparaturen am Camper vorzunehmen und einfach wieder Energie für die Weiterreise zu tanken.
17.2.2022
Yeşilüzümlü – Fethiye, Türkei
Km: 20
Km Total: 11’400
Jetzt ist der letzte Tag angebrochen im Haus mit den Hunden und Katzen. Frühstück für uns, dann Frühstück für die Hunde und Katzen und gleich an die Arbeit. Putzen, Camper einräumen und aufräumen. Zum Mittag gönnen wir uns eine Pizza die geliefert wird (erstaunlich lecker) um etwas Zeit zu sparen. Dann auf den letzten Spaziergang mit den Hunden und gegen 18:00 Uhr kommt Lisa, die Hausbesitzerin, zurück. Die beiden Hunde sind völlig ausser sich vor Freude :-). Nach etwas plaudern und einem Abschiedsbierchen verabschieden wir uns von Lisa, Mabel, Elsa, Seraphina und Nelson. Da es nun schon dunkel geworden ist, fahren wir im 20km entfernten touristischen Küstenstädtchen Fethiye auf einen Parkplatz zum Schlafen.
18. – 19.2.2022
Fethiye, Türkei (Wanderung Lykischer Weg)
Nicht immer ist das Erwachen im Camper so idyllisch wie man es sich vielleicht vorstellt. Heute werden wir um 6.45 Uhr jäh aus dem Schlaf gerissen, als ein Stadtarbeiter mit einem laut heulenden Gerät den Abwasserschacht direkt neben unserem Camper reinigt (nebst sämtlichen übrigen Schächten auf dem Parkplatz!). Aber halb so wild, wir können ja morgen wieder ausschlafen ;-).
Den Morgen verbringen wir mit der Besichtigung der ca. 2000 Jahre alten lykischen Felsengräber, welche in die Klippen über der Stadt eingemeisselt sind. Das grösste und schönste ist das Grab von Amyntas, ein lokaler lykischer Herrscher oder Adliger. Der Eingang zum Grab wurde als Tempeltor gestaltet, mit zwei Säulen, die von einem dreieckigen Giebel gekrönt werden. Dahinter befindet sich der kleine Grabraum. Weitere kleinere, nicht zugängliche Felsengräber befinden sich gleich nebenan. Uns faszinieren solche aus dem Fels gehauenen Kunstwerke immer wieder und wir fragen uns, wie die Steinmetze wohl an die hoch oben in der Felswand liegenden Gräber gekommen sind. Der kurze Aufstieg zu dieser Stätte lohnt sich auch wegen der schönen Aussicht über die Stadt. Am Nachmittag flanieren wir über die lange Promenade von Fethiye und bestaunen die vielen Segel- und Ausflugsschiffe, die in der Nebensaison meist unbenützt im Hafen verweilen. Fethiye ist der Startpunkt für die beliebten mehrtägigen Segelturns entlang der berühmten Türkisküste. Auch uns lockt die Küste, allerdings nicht per Boot, sondern zu Fuss. Wir wollen einen kleinen Teil des lykischen Fernwanderwegs erkunden, der über 509 km von Fethiye bis Antalya verläuft und teils über alte Handelswege führt. Wir schnappen uns am nächsten Morgen ein Taxi, das uns in 50 Min. ins südlich gelegene Kabak fährt. Von dort starten wir unseren Marsch zurück nach Fethiye. Die erste Etappe führt uns auf einem Wanderweg der wunderschönen Küste nach bis Faralya. Beim Blick zurück eröffnen sich fantastische Aussichten auf die bergige, bewaldete, zerklüftete und wilde Küste.
Wir marschieren teils nahe am Meer, teils auf hohen Klippen und kommen vorbei an bezaubernden Buchten. Die verschiedenen Blautöne des Meeres, von tiefblau, türkis bis hellblau, sowie das klare Wasser sind fantastisch und wirken fast unreal. Das Ufer, mit den weissen und nassschwarzen Steinen runden das herrliche Bild ab. Man kann sich fast nicht sattsehen und natürlich würde dies alles sehr zum Baden einladen. Die Temperaturen sind jedoch momentan zum Wandern ideal, ca. 15 Grad, aber mit der kühlen Brise leider noch zu kalt zum Baden. Zwischendurch geht’s über Strassen, durch ein Gebiet mit einigen toll aussehenden Hotels; und es wird überall wacker weitergebaut! Der Wanderweg zieht sich langsam in die Höhe und wir erreichen eines der Highlights der Wanderung: der Ausblick in das sogenannte Schmetterlingstal.
Zwischen hohen Felswänden liegt eine kleine Bucht, dahinter ein schmales flaches Tal, zuhinterst rauscht ein Wasserfall in die Tiefe. Das Gebiet steht unter Naturschutz, der auch ein Bebauungsverbot beinhaltet, und bekam seinen Namen aufgrund der hohen Anzahl und Vielfalt an Schmetterlingen. Berichten zufolge sind heute jedoch mehr Tagestouristen als Schmetterlinge anzutreffen... In der Saison ist die Bucht Ziel unzähliger Ausflugsboote. Heute ist aber nicht viel los und wir geniessen die eindrückliche Aussicht von der Klippe hinunter ins Tal und das weite Meer hinaus. Nach unserem Mittagessen am schwindelerregenden Aussichtsplatz geht’s weiter und zwar steil hinauf, bis wir schlussendlich auf ca. 800 m ü. M. sind.
Ab und zu wandern wir durch Bergdörfer, teils mit vielen Baustellen, wo neue Villen oder Hotels entstehen. Übrigens sind die Berge rund um Fethiye ziemlich hoch und immer wieder sieht man in der Nähe oder Ferne überzuckerte oder gar schneebedeckte Gipfel. Quasi vom Strand aus führt zum Beispiel eine Seilbahn auf den 2000 m hohen Berg Babadag, der auch Startpunkt für viele Gleitschirmpiloten ist und eine atemberaubende Aussicht auf die Region Fethiye bietet. Ganz so hoch hinaus kommen wir nicht, allerdings ist die Aussicht gegen Schluss der Wanderung auch nicht übel ;-). Ein weiteres Highlight des Tages!
Geblendet von der Schönheit dieser Gegend, marschieren wir gut gelaunt, und noch immer hoch über unserem Zielort Olüdeniz, einer neuaussehenden Kiesstrasse nach. Irgendwann finden wir es doch ein bisschen komisch, dass die Strasse nicht langsam abwärtsführt. Wir konsultieren die Wanderkarte auf dem Handy und sehen, dass wir weit vorne den Abzweiger auf den Wanderweg verpasst haben. Mist! Die Sonne geht bald unter, wir haben uns bei der Wanderung auch zeitlich ein bisschen verschätzt. Die Stunde zurücklaufen und dann im Dunkeln den Wanderweg runter ist keine Option. Dann lieber auf der angenehm zu laufenden Strasse bleiben.
Auf dem Satellitenbild von Google Maps sehen wir unsere Strasse nur teilweise, aber unserem Gefühl nach muss sie irgendwann ins Tal führen.
Wir nehmen es gelassen und geniessen noch den fantastischen Sonnenuntergang! Nun aber los :-). Nach einiger Zeit dann endlich die abwärtsführenden Serpentinenkurven. Doch die Strasse wird nicht unbedingt besser, sondern ist nun recht grobsteinig. Fahren hier wirklich noch Autos? Egal, Hauptsache es geht runter. Dann der Schreckensmoment! Die Strasse endet abrupt und wir stehen vor einer steilen Geröllhalde.
Der Lichtblick: nach der Geröllhalde geht die Strasse weiter. Im ersten Moment stehen wir vor einem unbezwingbaren Hindernis und sind der Verzweiflung nahe. Die Nacht bricht herein und wir sind immer noch hoch über der Stadt irgendwo im Wald… So, nun ruhig Blut. Wir begutachten die Geröllhalde näher und sehen, dass es vielleicht doch einen Weg gibt, sie zu überwinden. Stefan geht voraus, ich leuchte ihm mit der Handytaschenlampe. Alles gut gegangen! Wir sind beide heil über die heikle Passage gekommen.
Weiter geht’s, die Strasse wird sofort wieder besser, es sind auch Autospuren zu sehen. Das erleichtert uns. Wir wandern im Dunkeln über die uns endlos vorkommende Kiesstrasse durch den Wald, bald können wir uns aber mit Google Maps wieder orientieren. Eine ¾ Stunde später kommen wir müde aber glücklich in Öludeniz an. Wir befürchten, dass wir in den nicht sehr belebten Strassen nicht sofort ein Taxi finden. Doch das Glück ist mit uns!
An einer Strassenlampe entdecken wir einen Taxiknopf, den man drückt und wartet bis ein Taxi kommt. Wir glauben noch nicht so recht daran, und drücken sicherheitshalber ein zweites und drittes Mal :-). Nach ca. fünf Minuten kommt das ersehnte Taxi tatsächlich angefahren und führt uns in 10 Min. zurück nach Fethiye. Um 20.30 Uhr sind wir nach 24 km und 1200 Höhenmeter zurück beim Camper. Wir ziehen uns um, stürzen ins nächstbeste Restaurant und lassen bei Burger und Bier den wunderschönen aber anstrengenden Tag Revue passieren.
20.2.2022
Fethiye – Ölüdeniz, Türkei (Riesen Frühstück & Geisterstadt)
Km: 20
Km Total: 11’420
Wir ziehen los in die kleine Altstadt von Fethiye und landen kurz darauf doch wieder an der moderneren Strandpromenade. Weil unsere Mägen sich bemerkbar machen, zielen unsere Augen eher auf die Speisekarten der Restaurants als aufs Meer. Was uns schon mehr auffiel ist, dass die Türken oft in den Restaurants bis in den frühen Nachmittag ein Frühstück zu sich nehmen. In einem der Restaurants sieht das Frühstück so lecker und reichhaltig aus, dass wir dies auch mal ausprobieren wollen!
Für knapp 7 Franken pro Person bekommen wir ein riesen Frühstück mit frischem Orangensaft, Tee und 18 Schälchen. Neben verschiedenem Brot, Käse, Marmelade, Honig, Butter, Tomaten, Gurken, Gebäck, Küchlein, Omelette, Äpfeln etc.. sind wir vorallem beeindruckt von den etwa 70 Oliven :-). Bei Beginn der Reise befanden sich Oliven weit unten auf der „hab ich gerne“-Skala, aber mehr und mehr sind sie OK und wir vertilgten etwa 50 Oliven der 3 verschiedenen Sorten auf dem Tisch!
Fethiye hat uns mit der überschaubaren Grösse und dem nicht übertriebenen Tourismus sehr gut gefallen und ist einfach irgendwie sympathisch. Vollgestopft ziehen wir weiter und fahren ins 10km entfernte Geisterstädtchen Kayaköy.
Ein Gebiet welches seit 100 Jahren leer steht, mit zerfallenen Steinhäusern, Kirchen und Wegen. Auch die Natur hat sich zwischen den Gemäuern wieder ausgebreitet. Grund für die Geisterstadt ist der Bevölkerungsaustausch von 1923 zwischen der Türkei und Griechenland (Zwangsumsiedlung nach dem Türkisch-Griechischen Krieg). Es gab mehr Griechen die zurück nach Griechenland gehen mussten als Türken die von Griechenland zurück in die Türkei kamen.
Unsere tägliche Fitness ist mit dem dortigen rumkraxeln auch gleich erledigt und schon bald landen wir am Strand von Olüdeniz wo es einige andere Camper, Restaurants und Läden hat.
21.2.2022
Ölüdeniz – Boğaziçi, Türkei
Km: 60
Km Total: 11’480
Wieder einmal erwachen wir mit Meeresrauschen und schöner Aussicht aufs Meer. Doch die Idylle ist nicht von langer Dauer, denn direkt vor unserem Fenster fährt ein Bagger auf und beginnt mit der Arbeit. Hier soll eine Landebahn für die Gleitschirmpiloten entstehen, die vom nahegelegenen Berg Baba Dag starten. Stefan schaut dem Treiben interessiert zu; so ein Bagger lässt Männerherzen jeden Alters höher schlagen ;-). Aber wir wollen heute weiterfahren und so beeilen wir uns, dem Trubel rund um den Camper zu entfliehen.
Zuerst geht’s wieder der Küstenstrasse nach in Richtung Kabak, dann zweigen wir auf eine Bergstrasse ab. Das erste Dorf ist uns von der vorgestrigen Wanderung ebenfalls bereits bekannt. Wir liebäugeln mit einem nahegelegenen tollen Aussichtspunkt, den wir vorgestern entdeckt haben und der fürs Übernachten ideal wäre. Aber nein, wir müssen jetzt endlich ein Stück weiterfahren! Die schmale Strasse führt uns in Kurven immer höher, wir blicken auf die zurückgelegte Strecke.
Gleich nach der Passhöhe sehen wir bereits von weitem ein Auto am Strassenrand, davor einige Gläser aufgestapelt. Ist es vielleicht Honig?
Wir halten an, steigen aus, fragen auf Englisch (leider haben wir das das Wort Honig in Türkisch noch nicht gelernt), der Mann sagt „honey“ und lacht, wir auch :-). Er kann nur ein paar Worte Englisch und versteht, dass wir den Honig gerne probieren möchten. Sofort geht er zum nächsten Busch, bricht ein kleines Ästchen ab, öffnet ein Glas, taucht das Ästchen in die goldene Masse und streckt es uns hin. Mjamm, lecker schlecker! Den Preis schreibt er (ebenfalls mit einem Ästchen) auf den Kiesboden. Wir kaufen ohne zu feilschen für 120 TL (ca. Fr. 8.-) ein grosses Glas.
Weiter geht die Fahrt, auf und ab, mit wunderbaren Aussichten auf die bergige Küste. Durch kleine Dörfer, wo es teils einfache Übernachtungsmöglichkeiten für Wanderer des lykischen Wegs gibt, aber auch extravagantes Glamping oder schöne Pensionen sind vorhanden.
Nebst dieser Verdienstmöglichkeit wird in der abgelegenen Gegend vor allem Landwirtschaft betrieben, es gibt viele Olivenbäume, die terrassierten Feldern sind angepflanzt. Am späteren Nachmittag finden wir auf einer Art Halbinsel den perfekten Übernachtungsplatz mit spektakulärer Aussicht.
Zwei Ziegenhirte fahren mit dem Motorrad heran, sie halten Ausschau nach ihren Tieren. Das geschulte Auge der Hirten entdecken die tief unten, zwischen Büschen und Steinen versteckten Tiere sofort. Nachdem wir das Fernglas zu Hand nehmen, sehen wir sie auch ;-). Es sind freundliche Herren, der eine bleibt länger und wir laden ihn zu Tee und Simit (Hefegebäck mit Sesamkörner auf der Kruste) ein. Die Kommunikation ist holprig, da wir kein Türkisch sprechen und er kein Englisch, trotzdem eine nette Begegnung :-).
22.2.2022
Boğaziçi – Gelemiş, Türkei
Km: 40
Km Total: 11’520
Aus dem Bett kriechen, Arme und Beine strecken, die Rollos der Fenster öffnen und die beeindruckende Aussicht mit verschlafenen Augen geniessen :-). Mit Frühstück, Abwasch und allem fahrbereit machen vergehen bei uns meist zwei Stunden. Na dann mal los. Die kaum befahrene Strasse verläuft weit oberhalb der Küste. Durch ein paar verschlafene Dörfer geht’s durch ein langgezogenes Tal Richtung Küste.
Bevor wir das echte Meer wieder zu sehen bekommen, erblicken wir schon von weitem ein Meer aus Plastik. Das ganze Dorf Gelemiş scheint aus Treibhäusern zu bestehen, soweit das Auge reicht, gefüllt mit Tomaten, Peperoni oder Chilis.
Den Übernachtungsplatz an den Patara-Sanddünen teilen wir uns mit ein paar weiteren Wohnmobilen aus Polen.
23.2.2022
Gelemiş – Yeşilköy, Türkei
Km: 30
Km Total: 11’550
Der Patara-Strand ist mit einer Länge von 18 km der längste ununterbrochene Strand der Türkei. Die dahinterliegenden Sanddünen machen den Strand zu etwas ganz Besonderem.
Auch ist er ein wichtiger Nistplatz für Meeresschildkröten. Wie bereits gestern kraxeln wir am Morgen über die Sanddünen zum Meer hinunter, spazieren dem menschenleeren Strand entlang und geniessen den Wind der uns durch die Haare weht. Aber wir wollen heute noch weiterfahren und so nehmen wir als nächstes das leidige Projekt „WC-leeren“ in Angriff. In der Nähe der Dünen hat es einen Campingplatz, aber wir haben doch ein wenig Hemmungen, dort nur unser WC zu leeren. Dennoch halten wir an und fragen den Wärter des heruntergekommenen Platzes. Aus sprachlichen Schwierigkeiten heraus nimmt er sein Handy hervor und Maryse muss das Ganze am Telefon einem anderen auf Englisch erklären :-). Schlussendlich willigt er ein und so leeren wir alles ins Klo. Da wir zum Glück nicht zu den Sparfuchs-Campern gehören, geben wir ihm 5 Lira (35 Rappen, hatten leider sonst kein anderes Kleingeld) und eine kleine Tafel Schokolade. Bereits losgefahren winkt uns der Wärter nochmals zu. Wir halten an und er bringt uns vier Orangen, da es ihm vermutlich nicht recht war, dass wir ihn „bezahlten“ für etwas, das ihn nichts kostet. Fairer türkischer Tausch: WC leeren & 5 Lira & Schokolade gegen vier Orangen :-).
Im völlig verbauten und absolut unsympathischen Kalkan nehmen wir unser Mittagessen und fahren gleich weiter zu einem weiteren herrlichen Küstenplätzchen direkt am Meer.
24. – 25.2.2022
Yeşilköy, Türkei
Wir verbringen zwei Tage an diesem schönen Ort. Ab und zu kommt jemand zum Fischen, ansonsten ist nicht viel Betrieb hier. Wir unternehmen an beiden Tagen eine kleine Wanderung. Ein kleiner paradiesischer Strand, die zweimalige Sichtung von Landschildkröten und eine Wiese voller blühender violetter Blumen sind die Highlights unserer Exkursionen. Und immer wieder aufs Neue sind wir von der teils wilden Küste, den Farben des Meers und dem klaren Wasser hingerissen. Es gefällt uns hier :-).
26.2.2022
Yeşilköy – Kaş, Türkei
Km: 40
Km Total: 11’590
Mit 4x4 bewegen wir unser kleines Monster im Schneckentempo den Hang hinauf. Ganz in der Nähe gibt es eine Wasserquelle und, zum Glück darunterliegend, ein Plumpsklo. Wie bereits bei der Ankunft suchen wir diesen Platz nochmals auf, um uns für die nächsten Tage zu rüsten.
Zurück auf der Küstenstrasse lassen wir uns von der Sonne begleiten, während wir die türkisblauen winzigen Buchten, eingeklemmt in schroffe Felshänge, bestaunen. Wunderschön! Entlang liegt das Städtchen Kaş, das uns wohlbesonnen ist.
Gemütlich, schöne Altstadt und hübsche kleine Restaurants und eine angenehme Atmosphäre. Bei den Unmengen an Touristen in der Türkei nicht selbstverständlich. Was uns auffällt, sind einige russischsprachige Leute. Anscheinend hat es hier, sowie in den weiter östlichen Küstenregionen viele russische Auswanderer.
Ein paar Kilometer ausserhalb von Kaş steuern wir den Iveco durch herrlich rosa blühende Kirsch- oder Mandelbäume in Richtung Meer direkt an den lykischen Weg. Da es Wochenende ist, hat es auf dem Strandplatz neben ein paar anderen Campern aus Deutschland und Polen auch viele Türken, die picknicken, laute Musik hören und das Leben am Strand geniessen.
27.2.2022
Kaş, Türkei
Was kann man schöneres machen als ein herrlicher dreistündiger Küstenspaziergang? Wir stehen ja mit dem Iveco direkt am Meer, am berühmten Lykischen Wanderweg. Die Küste wird nicht nur von uns bewandert, sondern auch von etlichen Geissen. Eine Herde mit deutlich über 100 Tieren kreuzt unseren Weg. Unter den Geissen sind einige Prachtexemplare, die bei einem Geissen-Schönheitswettbewerb sicher gut abschneiden würden :-). Ein altes Hirtenpaar hält die Geissen in Schach und sie ziehen weiter den mit Büschen bedeckten steilen Hang hinauf.
Wir laufen weiter bis wir bei der wunderschönen kleinen Schlucht Inönü Koyu, die auch eine kleine Bucht hat, ankommen. Im Sommer werden solche fantastischen Buchten oft von Touristenbooten angefahren. Jetzt im Winter sind wir alleine, lassen uns von der Sonne aufwärmen und geniessen es einfach!
28.2.2022
Kaş – Karaöz, Türkei
Km: 150
Km Total: 11’740
Und weiter entlang der Küste. Beim Startpunkt für unsere nächste Wanderung finden wir am Lykischen Weg einen tollen Platz mit herrlicher Sicht aufs Meer.
1. – 3.3.2022
Karaöz, Türkei; Fischer Mehmed und Wanderung am Lykischen Weg
Da der Wetterbericht nicht so toll ist, verschieben wir die Wanderung auf den nächsten Tag. Somit geniessen wir es ohne jegliche Hektik das Frühstück vorzubereiten. Und soeben parkt ein Fischer seine alte Karre neben uns und packt seine sieben (Fischer-) Sachen. Wir öffnen die Türe und sagen mal freundlich „Merhaba“, Hallo auf Türkisch. Zwei Minuten später klopft Mehmed, der Fischer, an die Tür und streckt uns lächelnd ein frisches Brot hinein :-). Genau richtig für unser Frühstück! Später im Tag unternehmen wir eine kleine Wanderung und geniessen die Brise am Meer. Unterwegs sehen wir einen Campingplatz der geöffnet hat. Wir entscheiden, ab dem morgigen Tag dort zu übernachten und „reservieren“ bei der Platzchefin. Nun sind wir wieder gemütlich im Camper und schon bald kehrt auch Mehmed nach mehreren Stunden fischen, seinem Hobby, zurück. Er weiss, wie man das Leben geniesst: trotz des kalten Windes packt er aus seinem wohl 40-jährigen Renault einen Campingstuhl und ein Bier aus, setzt sich und schaut direkt neben uns einfach aufs Meer hinaus :-). Wir gehen auch mal raus und versuchen mit Mehmed (Mechmed ausgesprochen), der kein Wort Englisch kann, uns zu unterhalten :-). Mit dem Handy und „Google Translate“ beginnen wir stockend ein paar Sätze zu wechseln. Nach dem Brot am Morgen, schenkt uns Mehmed noch sechs Orangen. Wir bieten ihm nun einen Tee und Kekse an und fragen ihn noch, was er gefischt habe. In seinem Kessel hat es um die 20 kleinere Fische drin.
Nun besteht Mehmed darauf, uns sechs seiner Fische zu schenken, und da wir keine Fischer sind, entschuppt er sie und nimmt sie aus. Später offeriert er uns sogar noch, dass er uns am nächsten Tag nach der Wanderung mit seinem Auto zurückholt (eine Stunde Fahrt!), aber dieses Angebot können wir natürlich nicht annehmen! Die Gastfreundschaft in der Türkei ist einmal mehr sehr bewegend!
Nun bricht der nächste Tag heran und wir fahren am Nachmittag die zwei Kilometer auf den Campingplatz. Und just auf dieser kleinen Strecke kommt uns der blaue Renault von Mehmed entgegen und wir fahren zusammen auf den Campingplatz. Alle kennen einander. Mehmed, ein paar andere Fischer und die Campingplatzchefin. Wir werden zum Tee, einer kleinen Suppe, Brot, Oliven und Kuchen eingeladen.
Mit ruhigem Gewissen (Camper ist sauber parkiert und sicher) können wir nun am nächsten Morgen unsere Wanderung vom Campingplatz aus starten, dem berühmten lykischen Weg entlang.
Wir ziehen nach einer ruhigen Nacht vor 9 Uhr morgens los und haben etwa 20km Küstenwanderung von Karaöz nach Adrasan vor uns.
Nach einer Stunde im Wald entdecken wir den schönen Leuchtturm Gelodonya, der über der Südspitze der Halbinsel thront. Wir treffen, ausser einem jungen Deutschen der den ganzen Lykischen Weg von 509 km läuft, niemanden. Die Wandersaison hat wohl noch nicht gestartet. Ist uns aber recht so :-). Wir geniessen es einfach; der Wald, die Natur, das fantastisch blau schimmernde Meer und die Ruhe.
Etwa 3 km von der Küste entfernt, begleitet uns ständig die winzige, 1 km lange Insel Suluada, die bekannt ist für eine ständige Süsswasserquelle.
Die Wanderung ist natürlich schön, jedoch nicht so spektakulär wie die letzte Wanderung dem Lykischen Weg entlang von Kabak nach Olüdeniz. Auch weil man meistens im Wald unterwegs ist und somit die Aussicht fehlt.
Ein Taxi bringt uns am Schluss in 30 Minuten wieder von Adrasan zurück auf den Campingplatz.
4.3.2022
Karaöz – Çıralı, Türkei
Km: 50
Km Total: 11’790
Über den holprigen Waldweg geht’s zurück ins Dorf Karaöz. Um in die nächste Bucht zu gelangen, müssen erst mal einige Höhenmeter überwindet werden, die Küste ist sehr bergig hier. Bevor wir aber erneut an die Küste ins touristische Dorf Çıralı hinabstechen, suchen wir an der Hauptstrasse ein Restaurant. Von aussen nicht sehr vielversprechend aussehend, werden wir drinnen überrascht mit einem sehr leckeren Mittagessen. Zum bestellten Salat gibt’s frisches, noch warmes Fladenbrot, drei köstliche Dipsaucen, ein Stück Butter, ein Stück Käse und ein Teller voller Grünfutter (Petersilie und Rucola). Als Hauptgang wählen wir einen Pouletspiess, auch dieser sehr gut gewürzt, dazu knusprige Pommes frites. Nach dem kulinarischen Volltreffer verlassen wir die Hauptstrasse und kurven die steile Strasse hinunter zur Küste. Wir finden am oberen Ende des Strandes einen Parkplatz direkt am Meer, wo wir auch übernachten können. Den Nachmittag lassen wir mit einem Spaziergang dem wunderschönen Strand entlang ausklingen. Wir finden, dass es einer der schöneren touristischen Strände in der Türkei ist. Eingebettet zwischen hohen Felsen, hat der Strand eine stattliche Länge und im Dorf gibt es einige schöne Hotels, sowie Campingplätze. Keine grossen Hotelkomplexe stören das Bild.
Auf unserem Strandspaziergang werden wir von einem verspielten Hund begleitet und die vielen flachen verschiedenfarbigen Steine animieren zum „Steinmanndli“ bauen :-). Doch der Grund für unseren Abstecher hierhin sind eigentlich die Flammenfelder von Chimaera. In der Dämmerung machen wir uns auf den Weg und nach 20 Minuten bergauf laufen, sehen wir in einer felsigen Waldlichtung die kleinen Feuer. Es herrscht Lagerfeuerstimmung: Leute sitzen um die Feuer, machen Musik, singen und meditieren. Doch die Feuer entstehen nicht von Menschenhand, es handelt sich hier um ein seltenes Naturphänomen:
Gas tritt aus den Rissen und Spalten der Felsen und entzündet sich in Verbindung mit Sauerstoff. Überlieferungen zufolge sollen die Flammen den Seefahrern bei der Orientierung geholfen haben. In den vergangenen Jahrhunderten haben sich offenbar die Austrittsstellen sowie die Menge des Gases deutlich verändert und die kleinen Flammen sind heute wohl vom Meer aus nicht mehr zu sehen. Nichtsdestotrotz ein ungewöhnliches Schauspiel und sicherlich einen Besuch wert.
5.3.2022
Çıralı – Antalya, Türkei
Km: 130
Km Total: 11’920
Morgenspaziergang, Kaffee und Brownie in einem trendy Café, und los aus Çıralı. Oben an der Hauptstrasse angekommen, halten wir an um ein Foto vom Tal, wo Çıralı liegt, zu machen. Und da lernen wir Aziz kennen. Ein junger Türke, geboren in der Schweiz und wohnhaft in Deutschland, spricht uns auf Deutsch an. Wir nehmen Aziz schlussendlich bis nach Antalya mit. Leute mitzunehmen ist eigentlich immer eine Abwechslung und eine Bereicherung. Geschichten austauschen, neue Leute kennenlernen und über Gott und die Welt philosophieren. Wir merken bald, dass wir einander sehr sympathisch sind :-). Unterwegs essen wir noch das Mittagessen und machen alle zusammen einen Zwischenstopp im touristischen Kerman, um ein süsses Zvieri und Kaffee zu schlemmen. Die gesamte Region Antalya ist vom Pauschaltourismus etwas verdorben, was wir auch an den „flexiblen“ Preisen bemerken. Aziz und ich entschliessen uns kurzerhand, beim Barber den Bart stutzen zu lassen.
Aziz ist nach 10 Minuten wieder draussen, dann bin ich an der Reihe. Neben dem Bart, kürzt er mir ein wenig die Haare und ohne gross zu fragen, habe ich plötzlich Stäbchen mit heissem Wachs in beiden Nasenlöcher sowie in den Ohren. So werden Haare entfernt auf türkische Art :-). Völlig überrumpelt bekomme ich am Schluss den Betrag zu hören. 200 Lira (13 Franken)! Ich denke mir „Mann, willst du mich verarschen“.
In Istanbul wars weniger als die Hälfte! Wir bezahlen es halt und ziehen etwas irritiert weiter. In den letzten drei Monaten in der Türkei wurde uns praktisch nie zu viel verlangt. Wir müssen in Zukunft in diesen Pauschaltouristenorten wieder skeptischer sein und den Preis zum vornherein abmachen. Weiter in die Millionenstadt Antalya, mitten ins Zentrum zum Busbahnhof, wo Aziz sein Gepäck lagert. Wir wissen zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass wir Aziz wieder treffen und verabschieden uns. Lieber Kerl dieser Aziz, war eine schöne und interessante Begegnung. Während es draussen dunkel wird, fahren wir im mühsamen Verkehr hin und her und finden erst nach einer Stunde einen brauchbaren Parkplatz!
6. – 8.3.2022
Antalya, Türkei
Da es in Antalya weit und breit keinen Campingplatz gibt, nächtigen wir auf einem grossen Parkplatz unweit einer schönen Strandpromenade. Die Nächte hier sind eher von der lauteren Sorte. Einer der Gründe ist, dass die jungen Türken es lieben, ihre getunten Autos aufheulen zu lassen und ihre eingebauten Stereoanlagen mit offenen Fenstern zu testen, nicht selten mitten in der Nacht auf öffentlichen Parkplätzen in der Stadt oder auch am Strand. Dies haben wir nicht nur hier, sondern überall in der Türkei erlebt ;-). Doch am ersten Morgen wecken uns nicht die Auto-Buben, sondern lautstarke Musik von sonst woher. Wie wir später feststellen, findet heute ein Stadtlauf statt. Entlang der Strecke gibt es verschiedene Bühnen, wo Musik gespielt wird. Anscheinend wurden am Morgen früh diese Musikanlagen getestet...
Unsere Zeit in Antalya verbringen wir in der hübschen ruhigen Altstadt, die hauptsächlich mit schön restaurierten osmanischen Häusern besticht.
In den ehemaligen Wohnhäusern sind heute vorwiegend Hotels, Restaurants und Geschäfte untergebracht, meist von der teureren Sorte.
Im alten römischen Hafen herrscht reger Betrieb, die vielen Ausflugsboote warten auf Gäste. Nebst der Altstadt ist Antalya eine sehr moderne Stadt mit vielen Annehmlichkeiten, stylisch langer Strandpromenade und bietet wunderbare Aussichten auf die umliegenden Felsen und Berge. Einen Tag nutzen wir um verschiedenes zu erledigen. Als wir vor einigen Wochen unsere befristete Sim-Karte gegen eine unbefristete umtauschten, haben wir anscheinend unwissend ein dreimonatiges Abo abgeschlossen. Eigentlich ein guter Deal, jedoch wissen wir nicht, wie wir unsere Rechnung bezahlen können. Dies und weitere Unklarheiten wollen wir klären. Leider spricht in diesem Vodafone-Laden wieder niemand Englisch und so mühen wir uns abermals mit Google-Translate ab. Immerhin können wir dort unsere Rechnung bezahlen und erhalten einige Infos zum Abo. Im Einkaufszentrum gibt es auch einen kleinen Stand, der Massagen anbietet.
Wir haben solche Stände in Einkaufszentren schon öfters gesehen, waren aber immer sehr skeptisch. Doch heute überwiegt die Neugier! Der Mann und die Frau am Stand begrüssen uns freundlich, wir füllen kurz ein Formular aus und setzen uns auf die Massage-Stühle. Stefan wird von einem Mann, ich von einer Frau, 15 Minuten durchgeknetet. Nun ja, beide sind von der Rücken-Nacken-Kopf-Massage nicht extrem begeistert. Es ging ziemlich grob zu und her, die Stühle waren mässig bequem und das Ambiente im Einkaufszentrum hat wohl auch nicht zur Entspannung beigetragen ;-).
Übrigens haben wir auf dem Weg in die Stadt nochmals Aziz getroffen. Welch ein Zufall in einer 1-Millionen Stadt! Wir machen fürs Abendessen ab und verbringen einen gemütlichen Abend zusammen.
9.3.2022
Antalya – Denizyaka Manavgat, Türkei
Km: 80
Km Total: 12’000
Zuerst eine Rechnung: Heute sind wir 300 Tage unterwegs und wir legten genau 12’000km zurück. Man sieht also, wir sind in etwa gleich schnell unterwegs wie Fahrradfahrer; 40 km / Tag :-).
Und jetzt ist es wiederum 16:00 Uhr bis wir nach dem Essen einkaufen endlich aus der Stadt fahren. Wir sehen unterwegs wieder einmal Treibhäuser, aber dieses Mal sehr hohe Plastikbauten. Zu unserem Erstaunen voll mit Bananen! Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Bananensetzlinge mit der Schifffahrt von Ägypten hereingeführt und heute produziert die Türkei 40'000 Tonnen Bananen für den heimischen Markt. Beim Erreichen eines einsamen Strandes kommt uns bereits ein Ziegenhirt entgegen. Völlig überraschend spricht er uns in einigermassen brauchbaren Deutsch an, das er vor Jahrzehnten in der Hotelfachschule lernte. Zwei Minuten später kommt noch ein Deutscher in Begleitung diverser Streunerhunde angelaufen. Er und seine Frau sind bereits seit 5 Wochen hier :-) und schauen regelmässig zu den abgemagerten Hunden. Ein paar hundert Meter neben dem Standplatz der Deutschen parken wir nahe dem Meer, wieder einmal mit toller Aussicht ;-).
10.3.2022
Denizyaka Manavgat, Türkei
Gemütlicher Tag am Strand mit Spaziergang.
11.3.2022
Denizyaka Manavgat – Manavgat, Türkei
Km: 70
Km Total: 12’070
Die kilometerlange Küstenstrasse vor der Stadt Manavgat ist gesäumt mit unzähligen gigantischen Hotelanlagen und touristischen Geschäften.
Man fühlt sich ein bisschen wie in Disneyland und wird irgendwie das Gefühl nicht los, dass sich die Erbauer der Hotels in Grösse und Kitsch übertrumpfen wollen. Viele Hotels sehen aus wie riesige Paläste, geschmückt mit Türmchen und anderem Firlefanz.
Bald erreichen wir den Stadtkern, fahren mitten in ein veritables Verkehrschaos, entdecken einen kleinen Parkplatz und laufen mithilfe von Google Maps zu unserem gewünschten Ziel: ein Print-Shop. Da wir nächsten Herbst höchstwahrscheinlich in den Iran einreisen werden, benötigen wir ein spezielles Zolldokument für das Auto (Carnet de Passage). Dieses müssen wir in der Schweiz beantragen und müssen zu eben diesem Zweck einige Dokumente ausdrucken. Nach erledigter Arbeit fahren wir auf den Campingplatz am anderen Ende der Stadt. Aufgrund der immer noch kalten Temperaturen müssen wir übrigens nach wie vor jeden Abend heizen.
12. – 13.3.2022
Manavgat, Türkei
Drei Nächte auf dem Campingplatz. Grund dafür sind unsere vollen Wäschesäcke. Drei Trommeln und zwei Tage später waren alle Kleider fein säuberlich wieder im Schrank. Ein paar Spaziergänge entlang den riesen Touristenhotelbunkern, etlichen Tour-Piraten-Schiffen und dem langen Strand dürfen auch nicht fehlen.
14.3.2022
Manavgat – Köprülü Schlucht, Türkei
Km: 70
Km Total: 12’140
Zur Abwechslung geht’s wieder mal in die Berge, weg von der Küste. Während der Fahrt dorthin verpassen wir einen Wegweiser und fahren einen Umweg über schlechte Strässchen und durch kleine Dörfer. Ebenso wie an der Küste sind auch hier in den Bergen noch immer viele Treibhäuser anzutreffen. Eine Verschandelung der Landschaft, jedoch müssen die Vorteile und Profite gegenüber der herkömmlichen Anbauweise überwiegen. Noch nie haben wir in einem Land ein solches Ausmass an Treibhäusern gesehen.
Wir nähern uns dem heutigen Ziel, der Köprülü-Schlucht, die Strasse führt nun direkt am Fluss entlang. Unzählige Restaurant, Hotels und Riverrafting-Anbieter reihen sich entlang des wilden Flusses. Da wir hier einige Tage eingeplant haben, fahren wir noch nicht bis zur Schlucht und suchen uns einen schönen Übernachtungsplatz mit prächtiger Aussicht. Obschon die Temperaturen wieder etwas gestiegen sind, weht noch immer ein eisiger Wind.
15. – 16.3.2022
Köprülü Schlucht, Türkei (Wunderschöne Schlucht und platte Reifen)
Km: 10
Km Total: 12’150
Unser Schlafplätzchen ist eigentlich auch ein Aussichtspunkt. Realisieren tun wir dies jedoch erst als regelmässig Landrovers mit kleinen Touristengruppen oder ganze Buggy-Truppen kommen und ihre 20 Buggys neben uns stehen :-).
Die Aussicht von hier auf den Köprüçay Fluss mit den Bergen im Hintergrund ist ja schliesslich auch super! Trotz der kalten Temperaturen und dem sicher nicht warmen Wasser, sehen wir ein paar Hartgesottene die mit Rafting-Booten den Fluss runterdüsen.
Am frühen Abend bekommen wir noch Besuch. Die „Jandarma“, türkische Polizei. Drei nette Kerle, von denen keiner Englisch spricht, wollen unsere Pässe sehen. Da wir kaum etwas reden können, ziehen sie auch bald mit einem Lächeln weiter.
Der nächste Morgen bricht heran und wir gehen früher als sonst aus den Federn. Ein Wandertag zur Tazı Schlucht (Teil des Köprülü Canyon) steht uns bevor. Den Iveco parken wir am Strassenrand und ahnen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, dass dies ein Fehler ist. Die Sonne bleibt leider den ganzen Tag hinter einer grauen dünnen Decke, trotz der sonnigen Vorhersage. Im unteren Teil der Wanderung, entlang dem Fluss, hat es letzten Winter den Wanderweg weggespült. Wir können anhand der Plastikfetzen, die fünf Meter über dem jetzigen Flussniveau an Bäumen hängen, nur erahnen wie massiv das Hochwasser gewesen sein muss! Und weiter, ohne grosse Steigung, in Richtung Schlucht.
Schon bald kommen wir an einen Neubau mit Stahlseilen und realisieren schnell, dass es eine neue Zipline (Seilrutsche) ist. Unsere Augen verfolgen die Seile nach oben, aber den Start sehen wir nicht. Hier wurde die höchste Zipline der Welt (410 m) und mit knapp zwei Kilometer die längste Zipline Europas gebaut. Leider steht die Eröffnung erst bevor, ansonsten würden wir wohl dieses Transportmittel wählen, um von der Wanderung zurückzukehren :-). Durch Büsche und Bäume führt uns der Wanderweg 400 Höhenmeter rauf und wir sind nach wenigen Stunden an der Tazı Schlucht angekommen. Da dieser Punkt auch mit dem Auto erreichbar ist, sind wir nicht die einzigen Besucher. Wir laufen die letzten hundert Meter, erreichen die Kante von der Schlucht und wir sind extrem begeistert!
Nie haben wir eine solche Aussicht mit solch fantastischen, dramatischen Felswänden erwartet!! Knappe 400 Meter direkt unter uns sehen wir den Fluss. Der 13 km lange Rückweg geht über die Strasse. Von den etwa 10 Fahrzeugen die uns überholen, halten die meisten an und fragen uns ob sie uns mitnehmen können. Aber wir ziehen es dennoch vor, schön im Wald die Strecke unter die Füsse zu nehmen.
Nun beginnt ein Krimi. Etwa 20 Meter von unserem Iveco entfernt steht ein Türke; ein etwas fester Kerl mit Kraushaar und gefälschten Armani Jeans. Wir gehen an ihm vorbei und grüssen. Er sagt zuerst nichts, aber dann realisiert er, dass wir zum Iveco gehören, und sofort grüsst er laut und wir plaudern 10 Minuten mit ihm. Wir steigen in den Iveco ein, fahren los und bemerken nach zwei Metern, dass wir vorne links einen platten Reifen haben. Der Kraushaar-Türke steht sogleich bei uns. Er will uns sofort helfen und uns einen Kollegen senden! Wir verzichten und pumpen mit unserem eingebauten Kompressor den Reifer wieder auf, und siehe da, die Luft bleibt einigermassen drin! Komisch!! Die Vermutung liegt nahe dass uns dieser Mistkerl Luft aus dem Reifen liess um zusammen mit seinem „Auto-Service“ Kollegen Geld zu machen.
Der Krimi geht am nächsten Tag weiter!
17.3.2022
Köprülü Schlucht – Side, Türkei (Mühsamste Souvenir-Verkäuferinnen und Reifenpanne)
Km: 100
Km Total: 12’250
Wie gestern beschrieben, der Krimi geht weiter. Wir prüfen am Morgen den Reifen vorne links, und er hat noch Luft, aber weniger als am Vorabend. Dennoch kann es nicht sein, dass wir gestern viel mehr Luft, bis zu einem platten Reifen, verloren haben und über die ganze Nacht nur etwa 1 Bar! Vermutlich ging der Schlauch etwas kaputt von den wenigen Metern, die wir mit plattem Reifen gefahren sind. Ich wechsle also den Reifen während Maryse die Küche erledigt.
Kaum losgefahren halten wir im Dorf an und stillen unseren kleinen Hunger mit einem feinen Gözleme (Türkische Pancake) und einem Tee.
Nun kraxelt der Iveco hoch hinaus gegen 960 M.ü.m. Unterwegs in einer Kurve taucht zu unserem Erstaunen der feste Kraushaartürke vom Vorabend auf. Kurzes Hallo und weiter.
Bei einem Aussichtspunkt geniessen wir die speziellen Felsformationen, die aussehen wie „Steinmannlis“ und die Fernsicht über den Canyon hinaus. Da ein Amphitheater nur fünf Kilometer weiter ist, fahren wir dorthin, verpassen den Eingang zum Parkplatz und werden sofort von einer Souvenirverkäuferin abgefangen. Zehn Minuten und ein Paar überteuerte Wollsocken später landen wir endlich auf dem Parkplatz.
Kaum ausgestiegen werden wir von einem Rudel weiterer Souvenirverkäuferinnen gejagt. Die Aufsässigkeit, die diese Frauen an den Tag legen, ist uns bis heute in der Türkei absolut unbekannt!! Nicht mal in Indien wars so mühsam! Ein paar Kleinigkeiten kaufen wir ihnen ab und bald sind wir nicht mehr interessant. Sie rennen nun einer deutschen Reisegruppe, die gerade angekommen ist hinterher! Das über 2000 Jahre alte Amphitheater sowie das Bergdorf Namens Selge sind sehenswert, jedoch ist es den Ärger nicht wert, der mit den Souvenirverkäuferinnen und den überteuerten Preisen einhergeht! Zurück beim Camper ist der Kraushaar-Türke auch wieder da (angeblich wohnt er in dem Dorf). Dann gibt’s die kleinen Essenstände, wo wir gerne auf den Tee verzichten, da er über das dreifache kostet wie normal. Zu einem kleinen Snack lassen wir uns trotzdem von einem alten Herrn, der sehr gut englisch spricht (war 10 Jahre in England), überreden. Leider kaufen wir von ihm noch ein Glas überteuerten Honig ab.
Nach der kleinen Mahlzeit fahren wir los. Nach 70 Kilometer sind wir wieder in der Nähe der Küste und wollen noch etwas Luft in den Reservereifen vorne links pumpen. Nun sieht aber der Reifen hinten links ein wenig platt aus! Wenige Kilometer später kommt das Einkaufszentrum, wo wir etwas einkaufen und essen wollen. Inzwischen ist es 19:30 Uhr.
Beim Parkieren hören wir ein „Pffffff“! Das darf doch nicht wahr sein!!! Nun ist der Reifen hinten links komplett platt! Jetzt bleibt uns leider nichts Anderes übrig, als den halbkaputten Reifen der ursprünglich vorne Links war, hinten links zu montieren! Im Eilzugstempo (40 Minuten) wechseln wir zusammen den Reifen. Danach etwas Essen, auf Tankstelle Luft pumpen und auf einem grossen Parkplatz nächtigen!
Spulen wir die Zeit nochmals zurück zu den Reifen und unserer Detektivarbeit mit Hilfe von Fotos: Kurz vor dem Amphitheater in Selge, beim Aussichtspunkt mit den „Steinmannlis“ sehen wir auf dem Foto, dass der Reifen hinten links voll ist. Auf einem Foto beim Amphitheater ist er bereits ein wenig platter, in etwa gleich wie 70km später an der Küste bei der Tankstelle. Also wie kann das sein, dass wir in den fünf Kilometer vom Aussichtspunkt zum Amphitheater Luft „verloren“ haben, aber dann auf den folgenden 70km keine? Hat uns der Kraushaar-Türke ein zweites Mal die Luft rausgelassen? Hat er nicht alle Luft rausgelassen, weil er gestört wurde von der ankommenden deutschen Reisegruppe? Sind alles krasse Zufälle? Die Wahrheit bleibt in den Bergen dieses Tals verborgen.
18.3.2022
Side, Türkei
Km: 40
Km Total: 12’290
Unser erster Gedanke nach dem Aufwachen gehört natürlich wieder den Reifen. Wir haben Glück; der „Kaputte“ hinten links hat die Luft einigermassen gehalten. Gestern haben wir mit Google Maps bereits einen Reifen-Reparatur-Shop in der Stadt rausgesucht. Wichtiges Kriterium bei der Suche sind jeweils die abgebildeten Traktorreifen :-). Der ausgesuchte Shop scheint anhand der Fotos und den Bewertungen eigentlich ganz ansehnlich und seriös zu sein. Also schnell frühstücken und losfahren, wir stellen uns auf ein langwieriges Projekt vor. Der Shop liegt in einem staubigen Handwerker- und Autoreparaturviertel, wo sich in langen Gebäuden unzählige kleine Budelis aneinanderreihen.
Ein grosser Traktorreifen angeschrieben mit „Oto Lastik“ weist uns den Weg zu unserem Ziel. Vor dem Tor mit den hohen Stapeln alter Reifen halten wir an, dies müsste unser Shop sein :-). Irgendwie sieht der aber nicht ganz so aus wie erwartet… Zudem sind wir ein bisschen überrascht, dass hier ein ca. 70-jähriger Mann die Stellung hält. Wir probieren es trotzdem. Mittels einer holprigen Google-Translate Konversation erklären wir ihm unser Anliegen. Dann geht’s los: es wird kräftig gehämmert und gemurkst. Der Spreizring sitzt fest auf den Felgen und kann nur mit Hammer und Brecheisen entfernt werden. Dies ist aber immer so, trotzdem sind wir jedes Mal besorgt! Und wir haben Bedauern mit dem alten Mann, der die schwere Arbeit ausführen muss. Stefan probiert ihm zu helfen, doch das will der alte Mann kaum. Wir diskutieren, ob wir für den zweiten Reifen nicht doch einen anderen Shop suchen wollen. Andererseits sehen wir, dass der Mann weiss was er macht und wir vielleicht nicht so schnell einen anderen Shop finden. Und nach einiger Zeit kommt zum Glück ein junger Arbeiter dazu, der ihm zur Hand geht. Und so sind nach gut 1 ¼ Stunden beide Schläuche geflickt und sämtliche Reifen wieder am richtigen Ort montiert. Kostenpunkt CHF 8.-! Das ist natürlich unglaublich wenig. Wir geben ihnen selbstverständlich ein Trinkgeld und freuen uns, dass sie uns ehrlich behandelt haben. Die befremdenden Erlebnisse beim Köprülü Canyon haben uns ein bisschen geprägt… Anschliessend fahren wir zurück zum grossen Parkplatz in Side und erkunden am Nachmittag die Altstadt.
Bereits der Weg vom Parkplatz ins Zentrum ist gesäumt mit antiken Bauten und Überresten von solchen. Auch das schon fast obligate grosse Theater fehlt natürlich nicht ;-). Wir schlendern zum Hafen, wo sich einst die Tempel von Apollo und Athena befanden. Heute bestechen davon noch einige prächtige Säulen, die an ihrem originalen Standort wiederaufgestellt wurden. Ausserdem verstecken sich zwischen den unzähligen Restaurants und Souvenirgeschäften in der Altstadt immer wieder antike Gebäude. Und oft liegen uns die Relikte sogar zu Füssen! Über den Stätten, die unter den heutigen Gassen liegen, sind Glasböden eingelegt. Teilweise sind gut erhaltene Mosaike zu sehen. Die archäologischen Arbeiten gehen noch immer weiter, da vermutlich unter vielen Häusern noch Überbleibsel der antiken Stadt verborgen sind. Ziemlich überrascht hat uns, dass hier in den Restaurants und Geschäften anscheinend meist in Euro bezahlt wird; und dies nicht zu knapp ;-). Die Altstadt von Side ist ein beliebtes Ausflugziel der Gäste der umliegenden All-Inclusive-Hotels.
19.3.2022
Side – Gazipaşa, Türkei
Km: 120
Km Total: 12’410
Entlang von riesen Hotelanlagen, auf einer 6-spurigen Hauptstrasse, kommt uns die Fahrt doch eher langweilig vor.
Im Städtchen Alanya gibt’s Mittagspause und bevor wir weiterfahren, besuchen wir doch noch eine der Hauptattraktion des Städtchens, den 800 Jahre alten „roten Turm“, der als Wachturm diente. Eine spannende 8-eckige Konstruktion mit 30 Metern Durchmesser und 33 Metern Höhe.
Ein herrliches Plätzchen zum Schlafen am Meer finden wir auch. Zu unserem Glück mit WC-Anlagen und frischem Wasser.
20. – 23.3.2022
Gazipaşa, Türkei
Neben dem Berichteschreiben, geniessen wir das gute Essen im nahegelegenen Restaurant, spazieren dem Strand entlang und sammeln Müll.
24.3.2022
Gazipaşa – Yanışlı, Türkei
Km: 170
Km Total: 12’580
Heute ist Fahrtag. Die schmale Strasse schlängelt sich in unzähligen Kurven entlang der felsigen steilen Küste.
Es herrscht reger Verkehr auf der engen Strasse, da es sich um die Hauptverkehrsachse zwischen den grossen Städten Antalya und Mersin handelt. Zum Glück wird nebenan eine grosse neue Strasse gebaut, die nicht entlang sondern in unzähligen Tunneln durch die Felsen führt. Noch immer befinden wir uns im Bananenanbaugebiet, wobei hier an der steilen Küste die Bananenplantagen meist in Terrassen angelegt sind.
Zudem fallen uns die vielen Wasserreservoire auf, welche für die Bewässerung der Plantagen angelegt sind. Bei einem der vielen kleinen Ständen erstehen wir einen Bund der kleinen süssen Bananen. 1kg kosten 80 Rappen. Zum Übernachten finden wir eine schöne Bucht in der Nähe eines grossen Hotels und einigen Ferienanlagen. Wir treffen dort andere Reisende aus Frankreich, Deutschland und Belgien, unterwegs mit Van und LKW’s.
25.3.2022
Yanışlı – Taşucu, Türkei
Km: 50
Km Total: 12’630
Nach einem Morgenspaziergang an der Küste, plaudern wir mit den anderen Reisenden.
Was immer interessant ist, sind natürlich die Fahrzeuge. Insbesondere die alten ausgedienten Militärlastwagen von den Belgiern, Denis und Nathalie, und Tim, dem Deutschen. Es ist immer wieder spannend andere Fahrzeugideen zu sehen und die Leute und ihre Reiserouten kennenzulernen. Später als erwartet fahren wir nun los bis wir 50km weiter am Meer wieder unser Lager aufschlagen. Diesen Ort haben wir rausgesucht da es sich direkt neben einem Flussdelta befindet, das sehr bekannt ist zum Vögel beobachten.
26. – 27.3.2022
Taşucu, Türkei (Flussdelta mit Vogelparadies)
Leider müssen wir unseren schönen Platz bereits am Morgen verlassen. Ein Mann vom Umweltministerium erklärt uns, dass wir hier nicht campen dürfen, da wir uns bereits innerhalb des Nationalparks befinden. Das haben wir nicht gewusst, an der Zufahrtsstrasse zu dem grossen Schotterplatz war nichts ausgeschildert. Auch die kürzlich erfassten Kommentare auf „park4night“ deuteten auf kein Campingverbot hin... Nun gut, wir respektieren natürlich die Regeln des Nationalparks und fahren auf den vom „Ranger“ zugewiesenen Platz, der nur ca. 300 m weiter vorne liegt, aber ausserhalb des Nationalparks ist.
Und hier ist die Zufahrt zu unserem vorherigen Übernachtungsplatz auch tatsächlich „abgesperrt“. Allerdings ist die Absperrung ein Witz, da es direkt nebenan eine Umfahrung gibt, die von den Autofahrern auch sehr rege genutzt wird. Im Verlauf des Nachmittags gesellen sich weitere Camper-Reisende zu uns, die wir ein paar Tage vorher bereits getroffen haben.
Auch die Camper-Gruppe (Belgier, Franzosen, Deutsche) von vorletzter Nacht kommt hier an, jedoch fahren diese wiederum an den „nicht offensichtlich verbotenen“ Platz im Nationalpark. Tja, das Ganze ist ein bisschen schwierig, da das Fahr- und Campingverbot nicht wirklich durchgesetzt wird. Jedenfalls geniessen wir bei unserem Spaziergang den kilometerlangen wilden Strand, der dank des Nationalparks total naturbelassen ist. Dieser Strand wie auch viele weitere an der südtürkischen Mittelmeerküste sind Nistplätze von bedrohten Meeresschildkröten. Den zweiten Tag verbringen wir mit einer 14 km langen Wanderung im Schwemmland des Göksu-Delta-Nationalparks.
An der Südküste gelegen, ist es die letzte Station für Vögel, bevor sie ihren Zug über das Mittelmeer und nach Afrika fortsetzen, und die erste Anlaufstelle in der Türkei, wenn sie von ihren Überwinterungsgebieten auf ihrem Weg nach Norden zurückkehren. Das Delta hat viele Lebensräume nebeneinander: Meer, Strände, Dünen, ein Salz-, ein Brack- und ein Süsswassersee, ausgedehnte Schilfgürtel, Salz- und Sumpfsteppen und Lagunen. Während unserer Wanderung entdecken wir in den verschiedenen Seen und der Lagune grosse Gruppen von Pelikanen und Kormoranen, einige Flamingos, unzählige Enten und „Langbeinvögeli“. Wir sehen auch etliche kleine Vögel umherfliegen und einige Greifvögel die in der Luft kreisen.
Auf dem Rückweg begegnet uns noch eine ausgewachsene Landschildkröte und kurze Zeit später eine ganz junge Landschildkröte, die nicht viel grösser war als ein 5-Liber. Alles in allem eine wunderbare und spannende Wanderung. Schade jedoch, dass viele Ausflügler das Fahrverbot im Nationalpark nicht beachten, und auch der Müll wird, wie überall in der Türkei, einfach liegengelassen.
Zurück beim Camper geniessen wir einen gemütlichen Abend mit unseren deutschen Nachbarn Silvia und Hanspeter mit Blissmobil sowie Sabine und Detlef mit Bimobil. Wir konnten seit Langem wieder einmal draussen essen. Allerdings wurde es doch bald zu kühl und alle verzogen sich in ihre Camper.
28.3.2022
Taşucu – Kocahasanlı, Türkei
Km: 90
Km Total: 12’720
Mit unseren deutschen Nachbaren noch etwas plaudern, dann endlich los. Es geht zu einer Höhle, die den dramatischen Namen „Himmel und Hölle“ hat. Na da sind wir ja gespannt. Da sind wir nun, auf dem Parkplatz der Höhle, ich steige aus dem Auto, und da ist es! Ein Geräusch! Kann das wirklich sein?? Ein Zischen kommt aus dem hinteren linken Reifen! Schon wieder ein platter Reifen. Wir schauen uns ungläubig an, fahren mit der restlichen Luft noch schnell ins Flache und parken so, dass wir den Reifen im Schatten des Iveco wechseln können! Wir haben irgendetwas eingefahren! In rekordverdächtigen 25 Minuten (wir haben ja jetzt langsam Übung im Wechseln) ist alles erledigt.
Nun ab in die Höhle. Zuerst geht’s in die „Schlucht der Hölle“, von wo wir über eine neue Plattform mit Glasboden in ein 120 Meter tiefes Höhlenloch im Felsen runter schauen.
Nun weiter, Richtung zweite Höhle, wo es als erstes 450 Treppenstufen nach unten geht. Im Eingang der riesigen Höhle steht das Gemäuer einer ehemaligen Kapelle aus dem 5. Jahrhundert.
Weiter als die meisten anderen Besucher, gehen wir tiefer und tiefer in die schlecht beleuchtete Höhle rein, und es wird lauter und lauter. Ein einzigartiges Erlebnis. Ein Fluss donnert im Inneren, ganz in der Nähe der Höhle, durch den Felsen! Der Aufstieg zurück zum Ausgang geht bequem per Lift.
Und weiter geht die Fahrt. Gegen 18:00 Uhr entscheiden wir uns spontan den Reifen gleich reparieren zu lassen. Ein Jüngling nimmt den Reifen entgegen und dann passiert mal nichts für 20 Minuten.
Wir fragen nach und erfahren, dass er auf seinen Chef wartet, der in 30 Minuten kommen sollte. Wir lassen den Reifen vor Ort und gehen etwas Abendessen. Als wir zurück sind, ist alles bereits auseinandergenommen und der „Chef“ erklärt uns, dass er einen neuen Schlauch und ein Gummi-Pad einbauen muss. Er schneidet den alten Reifen auf und benutzt diesen als Hülle für den neuen Schlauch! Als alles fertig ist verlangt er 500 Lira!! Viel zu viel. Da wir keine Ahnung haben was ein neuer Schlauch und ein Gummi-Pad (grosser Gummi-Aufkleber der innen an den Reifen geklebt wird, wo dieser kaputt ist) kosten, bleibt uns nach mehrfachem Nachfragen nichts Anderes übrig, als die 500 Lira, etwa 32 Franken, zu bezahlen (ohne Material kostet eine Reifen-Schlauch-Reparatur etwa 4 Franken). Kurz darauf parken wir auf einem städtischen „Campingplatz“ am Meer.
29. – 30.3.2022
Kocahasanlı, Türkei
Berichte schreiben, spazieren und mit Strassenhunden spielen.
31.3.2022
Kocahasanlı – Tarsus, Türkei (Stadt Mersin besuchen und Paket aus Schweiz beim Pfarrer abholen)
Km: 80
Km Total: 12’800
Heute ist zügiges zusammenpacken und losfahren angesagt. Wir haben seit Langem wieder einmal einen Termin einzuhalten ;-). Um ca. 11.00 Uhr können wir in Mersin unser Paket aus der Schweiz abholen. Doch zuerst muss noch der Iveco aufgetankt werden.
Während der Tankwart den Diesel einfüllt, bekommen wir von ihm ein Tee offeriert. Gleichzeitig entdecken uns einige Männer, die an einem kleinen Toast-Stand stehen. Kurz darauf halten wir einen frischen leckeren Käse-Wurst-Toast in der Hand, den uns einer der Männer schenkt. Wow, wir werden wieder einmal verwöhnt und freuen uns an den kleinen aber wirkungsvollen Gesten der freundlichen Leute! Kurz vor Mersin noch ein schneller Halt, um ein paar Güetzi für unseren Päckli-Überbringer zu kaufen.
Wir sind sehr überrascht von Mersin, als wir durch moderne und auffallend saubere Wohngebiete fahren sowie entlang einer langen schönen Strandpromenade. Dann nähern wir uns dem Stadtkern, unser Ziel ist die griechisch-orthodoxe Kirche! Wieder einmal herrscht hier das reine Chaos, doch nach einigen Runden finden wir in der Nähe einen Parkplatz, wo wir den Camper für eine halbe Stunde abstellen können.
In der Kirche werden wir sehr freundlich von Pfarrer Teymur empfangen, ein herzlicher und sympathischer Mann. Bald halten wir unser Paket in den Händen und bei Kaffee und Ragusa (vom Paket) unterhalten wir uns eine Weile. Pfarrer Teymur interessiert sich auch für unseren Camper und wir zeigen ihm natürlich gerne unser Schmuckstück :-). Wir verabschieden uns, auch er ist etwas unter Zeitdruck, da er am Nachmittag eine Beerdigung hat.
Nun kurz ein Wort dazu, wie unser Paket zu Pfarrer Teymur gelangt ist :-). Wir haben vor ca. zwei Monaten in der Nähe von Selcuk an einem Strand übernachtet, wo uns ein vorbeispazierendes Paar auf Schweizerdeutsch angesprochen hat. Doris und Mihail sind vor ca. 20 Jahren in die Türkei ausgewandert, das Heimatland von Mihail. Wir plauderten eine Weile, sie gaben uns ihre Telefonnummer, für den Fall, dass wir Hilfe bräuchten. Zwei Monate später machten wir von ihrem Angebot Gebrauch, indem wir sie anfragten, ob sie eventuell jemanden in Mersin oder entlang unserer künftigen Reiseroute kennen, an den wir ein Paket senden könnten. Der Zufall wollte es, dass die beiden gerade in der Schweiz weilten und in ihrem Gepäck noch Platz für unsere Sachen hatten. So kam unser Paket in die Türkei und wurde anschliessend an Pfarrer Teymur, ein alter Freund von Mihail, weitergeschickt. Wir sind sehr dankbar über ihre Hilfsbereitschaft!
Am Nachmittag erledigen wir in der betriebsamen Stadt Mersin einige Sachen. Bei der Weiterfahrt erwischen wir unglücklicherweise die Strasse entlang des Hafens. Und da es sich um den grössten Hafen der Türkei handelt, ist die Strasse dementsprechend verstopft mit Lastwagen.
In Tarsus übernachten wir auf einem Wohnmobil-Stellplatz nahe einem kleinen Wasserfall und direkt neben einem Park mit Restaurant. Er wird von der Stadt betrieben und ist zu unserer Überraschung kostenlos.
1.4.2022
Tarsus, Türkei
Beim Besichtigen der schönen Altstadt Tarsus merken wir rasch, dass es hier authentisch und nicht touristisch ist. Auf dem Basar wird man in Ruhe gelassen, die Restaurants haben normale Preise und trotz der Sehenswürdigkeiten gibt es weder lästige Tourguides noch unzählige Souvenirstände. Es scheint auch, je weiter wir gegen Osten kommen, konservativer zu werden. Wir sehen dies an den Kleidern der Leute (mehr Frauen tragen ein Kopftuch und die Männer haben keine kurzen Hosen oder T-Shirts an) aber auch daran, dass es viel mehr Männer auf der Strasse hat als Frauen. Ein perfektes Beispiel dafür ist unser Mittagessen. Maryse ist die einzige Frau im typisch lokalen Restaurant und eine Toilette für Frauen hat es nicht.
In der Altstadt besuchen wir neben einem neuen historischen Museum einige antike Bauten wie die römische Strasse, den überdeckten Basar oder das römische Bad.
Unterwegs sehen wir einen Saftstand mit verlockend aussehendem dunkelroten Saft. Natürlich sind wir neugierig und wollen probieren. Beim ersten Schluck müssen wir aufpassen, dass wir unsere Gesichter nicht verziehen. Der gegärte, säuerlich-scharfe und gesalzene Saft, bestehend aus schwarzen Karotten und Steckrüben, hat es in sich. Vom Besitzer des Nachbarladens werden wir nach etwas plaudern gleich zum Gebräu eingeladen und der Besitzer des Saftstandes lädt uns anschliessend auch noch ein zu einem Glas seiner hausgemachten frischen Limonade. Was für eine Wohltat nach dem Rübensaft :-)!
Für unser Abendessen wollen wir noch lokalen Humus kaufen, der ebenfalls eine Spezialität von hier ist. Wir werden gefragt, ob wir probieren wollen. Natürlich! Wir bekommen nicht etwa einen kleinen Löffel zum Kosten, sondern werden gleich ins Restaurant gebeten. Wir bekommen eine kleine Schale mit frisch zubereitetem Humus, daneben Zitrone, Chilis und Brot. Natürlich kaufen wir eine Schale des sehr leckeren Breis und bekommen dazu gleich eine zweite Schale mit Zitronen, Chilis und Essiggurken sowie ein Stück Brot mit. Ein gemütlicher authentisch türkischer Tag.
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