14.7.2021

Michalovce, SK – Uschgorod, Ukraine

Km: 50

Km Total: 3’180

Früh am Morgen durfte ich mich so richtig ärgern. Auf dem Programm stand: Neue Treppe montieren. Normalerweise eine Sache von 15 Minuten, artete es in mehrere Stunden aus. 

Zum einen hat der liebe Hersteller das Design minimal geändert, so dass die Lochabstände nicht mehr stimmten, also Feile rausholen und Löcher vergrössern! Dann ist die Treppe so nahe am Abwassertank montiert, dass man mit normalem Werkzeug nicht zu den Schrauben kommt! Trotzdem konnten wir vor der Weiterreise in die Ukraine die Treppe funktionsfähig montieren.


Kurz nach Mittag näherten wir uns der Grenze und ein Gefühl leichter Aufregung machte sich bei uns breit. Bei der Ausreise aus der Slowakei waren wir das einzige Fahrzeug und 5 Minuten später waren wir im Niemandsland. Die Einreise klappte dann weniger gut. Obwohl wir gelesen hatten, dass die Ukrainer einen Nachweis für eine Deckung der Kosten einer Corona-Erkrankung der Krankenkasse verlangten, hatten wir diese nicht. Wir dachten, als Schweizer geht das schon ;-). Und zudem waren die ersten beiden Grenzübergänge problemlos, und niemand kümmerte sich um offizielle Vorschriften. Wir hatten falsch gedacht. Der erste Zöllner schickte uns gleich wieder zurück zum slowakischen Zoll, wo etliche Fahrzeuge in einer nicht bewegenden Kolonne an der bratenden Sonne standen. Nach 10 Minuten ohne einen Meter vorwärts zu kommen, entdeckten wir gratis Internet am Zoll und starteten den Versuch unsere Krankenkassen per Skype anzurufen. Unglaublich, aber wahr, konnten beide Krankenkassen innert 20 Minuten diesen Corona-Versicherungsnachweis per E-Mail zusenden. Mit Handy in der Hand ging es zurück zum Ukrainischen Zöllner. Nach diversen Telefonaten und Übersetzen der englischen Nachweise liess er uns effektiv die erste Schranke passieren! Beim Zollgebäude angekommen kam eine nette und sehr gesprächige Zöllnerin und wollte schon mal wissen was so ein Gefährt denn kosten würde :-). Pass wurde dann abgestempelt, Fahrzeugpapiere kontrolliert und der Wagen wurde 5 Minuten lang durchsucht. Es war mehr ein neugieriges Prüfen unseres Hab und Gut als eine wahre Kontrolle. Bei unseren Medikamenten und dem durchsichtig eingepackten Tee wurde er etwas neugierig :-). Knapp zwei Stunden dauerte der gesamte Grenzübertritt und wir betraten Neuland ausserhalb der EU. Die Stadt Uzhhorod liegt nur 10 Minuten neben der Grenze und war unser erster Stopp. 

Auf der Suche nach einem Hotel wurden wir zum Glück schnell fündig und konnten den Iveco direkt vor dem Eingang mitten in der Stadt parkieren. Auf die Frage, ob das Auto sicher sei, war die Hotelangestellte ein wenig beleidigt. Anscheinend ist die Ukraine nicht so gefährlich und kriminell :-).
Beim Abendessen kämpften wir uns zum ersten mal mit Kyrillischem Alphabet durch das Ukrainische Menu und bekamen sogar was wir in etwa wollten ;-). 
Der erste Eindruck der Ukraine ist sehr positiv. Uzhhorod, eine gemütliche Stadt mit schöner Altstadt und angenehmen Leuten und eine Atmosphäre zum Wohlfühlen.


 

15.7.2021

Uschgorod, Ukraine

Frühstück mal anders, gemütlich im Hotel, ohne zubereiten und ohne Abwasch! Auch schön in einem Hotel ist die Toilette, wo man sich keine Gedanken macht, dass man den Tank wieder mal leeren muss :-).

Gemütlich zogen wir durch Uschgorods Altstadt. Das Zentrum ist der Lebhafte und gemütliche Theaterplatz. Mit Restaurants, vereinzelt Strassenmusiker, Shops etc..

Weiter gings bis zum Komitats-Schloss aus dem 13. Jahrhundert. Im Innenhof war ein historisches Museum bei dem uns in Flüssigkeit eingelegte Frösche in jedem Lebensabschnitt sowie die Musikinstrumente in Erinnerung bleiben werden. 

Ein kleines Mittagessen, für lediglich 5 Franken für beide, gönnten wir uns in der Nähe der Burg. 2 Minuten nebenan erkundeten wir das Freilichtmuseum mit diversen alten Häusern, Ställen, Schulen, Brunnen etc.. aus diversen Regionen der Ukraine. Vermutlich leben auf dem Lande nach wie vor einige Leute genauso wie damals. 
Zu unserer Überraschung fanden wir am Abend das Restaurant Shanti, wo uns der Besitzer zwei absolut leckere vegetarische Gerichte herzauberte. In gemütlicher, indischen Atmosphäre genossen wir den Abend.

 

16.7.2021

Uschgorod – Uzhok, Ukraine

Km: 100

Km Total: 3’280

Als erstes besorgten wir uns ein neues Handy um die neue Sim-Karte verwenden zu können. Hauptsächlich damit wir überall Internet haben um Landkarten etc.. beim Fahren oder beim Wandern sehen zu können. Beim Pfandshop nebenan wurden wir fündig und haben ein IPhone 5s für nur 50.- gekauft!! Etwas verdutzt waren wir schon als vom Vorbesitzer noch Nachrichten, Fotos, E-Mails und Facebook und Co zu sehen waren. War das Handy geklaut? Brauchte jemand so dringend Geld? Fragen die wohl nie beantwortet werden. Nach einem kompletten Reset war es für uns einsatzbereit. 
Vor der Weiterfahrt besuchten wir den Markt in einer typischen Markthalle wie wir sie auch aus Zentralasien bereits kennen. Fleisch, Käse, Gemüse, Früchte und vieles mehr hatte es. 

So, nun aber endlich los in Richtung Uzhtal, wo sich der Fluss Uzh durch die Karpaten durchschlängelt. Wir hatten im Vorfeld viel über die miserablen Strassenverhältnisse in der Ukraine gelesen, wurden aber dann, zumindest hier, eines Besseren gelehrt. Die Strasse war nahezu perfekt und nur wenige Jahre alt. Anscheinend gibt es Anstrengungen die Infrastruktur stark zu verbessern, nicht zu Letzt vermutlich auch um die Region für Touristen attraktiver zu machen. Wir tuckerten in dem schönen Gebiet Richtung Norden, eine Region, die ebenfalls einen der Urwälder Europas beherbergt. Da es in der Ukraine keine Campingplätze gibt, ist die Suche nach einem Plätzchen immer spannend. Wenige Kilometer neben der Hauptstrasse, in einem Seitental fanden wir einen wunderbaren Platz an einem kleinen Bach. Nun, kaum ist man auf kleinen Wegen unterwegs nimmt die Durchschnittsgeschwindigkeit rapide ab von 60 auf 10 Km/h :-).

Kurz nach Ankunft bekamen wir Besuch. 16 Kühe und ein Bauer, welcher nur eine Kuh besitzt aber für mehrere Bauern die Kühe ausführt zum Fressen auf den grünen Wiesen. Der Bauer, Alexej, war natürlich rasch bei uns da er wohl nicht alltäglich solche wie uns sieht :-). Als nette Geste offerierten wir dem älteren verschwitzten Kerl ein kühles Bier, und als es 5 Minuten später anfing stark zu regnen, gleich noch ein Sitzplatz im Camper. Trotz der Sprachbarriere klappte das Plaudern einigermassen und wir erfuhren sogar, dass er im Militär gemorst hatte :-). Während Alexej auf dem Feld bei den Kühen herumspazierte, kochten wir unser Abendessen und luden ihn gleich mit ein, da er nach wie vor in unserer Nähe war. Die Pasta an Tomatensauce hat er weggeputzt, obwohl es vermutlich nicht sein Lieblingsessen war ;-). Als Dankeschön machte er uns eine Freude und schenkte uns ein altes Messer von ihm. Alles in allem eine wunderbare Begegnung.

 

17.7.2021

Uzhok – Uzhok Pass, Ukraine

Km: 10

Km Total: 3’290

Frühmorgens verliessen wir unser schönes Plätzchen am Bach und tuckerten zurück auf die Hauptstrasse. In der Nähe des Dorfes kamen uns etlichen Bauern entgegen, die ihre Kuhherden auf die Wiesen trieben. In den Dörfern der Karpaten wird anscheinend noch eine sehr ursprüngliche Kleinlandwirtschaft betrieben. Die Felder sind zum Teil in kleine Parzellen geteilt, die entweder als Weideland bzw. Heuland, als Kartoffelacker oder sonstige Gemüsefelder genutzt werden. Das Heu wird nicht in Scheunen versorgt, sondern mittels Tristen auf dem Feld gelagert. Auch in den Dörfern ist auffällig, dass praktisch vor oder hinter jedem Haus ein Garten bewirtschaftet wird. Kurz nach dem Dorf Uzhok schlängelt sich die Strasse einen Pass hinauf. Auf der Passhöhe gibt es einen Militär-Checkpoint sowie einen grossen Parkplatz, wo wir unsere heutige Wanderung starteten. Ebenfalls gibt es hier Informationstafeln des Nationalparks Uzhanskyi und Wanderkarten. Haben wir uns doch in Ushgorod bereits eine Wanderkarte dieses Gebiets gekauft, waren wir überrascht, dass auf der Wanderkarte des Nationalparks dann noch weitere Wege eingezeichnet waren. Dies macht die Planung nicht gerade einfacher… Nun denn, wir starteten zur geplanten Wanderung :-). Es ist ein Teil einer zweitägigen Wanderung über den Bergkamm der östlichen Beskiden, der sich von Polen her in die Ukraine zieht, und einen Berg Namens Pikui zum Ziel hat. Ein Bauer, der seine zwei Kühe neben dem Parkplatz weiden liess, sprach uns noch an und fragte wohin wir gehen. Zehn Minuten später, wir hörten es schon von weitem, kam uns ein Motorrad entgegen. Der Mann hielt an und war ebenfalls neugierig was wir hier machten. Die Kommunikation war holprig, doch wir konnten verstehen aus welchem Dorf er kam und dass er und seine Familie hier in der Nähe am Heidelbeeren pflücken sind. Er zeigte uns auch stolz seinen „Heitisträhl“. Hier ist zu erwähnen, dass es schon überaus praktisch wäre und äusserst interessant, wenn man die russische bzw. ukrainische Sprache beherrschen würde. Man könnte doch etwas mehr über die Menschen und die Region erfahren. 

Nach etwa einer Viertelstunde trafen wir auf die übrige Sippe des Motorradfahrers, die in einer grossen Waldlichtung emsig Heidelbeeren pflückten. Übrigens sind uns schon auf dem Markt in Ushgorod die vielen zum Verkauf stehenden Beeren aufgefallen, unter anderem auch solche wild gesammelten Heidelbeeren. Auch im weiteren Verlauf der Wanderung erspähten wir von weitem immer wieder Gruppen von Heidelbeerpflückern. Anscheinend lohnt sich die aufwendige und anstrengende Pflückerei an der brütenden Sonne. Während der Wanderung kamen wir auch immer wieder an wunderschönen einzigartigen Naturwiesen vorbei, von einer Pracht, wie wir ehrlich gesagt noch selten gesehen haben. 

Diese Flächen werden vermutlich gar nicht oder wenn, nur sehr sanft bewirtschaftet. Auch ist der kleine Teil der Ukraine, den wir bis jetzt gesehen haben, noch sehr wild. Ausserhalb der bewirtschafteten Flächen wird die Natur sich selbst überlassen, es wuchert hohes Gras und Gestrüpp, ein Paradies für Flora und Fauna. Angekommen auf einem unbewaldeten Sattel machten wir eine kurze Rast, als die Idylle ein harsches Ende nahm. Von der Ferne erblickten und hörten wir drei Fahrzeuge, die in hohem Tempo über den Sattel in unsere Richtung donnerten. Wir ahnten bereits, dass es sich um Offroadfahrzeuge handeln muss und tatsächlich rasten bald drei aufgemotzte Jeeps an uns vorbei. Leider konnten wir aufgrund des hohen Tempos die Kennzeichen nicht erkennen. Zum Glück waren die drei so schnell wie sie aufgetaucht waren auch wieder verschwunden. Unser Weg ging dann weiter entlang eines Strässchens, dass aufgrund dessen Zustand und der Spuren von roher Gewalt von Mud-Terrain Reifen garantiert auch von Offroad-Freaks genutzt wird. Die Karpaten sind unseres Wissens unter Offroad-Freaks leider relativ beliebt. Da wir nicht die zweitägige Wanderung machten, mussten wir uns leider bald vom malerischen Bergrücken verabschieden und den versteckten, schlecht markierten und vermutlich sehr wenig begangenen Weg ins Tal in Angriff nehmen. 

Wir kämpften uns durch Heidelbeerstauden und verkosteten selbstverständlich noch einige von den Pflückern übriggelassenen leckeren Beeren. Zurück im Buchenwald wurden die Wegmarkierungen immer dürftiger, evtl. durch umgefallene Bäume, jedenfalls verliefen wir uns zu guter Letzt noch und mussten mittels Karte und Koordinaten die Richtung bestimmen. Wir fanden dann irgendwann wieder auf den Weg zurück und kamen gut im Tal an :-). Wir kamen ins gleiche Tal, welches wir bereits von letzter Nacht kannten, nur waren wir jetzt noch etwas weiter hinten im Tal. Die Hitze machte uns langsam zu schaffen und wir waren froh, als wir auf der Hauptstrasse ankamen. Der Plan wäre gewesen, via Bus oder Autostopp zurück auf den Pass zu kommen. Der Bus fuhr uns leider vor der Nase weg und mit Autostopp können die Ukrainer anscheinend nichts anfangen. Auch Taxis gab es in diesem Dorf keine. Jedenfalls blieb uns nichts Anderes übrig, als an der brütenden Sonne noch die 300 Höhenmeter der Strasse nach auf den Pass zu laufen… Nach insgesamt 24 km kamen wir erschöpft, aber glücklich, auf dem Pass an :-).     

 

18.7.2021

Uzhok Pass – Lemberg (Lviv), Ukraine

Km: 190

Km Total: 3’480

Die perfekte Strasse wäre ja da gewesen um weiterzufahren, wenn nicht ein Fahrradrennen stattgefunden hätte. Also der Umleitung nach über die Schlaglöcher übersäte Nebenstrasse. Da wir die nächsten Tage in einer Stadt in einem Hotel verbringen werden, mussten wir noch unseren Kühlschrank von allem Essen das verderben würde, befreien. Kartoffeln, Gemüse und Spiegeleier. Etwas neben der Hauptstrasse fanden wir zum Essen einen ruhigen Nebenweg ohne Verkehr. Leider wurde dieser Weg zum Teil auch als Abfalldeponie verwendet. Bauschutt, Eternitplatten, Plastikflaschen, Windeln und vieles mehr.

Endlich in der 700'000 Einwohner Stadt Lemberg (Lviv in Ukrainisch) angekommen gestaltete sich die Hotelsuche als eher mühsam und dauerte sicher knapp 2 Stunden! Hauptkriterium: Sicherer Parkplatz für Iveco. Etwas ausserhalb wurden wir fündig.

 


 

19.7. – 21.7.2021

Lemberg (Lviv), Ukraine

Laut Reiseführer ist Lemberg ein absolutes Muss, wenn man die Ukraine bereist. Und unrecht hat er nicht. Neben den fantastischen, unzähligen Sakralbauten hat es viele Monumente und wundervolle Gebäude wie die Oper oder die Universität.

 Das Herz der Stadt ist der Marktplatz, wo das Ensemble der 3 und 4-Stöckigen Bürgerhäuser zurück ins 16. Jahrhundert reicht.

Den Friedhof Lychakivskyi, der mehrere Hundert Jahre alte Gräber, Mausoleen und Kapellen von unzähligen Berühmtheiten beherbergt war ebenfalls den Besuch absolut wert. Ebenfalls das Apothekermuseum, welches übrigens heute noch als Apotheke dient, bleibt uns sicher in Erinnerung.  

Ausserhalb der Innenstadt herrscht richtiges Verkehrschaos da die Stadt keine U-Bahn hat und somit neben den Autos, auch unzählige Busse und Strassenbahnen unterwegs sind. Aber auf der anderen Seite hat es im Kern der Stadt eine grosse Fussgängerzone welche die Stadt sehr angenehm, gemütlich und sympathisch macht! Die Innenstadt ist übersäht mit Restaurants, Bars und Shops. Bei den Restaurants kann man auch einiges erleben! Diverse „Themen-Restaurants“ stehen ebenfalls zur Verfügung.

Eines davon war eher politisch ausgerichtet, und da die Ukraine eigentlich im Krieg mit Russland steht, kann man sich Vorstellen um was es geht. Der Clou im Ukrainischen Patrioten-Restaurant ist, dass man beim Türsteher ein Passwort sagen muss um vorbeizukommen. Auf die Frage „Ruhm der Ukraine?“ (auf Ukrainisch), sollte man sagen „Ruhm den Helden“. Da wir dies gelesen hatten, aber natürlich nicht mehr genau wussten, versuchten wir das zweite im Reiseführer erwähnte Passwort. Wir sagten ihm „Putin is an a*-hole“, daraufhin lachte er, schiebte das Bücherregal auf die Seite gab uns einen Schnaps und sagte „money for bullets“, als Spende für den Schnaps gedacht :-). 


Im Innern gab es neben patriotischen Sprüchen auch allerlei militärische Artikel zu bestaunen. Das Personal lief in Militärkleider umher und die Rechnung bekam man in einem Gasmaskenfilter. Alles in allem aber eine lustige Abwechslung.

Eine weitere schöne Seite Lembergs sind die Strassenmusikanten, denen wir regelmässig zuhörten, mit Instrumenten die uns völlig unbekannt waren.

Alles in allem eine äusserst Sehenswerte Stadt mit viel Charme wo man gerne wieder hinreisen würde.

 

22.7. – 25.7.2021

Kiew, Ukraine

Zur Abwechslung tauschten wir den Iveco gegen einen Zug ein :-). Der Intercity legte die 600 km Distanz von Lemberg nach Kiew in gut 5 Stunden zurück. Um 4:30 Uhr riss uns der Wecker aus dem Schlaf und um 6 Uhr fuhr der moderne Zug los.

Kiew zusammengefasst: 3 Millionen Einwohner und daher eine sehr geschäftige Stadt. Wunderbare und einzigartige Sehenswürdigkeiten auf der einen Seite, jedoch auf der anderen Seite nicht sehr gemütlich, da es kaum Fussgängerzonen mit richtig gemütlichen Restaurants gibt.

Nun zu ein paar Sehenswürdigkeiten. Da wäre die U-Bahn. Neben z.T. wunderschönen U-Bahnstationen mit mosaikverzierten Wänden und Bögen hat es in Kiew auch die tiefste U-Bahnstation der Welt. Über fünf lange Minuten dauert die Fahrt auf der schnellen Rolltreppe in den 105m tiefen Untergrund.

Kiew hat natürlich mehr zu bieten als U-Bahnstationen. Die bekannteste Sehenswürdigkeit, das tausendjährige Klosterareal Lavra, ist eine heilige Stätte der orthodoxen Christen. Es befinden sich etliche Goldkuppel-Kirchen, unzählige Museen und Höhlenlabyrinthe auf dem riesigen Areal.

In den Katakomben des Höhlenlabyrinths kam es uns gespenstisch vor, als viele Gläubige die mumifizierten Heiligen küssten und anbeteten. Pro Jahr pilgern eine halbe Million Gläubige in das Klosterareal! Per Zufall fand auf dem Klostergelände irgendeine Abschlusszeremonie statt, sodass unzählige Priester herumschlichen. 


Langsam aber sicher fragten wir uns, wo das gespendete Kirchengeld von den z.T. ärmeren Leuten hinfliesst, als wir neben den Priestern auch etliche Luxuslimousinen wie Range Rover, Mercedes S-Klasse, Audi A8 oder sogar einen 250'000.- Maybach sahen. Unglaublich!! 

Weiter hat es in Kiew unzählige atemberaubende Kirchen und Kathedralen zu bestaunen, welche wir an diesem Punkt nicht näher beschreiben, da es den Rahmen des Berichtes sprengen würde :-).

Der für uns angenehmste Stadtteil von Kiew war Podil, mit dem Andreassteig, welcher früher ein Künstlerviertel war und leider mehr und mehr von reichen Leuten aufgekauft wird. Trotzdem war es dank autofreier Zone und einigen Restaurants ganz OK.

Das Stadtviertel Podil beherbergt auch mehrere Häuserreihen, wo gewisse Gebäude eine einzigartige Hässlichkeit ausstrahlen :-). In Kiew sind natürlich auch militärische Relikte aus alten Zeiten sowie dem aktuellen Konflikt mit Russland zur Schau gestellt. Zudem findet man Denkmäler und typische Bauten aus der Sowjetzeit.

Der wohl bekannteste Teil und so etwas wie das Zentrum der Stadt ist der Maidan-Platz. Im eiskalten Winter 2004 erlebte der Platz die Orangene Revolution, als wochenlang tausende Leute in einer riesigen Zeltstadt gegen Wahlfälschung demonstrierten. Dieser Platz war ebenfalls das Epizentrum der Maidan-Revolution im 2014, wo 80 friedlich demonstrierende Personen aus dem Hinterhalt erschossen wurden. Diverse Denkmäler und Infotafeln erinnern an dieses schreckliche Ereignis. Es wird einem auch bewusst wie massiv sich ein Land wie die Ukraine entwickelt und verändert.

 

An einem Abend hatten wir doch das Bedürfnis zu sehen was die Kiewer am Abend unternehmen. Wir starteten beim Fluss Dnipro, wo wir uns ein Bier gönnten und effektiv am Schluss vor der absolut scheusslichen Ukraine-Pop-Techno-Musik flüchteten :-). Kurz darauf landeten wir im Cafe Vagabund, wo wir unserem Gaumen ein weiteres Bierchen und unserem Magen etwas Essen gönnten. Da zwei Musiker,-innen kurz darauf ein Keyboard aufstellten und anfingen gemütlichen Jazz zu spielen, wurden es am Schluss ein paar Bier mehr. Das lustigste war, als sich aus dem nichts, ein weiterer Musiker mit einer Querflöte dazu setzte und einfach anfing Noten vom Keyboarder zu lesen und mitzuspielen :-).

Ein gemütlicher Abend in der sonst sehr hektischen Stadt Kiew.

 

26.7.2021

Lemberg (Lviv) – Domazhyr, Vier Pfoten Bärenschutzzentrum, Ukraine

Km: 40

Km Total: 3’520

Als erstes wollte ich, Stefan, am Morgen etwas Berichte schreiben fürs Internet, da wir fast Wochenweise hinterherhinken. Im Camper auf dem Hotelparkplatz machte ich es mir bequem, steckte den Laptop in unsere 230V Steckdose ein und legte los. Nach 10 Minuten stellte der Strom ab und beim prüfen des 12V – 230V Wandlers kamen mir Dämpfe entgegen!! Den Wandler hat es verblasen!! Im Eiltempo nahm ich den Feuerlöscher neben mich und fing an das Gerät auszubauen um es nach draussen zu befördern. So mussten wir an dem Tag ein neues Gerät besorgen und wurden in einer LKW Werkstatt fündig. Diese hatten am Anfang nur 24V – 230V Wandler aber die netten Leute besorgten uns einen 12V – 230V Wandler von irgendwo und kamen sogar mit uns mit zu einem Bancomaten da wir nicht mit Karte bezahlen konnten. Des Weiteren scheiterte das Projekt Wäscherei, weil wir keine schlaue gefunden hatten.

Die Weiterfahrt war nur kurz. Da wir per Zufall auf Facebook von einem Bärenschutzzentrum der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ in der Nähe von Lemberg gelesen hatten, und auch Mitglied bei diesem Hilfswerk sind, wollten wir direkt prüfen wo unsere Spenden hinfliessen :-). 

Direkt vor dem Tor zum Bärenwald parkierten wir für die Nacht da bereits geschlossen war als wir ankamen. Nach kurzer Zeit besuchten uns die ersten Vierbeiner. Zum Glück keine Bären, sondern zwei junge völlig verspielte Katzen, welche uns für Stunden beschäftigten.


 

27.7.2021

Domazhyr, Vier Pfoten Bärenschutzzentrum – Pidhorodsi, Ukraine

Km: 130

Km Total: 3’650

Der Bärenwald Domazhyr bietet misshandelten Bären ein artgemässes Zuhause und lebenslange Versorgung. Die Bären kommen aus Jagdstationen, wo sie als Köder zur Ausbildung von Jagdhunden eingesetzt wurden, einige wurden als „Kundenattraktionen“ neben Restaurants oder Hotels in viel zu kleinen Käfigen gehalten und auch ehemalige Zirkus- und Zoobären haben hier ein neues Zuhause gefunden. Alle der Bären haben ein trauriges und grausames, vom Menschen verursachtes Schicksal hinter sich… 

Das Gelände des Bärenparks umfasst heute rund 15 ha und als Besucher hat man die Möglichkeit einen Rundgang durch den Wald zu unternehmen. Wir bekamen einige der Bären zu Gesicht und konnten sie beim Baden, beim Fressen oder einfach nur beim Herumstreifen im Wald beobachten. Es ist schön zu sehen, dass der Mensch diesen traumatisierten Tieren doch noch ein einigermassen würdiges Leben geben kann. Leider ist ein Auswildern der Tiere nicht möglich, da diese in der Wildnis kaum mehr überleben würden. Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ können wir wärmsten empfehlen und werden diese sicherlich auch weiterhin mit unseren Spenden unterstützen! 

Nach dem Mittagessen im Parkbeizli ging unsere Fahrt weiter, die uns wieder südlich in Richtung der ukrainischen Karpaten führte. Am Fusse der Karpaten bogen wir ab ins Stryi-Tal, wo wir einen wunderschönen Übernachtungsplatz am Fluss Stryi fanden.        


 

28.7.2021

Pidhorodsi, Ukraine

Da uns der Übernachtungsplatz überaus gefiel, entschlossen wir uns noch einen Tag hier zu verweilen. Den Tag hindurch kamen wenige Einheimische zum Fischen, Baden oder Picknicken. Wegen eines Gewitters bewegten wir uns am Abend etwas weg vom Bachbett.

 

29.7.2021

Pidhorodsi – Trukhaniv, Ukraine

Km: 60

Km Total: 3’710

Wir besuchten heute die Burg Tustan, welche gar keine Burg mehr ist :-). Attraktiv waren die Felsformationen aus Sandstein zwischen welchen damals die atemberaubende (gesehen auf nachgestelltem Computerbild) Hölzerne Burg stand. Erstaunt sind wir einmal mehr, wie die Infrastruktur in den letzten Jahren ausgebaut worden sein muss. Perfekte neue Strassen, neue Restaurants etc..

Noch was zum Dorfleben, man muss hier ziemlich auf der Hut sein beim Durchfahren der Dörfer. Neben den üblichen Hunden und Katzen die einem vors Auto springen können, hat es viele Hühner, Gänse oder sogar Truthähne welche oft frei rumlaufen. Ebenfalls hat es wie in der Slowakei In vielen Dörfern ein paar Störche, welche auch schon etwas Nahe an unserer Windschutzscheibe vorbeiflogen :-). In dem unscheinbaren Städtchen Schidnyzja assen wir unser Mittagessen. Dank „Google Translate“ sehen wir jeweils die Karte auf Deutsch und haben etwas leckeres Ukrainisches bestellen können. Man muss ein wenig aufpassen damit man nicht Kalbshirn erwischt, was hier ab und zu gegessen wird :-/. 

Wir zogen in ein weiteres Tal wo wir äusserst schlechte Strassenverhältnisse antrafen. Aber zum Glück landeten wir nach fünf Kilometer schlechter Strasse (30 Minuten) auf einem wunderbaren Platz, wo wir dank einem Ferienhaus in der Nähe sogar Internet hatten :-).


 

30.7.2021

Trukhaniv

Direkt von unserem Übernachtungsplatz aus, starteten wir zu unserer zweiten Wanderung in der Ukraine. Bereits nach zwei Stunden erreichten wir unser Ziel, die mitten im Wald liegenden und sagenumwobenen Dovbush-Felsen. 

Es handelt sich um bis zu 50 m hohe Sandsteinfelsen, die im Laufe der Menschheitsgeschichte bereits als Tempel, Kloster oder Militärfestung herhalten mussten. In den Stein gemeisselte Räume und Treppen sind die einzigen sichtbaren Zeugen dieser Nutzungen. Den heutigen Namen bekamen die Felsen vom Räuberhelden, Oleksa Dovbush, dem ukrainischen Robin Hood. Den Legenden nach, sollen die Felsen als Unterschlupf und Schatzkammer der Räuberbande um Dovbush gedient haben und bis heute wurde der hier versteckte Schatz nicht gefunden ;-). Heute sind die Felsen ein beliebtes Touristenziel und auch für Kletterer sehr attraktiv. Abseits des Hauptfelsmassivs sind im Wald viele weitere Brocken verstreut, die jedoch die meisten ukrainischen Touristen nicht wirklich interessieren, jedoch ebenfalls fantastische Formen aufweisen. Mit etwas Fantasie kann man in den Felsen Löwen oder Wale entdecken :-). Da wir bei der Planung der Wanderung ein in der Nähe liegendes Restaurant ausfindig gemacht hatten, haben wir auf die Mitnahme unseres üblichen Wanderproviants verzichtet. Mir knurrenden Mägen machten wir uns somit auf den Weg Richtung Tal. Leider mussten wir feststellen, dass unser Restaurant geschlossen hat und zottelten enttäuscht weiter. Zum Glück fanden wir ein paar Minuten später im Wald ein anderes Beizli, wo wir uns die Bäuche mit Banosh (Polenta) und Varenyky (hier mit Sauerkraut gefüllte Teigtaschen) vollschlugen und von viel zu lauter ukrainischer Pop-Dance Musik beschallt wurden :-). 

Der Rückweg führte uns durch ein kleines Dorf, in welchem uns nebst den üblichen traditionellen Holzhäusern, vor allem die unsäglich kitschige Kirche aufgefallen ist. Hierzu ist zu bemerken, dass solche silbrig-goldenen-teilweise blauen Kirchen sehr verbreitet sind und praktisch in jedem ukrainischen Dorf ein mehr oder weniger auffälliges Exemplar vorhanden ist. 

Weiter gings wiederum durch den Wald, wo entlang des Wegs unzählige wilde Himbeer- und Brombeersträucher wuchsen und wir uns die Wanderung mit frischen Waldbeeren versüssen konnten. Übrigens werden diese Beeren auch von den Einheimischen emsig gesammelt. Des Weiteren kämpften wir uns durch einen schlammigen Weg, wo teilweise ein ganzer Bach durchfloss.    

 

31.7. & 1.8.2021

Trukhaniv – Slavske, Ukraine

Km: 90

Km Total: 3’800

Da wir dringend unsere Toilette leeren mussten und uns die sauberen Kleider komplett ausgegangen sind, und wir keine Lust hatten, dass die Leute einen Bogen um uns machen, weil wir stinken, landeten wir in einem skurrilen Touristenort. Slavske ist im Winter ein Skiort, und im Sommer anscheinend ein riesen Mekka für Vierradmotorräder und andere Gelände-Jeeps. Im Internet wurden wir auf eine Art Camping aufmerksam und konnten uns bei der freundlichen Camping-Mama einrichten. Wir durften unsere Wäsche waschen und die Toilette entleeren, zum Glück! Der Preis pro Nacht, sage und schreibe 3.- und für den Riesenhaufen Wäsche wollte sie absolut kein Geld!

In Slavske fand per Zufall ein mehrtägiges Musikfestival statt. Wir hatten grosse Freude, dass wir unseren Mangel an Musik und Kultur endlich wieder mal stillen konnten ;-). Per Autostopp gings vom Camping 4km ins Zentrum von Slavske ans Festival, welches übrigens gratis war. Die ersten Bands, eine davon mit dem Namen Latexfauna, bestritten einen Wettkampf wer die miserablere Musik spielen konnte :-). Echt schreckliche Ukraine-Dance-Popmusik oder wie man dem auch sagen will. Dann wurde die Musik viel besser. Als wir an einem der Tische ein Bierchen genossen, setze sich eine Familie die gut Englisch konnte neben uns. Kurz darauf gabs etwas Wurst und Schnaps, wir waren auf Facebook befreundet und sahen uns Videos an wie er mit seinem Nissan Patrol im Schlamm wühlte.

Der Mix der Leute am Festival war komplett. Familien mit Kleinkinder und Hunden, Jugendliche, Ältere, einfach alles war vorhanden! Anscheinend kamen viele Leute auch aus grösseren Städten wie Lemberg oder sogar Kiev ans Festival.

Am 2. Abend des Festivals wurde es weniger gemütlich. Ein Gewitter mit kräftigem Wind zog auf. Unter den offenen Zelten wurde es eng, der Wind blies den Regen überall hin, der Strom fiel aus und viele Besucher flüchteten. Die älteren Leute hier scheinen von der harten Sorte zu sein, die mit Goldzähnen bestückte 60-Jährige Frau nebenan liess sich nichts anmerken und öffnete mit ihren Kollegen nach 15 Minuten die zweite Vodka-Flasche. Eine schöne Abwechslung so ein Festival :-).

 

2.8.2021

Slavske – Mukacheve, Ukraine

Km: 170

Km Total: 3’970

Bereits in der Schweiz hatten wir in einem Reifen immer Druckverlust. Nun wurde es schlimmer und wir mussten eine Werkstatt finden die Schläuche repariert. In Slavske wurden wir nicht fündig, also wählten wir eine andere Route als geplant, bis in die Stadt Mukacheve. Die Fahrt dorthin führte über schöne bewaldete Hügel und Täler, war aber eher anstrengend wegen dem enormen Verkehr. Inzwischen sind wir mit dem Iveco nicht mehr bei den langsamen, sondern voll im Durchschnitt dank den alten Ladas, UAZ, und Tatra LKW’s ;-).

In Mukacheve schickte uns die erste Werkstatt weiter zu einer LKW Werkstatt. Dort wollten sie ebenfalls nichts wissen und schickten uns zu einer kleinen Werkstatt wo uns der Besitzer erklärte, er habe bereits geschlossen! Dann fing das Mühsame an. Beim fünften Anlauf kam ein echt netter Junge mit uns und wir folgten ihm 30 Minuten lang in fünf weitere Shops. Ohne Erfolg!

Als Ausgleich für den Ärger landeten wir zum Abendessen in einem super Restaurant und schlemmten mal wieder so richtig!

Da Mukacheve über eine wundervolle Burg verfügt, nächtigten wir direkt auf dem Parkplatz vor der Burg. Sehr überrascht wurden wir, als ein weiterer Camper aus Tschechien auf den Platz fuhr, da wir sonst in der Ukraine noch kaum einen Camper gesehen hatten. Leider war es nicht wie erwünscht ein ruhiger Platz, sondern der Jugendtreff der Einheimischen welche bis tief in die Nacht feierten!

 

3.8.2021

Mukacheve – Welykyj, Ukraine

Km: 170

Km Total: 4’140

Die Burg Palanok, bei der wir übernachteten, besuchten wir als erstes am Morgen. Erst zwei Stunden später verliessen wir die Burg wieder, da sie doch zu unserem Erstaunen echt schön und interessant war!

Dann versuchten wir, trotz dem ewigen scheitern am Vortag, ein letztes Mal den Reifen flicken zu lassen, und zwar bei der Werkstatt die am Vortag bereits geschlossen war. Kaum ausgestiegen wollten sie bereits den Reifen demontieren :-). In der kleinen Werkstatt hatten die Jungs es wirklich im Griff! Professionell wurde der Reifen demontiert und das Loch im Schlauch geflickt. 40 Minuten später waren wir wieder auf der Strasse und das ganze kostete Fr. 7.-. Absolut super!

Nach 10 Minuten auf der Strasse hatte die Polizei das Bedürfnis uns kennenzulernen! Das Überfahren einer doppelten Sicherheitslinie zum Abbiegen kam nicht so gut an. Busse Fr. 11.- :-). Und um die Korruption zu bekämpfen durften wir nicht Bar bezahlen, sondern mussten auf einer Bank das Geld einzahlen.

 

Weiter Richtung Osten fuhren wir durch Dörfer (an der Grenze zu Rumänien), die voller neuer Luxushäuser waren. z.T. ähnelten sie kleinen Schlössern. Die meisten Häuser gehören Rumänen, welche in anderen Ländern wie Spanien oder Portugal arbeiten und dann das meiste Geld in solche Protzpaläste stecken. 

 


Unser erster Versuch einen Platz zum Schlafen zu finden scheiterte. Wir wollten bei einem Naturreservat, welches wir am nächsten Tag erwandern wollten, auf dem Parkplatz nächtigen. Mit zwei Ukrainern, einer davon ein Mitarbeiter des Reservats, versuchten wir trotz „Google Translate“ vergeblich eine Lösung zu finden. Wir verstanden uns nicht recht und es wurde uns zu kompliziert, so zogen wir weiter und fanden zum Schluss an einem anderen Ort direkt am Fluss doch noch ein herrliches Plätzchen.  


 

4.8.2021

Welykyj – Keveliv, Ukraine

Km: 70

Km Total: 4’210

Die geplante Wanderung im Naturreservat, wo wir am Vortag versuchten zu nächtigen, fiel ins Wasser. Den kleinen Weg Richtung Reservat konnten wir nicht wie am Vortag hochfahren, die Schranke war geschlossen! Auch parkieren war nicht möglich. 

Etwas demotiviert zogen wir weiter und landeten nach kurzer Fahrt am geographischen Mittelpunkt von Europa. Dieser ist etwas umstritten, da es fragwürdig ist, ob Grönland oder andere Europäischen Inseln rund um die Welt dazugezählt werden :-). Am späteren Nachmittag landeten wir auf dem sehr familiären Camping im Dörfchen Keveliv. Wegen der kleinen Fläche des Campings hat man sofort neue Bekannte :-). Zudem ist es doch sehr amüsant, man teilt den Camping mit Hühnern, Hasen, Hunden, Schafen, Katzen etc.. Zudem waren im Feld nebenan Störche und auch zwei Kühe haben sich noch auf dem Camping verlaufen :-).

 

5.8.2021

Keveliv, Ukraine

Um 8:00 wanderten wir los auf den 1100m höheren Berg Sheshul. Der Aufstieg verlief zum Glück hauptsächlich im Wald und nicht an der Sonne. Das Wandern in der Ukraine ist immer etwas abenteuerlicher als in der Schweiz, so auch dieses Mal, als wir einen kurzen Weg auswählten bei dem wir wiedermal über Bäume klettern durften und uns Kühe den Weg versperrten :-).

Der letzte Aufstieg führte dann durch Dickicht wo wir gerne das Schweizer Taschenmesser gegen eine Machete getauscht hätten. Wir haben schlussendlich den Kampf gegen die zwei Meter hohen Sträucher gewonnen und wurden mit einer herrlichen Aussicht auf die bekannten Berge Petros und Hoverla (höchster Berg der Ukraine) belohnt.

Alleine auf dem 1730m hohen Berg genossen wir unser Essen und machten uns wieder auf die Socken. Wir wählten einen anderen Weg runter ins Dorf und kamen an doch sehr kläglichen Alpställen, welche noch benutzt werden, vorbei. Auffallend in der Ukraine ist auch, dass im Vergleich zur Schweiz, Mehrtages-Wandertouren extrem beliebt sind und es somit an vielen Stellen Zelte hat. Das Wetter meinte es mit uns nicht mehr so gut und der Regen kam! Mehrmals suchten wir etwas Schutz bei einem Stall oder im Wald. Ziemlich weit im Tal unten fing es nochmals an stark zu regnen und der heftige Wind hat seinen Beitrag auch geleistet. So suchten wir Schutz bei einem Haus, wo 5 Minuten später zwei Schwestern, etwa 16 und 20 Jahre, mit einem Baby nach Hause kamen. Obwohl wir durchnässt waren, luden sie uns sofort ins Haus ein und versorgten uns mit Keksen und einem heissen Tee. Wunderbare Gastfreundschaft! Es war auch interessant für uns zu sehen wie sie leben. Sehr einfach, und trotzdem hat es alles was man braucht. Auf dem Lande gibt es vermutlich einige sehr junge Eltern wie sie.

Was uns auch beeindruckte war der Weg zum Haus. Zu Fuss etwa 20-30 Minuten vom Dorf entfernt, war der Weg für Fahrzeuge kaum passierbar da er in äusserst schlechtem und ausgewaschenen Zustand war.

Nach diesem tollen Erlebnis landeten wir in einem Dorf wo wir in einem kleinen Kiosk mit einigen Tischen, ein Bier, ein Süssgetränk und Chips kauften und nach dem Bus fragten, welcher uns wieder Richtung Camping führen sollte. Die zwei Getränke und Chips kosteten lediglich 1.20 Franken! 15 Minuten später fuhr der volle Kleinbus los und wir waren froh zurück auf dem Camping zu sein. 


 

6.8.2021

Keveliv, Ukraine

Seit 2 Monaten hatten wir zum ersten Mal einen ganzen Tag lang Regen, und zu unserem Erstaunen war sogar der Camper dicht :-). Am Abend hatten wir mit den drei jungen Ukrainern eine lustige und gemütliche Runde im Camper.


 

7.8.2021

Keveliv – Worochta, Ukraine

Km: 70

Km Total: 4’280

Nach kurzer Fahrt landeten wir in einem Touristenort namens Bukovel, wo wir ursprünglich übernachten wollten. Allen Leuten, denen wir erzählt hatten, dass wir nach Bukovel fahren, rümpften die Nase und fragten, ob wir schon Bilder gesehen haben. Und da kamen wir in Bukovel an!

Der Ort Bukovel wurde vor wenigen Jahren buchstäblich aus dem Boden gestampft. Wir tauchten in eine andere Welt ein, in eine unreale, völlig schräge, künstliche und für uns etwas abstossende Welt. Im Winter kommen die Leute zum Skifahren und im Sommer ist es ein Spielplatz für Erwachsene und Kinder. Zudem hatte es zu unserer Überraschung viele vermutlich Araber mit verschleierten Frauen. Ein Ort voller Hotels, überteuerten Restaurants, Souvenirläden, Zip-Lines, Rodelbahnen, Seen zum Baden etc.. und vieles mehr. Man sieht kaum ein normales Haus, alles völlig künstlich, ohne Charme und Charakter. Aber trotzdem für uns sehenswert, da man so etwas Krasses kaum im Leben sieht, etwas das so extrem Gegensätzlich zum Leben auf dem Land in der Ukraine steht.

Unseren Übernachtungsplatz, in der Nähe des höchsten Berges der Ukraine, dem Hoverla, haben wir uns ebenfalls etwas anders vorgestellt.

Ein Platz der bei Ukrainern als Zeltcampingplatz bekannt ist. Wir vermuteten schon, dass noch ein paar Leute da sein könnten, aber dass der Wald voll ist, erstaunte uns trotzdem. Gemütlich war er alleweil und in den darauffolgenden Tagen auch viel ruhiger :-).


8.8.2021

Worochta, Ukraine

Den Tag verbrachten wir gemütlich beim Camper im Wald.


9.8.2021

Worochta, Ukraine

Km: 30

Km Total: 4’310

Aus dem Wald hinaus gings ins Städtchen Worochta, wo wir einiges zu erledigen hatten. Toilette leeren, Essen einkaufen und Wasser auffüllen. 

Zuerst schauten wir uns aber das Städtchen an, gemütlich aber neben schönen Eisenbahnviadukten nichts Besonderes. Es wird auch hier, wie oft in der Ukraine, viel gebaut.


Das wohl amüsanteste des Tages war den Wassertank aufzufüllen, das wir bei einer Quelle am Strassenrand erledigten :-). Bei dieser Frischwasserquelle kommt das halbe Dorf um Wasser nachzufüllen und somit blockieren die Leute auch regelmässig die Hauptstrasse mit ihren Fahrzeugen. Die einen kommen mit kleinen PET-Flaschen, andere wiederum mit einem Dutzend 25L Behältern. Ein reges hin und her, wer jetzt an der Reihe ist, und wer wen vorlässt herrscht und war herrlich zum Zusehen. Wir mittendrin im Getümmel mit unserer 10L Flasche. Alle fanden es recht amüsant als wir eine nach der anderen in unser Fahrzeug einfüllten.

Somit kam man auch in Gespräche und es war ziemlich lustig. Die ganze Aktion für ca. 170L feines Quellwasser aufzufüllen dauerte sicher 45 Minuten :-).

Bei Dunkelheit gings zurück auf den Campingplatz im Wald.


 

10.8.2021

Worochta – Zaroslyak, Ukraine

Km: 10

Km Total: 4’320

Heute haben wir erfahren was schlechte Strassenverhältnisse in der Ukraine sind! Um am nächsten Tag früh loswandern zu können, gings direkt an den Ausgangspunkt. Für die 8km benötigten wir eine gute Stunde!! 


Schlaglöcher wechselten sich konstant mit Steinen ab und schalten mussten wir nicht da der erste Gang bis zum Schluss ausreichte :-). Dank dem kurzen heftigen Regen fuhren wir bald in einem Bachbett. Offroad-Tauglichkeit ist zwar von Vorteil, aber absolut nicht notwendig, wenn man die Einheimischen in ihren normalen Autos am Kämpfen sieht. Doch etwas überrascht wurden wir von den Reisebussen, die ebenfalls hin und her wackelnd hochfuhren. Die unzähligen Autos und Minibusse verursachten am Zielort ein herrliches Parkchaos und die Allee von Souvenirständen versorgten die hunderten von Touristen mit Getränken, Sitzpolstern, Wanderstöcken und sogar Medaillen für das Erreichen des höchsten Gipfels der Ukraine :-).

 

11.8.2021

Zaroslyak, Ukraine

Wegen der unsicheren Wetterlage entschieden wir uns, die heutige Wanderung um 6.15 Uhr morgens zu starten. Der gut markierte Wanderweg führte zuerst durch einen Nadelwald und Wachholderbüsche bis er schlussendlich über der Baumgrenze steil auf den Gipfel zog.

Kaum aus dem Wald gekommen, entdeckten wir das atemberaubende Nebelmeer, welches die umliegenden Täler über eine riesige Fläche bedeckte und nur die höheren Berge preisgab. Eine mystische Stimmung. Aber nicht nur deswegen hatte sich das frühe Aufstehen gelohnt. 

Als wir nach zwei Stunden auf dem 2061 m hohen Hoverla ankamen, war erst eine Person oben und wir konnten die fantastische Aussicht ohne Menschenmenge geniessen. Das änderte sich eine halbe Stunde später. Schlag auf Schlag kamen die Leute auf dem Gipfel an und zwei Souvenirverkäufer legten ihre Medaillen, Magnete und anderen Schnickschnack bereit. Die Hoverla ist als höchster Berg der Ukraine das beliebteste Wanderziel der Karpaten und ist auch als nicht geübter Wanderer problemlos zu bewerkstelligen. Auch gilt die Hoverla seit einigen Jahren als eine Art nationales Symbol der Ukraine, weshalb auf dem Gipfel alles voll mit blau-gelben Fahnen hängt. Der ehemalige Präsident Yushchenko führte jedes Jahr am Nationalfeiertag eine öffentliche Wanderung bzw. eher eine Prozession auf den Gipfel der Hoverla an, was dem Berg eine zusätzliche Symbolkraft verlieh… Auch ist die Hoverla Teil des 25 km langen Hauptkammes der ukrainischen Karpaten und im Nationalpark Chorna Hora liegend. Was wir an diesen Massen von Leuten ziemlich amüsant fanden, war die sehr legere Ausrüstung der meisten Gipfelbezwinger. Leichte Stoffschuhe und Handtaschen waren nicht die Ausnahme :-). Wir kamen uns leicht „overdressed“ vor :-). Jedoch war unsere Wanderung auf dem Gipfel nicht zu Ende, sondern zog sich noch einige Kilometer weiter über den Kamm bis zum Bergsee Ozera Nezamovytne. 

Während der Kammwanderung eröffneten sich immer wieder prächtige Ausblicke und die kleinen Bergseen machten die Landschaft abwechslungsreich. Auch für mehrtägige Wanderungen ist Nationalpark sehr beliebt. Wir sahen immer wieder Zeltlager und kreuzten viele schwer bepackte Wanderer. Wie bei jeder Tätigkeit, die beliebt ist und von vielen Leuten ausgeübt wird, gibt es auch bei diesen Mehrtageswanderungen Schattenseiten. Laut den Regeln des Nationalparks wäre das Zelten nur an den offiziellen Zeltplätzen gestattet. Nach dem von uns Gesehenen wird diese Regel nicht befolgt und es wir eigentlich überall gezeltet, was dem Sinn eines Nationalparks eigentlich nicht wirklich entspricht. Andererseits sind die offiziellen Zeltplätze, wie zum Beispiel derjenige am Nezamovytne See, auch sehr gut besucht, was sich an überall herumliegenden WC-Papier und dazugehörenden Exkrementen zeigt. Ein unschönes Bild, eklig und höchst fragwürdig, ob das Wildzelten in diesem Ausmass wie es hier betrieben wird, seitens Nationalpark noch verantwortbar ist… Der See ist ebenfalls bei Tageswanderern beliebt, die natürlich auch ihren Teil an menschlichen Spuren hinterlassen. Nichtsdestotrotz war der See sowohl vom Gipfel des Turkuls aus wie auch bei näherer Betrachtung sehr schön anzusehen :-). 

Der angenehme Wanderweg zurück zum Ausgangspunkt führte durch wunderbare Blumenwiesen, eröffnete Ausblicke auf besondere Felsformationen und wir wurden schlussendlich doch noch von einem kurzen Gewitter heimgesucht :-).


 

12.8.2021

Zaroslyak – Worochta, Ukraine

Km: 40

Km Total: 4360

Einmal mehr waren wir fasziniert von den Massen an Touristen die den höchsten Berg der Ukraine in Angriff nehmen. 

Noch schlimmer als vor 2 Tagen war das Verkehrschaos beim Parkieren und losfahren! Leider hatte einer sein Auto nicht im Griff und rutschte beim Kreuzen rückwärts in uns rein! Zum Glück gabs nur einen Kratzer, also zogen wir weiter! Und wieder hatten wir über eine Stunde um die 8km zurück ins Tal zu fahren.

 

13.8.2021

Worochta – Kosiv, Ukraine

Km: 80

Km Total: 4’440

Über Nebenstrassen ging's weiter. Am Strassenrand werden von den Leuten oft eigenen Produkte verkauft wie Pilze, Honig, Eingemachtes, Gemüse, Beeren, etc.

Da wir beim Wandern sehr oft Personen beim Beeren pflücken gesehen haben, und Lust bekamen auf diese echt wilden, frischen Beeren, hielten wir bei einer Oma an und kauften ein Glas voll, sage und schreibe über 700g Heidelbeeren für Fr. 3.-! 


Da wir noch keine Souvenirs aus der Ukraine gekauft hatten, kamen auch die Schafwollprodukte am Strassenrand genau richtig.

Kaum angehalten, rannte eine jüngere Frau den Hang zur Strasse hinauf. Sie war so erstaunt von dem Camper, dass sie zuerst mit ihrer kleinen Tochter eine Tour im Camper bekam :-). Gleich darauf kam ihre Schwester vom Haus nebenan mit ihren Kindern und stiegen ebenfalls in unser kleines Haus ein. So etwas hatten sie wohl noch kaum einmal gesehen :-). Die selbst gemachten Produkte der beiden Schwestern waren sehr schön! Socken, Finken, Teppiche, Sitzpolster etc. aus Schafwolle, die ebenfalls in dieser Region gewonnen wird. An verschiedenen Orten konnten wir die hängende Schafwolle vor den Häusern sehen. Die sehr freundlichen und lustigen Schwestern zeigten uns auch ihren Webstuhl, wo sie von Hand diese Produkte herstellen. Auch durften wir von dem herrlich kühl schmeckenden Quellwasser probieren, das mittels einer Elektropumpe aus einem ehemaligen Ziehbrunnen mitten im Garten gefördert wird. Mit Finken, Socken und einem kleinen Teppich fuhren wir glücklich weiter.

Den heutigen Übernachtungsplatz suchten wir (wie ab und zu) mit Google Maps und den Satellitenbildern. So fanden wir auch dieses Mal ein Plätzchen in einer Waldlichtung. Da der Weg ein wenig schlammig war, durfte der Iveco den Allradantrieb und Differentialsperre benutzen und kroch problemlos über den Weg. Wiedermal mitten in der Natur :-).


 

14.8.2021

Kosiv – Terebletsche, Ukraine

Km: 140

Km Total: 4’580

In dem Dorf wo wir übernachteten fand ein riesiger Markt statt!

Über eine Riesenfläche wurde alles angeboten! Kleider, Schuhe, Werkzeug aller Art, Möbel, Essen, Autoersatzteile, Waschmaschinen, Rasenmäher und vieles mehr! Wir begnügten uns mit Brot, Chilis, und Honig :-).

Dann einmal mehr ein wunderbares Erlebnis in der Ukraine. Als wir kurz neben der schwer befahrenen Hauptstrasse anhielten, klopfte ein Mann an die Türe, drückte uns ein paar Gurken aus seinem Garten und eine selbstgemachte scharfe Sosse in die Hände und erzählte uns, er sei auch schon in der schönen Schweiz als Lastwagenfahrer gewesen als er in England wohnte. Solche Momente machen das Reisen genauso aus, wie schöne Wanderungen :-).

Die letzte Nacht in der Ukraine verbrachten wir so nahe an der Grenze zu Rumänien, dass wir einen Wachturm der Grenzpolizei gesehen haben. Mitten in Sonnenblumen genossen wir den Abend. Etwas verwirrt waren wir, als ein Landrover mit zwei freundlichen Männern in Tarnanzügen an uns vorbeifuhr und 50 Meter vor uns mit 2 Gewehren ausstiegen. 10 Minuten später zogen sie wieder weiter. Später am Abend hörten wir noch einzelne Schüsse. Vermutlich waren es Jäger die irgendwelche Tiere jagten.

Aber ein richtig schöner Abend zum Abschluss an unsere wunderbare Ukraine-Reise.