Äthiopien

 

22.11.2013 Moyale – Yabello, Äthiopien

Gefahrene km 22.11.2013: 250

Gefahrene km Total: 80’660

Wir verliessen das geschäftige Moyale und fuhren durch die mit Termitenhügel gespickte grüne Landschaften bis zu unserem ersten Zwischenstopp, dem Chew Bet Kratersee. Dieser liegt ca. 15km von der Hauptstrasse entfernt, direkt neben einem kleinen Dorf. Wir fuhren durch dieses Dorf und wussten zuerst nicht recht wo dieser See sein soll. Dann entdeckten wir einen Platz mit einigen Leuten und einem Auto. Wir fuhren dorthin und zu unserem Erstaunen öffnete sich vor uns ein riesiger 400m tiefer Krater mit einem kleinen See am Grund. Natürlich wurden wir sofort von einigen Guides abgefangen, die uns die Eintrittspreise offenbarten. Mit einer Schar Kinder und einem Guide im Schlepptau liefen wir die paar Meter zur Kante des Kraters und genossen von hier die Aussicht auf den wunderbaren blauen See. Wir begnügten uns, mit dem Fernglas das Geschehen unten am See zu beobachten. Das Fernglas wurde anschliessend in die Runde gegeben und jeder durfte einmal durchgucken :-). Für die Einheimischen zählt natürlich nicht der ästhetische Aspekt dieses Sees, nein, es wird hier mit harter Arbeit Salz gewonnen. In der Regenzeit wird salzhaltiger Schlamm aus dem See gefördert, indem einige Männer in den See tauchen und den salzhaltigen Schlamm mit Becken ans Ufer bringen. Von hier wird er in Säcke abgefüllt und mit Eseln über einen steilen Pfad ins Dorf geführt. Der schwarze salzhaltige Schlamm wird dann an die Tiere verfüttert! In der Trockenzeit wird nicht getaucht, sondern neben dem Wasserspiegel nach Salz gegraben. In dieser Zeit wird das weisse Salz gewonnen, das für den menschlichen Konsum verwendet wird! Was für uns neu war, wie aufdringlich und hartnäckig die Leute (vorwiegend Kinder/Jugendliche) uns Souvenirs und Getränke andrehen wollten. Es reicht nicht, wenn man einmal freundlich sagt, dass man nichts kaufen will. Nein, während den Erklärungen des Guides, wird einem x-mal ein Getränk oder Schmuck vor den Kopf gehalten... Da es anscheinend weder Arzt noch Apotheke im Dorf gibt, wollte ein junger Mann mit einer Verletzung an der Hand sogar eine medizinische Behandlung von uns. Da wir leider keine Ärzte sind, konnten wir ihm lediglich ein paar Schmerzmittel geben. Und auf einmal hatten dann viele andere auch ein Wehwehchen und wollten Tabletten von uns... Wieder zurück auf der Hauptstrasse kamen wir in den Genuss einer nagelneuen Teerstrasse, die wieder einmal mehr von den Chinesen gebaut wird. Natürlich wird nur die Kopfarbeit und Aufsicht von den Chinesen gemacht, die Muskelarbeit wird von den Einheimischen erledigt. Der nächste Stopp war im Dorf Dublock, wo wir die sogenannten „Singenden Brunnen“ besichtigten wollten. Die Gegend wird vom Stamm der Borena bewohnt, die teilweise als Nomaden durchs Land ziehen und sich neben Rindern auch Schafe, Ziegen und Kamele halten. Ackerbau betrieben sie nur gelegentlich. In der Trockenzeit nehmen die Borena das Wasser für ihr Vieh aus diesen Brunnen. Da diese Brunnen zum Teil um die 10-15m tief sind, muss das Wasser von Hand nach oben in eine Viehtränke transportiert werden. Dazu wird eine Menschenkette gebildet und die Kessel voller Wasser werden von Hand zu Hand weitergeben bis an die Oberfläche. Dazu wird ein Lied gesungen - daher der Name „Singende Brunnen“! Nach ein bisschen rumfragen, wies man uns den Weg zu einem dieser Brunnen. Natürlich ging es nicht lange, als ein junger Mann heran rannte, der sich als Guide vorstellte. Nun ja, wir merkten dann bald, dass dieser „Guide“ nicht wirklich Englisch konnte und es kam uns schon ein bisschen komisch vor... Auf dem Weg zum Brunnen (der Guide und sein Helfer vorne auf der Motorhaube) brannte leider wegen uns noch ein Kamel durch und warf seine ganze Last ab... L. Angekommen beim Brunnen, sahen wir, dass ausser uns und dem Guide kein Mensch oder Tier anwesend ist. Die zwei Jungs hielten dann eine kurze zwei-Mann Show nur für uns ab :-). Aber das war natürlich nicht was wir sehen wollten... ;-). Vermutlich waren wir zu falschen Tages- oder Jahreszeit dort... Aber es war trotzdem interessant den Brunnen zu sehen und sich vorzustellen wie es zu und her gehen muss. Wir einigten uns dann auf einen Drittel des Eintrittspreises und zogen weiter!  

 

23.11.2013 Yabello – Konso, Äthiopien

Gefahrene km 23.11.2013: 130

Gefahrene km Total: 80’790

Auf einer halbwegs passablen Schotterstrasse zogen wir weiter Richtung Konso, dem Ausgangspunkt zu den bekannten Stammesregionen von Äthiopien. Unser Camp richteten wir bei der besten Lodge des Städtchens ein. Leider ist der geplante Campingplatz noch nicht fertiggestellt und so mussten wir uns mit einem Parkplatz und den Toiletten des Restaurants begnügen! Dafür hatten wir eine herrliche Aussicht, ein gutes Restaurant und Internet zur Verfügung :-).

 

24.-26.11.2013 Konso – Turmi – Konso, Äthiopien

Gefahrene km 24.-26.11.2013: 410

Gefahrene km Total: 81’200

Kaum aus dem Dorf Konso raus, schlängelt sich die Strasse durch eine wunderschöne grüne Hügel-Landschaft. Die Berghänge werden vom Volk der Konso terrassiert und bewirtschaftet. Weiteres zu den Konso erfahren wir später. Während der Fahrt stehen immer wieder Kinder auf der Strasse, die uns „youyouyouyou“ durchs Fenster zurufen oder für Wasserflaschen, Süssigkeiten oder Geld fragen. Einmal wollte ein Junge unsere Koranmuschel, die auf dem Armaturenbrett angeklebt ist, aus dem langsam fahrenden Auto stehlen. Stefan konnte ihn aber am Arm fassen und der Kleine lief unfreiwillig ein kurzes Stück mit uns neben dem Auto her. Na ja, Strafe muss sein, oder? Auch gibt es überaus viele Viehherden, die die Strasse blockieren. Auffallend ist, dass die Kühe teilweise grosse Brandzeichen tragen. Die Strasse führt uns weiter in eine grosse Ebene bis zum Dorf Key Afer. Hier begegnen uns auch schon viele Angehörige verschiedener Stämme. Kaum im Dorf Turmi angekommen, werden wir von einem jungen Burschen angehalten, der uns mitnehmen will an eine „Bull-jumping“ Zeremonie. Dies ist ein Ritual, das jeder junge Mann des Hamer-Volkes machen muss, um zu einem „richtigen“ Mann zu werden! Nach einigem hin und her, entschlossen wir uns diesem Spektakel beizuwohnen. Natürlich war das ganze nicht gratis... Als wir an diesem Ritualplatz ankamen, war die Zeremonie schon voll am laufen. Und wir waren übrigens auch nicht die einzigen Touristen. Ca. 30 „Faranjis“ (Ausländer) standen mit Kameras bewaffnet bereit. Das ganze lief in etwa so ab: die Frauen tanzten und sangen, dann wurde eine Herde Rinder in die Mitte des Platzes getrieben. Der junge Mann wurde von älteren Männern auf die Herausforderung vorbereitet. Dann wurden 5 Rinder ausgewählt und aneinandergereiht und die „Show“ konnte beginnen. Unter lautem Jubel und Trubel rannte der junge Mann insgesamt sechs Mal splitternackt über die Rinderreihe! Mit dem Ereignis einher geht das Ritual der „Auspeitschung der Mädchen“. Da wir etwas spät dazukamen, war die Auspeitschung zum Glück grösstenteils vorüber und wir mussten uns nur noch die blutig geschlagenen Rücken der Frauen ansehen... Das Ritual geht normalerweise etwa so vor sich: Junge Clanfrauen umtanzen in aufreizender und neckender Weise die Freunde des Bullenspringers. Werden den Herren die Damen zu aufdringlich schlagen sie mit der Gerte zu. Für die Unverheirateten ist es die höchste Ehre, ausgepeitscht zu werden. Wir sahen auch, dass die Frauen bei den Schlägen nicht die geringste Miene verziehen, sich freiwillig vor die Männer stellen und richtiggehend Schläge verlangen. Je grösser und tiefer die Wunden umso schöner die späteren Wulstnarben und desto höher der Status der Frau. Für uns ein grausames und total unverständliches Ritual...

Am nächsten Tag besuchten wir den wöchentlichen Markt in Turmi, der viele Hamer-Leute aus den umliegenden Dörfern anzieht. Am morgen war der Markt noch sehr angenehm und wir konnten gemütlich dem Geschehen zuschauen. Um Fotos von Personen zu machen, muss übrigens bezahlt werden, sonst gibt’s Ärger! Die aktuellen Gebühren sind 10 Rappen pro Foto. Auf dem Markt wurden Sorghum, Mais, Kaffee, Gemüse, Kleider etc. verkauft. Nach dem Mittagessen wurde es dann etwas mühsamer. Man konnte nicht mehr alleine durch den Markt laufen, sondern hatte immer ein paar Kinder im Schlepptau, die etwas verkaufen wollten oder Geld wollten.

Für die Rückfahrt nach Konso wählten wir eine Strasse, die wegen verschiedenen Bachbetten nur in trockenen Zeiten befahren werden kann. Da es nicht viel Verkehr hatte, nahmen wir wieder Mal einen Anhalter mit. Es war ein Mann des Hamer Volkes und er war mit einer alten Kalaschnikow bewaffnet. Zuerst wollten wir ihm einen Platz hinten im Landy anbieten, was ihm aber gar nicht behagte. Gut, dann kommt er halt vorne rein und setzt sich zwischen uns in die Mitte :-). Na ja, etwas unwohl war uns schon, mit so einem exotisch geschmückten Mann und einer Kalaschnikow zwischen uns ;-). Es ist übrigens gang und gäbe, dass die Männer verschiedener Stämme mit Gewehren durch die Gegend laufen...

Wieder zurück auf der Teerstrasse Richtung Konso, nahmen wir noch eine alte Frau des Konso Stammes mit. Auch sie zwängte sich vorne zwischen uns in die Mitte. Ich (Maryse) hatte ihr grosses Bündel aus Kuhfell auf dem Schoss und die Frau plauderte fröhlich vor sich hin, obschon wir kein Wort verstanden. Als sie in der Nähe eines Dorfes ausstieg, wollte sie uns noch zwei Birr (10 Rappen) geben für die Fahrt. Wir verzichteten gerne auf das Geld, die alte Frau hatte Freude, gab uns zum Abschied die Hand und ging ihres Weges.

 

27.11.2013 Konso, Äthiopien

Gefahrene km 27.11.2013: 40

Gefahrene km Total: 81’240

Eine der Hauptattraktionen von Konso ist der Gesergiyo Canyon, welcher dem Bryce Canyon in den USA etwas ähnelt. Da wir uns dazu entschlossen auch noch eines der Dörfer des Konso Stammes zu besuchen, nahmen wir einen Führer mit. Beim Canyon angekommen, wurden wir natürlich sofort von lästigen Kindern belagert und wir waren froh hatten wir einen Guide bei uns. Alle wollten etwas von uns oder wollten uns was verkaufen. Im Gegensatz zu allen bisherigen Ländern Afrikas ist es um einiges mühsamer hier! Wir versuchten trotzdem den wunderschönen, rot schimmernden Canyon mit seinen etlichen sandartigen spitzen Türmen zu geniessen. Nun ein weiteres Beispiel wie frech und aggressiv die Kinder in Äthiopien sind! Zurück beim Auto, sagten einige Kinder/Jugendliche dass sie etwas Geld haben wollten, da sie ja aufs Auto aufpassten. Unser Guide meinte, dass es besser sei eine Kleinigkeit zu geben. Also gaben wir ihnen etwas und fuhren langsam los um den Wagen zu wenden. Da es wohl nicht genug war (egal was wir gegeben hätten wäre es nicht genug gewesen!) fingen die Kinder an mit dünnen Ästen hinten aufs Auto zu schlagen!! Als Reaktion dafür vollzogen wir eine Vollbremsung und eines der Kinder schlug sich den Ellbogen auf! Noch als wir losfuhren, stiegen 2 junge Teenager hinten auf die Stossstange und fuhren ein paar hundert Meter mit!

Ein paar Kilometer weiter besichtigten wir dieses Dorf, um einen kleinen Einblick in die Lebensgewohnheiten und die Kultur der Konso Stammesbewohner zu bekommen. Die Konso sind bekannt für ihr handwerkliches Geschick und Ackerbau. Oftmals werden in den steilen Hängen die kargen Böden der Terrassenfelder effizient bewirtschaftet. Insbesondere Gemüse, Getreide, Hirse, Kaffee, Baumwolle und Tabak werden angebaut. Um die Dörfer herum ist meist eine etwa 1 Meter hohe Mauer gebaut und jede Familie hat um ihre Häuschen nochmals einen Zaun stehen. Wenn das Dorf zu gross wird entsteht eine neue, weitläufigere Mauer. Wie in vielen anderen Stämmen sieht man den Frauen irgendwie an ob sie verheiratet sind oder nicht. Bei den Konso tragen die Frauen eine Art Doppelrock. Wenn der übergeordnete Rock kurz ist, sind sie nicht verheiratet.

 

28.11.2013 Konso – Arba Minch, Äthiopien

Gefahrene km 28.11.2013: 90

Gefahrene km Total: 81’330

Noch immer befanden wir uns im Gebiet der Konso. Auf der Fahrt nach Arba Minch fiel uns auf, dass die Ebenen eigentlich restlos alle bewirtschaftet werden. Wir sahen Felder mit Sorghum und grosse Bananenplantagen.

 

29.11.-1.12.2013 Arba Minch, Äthiopien

Gefahrene km 29.11.-1.12.2013: 0

Gefahrene km Total: 81’330

Wir waren so stark im Verzug mit Berichte schreiben dass wir etwas länger hier bleiben mussten :-). Aber bei dem guten Essen, dem günstigen Camping (obwohl es eine edlere Lodge ist), dem schnellen Internet und der super Aussicht fiel uns dies nicht so schwer! Arba Minch war im Vergleich zu anderen Orten in Äthiopien angenehm. Wir liefen jeweils im Städtchen herum und gönnten uns hier und da was gutes zu Essen in den Restaurants. In den günstigen Restaurants bekommt man 2 feine Teller Spagetti Bolognese und 2 Sprite für 4 Franken :-). Ach ja, wieso bekommt man in Äthiopien in einzelnen einheimischen Restaurants Spaghetti anstelle von Reis??? Nun, da waren vor knapp 80 Jahren die Italiener einmarschiert und wollten Äthiopien kolonialisieren. Es hat auch einige Restaurant- und Hotelbesitzer oder Tourguides welche halb Italiener, halb Äthiopier sind!

 

2.12.2013 Arba Minch – Dorze, Äthiopien

Gefahrene km 2.12.2013: 50

Gefahrene km Total: 81’380

Über eine steile und kurvige Strasse bewältigten wir die 1600 Höhenmeter bis ins kleine Bergdorf Dorze. Auf der Suche nach unserem Campingplatz, landeten wir aber erst Mal im nächsten Dorf Chencha, wo wir in einem Restaurant etwas zu Mittag assen. Obschon wir einen Übersetzer hatten, gab es leider bei der Bestellung ein „kleines Missverständnis“... Anstatt der bestellten Spaghetti und einem Teller Gemüse mit Reis, bekamen wir ein Menu bestehend aus zwei grossen Schalen Fleisch, zwei grossen Schalen Gemüse und eine Schale Reis dazu noch Brot und Injera. Dieses Essen hätte mindestens für fünf Personen gereicht!! Unser Versuch, etwas von dem Essen zurückzugeben scheiterte, da es hiess wir hätten dies bestellt und sie können nichts mehr zurücknehmen! Natürlich haben wir gemerkt, dass da etwas nicht sauber ist und uns der nette Restaurantbesitzer willkürlich viel zu viel Essen aufgetischt hat, um mehr zu verdienen! Ausserdem zahlen Touristen sowieso schon höhere Preise. In einem Land wo die Nahrungsmittel ohnehin schon knapp sind, können wir über solch perfide Tricks einfach nur den Kopf schütteln... Wir weigerten uns erfolgreich den vollen Betrag zu bezahlen und packten natürlich die Resten in ein Tupperware um es am Abend aufzuwärmen. Wir hoffen, dass die nächsten Touristen nicht wieder auf die gleiche Weise über den Tisch gezogen werden!

Am Nachmittag liefen wir von unserer Lodge zum wöchentlichen Markt in Dorze. Wir entschieden uns, für einmal unsere Fotokamera in der Tasche zu lassen, um einfach ganz entspannt den Markt zu geniessen. Wir schlenderten ein paar Mal über den Marktplatz und beobachteten dann von einem schattigen Plätzchen das Geschehen. Ein älterer Mann winkte uns zu sich und fragte ob wir etwas trinken wollen. Wir sagten natürlich sofort zu und erwarteten eigentlich ein Tee vorgesetzt zu bekommen. Er führte uns zu einem Eingang, der in ein dunkles Zimmer in einem privaten Haus führte. Wir setzten uns zu den Leuten die bereits drinnen waren und bekamen sofort eine Karaffe mit einem nicht definierbaren Getränk vorgesetzt ;-). Zusätzlich gab es noch ein Schälchen mit einer Mischung aus kleinen Stücken Ingwer, Chili und Zucker, die man zu dem Getränk knabbern kann ;-). Das Getränk war eine Art Bier, gebraut aus Sorghum, und es schmeckte gar nicht so übel ;-). Nach einem weiteren Marktdurchgang, gönnten wir uns noch ein Tee in einem der vielen Teehäuser am Strassenrand. Ausser dem fraglichen Erlebnis am Mittag, war der Aufenthalt in Dorze recht angenehm.

 

3.12.2013 Dorze – Shashemene, Äthiopien

Gefahrene km 3.12.2013: 270

Gefahrene km Total: 81’650

Durch die Nacht viel das Quecksilber auf 5°C runter! Als am Morgen die Sonne wieder erschien, konnte man gleich wieder im T-Shirt rumlaufen. Gegen 9 Uhr ging unsere kurze Tour mit Guide los. Direkt neben der Lodge besuchten wir ein paar bewohnte, traditionelle Häuschen, welche es in dieser Weise ausschliesslich in dieser Gegend gibt. Die Häuser werden aus Bambusholz und Blättern der sogenannten „False Banana“ (falsche Bananen) Bäumen sehr stabil gebaut. Da die Häuser über die Jahrzehnte wegen den Termiten einsinken, werden sie relativ hoch gebaut (ca. 10m). Da es durch die Höhe der Region in der Nacht sehr kalt werden kann, leben Vieh und Menschen unter demselben Dach, wo natürlich auch die Küche ist. Da diese Häuser bewohnt sind, war es spannend das ganze Leben etwas zu beobachten. In der ganzen Gegend wachsen diese sogenannten „False Banana“ Bäume, welche aussehen wie Bananenbäume, jedoch keine Früchte tragen. Dafür wird alles andere davon verwendet. Wir konnten zusehen wie die Blätter mit einem „Bambusmesser“ abgeschabt werden. Die übriggebliebenen Fasern werden zu Schnüren zusammengeflochten und das Abgeschabte zusammengeknetet und als eine Art Brei für 3 Monate unter der Erde gelagert. Danach wird dieser Brei zwischen zwei Blätter dieser falschen Bananenbäume eingelegt und gebacken! Dieses „Brot“ konnten wir dann mit Honig und Gewürzen ausprobieren und es schmeckte zu unserem Erstaunen gar nicht so übel :-). Nachdem wir auch noch den einheimischen Schnaps testen konnten, zogen wir mit dem Führer weiter zu einer Weberei, wo zu unserem Erstaunen nur Männer arbeiteten. Aus der lokalen Baumwolle werden auf alten Webstühlen Tücher usw. gewoben.

Zurück bei unserem Camping um 10 Uhr beabsichtigten wir lediglich noch ein paar Souvenirs zu kaufen und loszuziehen. Am Mittag konnten wir dann endlich den Motor des Landys starten. In den 2 Stunden wurden wir neben dem Souvenirshopping hauptsächlich von anderen Touristen belagert und ausgefragt :-)

Auf der Weiterfahrt wurde uns bewusst, dass Äthiopien noch ärmer ist als die bisherigen Länder. Vor allem konnte man dies an den Verkehrsmitteln sehen. In vorherigen Ländern konnte man immer viele Fahrräder sehen. Hier in Äthiopien sieht man selten Fahrräder, die Leute müssen laufen! Zudem sieht man in einigen Ortschaften anstelle motorisierter Dreiradtaxis lediglich Eselkarren mit etlichen Fahrgästen drauf. Private Autos sieht man kaum. Was einem auf der Strasse begegnet sind öffentliche Minibusse, LKW’s, Touristenfahrzeuge und selbstverständlich einige Fahrzeuge der vielen Hilfswerke. Trotz des geringen Verkehrsaufkommens sind die Strassen sehr gut besetzt. Hauptsächlich von eselbetrieben Transportkarren oder Fussgängern.

Als es noch hell war erreichten wir endlich unsere Ziel Shashemene. Diese kleinere Stadt ist wie die meisten anderen Städte Afrikas wenig sehenswert. Durch eine schäbige Gegend folgten wir über einen miserablen Weg den Wegweisern der Zion Train Lodge. Unsere Befürchtung, dass wir an einem kläglichen Ort übernachten müssen, traf zum Glück nicht ein, ganz im Gegenteil! Nach einem feinen Abendessen gabs noch ein paar Bierchen zum Trommel- und Gitarrenspielen beim Lagerfeuer :-).

 

4.12.2013 Shashemene, Äthiopien

Gefahrene km 4.12.2013: 10

Gefahrene km Total: 81’660

Das spezielle am Städtchen Shashemene ist die hier ansässige Rastafari-Gemeinde, genannt „Jamaica“. Die Entstehung dieser Gemeinde begann vor etwa 60 Jahren als der damalige Kaiser von Äthiopien Haile Selassie einigen Jamaikanern 500 Hektaren Land in Shashemene schenkte. Die Vorfahren vieler Jamaikaner wurden als Sklaven aus ihrer Heimat Afrika verschleppt. Ein Grundsatz des Rastafari Glaubens ist die Rückkehr zu den Wurzeln ihrer Vorfahren und genau das hat Haile Selassie ihnen ermöglicht! Der Mann wird von den Rastafaris nun als wiedergekehrter Messias verehrt! Heute leben nicht nur Jamaikaner hier, sondern Rastafaris aus aller Welt. Wir statteten dem kleinen „Black Lion Museum“ einen Besuch ab, wo wir aber nicht viel mehr als einige Gemälde und Fotos von Haile Selassie zu sehen bekamen. Zudem endete unser Besuch des Museums wieder einmal in einem Desaster.... L. Schön brav bezahlten wir den Eintrittspreis fürs Museum und wurden von einem jungen Schnaufer rumgeführt. Mit diesem „Guide“ gings dann weiter in eine nahegelegene Kirche und wir bezahlten, in Anwesenheit des Guides, auch hier nochmals Eintritt. In der Kirche erzählte uns dann ein anderer spezieller Kirchenguide nochmals die ganze Geschichte rund um den „heiligen“ Mann Selassie und fragte am Schluss, ob wir nicht noch etwas für die Kirche spenden wollten. Wir erklärten ihm, dass wir schon Eintritt bezahlt hätten und deswegen nichts mehr spenden. Unterdessen war übrigens noch eine ältere, etwas seriöser aussehende Frau dazugekommen. Der Kirchenguide und diese Frau machten grosse Augen, als sie hörten, dass wir etwas bezahlt haben um in die Kirche zu gelangen. Ok, nun sind wir also wieder einmal mehr übers Ohr gehauen worden... Natürlich fragten sich alle anwesenden, wieso unser Guide vom Museum nichts gesagt hat, als wir den Eintritt bezahlten. Er verteidigte sich mit der Ausrede, dass er zusammengeschlagen werde, wenn er das Spiel nicht mitspielte... Nach einer kurzen Diskussion in der Kirche gings wieder zurück zum Auto. Wir probierten dem Guide zu erklären, dass wir uns „versecklet“ vorkommen und wir sehr enttäuscht von ihm wären. Aber leider war der junge Mann alles andere als einsichtig und verlangte trotz allem sein volles Honorar! Aus Mitleid gaben wir ihm einen kleinen Teil seines Honorars, mit dem er natürlich ganz und gar nicht zufrieden war! Schlussendlich lief er stinksauer weg und rief uns zum Dank noch ein „Fuck you! I don’t care about white people“ (Fuck you! Weisse Leute sind mir egal!) zu! Tja, dieser Mann nimmt wohl seine Glaubensgrundsätze nicht sehr ernst... Wir haben dann im Nachhinein erfahren, dass diese Guides nicht wirklich echte gläubige Rastafaris sind, sondern nur Geld im Kopf haben und Leute betrügen! Schade, denn die Geschichten dieser Menschen wären eigentlich sehr interessant.

 

5.12.2013 Shashemene – Ziway, Äthiopien

Gefahrene km 5.12.2013: 150

Gefahrene km Total: 81’810

Wir waren nicht unglücklich Shashemene hinter uns zu lassen. Am Langano See, etwa 80km nördlicher, planten wir die nächste Nacht zu verbringen. Da wir Internet wollten rannten wir bei einigen Lodges vergebens an, konnten aber trotzdem den See geniessen während unserem Mittagessensstopp. Die Gegend und der See sind eigentlich ganz schön. Was nicht so ins Bild passt ist die braun-rote Farbe des Sees:-). Schlussendlich entschlossen wir uns den Langano See zu verlassen und weiter zu fahren bis ins Städtchen Ziway. Wir gönnten uns seit langem wieder einmal ein Hotelzimmer! Unglaublich was man für 20 Franken (für beide) bekommt! Ein sauberes einigermassen grosses neues Zimmer, eigenes schönes Badezimmer mit Warmwasser, einen Fernseher mit englischen Programmen und zu guter Letzt noch gratis Internet; was will man mehr!

Da das Hotel nahe eines Sees liegt, und dieser für seine zahlreichen Vögel bekannt ist, watschelten wir bewaffnet mit Kamera dahin. Aus nächster Nähe konnten wir Marabus, Pelikane und andere Vögel beobachten. Die grossen, sehr eindrücklichen Marabu Vögel würden es in einem „welches-ist-der-hässlichste-Vogel“ Wettbewerb sicher unter die Top 10 schaffen ;-).

 

6.12.2013 Ziway – Addis Abeba, Äthiopien

Gefahrene km 6.12.2013: 200

Gefahrene km Total: 82’010

Ein interessanter Zwischenstopp auf der Strecke nach Addis war die archäologische Stätte in Tiya. Hier wurden verschiedene Steinsäulen mit eigenartigen Gravuren entdeckt. Man spekuliert, dass diese Steine als Grabmäler für Krieger gedient haben. Jedoch ist das Alter sowie die Bedeutung dieser Steine immer noch unklar.

 

7.-8.12.2013 Addis Abeba, Äthiopien

Gefahrene km 7.-8.12.2013: 40

Gefahrene km Total: 82’050

In Addis Abeba mussten wir 2 Dinge erledigen. Das eine war unsere Essensvorräte aufzustocken und das andere Projekt bestand darin mehr Bargeld in Dollar oder Euro zu besorgen. Beides erwies sich als eher schwer. Um alle Essensvorräte zu besorgen mussten wir in 4 verschieden Supermärkte welche einigermassen spezialisiert waren auf ausländische Produkte. Das Nutella darf natürlich beim Frühstück nicht fehlen :-).

Nun zum Grund warum wir Dollar oder Euro benötigen. Im Sudan, unserem nächsten Ziel, ist es wegen Embargos nicht möglich Geld mit einer Kreditkarte zu beziehen. Man muss für die ganze Zeit genügend Bargeld bei sich haben. Nun hat Äthiopien die Regelung, dass man lediglich 150$ pro Person von äthiopischen Birr zurück in US$ wechseln kann, und dies nur nach Vorweisung eines Flugtickets welches beweist, dass man das Land verlässt. Nun, wie weiter?? Ca. 1'000 US$ in äthiopischen Birr abheben (200 Banknoten) und vergebens versuchen auf dem Flughafen diese in Dollar zu wechseln :-). Auf gut Glück sprachen wir zwei spanische Fluggäste auf dem Airport an und fragten, ob sie äthiopische Birr benötigen! Nachdem wir unsere Situation erklärten willigten sie ein 500 Euro zu wechseln! Die Orange-Iguana Wechselstube hatte natürlich den besten Wechselkurs weit und breit :-). Am nächsten Tag versuchten wir noch einmal direkt US$ auf einer grossen Bank zu kriegen. Der Grund warum wir so viel Bargeld im Sudan benötigen ist auch wegen der Fähre welche wir nehmen müssen um die Grenze nach Ägypten passieren zu können! Nach einer Diskussion mit einem verwirrten Bankangestellten landeten wir im Büro der Chefin der Währungsabteilung! Nachdem wir die ganze Situation erklärten und sie Kopien des Passes (mit Sudan Visum) und der Fahrzeugdokumente hatte, kriegten wir eine persönlich unterzeichnete, abgestempelte Sondergenehmigung und somit endlich unsere lang ersehnten US$ Noten!!!

Addis Abeba ist ansonsten nicht sehr sehenswert! Genauso wie unser Campingplatz. Das sogenannte Wim’s Holland House wird geleitet von einem alten Holländer und ist der Treffpunkt von Überlandreisenden. Leider kümmert er sich nicht mehr so toll um das ganze und es sieht deshalb alles etwas runtergekommen aus L!

Aussergewöhnlich in der Hauptstadt sind die riesige Anzahl Baustellen! Neben einer neuen Bahnlinie werden auch überall in der Stadt hunderte wenn nicht tausende von grossen Wohnblöcken gebaut!

 

9.12.2013 Addis Abeba – Debre Sina, Äthiopien

Gefahrene km 9.12.2013: 190

Gefahrene km Total: 82’240

Zuerst gings durch eine relative flache Gegend Richtung Norden. Beidseitig der Strasse gibt es Felder so weit das Auge reicht. Bald gings dann bergauf bis wir auf 3500m landeten. Leider erwischten wir im Dorf Debre Sina nicht gerade das beste Hotel. Die örtliche Disco fand an diesem Abend dort statt und die sehr laute Musik liess uns bis spät in die Nacht nicht schlafen... 

 

10.12.2013 Debre Sina – Woldia, Äthiopien

Gefahrene km 10.12.2013: 180

Gefahrene km Total: 82’420

Und weiter Richtung Norden! Kurven, Hügel, Ackerfelder und Dörfer mit vielen Leuten, so könnte man diesen Abschnitt unserer Reise bezeichnen. Da das Campen in Äthiopien kaum verbreitet ist übernachteten wir wiederum in einem Hotel und genossen den Luxus :-). 

 

11.12.2013 Woldia – Lalibela, Äthiopien

Gefahrene km 11.12.2013: 350

Gefahrene km Total: 82’770

Auch am dritten Fahrtag kurvten wir durch sehr schöne Hügel- und Berglandschaften mit unzähligen Terrassenfeldern. Fürs Mittagessen hielten wir in einem mittelgrossen Dorf an, wo uns ein freundlicher Mann in sein Restaurant winkte. Wir bekamen eine Schüssel Fleisch (Schaf oder Ziege) mit Brot vorgesetzt. Das ist eigentlich das Standartmenu in Äthiopien und wird normalerweise mit Injera serviert. Dies ist ein weiches säuerliches Fladenbrot, hergestellt aus Teffmehl (Zwerghirse). Da wir diesen säuerlichen Geschmack aber nicht besonders mögen, bestellen wir wenn möglich Brot :-). Nach dem Essen, gabs noch die berühmte äthiopische Kaffeezeremonie. Auf einem kleinen Ofen mit glühender Holzkohle werden die rohen Kaffeebohnen geröstet. Ist der Röstvorgang abgeschlossen, wird die Schale mit den heissen Kaffeebohnen in die Runde gereicht, damit jeder den Duft aufsaugen kann :-). Anschliessend werden die heissen Kaffeebohnen in einen Holzmörser gegeben und zu feinem Kaffeepulver zerstossen. Gleichzeitig wird auf dem Ofen das Wasser in einer Jebanna (äthiopische Kaffeekanne aus Ton) aufgekocht. Sobald das Wasser kocht, wird das Kaffeepulver die Öffnung des Kannenhalses gegeben. Während der Kaffee aufgekocht wird, werden einige Stückchen der glühenden Holzkohle auf ein offenes Tongefäss gelegt und darauf wiederum ein paar kleine Brocken Weihrauch, die einen starken unvergleichlichen Duft entwickeln. Serviert wird der Kaffee mit einer gehörigen Portion Zucker in kleinen Espresso-Tassen und schmeckt wirklich sehr gut! Wir hatten eine kurzweilige Zeit mit dem Restaurantbesitzer und seinem Freund. Die Weiterfahrt war landschaftlich fantastisch. Die kleinen Ansammlungen von Hütten und Dörfern mit den unzähligen Feldern drumherum wirkte auf uns schon fast idyllisch. Natürlich ist das Leben der Bewohner alles andere als idyllisch, sondern besteht aus harter Arbeit und einfachen Lebensbedingungen. Kurz vor Lalibela ging es nochmal durch unzählige Kurven den Hang hinauf, von wo man eine wunderbare Aussicht auf die Berge hatte.

 

12.12.2013 Lalibela, Äthiopien

Gefahrene km 12.12.2013: 0

Gefahrene km Total: 82’770

Und da waren wir, in Lalibela, einer der Hauptattraktionen von Äthiopien. Das absolut einmalige hier sind Kirchen aus dem 12. Jahrhundert. Naja, Kirchen alleine können ja nicht so speziell sein, aber wenn sie in einen Felsen von oben herab herausgehauen wurden ist das doch schon was :-). Der Eintrittspreis ist inzwischen auf unverschämte 50$ (45 Franken) gestiegen (zum Vergleich, das Taj Mahal in Indien kostet 15$). Aber was solls, in den Augen der hiesigen Bewohner pflückt sowieso jeder Weisse die 100 Dollar Noten von den Bäumen!

Das Weltkulturerbe Lalibela wird ebenfalls Neu-Jerusalem genannt und ist ein wichtiger Pilgerort für viele orthodoxe Christen. Die Kirchen werden nach wie vor für Predigten und Zeremonien genutzt. Bei den Predigten in den sehr gut besuchten Kirchen dürfen die oft älteren Gläubigen nicht sitzen und bewältigen die 3 Stunden im stehen. Während unserer Tour mit einem Führer durften wir eine kleine Zeremonie mit etlichen Priestern in weissen Gewändern in einer der Kirchen miterleben. Das innere der Kirchen war ebenfalls sehr eindrücklich! Viele religiöse Gemälde sowie etliche Figuren und Muster, welche in den Stein gemeisselt wurden, verschönerten das beeindruckende Innenleben dieser Gotteshäuser. Da wir leider in der biblischen Geschichte nicht sehr sattelfest sind, waren viele der Erklärungen unseres Führers eher verwirrend. Aber so oder so war es ein bleibendes und sehr eindrückliches Erlebnis!

Mit der Zeit wurden die unzähligen jungen „Studenten“ von Lalibela etwas lästig. Sie waren immer freundlich und lustig aber doch am Ende etwas mühsam :-). Beim Dorfspaziergang wurden wir regelmässig von 12-16 Jährigen Knaben angehalten welche zum Beispiel unsere Schuhe putzen oder sonst etwas wollten. Schlussendlich meinten sie, ob wir sie nicht mit einer Spende unterstützen könnten um ihr Studium zu finanzieren. Ihr „Studium“ besteht wohl eher aus „Wie kriege ich am meisten Geld des weissen Mannes“ als irgendeinem sinnvolleren Gebiet! Es gibt Gerüchte (welche wir uns nur zu gut vorstellen können), wonach die Knaben eigene Bankkonten haben und von verschiedenen, naiven Touristen Spenden eingetrudelt bekommen... Naja, das einzige wo der dumme weisse Tourist mit solchen Spenden fördert ist die Faulheit der Jugend, das Schulschwänzen und nicht zuletzt ein falsches, verzerrtes Bild des Westens!!! 

 

13.12.2013 Lalibela – Sekota, Äthiopien

Gefahrene km 13.12.2013: 130

Gefahrene km Total: 82’900

Während unserer Mittagspause gesellte sich ein etwa 13-jähriger Knabe zu uns, der eine Mitfahrgelegenheit suchte. Leider gab es ein wenig Verständigungsprobleme, so dass wir nicht wirklich wussten wie weit der Junge mitfahren will. Da er zu Fuss unterwegs war, dachten wir aber, dass er wahrscheinlich einfach ins nächste Dorf will. Also fuhren wir zu dritt weiter. Wir staunten nicht schlecht, als der Junge erst nach ca. 60km aussteigen wollte!! Schade konnten wir uns nicht mit ihm unterhalten. Uns hätte ja schon wunder genommen, ob der Jüngling im Sinn gehabt hat, diese Strecke zu laufen?? Und auch woher er kam und wieso er alleine unterwegs war hätte uns brennend interessiert! In diesem Dorf machten wir eine kurze Kaffeepause. Sofort gesellten sich zwei junge freundlich Männer zu uns, die uns halfen Kaffee zu bestellen (was zwar eigentlich nicht so schwierig wäre :-) ) und sich mit uns unterhielten. Gestärkt vom Kaffee und der freundlichen Begegnung mit den zwei Jungs, ging unsere Fahrt schon bald weiter. Landschaftlich wurde es auch wieder etwas abwechslungsreicher. Zwischen den beige-grünen, bewirtschafteten Hügel, kamen ab und zu rötliche Felswände zum Vorschein.

 

14.12.2013 Sekota – Mekele, Äthiopien

Gefahrene km 14.12.2013: 230

Gefahrene km Total: 83’130

Einen neuen Rekord brachen wir an diesem Tag! 5 mal haben wir Taxi gespielt! Nicht etwa weil wir uns nichts mehr zu sagen haben und deshalb Gesellschaft suchen, sondern eher weil dies eine selten befahrene Strecke ist und jeder mitkommen will. Wir hätten locker 20 mal anhalten können und jedes mal 10 Leute aufladen. Eines dieser Autostopp-Erlebnisse müssen wir an dieser Stelle näher erläutern. Äthiopien ist ja nicht gerade unser Lieblingsland. Der Hauptgrund dafür ist vor allem, dass man sich, hauptsächlich in den ländlicheren Regionen, vorkommt wie ein wandelnder Geldbeutel. Fast alles geht schlussendlich ums Geld. Viele (Führer, Priester, Autowascher, Parkwächter etc..) wollen immer noch mehr und den Kindern werden anscheinend die Worte „give give give give“ oder „money money money“ bereits in die Wiege gelegt! Wir sind an dem Punkt, wo wir zum Teil keine Lust mehr haben ein Dorf zu durchqueren mit dem Auto. Nun zurück zum Autostopp! Einer unserer Gäste war ein älterer Mann, den wir etwa 6km mitnahmen! Bereits unterwegs wollte er mit Zeichen etwas erklären und machte Gesten wie er eine Kuh melkt :-). Kaum bei seinem Dorf angekommen ging es nicht lange bis der Landy umringt war von neugierigen Personen, vor allem Kindern! Der Mann meinte wir sollen warten und verschwand für zwei Minuten in seinem Haus, während die Kinder rund ums Auto natürlich fragten für Geld oder Schreiber. Der Mann kam zurück zum Auto mit einem Gefäss und einem Glas. Er offerierte uns als Dankeschön für die Fahrt über 2 volle Gläser frische Milch :-). Die Kinder konnten die Welt nicht mehr begreifen!! Wieso zum Teufel gibt ein Schwarzer einem Weissen etwas, und erst  noch ohne dafür Geld zu bekommen?? Voller Freude nach diesem tollen und motivierenden Erlebnis zogen wir weiter! Beim nächsten Halt realisierten wir, dass die saufrechen Kinder uns ein paar Aufkleber hinten am Landy abrissen, während wir guter Laune die Milch des alten Mannes schlürften! Welcome to EthiopiaL!

 

15.12.2013 Mekele – Megab, Äthiopien

Gefahrene km 15.12.2013: 100

Gefahrene km Total: 83’230

Auf der Fahrt durch eine bergige schöne Landschaft, mussten wir leider nochmals erfahren, wie aggressiv die Kinder hier sind. Natürlich rannten wieder etliche Kinder an den Strassenrand, als sie unser Auto sahen. Wir hielten wie üblich nicht an und verteilten auch keine Schreiber oder Geld! Zweimal kam es dann vor, dass die Kinder uns Steine nachwarfen!! Das liessen wir uns aber definitiv nicht gefallen, hielten an und warfen Steine zurück!! Natürlich wollten wir die Kinder nicht ernsthaft treffen oder verletzen, aber vielleicht merken sie dann, dass man sich das nicht einfach Gefallen lässt. Vielleicht werden sie aber auch noch aggressiver, wer weiss... Je näher wir dem Dorf Megab kamen, umso eindrücklicher wurden die Berge. Hohe Türme aus rotem Fels erhoben sich aus der Ebene. Der sogenannte Campingplatz in Megab bestand lediglich aus einem Platz neben dem Haus eines Guides. Nachdem wir uns dort eingerichtet hatten, kamen wir nochmals in den Genuss einer Kaffeezeremonie. Auch die Kinder des Hauses hatten ihren Spass mit uns und konnten sich mit dem Fernglas köstlich vergnügen :-). Gegen Abend machten wir einen kurzen Spaziergang durch die Gegend. Kurz nachdem wir losgelaufen sind, hatten wir auch schon eine Schar Kinder mit uns, die aber sehr anständig waren und uns begleiteten :-).

 

16.12.2013 Megab – Axum, Äthiopien

Gefahrene km 16.12.2013: 210

Gefahrene km Total: 83’440

Die erste Hälfte des Tages war religiöser Natur. Wir gingen in die Kirche! Wie zu vermuten ist nicht wegen eines Gottesdienstes, sondern wegen der alten Kirche selbst, oder um es genau zu erläutern hauptsächlich wegen der Lage der Kirche. Unser Campingplatzgastgeber war nun auch unser Guide um die Kirche zu erreichen. Um dorthin zu gelangen mussten wir erst mal wandern. In einer knappen Stunde waren wir etwa 400 Meter mehr über dem Meeresspiegel! An gewissen Stellen musste man klettern und es war für uns unvorstellbar, dass da angeblich auch Frauen mit ihren kleinen Kindern am Rücken zur Taufe aufsteigen! Die letzten 10 Meter zur Kirche hatten es in sich. Ein schmaler Pfad führte entlang einer senkrechten, hunderte Meter hohen Felswand! Unglaublich war nun auch die Aussicht! Die Felsformationen sowie die Schluchten ergaben ein fantastisches Bild.

Im Inneren der Kirche waren wiederum diverse Malereien, uralte Gottesbücher und andere Relikte vorhanden. Echt eindrücklich das ganze, vor allem auch weil diese Kirche und andere solche Orte nach wie vor im regelmässigen Betrieb sind.

Bei dem Trinkgeld wollte natürlich jeder, inklusive des Priesters, mehr haben. Auch anwesende Leute die überhaupt nichts getan haben hielten die Hand vergebens hin. In unseren Pässen steht ja schliesslich nicht Pestalozzi als Familienname drin, oder?!!

Durch herrliche rötliche Felswandlandschaften und Canyons ging die Fahrt weiter bis Axum. Nun was ganz anderes. Auf unseren Fahrten begegnen wir ja immer wieder der Polizei. Was uns erstaunt ist folgendes. In Kenya sowie Äthiopien wurden wir nicht ein einziges Mal von der Polizei angehalten! Wir vermuten dass die Polizei keine Touristen anhalten darf da sonst eventuell schlechte Werbung für ihr Land gemacht wird...

Wir übernachteten in Axum in einem Hotel wo es ebenfalls eine Pizzeria hat. Der Pizzaiolo schwang den Teig meterhoch in die Lüfte wie er sein Leben lang nichts anderes machen würde. Die Pizzas schmeckten zudem wie in Italien! Fein :-)!

 

17.12.2013 Axum, Äthiopien

Gefahrene km 17.12.2013: 0

Gefahrene km Total: 83’440

Unser Tag begann mit dem Besuch der bekanntesten Sehenswürdigkeit des Städtchens: Die Säulen (Stelen) von Axum. Erstaunlicherweise war der Eintrittpreis in den Säulenpark sehr günstig. Viele dieser Stelen, die zwischen dem 3. und 10. Jahrhundert errichtet wurden, dienten als Grabsteine, unter denen sich die Gräber von axumitischen Fürsten und Königen befinden. Die drei höchsten und auch eindrücklichsten dieser Säulen sind verziert mit Balken, Türen und Fenstern, da das axumitische Volk die Vorstellung hatte, dass die Gräber als Haus für die Toten dienten. Die höchste, 33 Meter hohe Säule kann man leider nur noch in der waagrechten Position betrachten... Es wird vermutet, dass sie schon während der Aufrichtung umgekippt ist. Auch die zweithöchste 24 Meter hohe Säule hat eine aussergewöhnliche Geschichte. Während der italienischen Besatzung wurde sie 1937 nach Rom verschleppt, dort wieder aufgebaut und erst 2005 wieder nach Axum zurückgeführt! Neben den drei hohen Säulen, stehen etliche kleinere Exemplare im Park. Gleich neben dem Säulenpark liegt die äthiopisch-orthodoxe Kathedrale von Axum, wo sich das wichtigste Heiligtum des Landes befindet. Hier wird die Heilige Bundeslade mit den Tafeln der Zehn Gebote aufbewahrt, was Axum zum religiösen Zentrum des äthiopisch-orthodoxen Glaubens macht.

 

18.12.2013 Axum – Debark, Äthiopien

Gefahrene km 18.12.2013: 260

Gefahrene km Total: 83’700

Obwohl wir von anderen Reisenden gehört hatten, dass man etwa 11 Stunden benötige für diese Strecke, sind wir Schlafmützen erst nach 9 Uhr losgefahren. Der erste Teil war Asphalt, und der weitere Teil war im Bau!! Auf und ab, rechts und links transportierte uns der zuverlässige Landrover durch die schönen Hügeln und Bergen im Norden von Äthiopien. Unser Mittagsstopp gabs in einem kleinen Lokal wo sich am Tisch neben uns zwei eritreische Flüchtlinge aus dem nahegelegenen Flüchtlingslager 10 Bier gönnten. Eine halbe Stunde später war gegessen und dank der Kaffeezeremonie dauerte es nochmals so lange bis wir den Kaffee geschlürft hatten. Die Strecke wurde immer wie schlechter und die Sonne senkte sich immer tiefer bis wir im Dunkeln fahren mussten! Knapp 2 Stunden tuckerten wir bei Nacht langsam über die holprige Strecke bis wir endlich um 8 Uhr bei unserem Zwischenziel Debark ankamen. Nun, wie wir rausfanden hat das Fahren bei Nacht auch Vorteile. Die Kinder in den Dörfern finden erst spät oder gar nicht heraus dass da weisse kommen, und somit kamen wir ohne Fan-Geschrei durch die Gegend :-).  

 

19.12.2013 Debark – Gondar, Äthiopien

Gefahrene km 19.12.2013: 100

Gefahrene km Total: 83’800

Nun wars vorüber mit den Bergen und wir kamen wieder in eine flache Gegend mit grünen Felder. Angekommen in Gondar schlenderten wir noch ein bisschen durchs Städtchen.

 

20.12.2013 Gondar, Äthiopien

Gefahrene km 20.12.2013: 0

Gefahrene km Total: 83’800

In Gondar besuchten wir lediglich die im Zentrum liegenden gut erhaltenen Schlösser. Umgeben von einer alten Mauer liegen einige alte Burgen und kleine Schlösser auf engem Raum zusammen. Gondar war ab 1636 für über 200 Jahre die Hauptstadt Äthiopiens und im 17. Jahrhundert wurden diese Bauten vom Kaiser Fasilides erbaut. Die Besichtigung tätigten wir ohne Guide, obwohl man so einige Informationen nicht erhält. Da es sich wie in einem Park anfühlte konnten wir auch einfach die Ruhe und den Frieden geniessen :-).  

In Gondar war es nach den letzten Fahrten auch wiedermal an der Zeit das Auto ein wenig zu reinigen. Innen hatte das Armaturenbrett langsam aber sicher die Farbe von Schwarz auf Braun gewechselt ;-). 

 

21.12.2013 Gondar, Äthiopien – Gedaref, Sudan

Gefahrene km 21.12.2013: 380

Gefahrene km Total: 84’180

So nun ging unsere Zeit in Äthiopien zu Ende. Ehrlich gesagt, sind wir froh dieses Land hinter uns zu lassen! Es war zwar landschaftlich wunderschön und hat enorm viel zu bieten, aber trotzdem war es ein sehr anstrengendes und teilweise belastendes Reisen.

Die Fahrt zur Grenze war nochmal typisch äthiopisch :-). Die Massenwanderungen zum wöchentlichen Markt im nächsten Dorf sind immer wieder erstaunlich!

 

Nun zum Grenzübergang. Im Zollbüro, wo wir den Stempel fürs Auto holen mussten, sass ein junger Mann, der uns äusserst unfreundlich erklärte, dass der zuständige Mann gerade in der Mittagspause wäre und erst um 15.00 Uhr zurückkäme. Für uns hätte das eine Stunde warten geheissen. Wenn wir ihm aber etwas bezahlen würden, könnte es auch schneller gehen... Wir liessen dann in einem anderen Büro erstmal unsere Pässe abstempeln und gingen wieder zurück zum Zoll. Und siehe da, der zuständige Mann war schon zurück von seinem Mittagessen und stempelte schön brav unsere Dokumente ab. Na ja, der andere Lümel hat wahrscheinlich einfach probiert uns etwas Geld aus der Tasche zu ziehen ;-). Die Einreise in den Sudan verlief problemlos und schon bald waren wir in einem neuen Land unterwegs. Der Unterschied zu Äthiopien ist markant. Die Strassen sind frei von Tieren und Leuten und die Landschaft ist flach so weit das Auge reicht. Es gibt Felder mit Baumwolle, Hirse etc. Auch die häufigen Polizeikontrollen sind wir nicht mehr gewohnt, die aber alle sehr freundlich verlaufen!